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Veröffentlicht am 30.04.2022

ein toter Pastor und Teufelsaustreibungen in London

Jigsaw Man - Der tote Priester
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In einer kleinen Kirche in London wird der Pastor brutal mit 47 Stichen ermordet aufgefunden.
Während der Tatortuntersuchung finden DI Anjelica Henley und ihr Team in einem versteckten Raum in der Kirche ...

In einer kleinen Kirche in London wird der Pastor brutal mit 47 Stichen ermordet aufgefunden.
Während der Tatortuntersuchung finden DI Anjelica Henley und ihr Team in einem versteckten Raum in der Kirche einen fast toten, angeketteten jungen Mann.
Bei den Ermittlungen häufen sich die Leichen, die ebenso wie der junge Mann in der Kirche gefoltert wurden.
Geht ein Serienmörder um, der Exorzismen durchführt?


Meine Meinung:
"Der tote Priester" ist der zweite Teil der Jigsaw Man-Reihe. Leider kenne ich den ersten Teil (noch) nicht, denn es gab sehr viele Anspielungen auf die Geschehnisse aus Teil 1, wo Henley und einige ihrer Kollegen von Peter Olivier angegriffen wurden. Einerseits werden keine Details verraten, damit man nicht gespoilert wird, andererseits hätte ich doch gerne etwas mehr von "Im Zeichen des Killers" erfahren.
Was ich schade fand ist, dass die Geschichte in diesem Band gar nicht um den Jigsaw Man geht, außer eben in den Rückblenden. Weiters fand ich es eher einen Krimi, und keinen Thriller.

Henley hat auch eigentlich 3 Fälle zu lösen: den Mord an Priester Caleb Annan; die Teufelsaustreibungen und die Opfer, die dabei angefallen sind; und daraus resultierend die Suche nach dem verschwundenen Baby.
Ich mochte die Komplexität der Fälle, die Ermittlungsarbeit (auch wenn ich mich manchmal geärgert habe, dass die Ermittler gewisse Personen nicht befragt haben bzw. erst nach viel späterer Zeit) und auch die Fäden, die zusammenführen. Auch wie sich kleinweise das schmutzige Leben des angesehen Pastors offenbart und man sich fragt: DAS soll ein Mann Gottes sein? Und man hat sich weiters überlegt: wer sind die Personen, die bei den Exorzismen dabei waren? Sind das auch diejenigen, die für den Tod des Priesters verantwortlich sind?
Leider war mir sehr bald klar, wer für den Tod von Caleb Annan verantwortlich ist. Dafür hat mich total überrascht, wer diejenigen sind, die die Dämonenaustreibungen vorgenommen haben und vor allem der Hintergrund dafür.

Die Ermittler sind authentisch dargestellt und großteils sympathisch; man kann sich in sie einfühlen. Jedoch wird sehr viel Privates über alle Ermittler erzählt, das muss man mögen. Für mich war es leider zu viel, dadurch hat sich die Geschichte aufgeblasen, war an einigen Stellen etwas zäh und die Spannung kam zu kurz. Ich mag ich es einfach lieber, wenn das Privatleben und die Probleme der Ermittler nicht so viel Platz einnehmen.
Auch die vielen handelnden Personen haben mich erschlagen, ohne mir eine Namensliste zu erstellen, wäre ich durcheinandergekommen.

Ein wichtiges Thema, das angesprochen wird, ist der Rassenkonflikt. Die schwarze Witwe des Pastors klagt die Polizei an, sich mehr um das weiße Folteropfer zu kümmern, als den Mörder ihres (schwarzen) Mannes zu finden. Und auch DC Ramouter mit indischen Wurzeln hat mit Anfeindungen zu kämpfen. Fand ich interessant, habe mich aber gefragt, ob das tatsächlich in heutigen Zeiten noch derart vorkommt?


Fazit:
Ein fesselnder Plot, aber verbesserungswürdige Umsetzung, denn durch das viele Private der Ermittler kam die Spannung etwas zu kurz.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Kurz-Krimis über die Eifersucht

Eifersucht
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In diesem Buch vereinen sich sieben Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge, die alle (bis auf eine) das Thema "Eifersucht" als Grundlage haben. Darauf bauen sich die Krimis auf.
Mit viel Sprachgewalt, ...

In diesem Buch vereinen sich sieben Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge, die alle (bis auf eine) das Thema "Eifersucht" als Grundlage haben. Darauf bauen sich die Krimis auf.
Mit viel Sprachgewalt, philosophischen Überlegungen und Wendungen (die ich leider jedoch oft schon voraussehen konnte) wird das wohl stärkste der menschlichen Gefühle in Kurzkrimis gepackt. Dieses Gefühl ist auch der am öftesten vorkommende Grund für Morde, daher ergeben sich natürlich viele Geschichten, die man darüber erzählen kann.

Der Kurzkrimi mit dem Titel "Eifersucht" ist der längste und war deshalb wohl namensgebend für den Titel des gesamten Buchs. Hier kommt dieses Gefühl auch am stärksten rüber, hätte jedoch trotzdem noch mehr ausgebaut werden können.
Mir hat "London" am besten gefallen, da dies eine wirklich außergewöhnliche Geschichte ist, die einen von Anfang an fesselt.
Bis auf "Odd" sind alle Geschichten in ich-Form geschrieben, wodurch man sich besser in den jeweiligen Protagonisten einfühlen kann, jedoch auch nicht zu sehr aufgrund der Kürze der Storys.
Manchmal wurde mir auch zu ausschweifend erzählt.

Leider geht aus dem Klappentext nicht so ganz eindeutig hervor, dass das Buch keine zusammenhängende Geschichte beinhaltet, sondern sieben verschiedene Kurzkrimis, was nicht so ganz mein Fall ist.

Optisch wunderschön ist der blitzblaue Buchschnitt, der die gleiche Farbe der Schrift auf dem Cover hat. Die Optik reißt's jedoch auch nicht heraus, für mich waren die Geschichten leider nur durchschnittlich und werden wohl auch nicht länger im Gedächtnis bleiben.


Fazit:
Sieben Kurzkrimis mit dem gleichen Thema "Eifersucht", mehr oder weniger spannend, aber oft sehr ausschweifend erzählt. Konnte mich leider nicht so ganz überzeugen.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Julius konnte mich leider nicht wirklich packen trotz der schönen Sprache

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Da ich früher gerne Tennis gespielt habe und mich die Zeit des Nationalsozialismus interessiert, habe ich mich schon auf Julius von Bergs Geschichte gefreut.
Leider bekam ich von Letzterem viel zu wenig, ...

Da ich früher gerne Tennis gespielt habe und mich die Zeit des Nationalsozialismus interessiert, habe ich mich schon auf Julius von Bergs Geschichte gefreut.
Leider bekam ich von Letzterem viel zu wenig, obwohl von Beginn an immer wieder Tagebucheinträge aus 1938 von Julius' Gefangenschaft eingeschoben waren.
Doch Anfangs dreht sich alles um Julius Kindheit, der im Gegensatz zu seinen Schwestern ein ruhiger Kerl war, dessen ganzes Leben sich um Tennisspielen dreht. Man bekommt viel Tennis und lernt viel über die Rheinische Geschichte.
Es ist faszinierend über das Leben der Familie zu lesen, die in einer Burg hoch über dem Rhein wohnt, und sogar einen eigenen Tennisplatz besitzt, auf dem die ganze Familie spielt. Und aufgrund des Vermögens kann es sich Julius auch leisten, das Studium abzubrechen und sich voll und ganz auf seine sportliche Karriere zu konzentrieren, für dessen Fairness und "Sportsmanship" er bekannt wurde. Damals gab es für die Turniere noch kein Preisgeld.
Leider konnte ich zu Julius keine richtige Bindung aufbauen, er war für mich nicht so wirklich greifbar.

Mit dem Schreibstil konnte ich anfangs nicht so ganz warm werden, auch wusste ich oft nicht, in welcher Zeit wir uns gerade befinden, da mehrere Jahre zusammengefasst waren, es Zeitsprünge gab und leider keine genaue Kennzeichnung.
Auch die Einschübe aus Sicht des "alten Mannes", der sich im Jahr 1984 auf die Spuren von Julius Leben begibt, kann man erst zum Schluss einordnen.
Erst ab der Hälfte wurde es dann für mich spannender, da hier auch der Schreibstil mitreißender war, die Kapitel kürzer, und man Julius endlich etwas besser kennenlernte, auch über seine Liebesbeziehungen zu (s)einer Frau und einem Mann, und über die NS-Zeit sowie Julius' Widerstand dagegen zu lesen bekam. Julius muss eine für ihn wichtige, aber folgenschwere Entscheidung treffen. "Tennis ist mein Leben. Und Tennis wird mein Tod sein."
Die Sprache im Buch ist sehr umschreibend, mit vielen schönen oder einprägsamen Zitaten. Ich fand auch jenes toll, welches Julius Schicksal beeinflusst hat: "Ich habe keine Lust zu gewinnen, wenn man es von mir verlangt."
Was mich fasziniert hat ist die Tatsache, dass die Geschichte auf einer tatsächlich lebenden Persönlichkeit beruht (Gottfried von Cramm), die Tom Saller mit schriftstellerischer Freiheit in einen fiktiven Roman umgewandelt hat.


Fazit:
Ein Buch, das eher schleppend beginnt, aber mit schöner Sprache und wichtigen Themen wie die Geschichte des Rheins, des Nationalsozialismus und Homosexualität.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

das Schicksal von drei Frauen im England der 1920er

Die Frauen von Richmond Castle
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England, in den 1920ern. Die reiche, gut behütete Ishbel Christina Camberwell, die von allen nur Blue genannt wird, feiert ihren zwanzigsten Geburtstag. An diesem Tag ruft ihr Vater mögliche Verehrer auf, ...

England, in den 1920ern. Die reiche, gut behütete Ishbel Christina Camberwell, die von allen nur Blue genannt wird, feiert ihren zwanzigsten Geburtstag. An diesem Tag ruft ihr Vater mögliche Verehrer auf, Blues Herz mit einem Brief zu gewinnen - da sie Schriftstellerin werden möchte.
Kurze Zeit später retten Blue und ihre Schwester Midge die mittellose Delphine Foley aus der Themse. Delphine ist vor ihrem gewalttätigen Mann geflüchtet, und die Camberwells nehmen sie in ihrer Familie auf und sie wird Blues beste Freundin.
Doch nicht nur Delphines Ehemann ist eine Gefahr, auch ein schlimmes Geheimnis droht durch Delphines Anwesenheit das Familienglück zu zerstören.


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist leider etwas zäh und in die Länge gezogen. Es gibt viel indirekte Rede, in der oft nur "rumgeschwafelt" wird; auch komme ich mit der verniedlichten 'alten' Sprache nicht so zurecht - wie gesprochen wird, finde ich oft nervig.
Und Blue, die ja eigentlich Schriftstellerin werden will, macht für mich nicht den Eindruck, als würde sie die Schriftstellerei ernst nehmen. Sie ist nie am Schreiben; und wenn doch, dann verschläft sie oder macht lieber ein Picknick mit ihrer Schwester und ihrer Freundin.

Die verschiedenen Schicksale der Frauen im England der 1920er fand ich jedoch teilweise schon sehr spannend und unterhaltsam, und auch die Wendungen war gelungen.
Man fiebert mit den drei Frauen mit und auch die Landschaftsbeschreibungen sind lebendig und gelungen. Doch insgesamt konnte fand ich den Roman eher mittelmäßig.


Fazit:
Eine nette historische Unterhaltung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Ist eher ein SciFi/Dystopie-Thriller, der einen tollen Anfang, aber leider ein enttäuschendes Ende hatte.

Aus schwarzem Wasser
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Die Innenministerin Patricia Kohlbeck rast mit ihrem Wagen in die Spree - auch ihre Tochter Maja ist mit dabei. Kurz bevor Kohlbeck stirbt, sagt sie ihrer Tochter, dass diese niemandem vertrauen kann, ...

Die Innenministerin Patricia Kohlbeck rast mit ihrem Wagen in die Spree - auch ihre Tochter Maja ist mit dabei. Kurz bevor Kohlbeck stirbt, sagt sie ihrer Tochter, dass diese niemandem vertrauen kann, weil alle mit drin stecken.
Kurz darauf erwacht Maja in einem Leichensack. Wie ist das möglich?
Und wer ist dieser ominöse Efrail Rosendahl, der Maja aus dem Wagen gerettet hat?
Während Maja versucht, Antworten auf diese Mysterien zu erhalten, geschieht eine Naturkatastrophe nach der anderen, Maja wird verfolgt, und gerät in einen Strudel aus Lügen, Machtkämpfen und Intrigen, die ihr Leben bedrohen.


Meine Meinung:
Das Buch ist irrsinnig flott zu lesen aufgrund des schnellen und rasanten Schreibstils. Wegen der kurzen, eher abgehackten Sätze, sehr kurzen (gehetzten) Kapiteln und Cliffhangern, wird man immer weitergepeitscht. Dazu kommen jedoch auch schöne literarische Formulierungen mit vielen Metaphern, sodass das Lesen richtig Spaß macht.
Der Aufbau beginnt von Tag 1, jeweils in Uhrzeiten und handelnde Personen aufgeteilt, dazwischen Rückblicke. Diese Zeitsprünge und Perspektivenwechsel sind jedoch gut in der Überschrift gekennzeichnet, sodass man immer gleich weiß, wo man sich befindet. Die Kapitel wechseln zwischen den Personen, nur bei Maja und Efrail wird in der ich-Form erzählt.

Die Charaktere sind jedoch nicht gefällig; Maja wirkt undurchsichtig und irgendwie kalt, weil sie nie richtig die Liebe Ihrer Mutter erfahren hat. Wer ihr Vater ist, hat ihr ihre Mutter nie verraten. Die Mutter selbst ist sowieso fragwürdig; gefühlskalt und nur auf ihren eigenen Vorteil und ihre Karriere bedacht.
Es gab für meinen Geschmack auch zu viele Sexszenen, auf die verzichtet hätte werden können und die auf das Vorankommen der Geschichte keinerlei Einfluss hatten.

Das Buch greift viele aktuelle Themen auf, gerade zu jetzigen Pandemie-Zeiten: Politik, (Gen-)Forschung und Wissenschaft, Viren, aber auch Geheimdienste und vor allem um die Umwelt und die Zerstörung durch die Menschen.
Die Idee einer neuen, anderen Spezies war wahnsinnig spannend - leider wurde die Welt der Marin nicht detailliert genug beschrieben, hier hätte ich mir mehr Infos gewünscht.

Leider gibt es einige nicht ganz durchdachte Plottwists, etliche Fäden und Geschehnisse, die nicht aufgelöst werden bzw. unlogisch waren; unausgearbeitete Szenen - es blieben etliche Fragen offen. Es gab auch aus meiner Sicht unnötige Szenen, die nichts direkt mit der Geschichte zu tun hatten - und um die Folgen des Handels der Menschen bzw. Marin zu unterstreichen, hätte es das nicht gebraucht.
Das Ende war dann etwas zu Actionfilm-mäßig, zu viele Wendungen, zu viel Hin- und Her. Außerdem war mir der Schluss zu abrupt und für meinen Geschmack ZU offen. Es wurde nicht alles aufgelöst; und wie geht es mit den Menschen und Marin weiter?!? Schade, da hätte es noch viel Potential gehabt.
Das Positive war die Unvorhersehbarkeit - man wird immer wieder überrascht, wie sich die Geschichte entwickelt.


Fazit:
Kurzweiliger, spannender dystopischer SciFi-Thriller in schöner Sprache, der wichtige und mehr denn je aktuelle Themen behandelt, dessen Ende mich jedoch leider enttäuscht zurückgelassen hat.

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