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Veröffentlicht am 29.06.2022

Nachhaltig beeindruckend - Tradition, Fügung und Zukunft

Die Hennakünstlerin
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Alka Joshi entführt uns mit ihrem Buch Die Hennakünstlerin in das Jahr 1955, also nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft, nach Indien.

Die Autorin beschreibt das Leben von Lakshmi, die als siebzehnjährige ...

Alka Joshi entführt uns mit ihrem Buch Die Hennakünstlerin in das Jahr 1955, also nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft, nach Indien.

Die Autorin beschreibt das Leben von Lakshmi, die als siebzehnjährige vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht. In den Jahren ihrer Ehe wurde sie durch ihre Schwiegermutter in der Heilkräuterkunde unterwiesen, was ihr, zusätzlich zu ihrem künstlerischen Talent, dazu verholfen hat, sich in den folgenden Jahren in Jaipur eine Existenz aufzubauen. Als sehr angesehene Hennakünstlerin geht Lakshmi bei den wohlhabenden Familien ein und aus, um die Frauen mit ihren Verzierungen zu schmücken und mit Heilkräutern zu behandeln. Doch nach dreizehn Jahren wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss um ihre Zukunft kämpfen.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptprotagonistin geschrieben und gibt auch Einblicke in ihre Gedankenwelt. Ich als Leserin habe versucht, ihre Verhaltensweisen nachzuempfinden. Konnte ihren Zwiespalt spüren, ihre Verletzlichkeit und ihre Blockade die eigenen Gefühle zu zeigen bzw. auch zeigen zu dürfen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.

Sehr eindrücklich wird auch das Leben in Indien mit seinem Kastensystem, die Stellung der Frau und den arrangierten Ehen beschrieben. Die Kluft zwischen arm und reich, sowie Recht und Unrecht wird einmal mehr als deutlich thematisiert.

Mich hat das Cover schon durch die warmen sehr gut aufeinander abgestimmten Farben angesprochen. Die Frau im Sari von hinten wirkt, wie eine Aufforderung, dass man ihr folgen soll. Ich bin ihr sehr gerne gefolgt, um in eine ganz andere Kultur abzutauchen. Trotz der vielen unbekannten Begriffe, die am Ende alle erklärt werden, konnte ich mich sehr gut auf die fesselnde Handlung einlassen.

Durch den flüssigen Schreibstil und die authentischen Charaktere wurde die Geschichte zu einem Lesegenuss.

Wer mal über den Tellerrand hinausschauen und gerne eine andere Kultur kennenlernen möchte, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 14.06.2022

Freundschaft zu DDR-Zeiten mit all ihren Höhen und Tiefen

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Das Buch ist mir durch das Cover und den Titel sofort ins Auge gefallen und war schon im Vorfeld mein Sommerroman.

Seit einem heißen Julitag 1956, als Betty, Martha und Clara einen älteren Herren gemeinsam ...

Das Buch ist mir durch das Cover und den Titel sofort ins Auge gefallen und war schon im Vorfeld mein Sommerroman.

Seit einem heißen Julitag 1956, als Betty, Martha und Clara einen älteren Herren gemeinsam vor dem Ertrinken retteten, sind sie unzertrennliche Freundinnen.

Die eigentliche Handlung beginnt 1960. Die drei siebzehnjährigen Mädels leben in Ost-Berlin in der Nähe des schönen Müggelsees, wo sie sich an heißen Sommertagen treffen und ihre Jugend genießen. Noch sind die Grenzen offen, die sozialistischen Ideologien für das politische System der DDR sind allgegenwärtig und bestimmen das Leben.

Betty, Martha und Clara kommen aus sehr unterschiedlichen Familienverhältnissen und ihre Eltern haben gegenüber dem Regime abweichende Auffassungen. Betty ist die Tochter des Strandbadpächters, sehr hübsch und weiß ihre Reize einzusetzen. Ihr größter Traum ist es, Schauspielerin zu werden. Marthas Eltern sind dem Staat sehr zugetan und für Martha ist es eine Selbstverständlichkeit in der FDJ zu sein. Claras Eltern hingegen sind gegen das Regime, was sich natürlich für die Familie sehr nachteilig auswirkt. Claras großer Traum wäre es Kosmonautin zu werden, doch die Möglichkeit wird ihr in der DDR verwehrt bleiben, wenn sie sich nicht anpasst.

Trotz der Unterschiedlichkeit der Mädchen sind sie immer füreinander da und stehen für den jeweils anderen ein. Die Geschichte umfasst tatsächlich nur 1 Jahr, in dem die Drei durch Höhen und Tiefen gehen. Partys, erste Küsse, Zuneigung und Enttäuschung erleben. Es ist ihr Abiturjahr, nachdem sich ihr weiteres Leben entscheiden wird.

Ein Eintauchen in die Vergangenheit der DDR, Konflikte mit den Ideologien, Entwicklung der Protagonistinnen, Familiengeheimnisse, Tod und viele Emotionen, all das auf 600 Seiten zusammengefasst, war sehr spannend zu lesen. Die Charaktere der einzelnen Personen werden so authentisch dargestellt, dass man wirklich zu dem Einen oder Anderen eine gewisse Verbundenheit entwickelt hat. Durch den lockeren flüssigen Schreibstil sind die Seiten nur so dahingeflogen und haben mich als Leserin mitgenommen auf eine bewegende Reise an den Müggelsee der 1960’er Jahre.

Bis auf einige biographische Fehler bei einzelnen Personen fand ich das Buch richtig super und bin schon ganz gespannt auf den nächsten Teil. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Spannender Fall für das Dreier-Team

Die Leere der Nacht
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Da ich den Vorgängerteil nicht gelesen habe, ist es meine erste Begegnung mit Alina Grimm, die in ihrer neuen Tätigkeit als Privatermittlerin fungiert, nachdem sie ihre Polizeilaufbahn an den Nagel gehängt ...

Da ich den Vorgängerteil nicht gelesen habe, ist es meine erste Begegnung mit Alina Grimm, die in ihrer neuen Tätigkeit als Privatermittlerin fungiert, nachdem sie ihre Polizeilaufbahn an den Nagel gehängt hat. Ihr zur Seite stehen Elias, der nach der Ermordung seines ehemaligen Arbeitgebers ein stattliches Vermögen geerbt hat, sowie Lennart, ihr oft erwähnter ehemaliger Klassenkamerad, der früher nicht ganz so legalen Tätigkeiten nachgegangen ist.

Ein Brief des Journalisten namens Ignaz Mank erreicht die Drei, doch als sie mit ihm in Kontakt treten wollen, erfahren sie, dass sich der Journalist in der Nacht zuvor das Leben genommen hat. Doch warum sollte jemand um Hilfe bitten und sich dann selbst töten? Außer einem Zeitungsartikel und einem darauf notierten Datum gibt es keinerlei Hinweise darauf, warum er ihre Hilfe benötigt haben könnte. Sogleich nimmt Alina ihre Recherche auf und stößt alsbald auf einen Fall, bei dem die Explosion einer Autobombe drei Menschen das Leben gekostet hat. Wie es scheint, wurden davon zwei Personen als Unbeteiligte eingestuft und die dritte Person war ein stadtbekannter Krimineller. Trotz intensiver Ermittlungsarbeit war es dem LKA nicht gelungen den Täter zu ermitteln noch weitere Erkenntnisse über die Autobombe in Erfahrung zu bringen. Bei Alinas weiteren Nachforschungen entdeckt sie Zusammenhänge zu einer Umweltschutzorganisation und einem anderen Fall. Schnell ist ihr klar, dass Menschenleben in Gefahr sind und das Konsortium alle Personen aus dem Weg räumt, nur um ihre Interessen zu verwirklichen.

Die Handlung ist gut konstruiert und erst nach und nach erfährt der Leser die Zusammenhänge. Dadurch wird der Spannungsbogen kontinuierlich hochgehalten. Der Schreibstil ist sehr flüssig, wobei die ersten 30 Seiten mit so vielen Namen gespickt sind, dass man hier etwas den Überblick verliert. Eine Namensliste am Anfang des Buches wäre hier sehr hilfreich gewesen. Leider gab es hin und wieder Zeilen ohne Leerschritte, die den Lesefluss sehr gestört haben. Auch der permanente Hinweis, dass Lennart der ehemalige Klassenkamerad von Alina war, hat mich gestört. Die Aufklärung, wer hinter dem Konsortium steckt, wurde dem Leser vorenthalten.

Die drei sympathischen Protagonisten werden mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten sehr authentisch dargestellt.

Das Cover mit den glühenden Kohlen passt meiner Meinung nach perfekt zu diesem Krimi, wobei mir bei dem Titel noch eine Assoziation fehlt. Das Buch hat eine besondere weiche Haptik und ist sozusagen ein Handschmeichler, der beim Lesen auch super in der Hand liegt.

Fazit:

Der Autor war eine Neuenddeckung für mich, die Handlung gut konstruiert und der Unterhaltungs- und Spannungsfaktor hoch. Ich kann hier eine klare Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Humorvoller Cosy Krimi aus Schweden

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Peter Vinston, Stockholmer Star-Ermittler, bekommt von seinem Arzt eine Auszeit verordnet, da er immer wieder von Ohnmachtsanfällen heimgesucht wird. Letzte Untersuchungsergebnisse stehen allerdings noch ...

Peter Vinston, Stockholmer Star-Ermittler, bekommt von seinem Arzt eine Auszeit verordnet, da er immer wieder von Ohnmachtsanfällen heimgesucht wird. Letzte Untersuchungsergebnisse stehen allerdings noch aus. Seine Ex-Frau Christina bietet ihm an, in dem Ferienhaus ihres neuen Ehemannes, sich von seiner angeschlagenen Gesundheit zu erholen. So kann er auch gleichzeitig näher bei seiner Tochter sein, deren sechzehnter Geburtstag kurz bevorsteht. Leider ist die südschwedische Gemeinde Österlen momentan nicht ganz so beschaulich. Die Starmaklerin und TV-Star Jessi Anderson hat begonnen am Strand von Gislövsstrand Luxusvillen zu errichten, was den einheimischen Bewohnern so gar nicht behagt. Nach den ersten Besichtigungen wird die Maklerin tot aufgefunden. Die junge Kriminalassistentin Tove Esping von der örtlichen Polizei Simrishamn wird mit den Ermittlungen beauftragt. Da Peters Ruf ihm vorauseilt, wird er als Berater bei den Ermittlungen hinzugezogen. Es ist Toves erster richtiger Fall und sie ist nicht gerade begeistert, Peter mit seinem extravaganten Dresscode ständig an ihrer Seite zu haben. Jetzt gilt es zu ermitteln, ob es nur ein Unfall oder sogar ein Mord war. An Verdächtigen mangelt es nicht.

Der Schreibstil der Autoren ist flüssig, humorvoll und spannend. Durch die bildhafte Beschreibung fühlt sich der Leser sofort in die sommerlich südschwedische Landschaft versetzt. Alle Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und der Hauptprotagonist Peter mit seinen doch sehr speziellen Eigenheiten wird gleich zum Sympathieträger. Auch Tove, als doch sehr ländliche Polizistin, besticht durch ihren Ermittlungseifer und ihre Gewissenhaftigkeit, jedes kleinste Detail in den Ermittlungen nicht zu übersehen. Alle unterschiedlichen Charaktere, die in diesem Krimi mitwirken, findet der Leser in einer Personengalerie am Anfang des Buches. Auch das Klappcover ist sehr schön gestaltet mit dem kleinen typischen falunroten Ferienhaus. Im Inneren gibt es eine einfache Karte über die Region Österlen und den Orten, die in dieser Geschichte erwähnt werden.

Rundherum ein Wohlfühlkrimi, für den ich gerne eine Empfehlung aussprechen kann.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Tatort Usedom

Der Tote im Netz
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Franziska Mai ist Radioreporterin für den kleinen Lokalsender Bäderland-Radio. Als nun der Verkauf des Senders ansteht, will Franzi natürlich unbedingt ihren Job retten und hat auch schon eine Idee für ...

Franziska Mai ist Radioreporterin für den kleinen Lokalsender Bäderland-Radio. Als nun der Verkauf des Senders ansteht, will Franzi natürlich unbedingt ihren Job retten und hat auch schon eine Idee für ein neues Format. Mit ihrem Volontär Janis ruft sie „Die Problemlöser“ ins Leben. Die Rubrik findet bei den Usedomern gleich Zuspruch und schnell haben Franzi und Janis ihren ersten Fall. Ein Fischer wird von der Fischereiaufsichtsbehörde schikaniert und von Tierschützern belagert. Als dieser Fischer kurze Zeit später tot in seinem Fangnetz im Zegliner Hafen gefunden wird, wittert Franzi eine große Story und mischt sich in die Ermittlungen der Polizei ein, zum anfänglichen Leidwesen von Kommissar Kay Lorenz, der die Reporterin jetzt nicht mehr loswird.

Frauke Scheunemann hat mit ihrem Krimi-Debüt einen soliden Start hingelegt, wobei ich die Lektüre eher in die Cosy Crime Kategorie einordnen würde. Der Tatort Zeglin ist ein fiktiver Ort auf Usedom, obwohl die übrigen Handlungsorte überall an der Küste hätten sein können. Die Seebrücke in Ahlbeck wird mehrfach erwähnt, ansonsten sind die Ortsbeschreibungen sehr wage gehalten. Die Protagonisten haben gut ausgearbeitete Charaktere. Franzis forsche rheinländische Art kommt nicht bei jedem Norddeutschen auf Anhieb gut an, doch ihre Schlagfertigkeit hat mir sehr gut gefallen. Volontär Janis hat im Laufe der Geschichte eine sehr starke authentische Entwicklung durchgemacht und gehört für mich neben Kommissar Kay Lorenz zu meinen Sympathieträgern.
Durch den leichten flüssigen Schreibstil, wo auch der Humor nicht zu kurz kommt, lässt sich das Buch schnell weg lesen. Der Spannungsbogen pendelt sich auf einem guten mittleren Niveau ein, der zum Showdown zum Glück noch ansteigt.
Das Cover finde ich von der Gestaltung her sehr gelungen. Anhand der Kulisse sieht man sofort, dass es sich um ein Seebad in Mecklenburg-Vorpommern handeln muss.

Wer eine gute Urlaubs- und Strandkorblektüre sucht, dem kann ich das Buch sehr empfehlen.

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