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Veröffentlicht am 17.08.2022

Aufreibend

Willkommen in Wisewood
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Die Schwestern Kit und Natalie stehen sich seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr sehr nahe. Trotzdem macht sich Natalie Sorgen, weil sie schon länger nichts mehr von Kit gehört hat, die sich auf einem sechsmonatigen ...

Die Schwestern Kit und Natalie stehen sich seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr sehr nahe. Trotzdem macht sich Natalie Sorgen, weil sie schon länger nichts mehr von Kit gehört hat, die sich auf einem sechsmonatigen Selbstfindungstrip in Wisewood befindet, einer Gemeinschaft auf einer abgelegenen Atlantikinsel. Als dann auch noch eine höchst mysteriöse E-mail auftaucht, in der man Natalie damit droht ihr Geheimnis zu offenbaren, lässt sie alles stehen und liegen, um sich davon zu überzeugen, dass auf Wisewood alles in bester Ordnung ist. Doch ihre unangekündigte Ankunft macht dort viele nervös.

Was hat Wisewood, das andere Therapieeinrichtungen nicht haben? Eine fiese Leiterin! Unter dem Deckmantel von Unterstützung und Wohlwollen lebt Rebekka ihre perfiden Machtspielchen an den freiwilligen Teilnehmern ihrer Therapiegruppe aus. Diese Geschichte war demnach ganz und gar nicht einfach. Die Story forderte mich heraus und kitzelte überraschend viele Emotionen aus mir hervor. Es war entsetzlich, die Manipulationen mitzuerleben, denen die Hilfesuchenden ausgesetzt waren. Gleichzeitig war ich beeindruckt vom Schreibstil der Autorin, der derart eindringliche Bilder hervorrufen konnte.

Der Aufbau des Thrillers wirkte ziemlich ausgeklügelt, denn in klar abgegrenzten Abschnitten konnte ich Erlebnisse aus der Sicht verschiedener Figuren miterleben und übergreifend auf das gesamte Buch den Werdegang einer geheimnisvollen Person. Den Anfang und das Ende des Buches empfand ich jedoch zu abrupt, ähnlich losen Fäden an beiden Enden, wobei mich der Anfang unwahrscheinlich neugierig machte, ich aber vom Ende eher enttäuscht war. Buchübergreifend gab es immer mal wieder ein Überraschungsmoment, das jedoch die Spannung auf Dauer nicht halten konnte, und der Mittelteil aufgrund seiner gefühlten Wiederholungen sogar stellenweise langatmig auf mich wirkte. Rückblickend muss ich sogar sagen, dass mich die vielen abscheulichen Beschreibungen von Rebekkas Tricks oder Manipulations-Maßnahmen fast schon gelangweilt haben.

Für die Figuren konnte ich hier wirklich keine Sympathiepunkte vergeben. Sie spielten fast ausnahmslos ein falsches Spiel, dabei standen Paranoia und Missbrauch an der Tagesordnung. Eine schrecklich bedrohliche Atmosphäre! Leider fehlte mir auch an manchen Stellen die Logik hinsichtlich Handlungen oder Entscheidungen mancher Charaktere, was in dem Moment auffallend konstruiert wirkte, wahrscheinlich um die Story in eine bestimmte Richtung voranzutreiben. Letztlich war mir der Thriller nicht rund genug.

„Willkommen in Wisewood“ hat mich von der Idee her überrascht, der Schreibstil begeistert, die Handlung entsetzt und das Ende überwiegend enttäuscht. Ein Thriller mit Längen, der an den Nerven zerrt und Platz für das eigene Kopfkino lässt. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Ausgezeichnete Thematik, aber unscheinbare Ermittler

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. (Die Emer-Murphy-Serie 1)
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Die zweijährige Poppy ist bereits ein Social-Media-Star. Seit ihrer Geburt wird ihr Leben auf Schritt und Tritt in die Öffentlichkeit getragen – von den eigenen Eltern. Als Poppy eines Tages während eines ...

Die zweijährige Poppy ist bereits ein Social-Media-Star. Seit ihrer Geburt wird ihr Leben auf Schritt und Tritt in die Öffentlichkeit getragen – von den eigenen Eltern. Als Poppy eines Tages während eines Besuches bei ihrer Großmutter verschwindet, ist die Aufregung groß. Denn ihr Aufenthaltsort war kein Geheimnis. Wer steckt hinter der Entführung? Die Kommissarin Emer Murphy ermittelt in verschiedene Richtungen, wobei zeitgleich ihr eigenes Leben Kapriolen schlägt.

In erster Linie wollte ich dieses Buch lesen, weil mich die Thematik unwahrscheinlich ansprach und genau den Nerv der Zeit trifft. Das Cover mochte ich in diesem Fall weniger. Mir war es, die Geschichte betreffend, einfach nicht aussagekräftig genug.

Die Darstellung von Freud und Leid des Social-Media, bzw. des Internets als Dreh- und Angelpunkt fand ich großartig dargestellt. Vor allem die teils entsetzlichen Auswirkungen im Leben von Influencern hatten hier ihren Platz. Sehr gut gefallen hat mir auch der Aufbau der Kapitel, der durch E-Mail-Korrespondenz, Ausschnitte aus Kommentar-Threads verschiedener Blogs oder Nachrichten aus Twitter-Accounts aufgelockert wurden. Ich fand das unheimlich passend hinsichtlich des behandelten Stoffs.

Ganz anders sah es mit den Figuren aus. Während Rückblicke aus Kommissarin Murphys Vergangenheit für mich manchmal etwas deplatziert und ihre aktuelle mysteriöse, übersinnliche Entwicklung nicht ganz glaubwürdig wirkte, erfuhr ich von ihrem Partner Mons viel zu wenig. So war mir Emers Kurs zu negativ überladen, obwohl ich die Idee ihrer Persönlichkeit grundsätzlich ziemlich spannend fand. Gefühlt harmonierte für mich aber der Erzählstrang des Privatlebens nicht so richtig mit dem Fall.

Leider wurden gegen Ende manche Figuren einfach fallengelassen. Ich hätte mir eine Art Abschluss für einzelne Charaktere gewünscht, auch wenn sie für das Finale nicht mehr wirklich wichtig waren.

„Poppy“ ist meiner Meinung nach ein Buch, das man jedem nur ans Herz legen kann. Zwar unblutig, aber mit einer Menge von Denkanstößen und der Vorstellung einer gänzlich fehlenden Privatsphäre, bleibt mir der Thriller wohl noch eine Weile in Erinnerung. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Traumhafter Handlungsschauplatz

A Place to Love
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Die Obstfarm Cherry Hill in Colorado ist seit dem Tod des Familienoberhauptes ganz in Frauenhand. Die 25-jährige Juniper weiß noch ganz genau, wie sehr ihr Vater diese Farm liebte und fühlt sich daher ...

Die Obstfarm Cherry Hill in Colorado ist seit dem Tod des Familienoberhauptes ganz in Frauenhand. Die 25-jährige Juniper weiß noch ganz genau, wie sehr ihr Vater diese Farm liebte und fühlt sich daher für das Fortbestehen des Unternehmens verantwortlich. Darunter leidet allerdings ihr Privatleben. Vor einigen Jahren beendete sie sogar unter einem Vorwand ihre Beziehung zu ihrer großen Liebe Henry. Dass dieser jedoch eines Tages unangekündigt vor ihrer Tür auftaucht, stürzt nicht nur Junipers Gefühle ins Chaos, sondern überrascht auch ihre ganze Familie.

Da ich die Green-Valley-Reihe wahnsinnig gerne mochte, habe ich mich um diese Neuerscheinung förmlich gerissen! Tatsächlich hatte ich dann auch eine unterhaltsame Lesezeit, mit vielen sympathischen Charakteren vor traumhafter Kulisse.

Lilly Lucas Schreibstil schmiegte sich regelrecht an ihren Handlungsschauplatz. Meiner Meinung nach schreibt sie sehr natürlich, ohne unnötige Ausschweifungen oder Kitsch, womit sie das Flair von Cherry Hill und die Charaktereigenschaften der einzelnen Bewohner des quirligen Frauenhaushaltes überaus stimmig einfangen konnte.
Das Miteinander der Schwestern hat mir gut gefallen. Die Darstellung der Höhen und Tiefen und der Entbehrungen, die jede für das Unternehmen in Kauf nehmen musste, wurden nicht verschwiegen, aber in eine positive Atmosphäre gelenkt. Dies machte es für mich leichter über die ernsten Hintergründe der Familie McCarthy und auch Junipers Situation nachzudenken.

Mit den Protagonisten Juniper und Henry wurde ich jedoch nicht so richtig warm. Mit Henry noch eher, er zeigte die Bereitschaft zur Lösungsfindung, während Juniper sehr egoistisch agierte und gefühlt dafür noch Applaus erwartete, da sie ja ihren Henry angeblich nur schützen wollte. Ich weiß gar nicht, wie ich so ein Verhalten bewerten sollte, ich fand es einfach nur unlogisch und unsympathisch. Ehrlich gesagt hat mich dieses seltsame Gehabe ziemlich genervt, vor allem, weil Henry ihr wie ein Hündchen nachlief. Das Schlimmste daran war, dass das letzte Viertel des Buches ein ständiges und unnötiges Hin und Her zwischen den beiden war, das gar nicht mehr aufhören wollte.

Kurzum, an die Green-Valley-Geschichten kam dieser Auftakt der Cherry-Hill-Reihe meines Erachtens nicht heran. Was allerdings lediglich an den Hauptfiguren lag. Natürlich werde ich den nächsten Band trotzdem lesen, es ist ja noch nicht aller Tage Abend. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Ich liebe besondere Charaktere!

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Die etwas schrullige 77-jährige Mrs Potts lebt in einer kleinen englischen Gemeinde und verdient ihre Brötchen als Kreuzworträtsel-Autorin. Als sie zufällig die Ermordung ihres Nachbarn mitbekommt, wird ...

Die etwas schrullige 77-jährige Mrs Potts lebt in einer kleinen englischen Gemeinde und verdient ihre Brötchen als Kreuzworträtsel-Autorin. Als sie zufällig die Ermordung ihres Nachbarn mitbekommt, wird ihre Rätselleidenschaft ordentlich geweckt. Vor allem, weil sich die Polizei ihrer Ansicht nach nicht ausreichend um den Fall kümmert. Also nimmt sie die Sache selbst in die Hand und gründet mit einigen Gemeindemitgliedern einen Mordclub. Kurioserweise wird bald darauf eine weitere Leiche gefunden – nun sind die Damen gefragt.

Dieser Kriminalroman bestach eindeutig durch seine Atmosphäre! Ich mochte den englischen Kleinstadt-Flair sowie die eigentümliche und gewitzte Judith Potts, die mich nicht selten zum Schmunzeln brachte. Doch man sollte diese Dame nicht unterschätzen, denn in ihrem Mordclub war sie eindeutig die Präsidentin! Mit Köpfchen und Beharrlichkeit führte sie die anderen Damen im Laufe der Ermittlungen an, wobei diese dabei eher nicht gut wegkamen und etwas töricht dargestellt wurden. Trotzdem war diese Truppe als Team unschlagbar, denn gemeinsam bewältigten sie die absurdesten Situationen.

Der überaus amüsante Beginn brachte eine gewisse augenzwinkernde Spannung mit sich, die sich die meiste Zeit durch das Buch zog. Leider war die Auflösung für mich aber zum gewissen Teil vorhersehbar und ein wenig zu konstruiert und überzogen. Trotzdem wurde hier viel entwirrt, was ich im Laufe des Buches zu ergründen versuchte.

Ich hatte mit diesem Cosy-Crime schöne Lesestunden, trotz mancher Längen im mittleren Teil des Buches. Für Liebhaber des englischen Kriminalromans und skurriler Figuren ein wunderbarer Start einer neuen Buchreihe. / 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Originell

Future - Die Zukunft gehört dir
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Ben und Adhi sind seit dem College Freunde. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden sich prächtig ergänzen, denn Ben ist wortgewandt und extrovertiert, Adhi eher das leise Genie. Als Adhi versucht einen ...

Ben und Adhi sind seit dem College Freunde. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden sich prächtig ergänzen, denn Ben ist wortgewandt und extrovertiert, Adhi eher das leise Genie. Als Adhi versucht einen Quantencomputer zu entwickeln, mit dem man auf das Internet der Zukunft zugreifen kann, sieht Ben die Chance auf das große Geld und steigt in die Idee mit ein. Anfangs zeigt der von Adhi entwickelte Prototyp vielversprechende Ergebnisse, doch nach und nach treffen immer beunruhigendere Nachrichten aus der Zukunft ein.

Das Thema hatte es mir angetan, und auch die Frage, was ein Quantencomputer so alles kann. Alle meine Wissenslücken wurden mit diesem Buch nicht beantwortet, aber als Einstieg in diesen Teil der Wissenschaft fand ich es absolut geeignet. Wobei auf die Funktionsweise eines Quantencomputers hier weniger eingegangen wurde, sondern vielmehr auf den Aufbau einer IT-Firma mit ihren Erfolgen und Problemen.

Was ich nicht erwartet hätte, war die originelle Kapitelgestaltung, die ausschließlich aus dem Austausch von Textnachrichten, Auszügen aus Sitzungsprotokollen, Presseerklärungen oder Blog-Posts bestand. Interessanterweise gab es hier keine Erzählung im herkömmlichen Sinn, denn als Leser fand ich mich in einer stillen Beobachterposition ohne nahbare Charaktere. Der Roman las sich wie ein langer Bericht, der allerdings aus so abwechslungsreichen Komponenten bestand, dass sich beim Lesen meine Neugier zeigte. Es war ein wenig, als würde ich eine geheime Akte lesen.

Auch als überwiegender Laie auf technischen Gebiet konnte ich die Probleme, die während des Aufbaus der Firma auftraten verstehen. Zwar nicht bis ins Detail, aber für das Verständnis des Romans ausreichend. Und die Protagonisten Ben und Adhi zeichneten genau das Bild der jungen Silicon Valley-Unternehmer, das mir in meiner Fantasie schon immer vorschwebte.

Letztlich fand ich „Future – Die Zukunft gehört dir“ außergewöhnlich. Ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber später spannend und brisant. / 3,5 Sterne

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