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Veröffentlicht am 16.05.2022

Harte Jugendjahre

Johanna
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1979 wurde dieser Roman von Renate Welsh erstmals veröffentlicht. Letztes Jahr hat die Autorin ihrer Hauptprotagonistin Johanna eine Fortsetzung mit dem Titel "Die alte Johanna" auf den Leib geschrieben. ...

1979 wurde dieser Roman von Renate Welsh erstmals veröffentlicht. Letztes Jahr hat die Autorin ihrer Hauptprotagonistin Johanna eine Fortsetzung mit dem Titel "Die alte Johanna" auf den Leib geschrieben. Der Czernin Verlag hat daraufhin den ersten Teil neu aufgelegt und ein gemeinsames Erscheinungsbild für beide Romane geschaffen.

Die Autorin schreibt größtenteils Jugendbücher, wo auch dieser Roman eingeordnet ist. Ich würde es jedoch als Erwachsenenroman empfehlen, auch wenn die Protagonistin zu Beginn ein 13 Jahre altes Mädchen ist.
Renate Welsh erzählt die Geschichte von Johanna, die in den 1930iger Jahren in einem österreichischen Dorf im Burgenland als uneheliches Kind zur Welt kommt. Als 13jährige schickt sie ihre Ziehmutter nach Niederösterreich, wo sie eine Schneiderlehre beginnen soll. Doch Johanna landet zuerst für eine Nacht im Armenhaus und wird danach als Dienstmagd einem Bauern zugeteilt, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten muss - ohne Lohn, karger Kost und ohne jegliche Freizeit. Johanna gibt jedoch in all den Jahren, in denen sie gegen ihren Willen und unter menschenunwürdigen Bedingungen hart arbeiten muss, nicht auf. Sie beginnt für ihre Rechte und ihre Freiheit zu kämpfen.

Johanna ist ein Entwicklungsroman oder Coming-of-Age Roman, der kein Einzelschicksal der unterpriveligierten Schicht zu dieser Zeit darstellt. Es ist keine Geschichte einer glücklichen, unbeschwerten Kindheit. Vielmehr zeigt Renate Welsh die sozialen Missstände jener Zeit auf, wie Arbeitskräfte und auch Kinder ausgebeutet wurden. Zusätzlich erhält man ein sehr authentisches Bild der 30iger Jahre, wo "Dirn und Knecht" keinerlei Rechte hatten. Als "Bankert" (uneheliches Kind) geboren, war man in der Gesellschaft nochmals eine Stufe unter allen anderen.
Die politische Situation des damaligen Österreichs ist in den Dreißiger Jahren im Umbruch. Die Menschen sind geprägt von Armut und der Nationalsozialismus ist im Kommen.

Die landschaftlichen Beschreibungen sind bildhaft und waren für mich als Niederösterreicherin sehr gut einzuordnen. Ich erkannte viele Orte und fühlte mich heimisch. Das Landleben wird äußerst authentisch beschrieben. Heutige Jugendliche können sich dieses Leben gar nicht mehr vorstellen, was auch gut ist. Trotzdem sollte diese Lektüre ihnen auch vor Augen führen, wie Kinder und Jugendliche damals aufwuchsen.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und dem jugendlichen Leser angepasst. Renate Welsh schreibt einfühlsam und bildhaft. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit und verknüpft Zeitgeschichte mit einer berührenden Lebensgeschichte eines jungen Mädchens.

Fazit:
Ein Roman, der unter die Haut geht und der nach so langer Zeit nach der Erstveröffentlichung noch genauso fesselt und berührt. Zeitgeschichte der etwas anderen Art, die mich sehr bewegt hat. Von mir gibt es eine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Es ist nie zu spät für ein Abenteuer

Die Reise der Sommerfrauen
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Zwei Mal im Jahr ist es Zeit für einen neuen Sarah Morgan Roman: im Frühling/Sommer und zur Weihnachtszeit.
Wie auch schon die letzten Male hat mich die Autorin wieder einmal mit ihrer Geschichte um drei ...

Zwei Mal im Jahr ist es Zeit für einen neuen Sarah Morgan Roman: im Frühling/Sommer und zur Weihnachtszeit.
Wie auch schon die letzten Male hat mich die Autorin wieder einmal mit ihrer Geschichte um drei sehr unterschiedliche Frauenfiguren begeistern können.

Kathleen ist eine lebenslustige Über-80jährige. Sie wohnt in einem kleinen Cottage in Cornwall und weiß sich auch während eines nächtlichen Überfalls gegen den Einbrecher zu wehren. Mit ihrer Bratpfanne schlägt sie dem Dieb eines über. Ihre Tochter Liz und ihr Mann Sean sind jedoch überzeugt, dass es mittlerweile für Kathleen viel zu gefährlich in ihrem abgelegenen Häuschen ist. Sie überlegen das Cottage zu verkaufen und Kathleen in ein Seniorenheim zu stecken. Doch Kathleen ist alles andere als damit einverstanden. Als ehemalige Moderatorin einer Reisesendung ist sie jahrelang durch die Welt gereist und hat für ihre Show "The Summer Seekers" gelebt. Was soll sie in einem Seniorenheim?
Einen Traum möchte sich Kathleen noch erfüllen und die legendäre Route 66 von Chicago bis Santa Monica befahren. Sie engagiert eine Reisebegleitung, die sie quer durch die USA kutschieren soll. Als sich die 25jährige Martha bei Kathleen vorstellt, ist die Reise trotz Lizas Bedenken fixiert. Martha ist ebenfalls glücklich, denn obwohl sie nicht gerne Auto fährt, möchte sie ihrem schwierigen Elternhaus entfliehen. Das Jobangebot von Kathleen kommt damit gerade richtig.

Die drei Frauen, deren Geschichte wir abwechselnd verfolgen, sind sehr unterschiedlich. Mit Liza konnte ich mich sehr gut identizifizieren. Als berufstätige Mutter managt man das gesamte Familienleben und stellt sich selbst hinten an. Liza wird von allen Familienmitglieden nur ausgenutzt. Ein Dankeschön gibt es nie - eher Gemotze von den Kindern und ein vergessesner Hochzeitstag vom Ehemann, der das Fass zum Überlaufen bringt. Doch wie entkommt Liza dem Stress des Alltags?
Obwohl sich Kathleen und Liza nicht wirklich nahe stehen, erkennt Kathleen, dass ihre Tochter dringend eine Auszeit benötigt. Mit der Bitte ein Auge auf ihren Kater Popeye zu haben, während sie durch die USA tingelt, ermöglicht sie Liza eine kleine Auszeit. Liza erkennt, dass sie so nicht mehr weitermachen kann und bleibt kurzfristig für einige Zeit im Cottage ihrer Mutter. Sie beginnt wieder zu malen und erinnert sich an ihre Träume, die sie vor der Geburt ihrer Zwillinge hatte...

Aber auch Kathleen hat eine Vergangenheit, die sie bedrückt und die der wahre Grund ist, warum sie die Route 66 und vorallem kalifornien bereisen möchte. Einfühlsam entlockt Martha Kathleen nach und nach ihre Geschichte und es entsteht eine ganz besondere Freundschaft zwischen den Beiden. Martha gewinnt an Selbstvertrauen und wächst schlussendlich über sich selbst hinaus.

Alle drei Frauen stehen durch ihr unterschiedliches Alter an völlig anderen Punkten in ihrem Leben angelangt. Trotzdem haben alle von ihnen erhebliche Probleme, die es zu bearbeiten gilt.

Schreibstil:
Sehr viel brauche ich eigentlich nicht mehr über den Schreibstil von Sarah Morgan schreiben...nicht umsonst freue ich mich jedes Mal aufs Neue auf ihre Bücher. Wie gewohnt erzählt die Autorin abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren, sodass wir jederzeit sehr nah am Geschehen sind. Es gibt wunderbare Dialoge mit viel Lebensweisheiten und klugen Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Sarah Morgan hat auch diesmal ihrer Geschichte wieder Tiefgang verliehen und tief verschüttete Probleme angesprochen.

Durch den Roadtrip auf der Route 66 und durch Lizas Aufenthalt in Cornwall erhalten wir zusätzlich viele landschaftliche Eindrücke. Genauso mag ich es.
Einzig das Ende kam mir fast etwas zu schnell und überhastet. Aber das ist jetzt schon meckern auf hohem Niveau.

Fazit:
Ein weiterer wundervoller Roman von Sarah Morgan, der viel mehr Tiefgang hat, als das Cover vermittelt. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und bin mit Kathleen und Martha entlang der Route 66 gefahren und war mit Liza in Cornwall am Meer. Nach dem Motto: Man ist nie zu alt für eine Veränderung oder ein Abenteuer!

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Mischung aus Historie und Krimi - gelungen!

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Nach vielen sehr guten Bewertungen wurde ich auf den ersten Teil "Die Hafenärztin - Ein Leben für die Freiheit der Frauen" aufmerksam. Eigentlich wollte ich keinen weiteren historischen Roman lesen, der ...

Nach vielen sehr guten Bewertungen wurde ich auf den ersten Teil "Die Hafenärztin - Ein Leben für die Freiheit der Frauen" aufmerksam. Eigentlich wollte ich keinen weiteren historischen Roman lesen, der rund um den Hafen von Hamburg spielt und das Thema Hafenärztin/Hafenschwester hat. Doch meine Bücherei hatte das Buch da und nun bin ich wirklich froh diese Geschichte mit hohem Krimianteil gelesen zu haben.

Als die Ärztin Anne Fitzpatrick nach längerem Aufenthalt in London in ihre Heimatstadt Hamburg zurückkehrt, ahnt sie nicht, dass sie bald im Zentrum diverser Frauenmorde stehen wird. Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands eröffnet sie im Hamburger Hafen ein Frauenhaus, das Frauenwohl, und engagiert sich für die Ärmsten der Armen. Sie möchte hilfsbedürftigen und unterdrückten Frauen medizinische und lebensnotwendige Unterstützung anbieten. Damit macht sie sich jedoch nicht wirklich beliebt - vorallem die Männerwelt ist noch nicht bereit für selbständige und emanzipierte Frauen.
Neben Anne Fitzpatrick haben wir eine zweite zentrale Figur: die Pastorentochter Helene Curtius. Die junge Frau möchte einmal mehr als nur Hausfrau und Mutter sein. Neben der Hauswirtschaftsschule, die sie besucht, sucht sie eine sinnvolle Aufgabe. Als sich Helene bei Anne über das neu eröffnete Frauenhaus am Hafen erkundigen möchte, entdeckt sie eine Frauenleiche in einem Boot. Kommissar Berthold Rheydt wird zu seinem ersten Fall gerufen. Sehr bald gibt es einen weiteren Frauenmord und immer wieder ist Anne Fitzpatrick involviert, was sie bald in weitere Schwierigkeiten bringt. Darum sucht Anne, gemeinsam mit Helene, ebenfalls nach Antworten und gerät dabei immer mehr in Gefahr....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Anne, Helene und Berthold Rheydt erzählt. Alle drei Hauptfiguren sind interessante Charaktere und wunderbar gezeichnet. Durch den Perspektivenwechsel fühlt und fiebert man als Leser mit ihnen mit.
Anne hat London unfreiwillig und fluchtartig verlassen. Im ersten Teil der Trilogie gibt es zwar einige Anspielungen, aber man kann nur raten, warum sie England bei Nacht und Nebel verlassen musste und unter falschem Namen nach Deutschland zurückgekehrt ist.
Helene lebt noch bei ihrer lieblosen Familie. Sie möchte nicht in einer genauso gefühlskalten Ehe landen und interessiert sich für die Suffragettenbewegeung. Helene ist außerdem sehr sportlich. Sie rudert in einem Verein und fährt Fahrrad. Zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich, doch Helene ist eine moderne junge Frau.
Berthold Rheydt ist eine sehr interessante Figur. Er ist leidenschaftlicher Fußballer in einer Zeit, als dieser in Deutschland noch keinerlei Bedeutung hat. Zusätzlich setzt er neue Maßstäbe in der Ermittlungsarbeit. Er ist einer der ersten, der den Tatort untersucht und sogar Fingerabdrücke nehmen kann. Rheydt hat einen schweren Schicksalsschlag erlittern und hat noch sehr daran zu knabbern.

Mich hat die Handlung von Beginn an gepackt. Henrike Engel schreibt temporeich, atmosphärisch und bildhaft. Der Krimianteil ist sehr hoch und die Spannung kommt definitiv nicht zu kurz. Die Autorin widmet sich neben dem Kriminalfall vorallem den Frauenrechten, die 1910 noch ganz am Anfang standen, aber den Weg fur die folgenden Jahrzehnte bereitete.

Hamburg ist ein wundervoller Schauplatz, der hier sehr atmosphärisch in Szene gesetzt wird. Ich hatte die düsteren Gassen in Hafennähe direkt vor Augen und gruselte mich gemeinsam mit Anne und Helene, die auf Mörderjagd gehen.

Fazit:
Eine absolut gelungene Mischung aus historischem Krimi und Roman, der die damalige Zeit perfekt einfängt. Drei sehr sympathische Charaktere, eine düstere Location und viel Spannung lassen mich dem Auftaktband zufrieden zuschlagen und mit Vorfreude auf den zweiten Teil warten, der noch im Mai erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Sehr guter zweiter Teil, nachdem ich Band eins nur mittelmäßig fand

Der Weg der Teehändlerin
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Nachdem mich der erste Band der Ronnefeldt-Saga nicht ganz überzeugen konnte, war ich gespannt, ob mich Teil 2 der Trilogie mehr fesseln wird. Vorweg kann ich sagen, dass mir der Nachfolgeband um einiges ...

Nachdem mich der erste Band der Ronnefeldt-Saga nicht ganz überzeugen konnte, war ich gespannt, ob mich Teil 2 der Trilogie mehr fesseln wird. Vorweg kann ich sagen, dass mir der Nachfolgeband um einiges besser gefallen hat, wie man auch an meiner Bewertung sehen kann.

Diesmal begleiten wir nicht nur Friederike Ronnefeldt, die als Witwe das Teegeschäft führt, sondern auch ihre Kinder. Es ist einige Zeit vergangen und Friederike schlägt sich mit einem konservativen Geschäftsführer herum, der ihre Ideen ignoriert. Mittlerweile sind ihre Kinder erwachsen. Deshalb würde sie gerne das Teegeschäft einem oder beiden Söhnen überlassen. Doch diese gehen eigene Wege, was Friederike ziemlich missfällt.
Carl, der älteste Sohn, wird zur Ausbildung nach Hamburg geschickt, wo er als Volontär in einem Kontor beginnt. Seine Entwicklung verläuft allerdings nicht ganz so, wie erhofft. Die Mädchen sollen hingegen gut verheiratet werden. Elise, die temperamentvolle ältere Tochter, möchte jedoch lieber Lehrerin werden und nicht heiraten. Minchen träumt von einer Schauspielkarriere und Wilhelm ist künstlerisch begabt. Nicht unbedingt Voraussetzungen für die Übernahme des Familienunternehmens....

In diesem Band begleitet der Leser nicht nur eine Protagonistin, sondern es gibt mehrere Hauptfiguren und Handlungsstränge. Wir verfolgen Carl's und Elise's Weg genauso wie den von Wilhelm und Minchen. Friderike spielt natürlich ebenfalls noch eine größere Rolle, doch der Fokus liegt bei der jungen Generation.
Wir treffen auf bekannte Figuren aus dem ersten Teil, lernen aber auch interessante neue Charaktere kennen.

Der Tee-Content hat in diesem Band mehr Raum eingenommen, was ich sehr positiv gesehen habe, weil er mir im ersten Band zu wenig Thema war.

Susanne Popp liefert dem Leser viele Hintergrundinformationen zum Sittengemälde der damaligen Zeit. Auch die Stellung der Frau nimmt, wie schon im ersten Teil, eine wichtige Rolle ein. Thema ist auch die rigorose Einhaltung des Standesunterschiedes zwischen dem meist verarmten Adel und den neureichen Geschäftsleuten. Carl bekommt dies in Hamburg ganz besonders zu spüren.

Am Ende gibt es einen Epilog, der 35 Jahre später einsetzt und für mich ein zu großer Zeitsprung war. Hier hätte ich entweder gerne noch mehr Einzelheiten erfahren oder einfach gar keinen ausführenden Epilog gelesen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist detailliert und bildhaft. Die Figuren sind lebendig und sehr gut gezeichnet. Die Autorin lässt die Protagonisten aus verschiedenen Erzählperspektiven erzählen. So erhalten wir Einblicke in die Gedankenwelt einiger Familienmitglieder.

Als Material für ihre Reihe hat die Autorin Briefe aus dem Besitz der Familie Ronnefeldt und zeitgeschichtliche Dokumente mit fiktiver Handlung und Figuren verknüpft. Im Nachwort erklärt Susanne Popp welche Themen und Figuren ihrer Fantasie entsprungen sind und welche tatsächlich mit der Geschichte der Familie Ronnefeldt verbunden sind. Ein Figurenverzeichnis zu Beginn des Romans erleichtert dem Leser die Zuordnung.
Auch diesmal gibt es wieder ein passendes Lesezeichen zum Cover, was ich richtig toll fand.

Fazit:
Mir hat dieser zweite Band der Ronnefeldt-Saga wirklich gut gefallen. Das damalige Sittengemälde wurde von der Autorin wunderbar dargestellt. Auch der Tee nimmt diesmal viel Raum ein, was mir beim ersten Band gefehlt hat. Die Figuren sind mir teilweise schon ans Herz gewachsen und ich bin bereits neugierig auf Band 3.

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Emotionaler Roadtrip

Die wundersame Reise der Bienen
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Was für ein wunderbarer Roadtrip! Es ist der letzte Abend ihres Nizza Urlaubs, als Christoph Anna nach sechs Jahren Beziehung einen eher unromantischen Heiratsantrag macht. Am nächsten Tag bekommt Anna ...

Was für ein wunderbarer Roadtrip! Es ist der letzte Abend ihres Nizza Urlaubs, als Christoph Anna nach sechs Jahren Beziehung einen eher unromantischen Heiratsantrag macht. Am nächsten Tag bekommt Anna kurz vor dem Start im Flugzeug plötzlich eine Panikattacke. Sie steigt aus und Christoph fliegt alleine zurück nach Hamburg, weil er einen sehr wichtigen beruflichen Termin hat. Anna soll mit dem nächsten Flieger nachkommen, doch sie kann weder in ein Flugzeug, noch in einen Bus oder Zug steigen ohne erneut in Panik auszubrechen. Selbst ein Auto zu mieten kann sie sich nicht vorstellen und so bleibt nur mehr die Mitfahrzentrale und die Hoffnung keine Panikattacke zu bekommen. Der Einzige, der Richtung Deutschland fährt ist Harm, der jedoch Bienenköniginnen ausliefert und somit nicht auf direktem Weg nach Hamburg fährt. Auf der gemeinsamen Fahrt durch die Provence lernen sie sich immer besser kennen und die Fassade der beiden ungleichen Charaktere beginnt zu bröckeln....

Die facettenreiche Geschichte hat mich bezaubert. Vorallem der erste Teil, der durch die Provence führt, ist absolut gelungen. Die Beschreibung der Landschaft während des Roadtrips ist so bildhaft, dass ich am liebsten sofort meinen Koffer gepackt und einen Urlaub in der Provence gebucht hätte. Ich roch den Lavendel, bestaunte die Landschaft und spürte den Geschmack des Weines auf meiner Zunge. Dabei begleiteten mich die Bienenköniginnen in Harms Kofferraum. Was es mit ihnen auf sich hat, muss man allerdings selbst lesen.

In der zweiten Hälfte sind wir zurück in Norddeutschland und erleben ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst war ich etwas enttäuscht, dass die wunderbare Zeit in Frankreich vorüber war, doch Katja Keweritsch gelang es ohne Probleme mich weiter zu fesseln. Überraschende Wendungen und der eine oder andere unerwartete Twist hatte es in sich.

Durch die wechselnde Perspektive fühlt man mit Anna, Harm und Christoph mit und lernt sie immer besser kennen. Zu Beginn fand ich Anna noch etwas zickig, aber im Laufe der Geschichte fand sie immer mehr zu sich selbst. Harm trägt ebenfalls ein schweres Päckchen mit sich herum. Beide Charaktere versuchen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Christoph ist ein Karrieremensch und kommt aus gutem Haus. Für ihn ist Erfolg und Geld das Wichtigtse. Doch auch er muss einige Dinge erkennen, die sein Leben auf den Kopf stellen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich wunderbar lesen. Er ist poetisch und bildgewaltig. Nicht nur die landschaftlichen Beschreibungen, sondern auch die Gefühle und Emotionen der Figuren werden authentisch dargestellt.
Die Leichtigkeit, die die Autorin trotz der schweren Themen hier vermittelt, habe ich als sehr angenehm empfunden. Die Geschichte überzeugt durch viele Facetten und Tiefgründigkeit. Themen wie Liebe und Trauer, Verlust und die Suche nach dem Sinn im Leben sind maßgebend und werden von der Autorin perfekt bedient.

Fazit:
Ein Wohlfühlroman, der viele ernste Themen anspricht und Tiefgang besitzt. Ein magischer und gefühlvoller Roadtrip, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte wunderbare Lesestunden und empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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