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Veröffentlicht am 08.06.2022

Mühlviertler Familienepos

Über Carl reden wir morgen
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Der Roman ist eine komplexe Geschichte über drei Genererationen. Eine große Hilfe ist zu Beginn das Lesezeichen mit dem Familienstammbaum, welcher jedoch nicht vollständig ist. Auf den titelgebenden Carl ...

Der Roman ist eine komplexe Geschichte über drei Genererationen. Eine große Hilfe ist zu Beginn das Lesezeichen mit dem Familienstammbaum, welcher jedoch nicht vollständig ist. Auf den titelgebenden Carl müssen wir außerdem eine Weile warten.

Die Geschichte beginnt nicht, wie man anhand des Klappentextes vermutet 1918, sondern bereits 1828 mit Anton Brugger und seiner Schwester Rosa. Im oberösterreichischen Mühlviertel übernimmt Anton die Getreidemühle seines Vaters, während Rosa lieber vom Land in die Stadt ziehen möchte. Als sie eines Tages eine Frau anspricht, die Dienstmädchen für reiche Herrschaften in Wien sucht, nimmt sie das Angebot an. Anton vermisst Rosa und heiratet spät. Erst nach einem schweren Schicksalsschlag bittet er seine Schwester zurück auf den Hof zu kommen, um für ihre Nichten und Neffen zu sorgen.
Sohn Albert erweitertet den Familienbetrieb und baut zusätzlich ein Warenhaus, welches den Mühlviertlern mehr Möglichkeiten bringen soll und bald floriert. Er ist ein sehr aufgeschlossener Mann und findet in Wien seine zukünftige Frau, die von den Dorfbewohnern skeptisch beäugt wird und nur schwer Anschluss findet. Albrecht und Anna bekommen vier Kinder: Die Zwillingsbrüder Carl und Eugen, Gustav und die Nachzüglerin Elisabeth. Während Eugen später nach Amerika auswandert, müssen Carl und Gustav in den Krieg ziehen....

Zu Beginn empfand ich den Schreibstil etwas distanziert, aber eindringlich. Im Vergleich zu den beiden anderen Romanen, die ich bereits von der Autorin gelesen habe, war ich etwas überrascht und diese Erzählweise nicht wirklich gewohnt. Doch mit der Zeit verflog dieses Gefühl und ich war mitten in der Geschichte um die Familie Brugger. Die Handlung wird sehr detailliert beschrieben. Judith W. Taschler springt zwischen den Zeitebenen hin- und her. Einige Begebenheiten werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass einige Vorkommnisse dadurch aus einem anderen Blickwinkel gesehen werden können. Als Leser erhält man daher einen sehr guten Einblick in einige Geschehnisse und in die Charaktere der Figuren. Diese sind wunderbar gezeichnet und haben Tiefe. Man lebt mit ihnen mit und schließt einige davon ganz besonders ins Herz.

Durch die lange Zeitspanne und die vielen unterschiedlichen Personen ist der Roman sehr abwechslungsreich. Die Autorin vermittelt einen sehr guten Einblick in das damalige harte Leben auf dem Land, die Rolle der Frau, sowie die langsamen Veränderungen in der Gesellschaft. Neben dem kargen Arbeitsleben am Land gibt es auch Einblicke ins Stadtleben der damaligen Zeit, wo Dienstboten teilweise wie Sklaven behandelt und von der gehobenen Schicht drangsaliert und missbraucht wurden.
Weitere Themen sind Auswanderung und natürlich der bereits im Klappentext angekündigte Erste Weltkrieg. Die Kriegsschilderungen an der österreichisch/italienischen Grenze sind erschütternd und bleiben im Gedächtnis haften.

Im Gegensatz dazu hat man die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft des Mühlviertels vor Augen und erlebt das Dorflebens hautnah mit. In dieser Geschichte gibt es Freud und Leid, Liebe und Missgunst, aber alles auf einem sehr anspruchsvollen und glaubhaftem Niveau.

Dieser Roman sollte weder nebenher noch parallel gelesen werden, denn er erfordert Konzentration. Das Ende blieb leider ziemlich offen. Ich hoffe es wird eine Fortsetzung geben, auf die man nicht allzu lange warten muss, denn ich möchte sehr gerne noch mehr über die Familie Brugger erfahren.

Noch ein Wort zum Cover. Ich finde es hebt sich vom Einerlei historischer Romane/Familienromae richtig ab und ist absolut gelungen. Für mich passt es perfekt zu dieser nicht alltäglichen Geschichte, die sich nicht in ein Schema pressen lässt.

Fazit:
Ein etwas anderer historischer Familienroman über 100 Jahre und drei Generationen, der Konzentration erfordert. Ein mitreißendes und komplexes Familienepos...einzig das offene Ende war nicht ganz meins.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Bittersüße Geschichte

Ein Lied für Molly
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Als die alleinerziehende Bonnie Milligan mit ihrem kleinen Sohn Josh im Bus eine blaue Mappe mit Noten findet, fasst sie spontan den Entschluss den Besitzer ausfindig zu machen. Zwischen den handschriftlichen ...

Als die alleinerziehende Bonnie Milligan mit ihrem kleinen Sohn Josh im Bus eine blaue Mappe mit Noten findet, fasst sie spontan den Entschluss den Besitzer ausfindig zu machen. Zwischen den handschriftlichen Notenblättern findet sie einen Zeitungsartikel über dem berühmten Pianisten Robert Brenner und macht sich quer durch Dublin auf den Weg zum Haus des Professors. Als er die Noten sieht, reagiert er eigentümlich. Obwohl er abstreitet, dass es seine Mappe ist, erkennt er, wer eines der Lieder geschrieben hat und möchte sie Bonnie abkaufen. Bonnie reagiert ungehalten und macht sich mit der Mappe wieder auf dem Weg nach Hause. Als jedoch ein Wasserrohrbruch ihre Wohnung für einige Tage unbewohnbar macht, denkt sie nochmals über Brenners Angebot nach. Doch diesmal hat Brenner einen anderen Vorschlag: Bonnie soll ihn an einem ganz bestimmten Ort führen, wo er den Komponisten vermutet. Gemeinsam mit Josh und seinem Kater Sir Francis machen sich Bonnie und der Professor auf dem Weg entlang der Westküste Irlands nach Ballystone, einem kleinen Ort an dem jährlich ein großes Musikfestival stattfindet. Dort vermutet Brenner den geheimen Verfasser der Musikstücke.....

Claudia Winter erzählt die Geschichte rund um die Komposition von "Ein Lied für Molly" und dessen Hintergrund auf zwei Zeitebenen. Dabei lernen wir im Vergangenheitsstrang aus dem Jahr 2001 den deutschstämmigen Musiklehrer und Pianisten Robert Brenner kennen, der seinen Schülern die Musik näher bringen möchte.
Neben dem wunderbaren Schreibstil der Autorin, den ich bereits kenne, war für mich das Thema Musik ein weiterer Grund das Buch anzufragen. Ich liebe Musik und bin auch beruflich damit verbunden.
In der Gegenwart begleiten wir Robert Brenner, Bonnie und Josh auf ihren Roadtrip und der weiteren Suche nach dem Komponisten des Liedes "Für Molly".
Die äußerst eigenwilligen Dorfbewohner von Ballystone spielen dabei eine weitere große Rolle.
Mir hat - wie fast immer - der Teil aus der Vergangenheit ein kleines bisschen besser gefallen, als die Handlung in der Gegenwart.

Claudia Winter bezauberte mich ein weiteres Mal mit ihrem neuen Roman, der diesmal in Irland spielt. Sie fängt den Charme der Grünen Insel ganz wunderbar ein. Die bildhafte Landschaftsbeschreibung und das Dorfleben wird von der Autorin sehr lebendig dargestellt. Ich sah die grünen Hügel vor mir und hörte die Wellen an die Klippen schlagen. Am liebsten hätte ich mir beim Lesen noch ein Glas Whiskey gegönnt...einen irischen selbstverständlich..und dabei "Bittersweet Symphony" gehört.
Wem dies noch nicht genug ist, kann sich die Playlist der Autorin anhören oder die am Ende niedergeschriebenen Rezepte zum Nachkochen ausprobieren. Béile!

Mit ihrem bezaubernden und bildhaften Schreibstil hat mich die Autorin ein weiteres Mal überzeugt.

Fazit:
Ein wunderbarer Wohlfühlroman, der einem in die Welt der Musik und nach Irland entführt. Mir hat diese berührende Geschichte über das Leben, die Musik, die Liebe und den Mut zum Neuanfang sehr gut gefallen und empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Tolle Fortsetzung, die den ersten Band toppt

Die Blüte der Novemberrosen
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Vor kurzem habe ich den ersten Teil um Sophie Brinkhoff und ihre Familie gelesen, der mir gut gefallen hat. Ich nahm eigentlich an, dass die Teile der "Fünf Schwestern Saga" auf die einzelnen Schwestern ...

Vor kurzem habe ich den ersten Teil um Sophie Brinkhoff und ihre Familie gelesen, der mir gut gefallen hat. Ich nahm eigentlich an, dass die Teile der "Fünf Schwestern Saga" auf die einzelnen Schwestern aufgeteilt sind, was jedoch ein Irrtum ist. Sophie ist auch in Band zwei wieder unsere Hauptfigur.
Die Ehe mit Ernst wird zunehmen schwieriger. Karl und Sophie bleiben weiterhin in Kontakt, auch wenn Ernst seiner Frau das Leben immer schwerer macht. Er versucht Sophie noch mehr zu unterdrücken und bei ihrer Familie als leidend darzustellen. Doch sie lässt sich nicht so schnell unterkriegen und kämpft um ein eigenständiges Leben und ihre große Liebe. Doch als Frau hat sie keinerlei Rechte....

In "Die Blüte der Novemberrosen" begleiten wir Sophie im Zeitraum von 1852 bis 1871. Sie legt auch in diesem Band eine tolle Charakterentwicklung hin. Dabei lesen wir abwechselnd aus der Sicht von Sophie und Karl.
Als Leser erfahren wir mehr über das Leben von Sophies Schwestern, die jedoch weiterhin Randfiguren bleiben, Karls karges Leben mit Ehefrau und Tochter, sowie die Weiterentwicklung in der Brinkhoffschen Lokomotivfabrik. Die Industralisierung, sowie die Kluft zwischen Bürgertum, den Neureichen und Arbeitern ist wieder ein großes Thema. Die Klassenunterschiede der Gesellschaftsschichten werden dem Leser fantastisch und anschaulich nähergebracht. 1866 gibt es einen weiteren historischen Punkt: der deutsch-deutsche Krieg, der die Handlung vorantreibt.
Die Autorin hat sehr gut recherchiert. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Sitten der damaligen Zeit, sowie die bildhafte Darstellung der Schauplätze sind gelungen. Besonders gefallen hat mir auch die Einbindung einer der ersten Heißluftballon-Fahrten in die Handlung.

Ich möchte nicht zu viel über den Inhalt von Band zwei erzählen, der auf die Handlung des ersten Bandes aufbaut. Martha Sophie Marcus hat mich jedoch mit diesem Teil eine Achterbahn der Gefühle erleben lassen. Die Figuren sind lebendig und ich habe mit ihnen mitgelitten oder mich furchtbar über sie geärgert. Auch diesmal konnte mich die Autorin mit ihrem bildhaften Schreibstil richtig fesseln und auch überraschen. Beim ersten Band habe ich ja noch kritisiert, dass mir vieles zu offensichtlich war. Das ist diesmal nicht der Fall. Im Gegenteil! Auf den letzten hundert Seiten hat sie mir mit einer unerwarteten Wendung das Herz herausgerissen. Zum Ende hin häufen sich die vielen Schicksalschläge, was mir fast zu viel war.

Fazit:
Eine sehr gelungene Fortsetzung der Reihe, die mir um einiges besser gefallen hat als Band Eins. Die Autorin punktet auch diesmal wieder mit viel Gefühl, Spannung und Drama. Ich bin schon sehr auf den nächsten Band gespannt!

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Harte Jugendjahre

Johanna
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1979 wurde dieser Roman von Renate Welsh erstmals veröffentlicht. Letztes Jahr hat die Autorin ihrer Hauptprotagonistin Johanna eine Fortsetzung mit dem Titel "Die alte Johanna" auf den Leib geschrieben. ...

1979 wurde dieser Roman von Renate Welsh erstmals veröffentlicht. Letztes Jahr hat die Autorin ihrer Hauptprotagonistin Johanna eine Fortsetzung mit dem Titel "Die alte Johanna" auf den Leib geschrieben. Der Czernin Verlag hat daraufhin den ersten Teil neu aufgelegt und ein gemeinsames Erscheinungsbild für beide Romane geschaffen.

Die Autorin schreibt größtenteils Jugendbücher, wo auch dieser Roman eingeordnet ist. Ich würde es jedoch als Erwachsenenroman empfehlen, auch wenn die Protagonistin zu Beginn ein 13 Jahre altes Mädchen ist.
Renate Welsh erzählt die Geschichte von Johanna, die in den 1930iger Jahren in einem österreichischen Dorf im Burgenland als uneheliches Kind zur Welt kommt. Als 13jährige schickt sie ihre Ziehmutter nach Niederösterreich, wo sie eine Schneiderlehre beginnen soll. Doch Johanna landet zuerst für eine Nacht im Armenhaus und wird danach als Dienstmagd einem Bauern zugeteilt, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten muss - ohne Lohn, karger Kost und ohne jegliche Freizeit. Johanna gibt jedoch in all den Jahren, in denen sie gegen ihren Willen und unter menschenunwürdigen Bedingungen hart arbeiten muss, nicht auf. Sie beginnt für ihre Rechte und ihre Freiheit zu kämpfen.

Johanna ist ein Entwicklungsroman oder Coming-of-Age Roman, der kein Einzelschicksal der unterpriveligierten Schicht zu dieser Zeit darstellt. Es ist keine Geschichte einer glücklichen, unbeschwerten Kindheit. Vielmehr zeigt Renate Welsh die sozialen Missstände jener Zeit auf, wie Arbeitskräfte und auch Kinder ausgebeutet wurden. Zusätzlich erhält man ein sehr authentisches Bild der 30iger Jahre, wo "Dirn und Knecht" keinerlei Rechte hatten. Als "Bankert" (uneheliches Kind) geboren, war man in der Gesellschaft nochmals eine Stufe unter allen anderen.
Die politische Situation des damaligen Österreichs ist in den Dreißiger Jahren im Umbruch. Die Menschen sind geprägt von Armut und der Nationalsozialismus ist im Kommen.

Die landschaftlichen Beschreibungen sind bildhaft und waren für mich als Niederösterreicherin sehr gut einzuordnen. Ich erkannte viele Orte und fühlte mich heimisch. Das Landleben wird äußerst authentisch beschrieben. Heutige Jugendliche können sich dieses Leben gar nicht mehr vorstellen, was auch gut ist. Trotzdem sollte diese Lektüre ihnen auch vor Augen führen, wie Kinder und Jugendliche damals aufwuchsen.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen und dem jugendlichen Leser angepasst. Renate Welsh schreibt einfühlsam und bildhaft. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit und verknüpft Zeitgeschichte mit einer berührenden Lebensgeschichte eines jungen Mädchens.

Fazit:
Ein Roman, der unter die Haut geht und der nach so langer Zeit nach der Erstveröffentlichung noch genauso fesselt und berührt. Zeitgeschichte der etwas anderen Art, die mich sehr bewegt hat. Von mir gibt es eine Empfehlung!

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Es ist nie zu spät für ein Abenteuer

Die Reise der Sommerfrauen
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Zwei Mal im Jahr ist es Zeit für einen neuen Sarah Morgan Roman: im Frühling/Sommer und zur Weihnachtszeit.
Wie auch schon die letzten Male hat mich die Autorin wieder einmal mit ihrer Geschichte um drei ...

Zwei Mal im Jahr ist es Zeit für einen neuen Sarah Morgan Roman: im Frühling/Sommer und zur Weihnachtszeit.
Wie auch schon die letzten Male hat mich die Autorin wieder einmal mit ihrer Geschichte um drei sehr unterschiedliche Frauenfiguren begeistern können.

Kathleen ist eine lebenslustige Über-80jährige. Sie wohnt in einem kleinen Cottage in Cornwall und weiß sich auch während eines nächtlichen Überfalls gegen den Einbrecher zu wehren. Mit ihrer Bratpfanne schlägt sie dem Dieb eines über. Ihre Tochter Liz und ihr Mann Sean sind jedoch überzeugt, dass es mittlerweile für Kathleen viel zu gefährlich in ihrem abgelegenen Häuschen ist. Sie überlegen das Cottage zu verkaufen und Kathleen in ein Seniorenheim zu stecken. Doch Kathleen ist alles andere als damit einverstanden. Als ehemalige Moderatorin einer Reisesendung ist sie jahrelang durch die Welt gereist und hat für ihre Show "The Summer Seekers" gelebt. Was soll sie in einem Seniorenheim?
Einen Traum möchte sich Kathleen noch erfüllen und die legendäre Route 66 von Chicago bis Santa Monica befahren. Sie engagiert eine Reisebegleitung, die sie quer durch die USA kutschieren soll. Als sich die 25jährige Martha bei Kathleen vorstellt, ist die Reise trotz Lizas Bedenken fixiert. Martha ist ebenfalls glücklich, denn obwohl sie nicht gerne Auto fährt, möchte sie ihrem schwierigen Elternhaus entfliehen. Das Jobangebot von Kathleen kommt damit gerade richtig.

Die drei Frauen, deren Geschichte wir abwechselnd verfolgen, sind sehr unterschiedlich. Mit Liza konnte ich mich sehr gut identizifizieren. Als berufstätige Mutter managt man das gesamte Familienleben und stellt sich selbst hinten an. Liza wird von allen Familienmitglieden nur ausgenutzt. Ein Dankeschön gibt es nie - eher Gemotze von den Kindern und ein vergessesner Hochzeitstag vom Ehemann, der das Fass zum Überlaufen bringt. Doch wie entkommt Liza dem Stress des Alltags?
Obwohl sich Kathleen und Liza nicht wirklich nahe stehen, erkennt Kathleen, dass ihre Tochter dringend eine Auszeit benötigt. Mit der Bitte ein Auge auf ihren Kater Popeye zu haben, während sie durch die USA tingelt, ermöglicht sie Liza eine kleine Auszeit. Liza erkennt, dass sie so nicht mehr weitermachen kann und bleibt kurzfristig für einige Zeit im Cottage ihrer Mutter. Sie beginnt wieder zu malen und erinnert sich an ihre Träume, die sie vor der Geburt ihrer Zwillinge hatte...

Aber auch Kathleen hat eine Vergangenheit, die sie bedrückt und die der wahre Grund ist, warum sie die Route 66 und vorallem kalifornien bereisen möchte. Einfühlsam entlockt Martha Kathleen nach und nach ihre Geschichte und es entsteht eine ganz besondere Freundschaft zwischen den Beiden. Martha gewinnt an Selbstvertrauen und wächst schlussendlich über sich selbst hinaus.

Alle drei Frauen stehen durch ihr unterschiedliches Alter an völlig anderen Punkten in ihrem Leben angelangt. Trotzdem haben alle von ihnen erhebliche Probleme, die es zu bearbeiten gilt.

Schreibstil:
Sehr viel brauche ich eigentlich nicht mehr über den Schreibstil von Sarah Morgan schreiben...nicht umsonst freue ich mich jedes Mal aufs Neue auf ihre Bücher. Wie gewohnt erzählt die Autorin abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren, sodass wir jederzeit sehr nah am Geschehen sind. Es gibt wunderbare Dialoge mit viel Lebensweisheiten und klugen Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Sarah Morgan hat auch diesmal ihrer Geschichte wieder Tiefgang verliehen und tief verschüttete Probleme angesprochen.

Durch den Roadtrip auf der Route 66 und durch Lizas Aufenthalt in Cornwall erhalten wir zusätzlich viele landschaftliche Eindrücke. Genauso mag ich es.
Einzig das Ende kam mir fast etwas zu schnell und überhastet. Aber das ist jetzt schon meckern auf hohem Niveau.

Fazit:
Ein weiterer wundervoller Roman von Sarah Morgan, der viel mehr Tiefgang hat, als das Cover vermittelt. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und bin mit Kathleen und Martha entlang der Route 66 gefahren und war mit Liza in Cornwall am Meer. Nach dem Motto: Man ist nie zu alt für eine Veränderung oder ein Abenteuer!

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