Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2022

Fesselnd

Das Verschwinden der Linnea Arvidsson
0

Im Fokus der Geschichte, die im schwedischen Malmö spielt, steht eine Einwandererfamilie aus Kroatien. Die Familie hat drei Kinder, Lydia,Mila und Dani, und große Pläne, doch nach dem Tod der Mutter verlieren ...

Im Fokus der Geschichte, die im schwedischen Malmö spielt, steht eine Einwandererfamilie aus Kroatien. Die Familie hat drei Kinder, Lydia,Mila und Dani, und große Pläne, doch nach dem Tod der Mutter verlieren sie den Boden unter den Füßen. Die Familie bricht auseinander und Dani gerät in die falschen Kreise.



Als die Studentin Linnea Arvidsson verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Dani, denn er hatte zuletzt Kontakt zu ihr, was ein Überwachungsfoto eindeutig beweist. In dem fesselnden Spannungsroman von Frida Skyböck geht es um Vorurteile, Ausländerfeindlichkeit, Ausgrenzung, soziale Strukturen in einer Gesellschaft aber auch um Geschwisterbeziehungen, Paarbeziehungen und Beziehungen innerhalb von Familien.



Sehr gut gefallen hat mir aus der Ich Perspektive unterschiedlicher Personen zu lesen. Das hatte ich gar nicht erwartet. Die Autorin erreicht damit aber, dass wir diesen Personen besonders nahe kommen und uns besser in sie hineinfühlen können. Der Roman ist ein wirklicher Pageturner, und gerade zum Ende hin konnte ich ihn kaum zur Seite legen. Das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu schnell und war mir auch etwas zu glatt, aber es war durchaus zufriedenstellend.



Alles in allem hat das Buch meine Erwartungen übertroffen, und ich empfehle es sehr gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2022

Medizinhistorisches - Der 3. Teil der Charité Reihe

Die Charité: Neue Wege
0

Wir befinden uns im Jahr 1858, als das Hausmädchen Sophie ohne eigenes Verschulden und ohne Referenzen auf die Straße gesetzt wird, damit der Sohn des Hauses nicht noch auf die Idee kommt sie ehelichen ...

Wir befinden uns im Jahr 1858, als das Hausmädchen Sophie ohne eigenes Verschulden und ohne Referenzen auf die Straße gesetzt wird, damit der Sohn des Hauses nicht noch auf die Idee kommt sie ehelichen zu wollen. Sophie ist verzweifelt, hat sie doch keine Familie, die sie finanziell unterstützten kann, und ohne Zeugnis ist in Berlin keine Arbeit zu bekommen. Unterschlupf gewährt man ihr nur im Freudenhaus an der Königsmauer, wo sich die Schulden zunächst anhäufen und dann abgearbeitet werden können. So widerlich Sophie die Freier auch sind, sie findet tatsächlich auch treue Freundinnen. Auszeiten haben die Frauen immer dann, wenn sie sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt haben und vom Amtsarzt aus dem Verkehr gezogen und die Charité geschickt werden. Die Syphilis ist der Schrecken jener Tage und Prostituierte, die sich der Gefahr daran zu erkranken sowieso ständig aussetzen, könnte man doch zum Wohle der Wissenschaft mal ein paar Experimenten aussetzen, denkt sich ein verbissener Doktor in der Charité. Mit Grausen erfährt man im Nachwort, dass es diesen Arzt tatsächlich gegeben hat.


Vieles was im Buch erzählt wird, orientiert sich streng an der Historie. Ulrike Schweikert und Petra Grill haben hervorragend recherchiert und eine spannende und interessante Geschichte erzählt. Zeitlich schließt dieser 3. Teil an den 1. Band der Reihe an und befasst sich im Wesentlichen mit der Entwicklung der Abteilung für Syphilitische Krankheiten. Natürlich wird auch das politische Geschehen mit erzählt und wir verfolgen den Werdegang der sympathischen Protagonistin Sophie Ahlbeck, die in einer Zeit lebte, in der es für Frauen, insbesondere aus den unteren Schichten, unglaublich hart war zu überleben. Und auch die Gesundheitsversorgung ließ noch sehr zu wünschen übrig, so dass man froh und dankbar sein kann in einer anderen Zeit geboren worden zu sein.


Wie schon die beiden Vorgängerbände ist auch dieser 3. Teil der Charité Reihe wieder ein großer Lesespaß und sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2022

Doppelleben

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
0

Für den prominenten Schriftsteller Manuel Ortigosa bricht eine Welt zusammen, als er vom Unfalltod seines Ehemannes Àlvaro erfährt. Nicht nur das Manuel die Liebe seines Lebens verloren hat, er erfährt ...

Für den prominenten Schriftsteller Manuel Ortigosa bricht eine Welt zusammen, als er vom Unfalltod seines Ehemannes Àlvaro erfährt. Nicht nur das Manuel die Liebe seines Lebens verloren hat, er erfährt plötzlich Dinge über ihn, die Ihn zweifeln lassen seinen Mann wirklich gekannt zu haben. Àlvaro fuhr offensichtlich mehrmals im Jahr zum Landsitz seiner adeligen Familie, wo er ein zweites geheimes Leben führte.

Die spanische Autorin Dolores Redondo hat ein fesselndes Familienepos geschrieben, dass gleichzeitig eine Kriminalgeschichte beinhaltet. Ich mochte nicht nur ihre wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, sondern auch ihre ungewöhnlichen und sehr authentischen Charaktere. Man spürt die Sonne Galiciens auf der eigenen Haut und ist ganz nah bei Manuel, der mit wechselnden Gefühlen versucht die 2. Seite seines toten Ehemannes vor Ort kennenzulernen und der sich verzweifelt fragt, wer dieser Mann war und ob Àlvaro’s Liebe zu ihm auch wirklich echt war.

Zusammen mit dem pensionierten Polizisten Nogueira und dem ehemaligen Schulfreund und heutigen Priester Lucas begibt sich Manuel bei der Adelsfamilie seines Mannes auf Spurensuche, denn hinter dem Unfall scheint mehr zu stecken als man anfänglich meint. Der gute Ruf der Adelsfamilie darf keinesfalls beschädigt werden und wird hier um jeden Preis geschützt wie sich schnell herausstellt, aber Manuel und Nogueira sind nicht bereit sich an diese Spielregel zu halten. Die Verflechtung von Adel und Kirche, Missbrauch und Vertuschung , Aberglaube und Traditionen und viele weitere spannende Themen greift die Autorin auf und lässt keine Minute Langeweile aufkommen.

Ich mochte den Roman sehr. Mein einziger Kritikpunkt ist, es hätte etwas straffer erzählt werden können.Ein Buch über 600 Seiten hätte dieser Roman nicht unbedingt werden müssen.

Wer literarisch gerne dunklen Familiengeheimnissen auf der Spur ist und sich nicht von der Seitenzahl schrecken lässt, dem kann ich diesen spannenden und tiefgründigen Roman auf jeden Fall empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.05.2022

Ungezähmt

Tiger
0

Schon das Cover finde ich super gelungen und richtig schön.

Es ist dem Tigerfell nachempfunden und leuchtet mit seinen metallischen Streifen auf schwarzem Grund.

Man erwartet also eine Geschichte über ...

Schon das Cover finde ich super gelungen und richtig schön.

Es ist dem Tigerfell nachempfunden und leuchtet mit seinen metallischen Streifen auf schwarzem Grund.

Man erwartet also eine Geschichte über Tiger in freier Wildbahn und befindet sich überraschenderweise aber zunächst in einem Zoo in England. Hier lernen wir die junge Forscherin Frieda kennen, deren Spezialgebiet Bonoboaffen sind und die mit Tigern eigentlich gar nichts zu tun hat. Dennoch wird von ihr in ihrer Eigenschaft als Tierpflegerin, die sie nach dem Rauswurf aus ihrem Forschungsauftrag jetzt ist, verlangt, dass sie sich um eine neu aufgenommene Tigerin aus der sibirischen Taiga kümmert, die in einem sehr schlechten Zustand ist. Frieda ist zunächst nicht begeistert, findet aber immer mehr Zugang zu der faszinierenden Raubkatze.

Der 2.Teil des Buches springt mit dem Leser in die russische Taiga zu Tomas und seinem Vater Iwan. Die beiden haben ein Tigerreservat geschaffen und versuchen für die immer selteneren Tiger einen Schutzraum zu schaffen, in dem diese nicht bejagt werden können.

Diese Bemühungen sind auch dem Prösidenten zu Ohren gekommen, und mit großer Aufregung werden Vorkehrungen getroffen, um den General, der seinen Besuch angekündigt hat, gebührend zu beeindrucken.

Im 3.Teil des Buches lernen wir dann schließlich Edit kennen, Sie entstammt einem indigenen Volk Sibiriens, den Udehe und lebt mit ihrer kleinen Tochter im Wald. Sie versucht ebenso wie die Tiere in ihrer Umgebung in dem schneereichsten Winter seit langem zu überleben.

Sogar in den Kopf eines Tigers bekommen wir einen kurzen Einblick und der sibirische Tiger ist dann letztendlich auch das verbindende Element zwischen allen Teilen dieses Buches. Am Ende werden sie zusammengeführt, aber man braucht zwischendurch ein bisschen Geduld.

Ich fand das Buch hat sich immer mehr gesteigert und mich am Ende sehr zufrieden zurückgelassen, auch wenn Frieda jetzt nicht mein liebster Charakter war. Sie hat mich in ihrem Handeln gerade zu Beginn des Buches etwas irritiert.

Begeistert hat mich auf jeden Fall die Sprache und die tollen Naturbeschreibungen.Man konnte sich einen Tiger in freier Wildbahn sehr gut vorstellen. Wie traurig dagegen die endlos hin und her wandernden Könige des Waldes hinter den Gitterstäben eines Zoos. Der Roman ist ein sehr lesenswertes Plädoyer für den Artenschutz, dass ich unbedingt weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2022

Ein außergewöhnliches Debüt

Eine Nacht, Markowitz
0

Ayelet Gundar-Goshen‘s Debüt 2012 ( übersetzt ins Deutsche 2015), ist ein Roman, der zu Gründerzeit Israels spielt. Antiheld Jakob Markowitz hat ein Allerweltsgesicht, mit dem er wunderbar zum Waffenschmuggler ...

Ayelet Gundar-Goshen‘s Debüt 2012 ( übersetzt ins Deutsche 2015), ist ein Roman, der zu Gründerzeit Israels spielt. Antiheld Jakob Markowitz hat ein Allerweltsgesicht, mit dem er wunderbar zum Waffenschmuggler taugt aber von den Frauen kaum wahrgenommen wird. Dafür hat er einen sehr auffälligen Freund, Seev Feinberg, mit einem gewaltigen Schnauzbart und einer natürlichen Autorität, der jedem Rock hinterherhechelt und sich durch seine ungestüme Triebhaftigkeit schnell in Gefahr bringt. Obwohl heftig in die leidenschaftliche Sonia verliebt, kann er den Verlockungen des Fleisches nicht widerstehen und betrügt sie permanent und ohne große Reue.

Die beiden ungleichen Freunde werden vom Irgun - Vizechef nach Europa geschickt, um dort Jüdinnen durch Heirat und Überführung nach Israel vor den Nazis zu retten. Selbstverständlich sollen die Scheinehen im Heiligen Land direkt nach der Ankunft wieder geschieden werden. Doch Jakob, dem Bella, die schönste aller Frauen zugelost wird, verweigert seiner Frischangetrauten den Scheidebrief, der in Israel für eine Scheidung zwingend notwendig ist, um eine Ehe wieder aufzulösen.



Das Buch war ganz anders als ich es erwartet hatte. Es kam mir ein bisschen wie ein israelisches Märchen vor. Die Sprache, die die Autorin in diesem Roman verwendet, ist ausgesprochen bildhaft und blumig. Wenn Frauen nach Orangen riechen, kann das einen Mann zuweilen in einen Liebestaumel versetzten. Ein kleiner Junge, der jedoch Pfirsichduft verströmt, hat ein Problem. Die Liebe und der Sex sind immer wieder Thema im Roman und gerade zu Beginn des Buches darf man ausschweifende Sexszenen lesen, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen. Ich fand es gut, dass diese mit viel Humor und Ironie geschrieben waren. Ich denke Gundar- Goshen wollte die Helden ihrer Geschichte, die immerhin Jüdinnen vor dem Nationalsozialismus gerettet haben, ( was im Übrigen auf einer wahren Begebenheit beruht), ein Stück weit von ihrem Sockel stoßen und zeigen, dass dies ganz normale Männer mit ganz normalen Schwächen waren.

Nach einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten hat mir der Roman richtig gut gefallen. Die Autorin kann einfach ganz wunderbar fabulieren , so dass das Lesen große Freude macht. Die Übersetzung ist großartig gelungen. So manche Metapher, manch ein Wortspiel bleiben mir sicher noch länger im Gedächtnis. Als Leser erlebt man hier wirklich alle Gefühlswelten zwischen höchstem Glück und tiefster Trauer. Außerdem lernt man ganz nebenbei so Einiges über die Gründerzeit Israels.

Das Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Von mir gibt es 4.5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere