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Veröffentlicht am 03.06.2022

Moderne Regency-Interpretation

Wie man sich einen Lord angelt
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Zur Rettung des verschuldeten Familien-Cottage für sich und ihre jüngeren Schwestern benötigt Katherine „Kitty“ Talbot eines: Geld. Viel Geld. Oder einen Mann mit viel Geld. Leider hat ebenjener grad ihre ...

Zur Rettung des verschuldeten Familien-Cottage für sich und ihre jüngeren Schwestern benötigt Katherine „Kitty“ Talbot eines: Geld. Viel Geld. Oder einen Mann mit viel Geld. Leider hat ebenjener grad ihre Verlobung zugunsten einer anderen Dame gelöst. Bleibt Kitty also nur noch der Angriff nach vorn: In Begleitung ihrer Schwester Cecily reist sie zur Männerjagd nach London. Hilfe bekommen die jungen Frauen von einer Freundin der verstorbenen Mutter. Der erste reiche Junggeselle ist auch schnell umgarnt, allerdings hat dessen großer Bruder noch ein Wort mitzureden und durchkreuzt Kittys Pläne. Aber wo ein Wille ist, sind noch andere Junggesellen.
Der Roman rund um die zielstrebige Kitty, die alles dafür tun würde, damit ihre jüngeren Schwestern ihr Heim behalten können, ist recht amüsant zu lesen, wenn auch hier und da mit einigen Längen. Nach und nach mogeln sich Kitty und ihre Schwester in die gehobene Gesellschaft Londons und versuchen, bei den richtigen Personen Anklang zu finden, um Einladungen zu wichtigen Veranstaltungen zu erhalten. Zwar wird Kitty für ihr auf den ersten Blick herzloses Verhalten mehrfach kritisiert, doch ihre Argumente bezüglich der geringen Möglichkeiten einer Frau, ihr Schicksal zu bestimmen, und warum sie ihren Verlobten rein geschäftsmäßig aussucht, halten wiederholt sämtlichen Beanstandungen stand. Insbesondere die kleinen Wortwechsel mit Lord Radcliffe, welcher eine Verlobung mit ihrem ersten Fang verhinderte, sind äusserst unterhaltsam.
Zwischen adliger Arroganz, Fettnäpfchen und rauschenden Bällen gibt es einige Nebenhandlungen rund um Kittys Schwester sowie Lord Radcliffes Bruder, welche leider erst zum Ende hin ausreichend Gewicht finden, nur um dann für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt zu werden. Auch kam mir Lord Radcliffes vom Krieg belastetes Seelenleben am Schluss etwas zu wundergeheilt vor. Inwiefern der Roman bezüglich der Zeit authentisch ist kann ich nicht beurteilen, dazu kenne ich mich historisch zu wenig damit aus. Auf mich wirkt es eher wie eine moderne Interpretation, einiges lief erstaunlich glatt, auch die Kleider wurden zügiger geliefert als heutzutage. Durch die Ballsaison rauscht die Autorin ziemlich schnell durch und macht in ihrem Buch in erster Linie an Stellen mit Arroganz- und Fettnäpfchen-Potential halt. Statt noch einer reichen Witwe, die Kitty von oben herab beäugt, hätt ich mir zur Abwechslung ein paar mehr Erlebnisse von Unternehmungen gewünscht, einfach ein paar mehr Eindrücke der jungen Frauen in der Großstadt, für die London doch das reinste Abenteuer ist. Das hätte die Atmosphäre etwas greifbarer gemacht, mir blieb sowas zu sehr auf der Strecke.
Ein amüsanter, vielleicht nicht ganz ernstzunehmender Regency-Roman rund um eine junge Frau, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen will und dabei fast ihr eigenes Herz vergisst.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Der Kampf gegen die Neverseen beginnt

Keeper of the Lost Cities – Das Tor (Keeper of the Lost Cities 5)
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Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend ...

Für Sophie und ihre Freunde der Geheimorganisation Black Swan wird immer deutlicher, dass die Rebellengruppe Neverseen eine ernstzunehmende Bedrohung für das Leben sämtlicher Völker ist, die es dringend aufzuhalten gilt. Da die Neverseen mittlerweile immer skrupelloser vorgehen, um ihre Pläne, Fintans Visionen, zu verwirklichen, müssen auch Sophie und ihre Verbündeten alle Möglichkeiten nutzen, um die Rebellen aufzuhalten.

„Manchmal muss alles erst schlimmer werden, bevor es wieder besser wird.“ (Keefe, S. 35)

Ein äusserst spannender fünfter Band, die Handlung zieht stark an und wird immer komplexer, die Feinde immer skrupelloser. Wobei der Fokus diesmal stark auf dem Kampf gegen Neverseen liegt. Mit diesem Band kommen mehrere, teils neue Charaktere zum tragen, die gekonnt miteinander interagieren. Persönliche Geheimnisse und Hintergründe werden gelüftet, tragende Schicksale ins Spiel geworfen. Insbesondere Keefe, der sich bereits im letzten Band zu einem dramatischen Schritt entschlossen hat, trägt wesentlich im Kampf gegen die Neverseen bei - mein persönlicher Held dieser Folge. Einige weitere Rätsel werden gelöst oder tragen als Cliffhanger dazu bei, weiterhin am Ball bleiben zu wollen.
Neben all der Spannung und den vielen Geheimnissen bremste lediglich die Eigenart der Autorin meinen Lesespaß aus, unnötige Klischees und Fäkalhumor in die Serie einzubauen, während die Teens eine befremdliche Abneigung gegen menschliche bzw. elfische Nähe zu haben scheinen. Schade, ohne diese Punkte wäre die Serie ein uneingeschränktes Lesehighlight, so kann ich den Band nur mit 4/5 Punkten werten.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Das Leben, der Tod und die Zeit danach

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Im einen Moment ist Wallace Price noch ein misanthroper Anwalt, im nächsten Moment - tot. Oder auch nicht, jedenfalls nicht so ganz. Denn eine Frau, die seinen Geist trotz seines Ablebens sehen kann, bringt ...

Im einen Moment ist Wallace Price noch ein misanthroper Anwalt, im nächsten Moment - tot. Oder auch nicht, jedenfalls nicht so ganz. Denn eine Frau, die seinen Geist trotz seines Ablebens sehen kann, bringt ihn in eine Teestube - ein Teestube? - in welcher Wallace auf aussergewöhnliche Charaktere trifft. Und einige davon sind ebenfalls tot, naja, so halbwegs, denn eigentlich ist dies nur ein Zwischenstadium zum wirklichen Jenseits. Hier bekommen einige nochmal die Chance, mit sich selbst oder anderen Personen ins Reine zu kommen, was Wallace dringend nötig hat - auch, wenn er das ganz anders sieht. Ist doch nicht seine Schuld, wenn kaum jemand ihn mag, oder etwa doch?
Das Buch behandelt den Tod sowie ein etwaiges Daseinsstadium im Anschluss auf fantastische ebenso wie emotionale Weise. Wallace bekommt die Chance, sein Leben zu reflektieren und von den anderen Bewohnern manch verborgende Seiten seines Charakters aufgezeigt. Aufgelockert wird das Thema durch einige recht amüsante Szenen, welche mir stellenweise fast schon zu albern wirkten. Ebenso kommen einige weitere Charaktere zu Wort, welche mal mehr, mal minder mit dem eigenen Tod oder dem eines geliebten Menschen zurecht kommen. Die Bewohner der Teestube sind recht unterschiedlich gezeichnete Charaktere, welche man beim Lesen lieb gewinnen kann, wenn man mag. Einzig Hugo, den Betreiber der Teestube, empfand ich als etwas blass, dafür sorgte er mit seinen Teezeremonien für eine einzigartige Atmosphäre sowohl für die lebendigen Gäste als auch für die Verstorbenen.
Eindeutig gefiel mir beim Lesen die liebevolle Herangehensweise an den Tod, welche dem Thema gekonnt den Schrecken des Verlustes nimmt. Ebenso wird im Roman die Gleichheit der Menschen, unabhängig von Geschlecht und Hautfarbe, äusserst angenehm dargestellt und einfach als Selbstverständlichkeit angenommen statt derlei Themen extra zu betonen. Einige Längen sowie der bereits genannte, manchmal überzogene Humor, nahmen mir ein wenig den Lesespaß, ansonsten kann ich den Schreibstil nur loben.
Ein mal ruhiges, mal bewegendes Buch, welches zum Lachen ebenso anregt wie zum Nachdenken.

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Veröffentlicht am 16.05.2022

Jugendthriller mit etwas Mystery

Ancora
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Ancora - ein von der Aussenwelt abgeschotteter Ort. Hier wollen Romy und ihre Freunde den Sommer verbringen, ohne Strom und Technik, wie in früheren Zeiten. Dass den Ort ein Geheimnis umgibt verdrängt ...

Ancora - ein von der Aussenwelt abgeschotteter Ort. Hier wollen Romy und ihre Freunde den Sommer verbringen, ohne Strom und Technik, wie in früheren Zeiten. Dass den Ort ein Geheimnis umgibt verdrängt Romy zunächst - bis sie auffällige Parallelen zu einem Gedicht ihrer Mutter feststellt, welches ein tödliches Ende prophezeit. Gibt es einen Zusammenhang mit diesem mysteriösen Chemieunfall, der angeblich mal in dieser Gegend stattgefunden haben soll?
Ein Lob an den Autor, er weiß, wie man Spannung generiert und langsam Zweifel streut, ob man selbst den eigenen Freunden noch vertrauen kann oder nicht. Der Ort Ancora und die Geschehnisse werden nach und nach immer rätselhafter, entsprechend steigt die Spannung, was sich dahinter verbirgt und wer mit gefälschten Karten spielt. Etwas enttäuscht hat mich diesmal Romys nicht immer nachvollziehbare Begeisterung für den Initiationsritus des Ortes, ebenso fielen ihre Gedichte dafür, dass sie so begeistert und seit langem schreibt, doch recht fade aus. Und auch einige andere Personen waren mir in ihrer Handlungsweise etwas zu schräg drauf. Diese Kritikpunkte konnte der atmosphärische und spannende Schreibstil zum Glück ausreichend ausgleichen, so dass mir das Buch letztendlich viel Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Willkommen in der Welt der Pyrenäen

Singe ich, tanzen die Berge
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Ein aussergewöhnlicher und poetischer Roman, der einen Bogen spannt über mehrere Jahrzehnte, in denen die Bewohner eines Dorfes in den Pyrenäen ebenso zu Wort kommen wie katalanische Legenden und die Natur ...

Ein aussergewöhnlicher und poetischer Roman, der einen Bogen spannt über mehrere Jahrzehnte, in denen die Bewohner eines Dorfes in den Pyrenäen ebenso zu Wort kommen wie katalanische Legenden und die Natur selbst.
Fixpunkt ist im Roman ein kleines Dorf in der Pyrenäen samt Umgebung. Nach und nach bringt die Autorin einige Bewohnerinnen und Bewohner samt ihrer Vorfahren und Nachkommen in Verbindung mit früheren Bewohnern aus der Zeit der Hexenverfolgung, dem Bürgerkrieg oder mit legendären Wesen und Geistern, welche in dieser Gegend vorkommen bzw. vorkommen könnten. Dabei spannt sie den Bogen immer weiter, nur um zum Schluss einen von mehreren möglichen Kreisen zu schließen. Aussergewöhnlich ist, dass die Autorin auch die Natur selbst zu Wort kommen lässt, Tiere, Pflanzen, Naturgewalten. Manche dieser Kapitel fand ich faszinierend, relativierten sie doch das Leben der Menschen. Manche Kapitel aus der Welt neben den Menschen hingegen empfand ich als zu sehr vermenschlicht, diese konnten mich nicht überzeugen. Besonders im letzten Drittel schwand mir der Zauber beim Lesen zu sehr, wobei mir die Aussage am Schluss sowie deren sinnbildliche Darstellung wiederum recht gut gefielen.
Das Buch gleicht ein wenig einem Lese-Experiment, auf welches man sich einlassen muss. Der Stil ist poetisch, so manches wird eher indirekt oder abstrakt als direkt ausgedrückt, vieles lädt zum Nachdenken oder Weiterdenken ein. Definitiv kein Mainstream, sondern die Autorin beschreitet ihren eigenen, kreativen Weg. Ein Werk zum darin eintauchen, träumen und Gedanken schweifen lassen.

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