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Veröffentlicht am 23.06.2022

Ein Mann vom Planeten Anthea

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Nach "Damengambit" wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von Walter Tevis lesen und so kam ich zu dieser Leserunde. Das Buch wurde schon 1963 geschrieben und es endet 1990, also in einer damals fernen ...

Nach "Damengambit" wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von Walter Tevis lesen und so kam ich zu dieser Leserunde. Das Buch wurde schon 1963 geschrieben und es endet 1990, also in einer damals fernen Zukunft.
Ein Mann, der sich Thomas Jerome Newton nennt, streift durch Kentucky und sucht nach einem neuen Leben. Er entpuppt sich als Wesen vom Stern Anthea und er hat eine Mission, nämlich die Reste seines Volkes auf die Erde zu bringen. Dafür bracht er ein Raumschiff und natürlich viel Geld. Da er aber einige Erfindungen von seinem Planeten mitgebracht hat, wird er bald ein reicher Mann und kann es sich leisten dieses Raumschiff zu bauen. Dabei sind ihm der Chemiker Nathan Bryce und die junge Betty Joe behilflich.
Der Leser weiß recht schnell, dass Newton ein Außerirdischer ist, die Welt ringsum hält ihn aber für einen Exzentriker, denn er schläft fast nie und hat auch sonst einige Besonderheiten. Besonders gravierend ist seine Einsamkeit, die er in Alkohol zu ertränken versucht, er sehnt sich nach seinem Volk und betrachtet die Merkwürdigkeiten der Erdenmenschen aus der Distanz seines großen Wissens. Er will den Frieden bringen, aber die Menschen verstehen ihn nicht.
Das Buch ist zwar fast sechzig Jahre alt, aber es ist noch immer aktuell und heute vielleicht mehr denn je. Das vergebliche Streben Newtons nach Vernunft und Frieden ist deprimierend, aber genau dadurch bleibt das Buch unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Sommerroman mit Tiefgang

Ein unendlich kurzer Sommer
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Gustav hat Krebs im Endstadium, Lale hat kürzlich ihren Bruder durch einen Unfall verloren, Christophes Mutter ist nach langer Demenzkrankheit gestorben, Florian hat eine leichte Behinderung und wird von ...

Gustav hat Krebs im Endstadium, Lale hat kürzlich ihren Bruder durch einen Unfall verloren, Christophes Mutter ist nach langer Demenzkrankheit gestorben, Florian hat eine leichte Behinderung und wird von seiner Mutter überbehütet. Diese vier Menschen treffen auf einem heruntergekommenen Campingplatz an einem See zusammen. Sie alle tragen Verletzungen mit sich und das Zusammenleben ist nicht einfach. Noch schwieriger wird es, als Lale und Chris sich verlieben und Lales Mann auftaucht.
Das Buch ist ein leicht zu lesender Sommerroman, aber er ist niemals platt oder kitschig. Kristina Pfister schafft es eine sehr intensive Atmosphäre zu erzeugen, die plastische Bilder im Kopf entstehen lässt und der Fantasie viel Raum lässt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn es ist nicht so vorhersehbar wie viele der "leichten" Romane, die man sonst auf dem Markt findet. Es schafft den schwierigen Spagat zwischen sommerlicher Leichtigkeit und Anspruch.
Deshalb gibt es von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Ziemlich brutal

Oxen. Noctis
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Niels Oxen, den man aus den vier Vorgängerbänden kennt, hat sich mit Hilfe der Psychologin Leyla wieder gefangen, nachdem er durch seine Kriegseinsätze traumatisiert wurde. Nun hilft er anderen Veteranen ...

Niels Oxen, den man aus den vier Vorgängerbänden kennt, hat sich mit Hilfe der Psychologin Leyla wieder gefangen, nachdem er durch seine Kriegseinsätze traumatisiert wurde. Nun hilft er anderen Veteranen bei der Bewältigung ihrer Traumata. Allerdings wird er wieder als Berater zum PET, den dänischen Inlandsgeheimdienst, hinzugezogen, als mehrere Veteranen umgebracht wurden. Zusammen mit Margrethe Falck und der jungen Sally Finnsen sucht er nach Spuren, doch es ist schwierig. Allerdings hat er als ehemaliger Elitesoldat Vorteile, denn er kennt das Milieu. Als er schließlich eine Spur findet, wird es sehr gefährlich und Oxen landet in einem Albtraum, aus dem er nicht mehr erwachen will. Nur der Gedanke an seinen Sohn Magnus erhält ihn am Leben. Währenddessen suchen seine Mitstreiter fieberhaft nach Verbindungen und zapfen dabei auch alte Kontakte im Ausland an.

Der erste Teil des Buches ist zwar spannend, aber nicht atemberaubend. Erst im zweiten Teil kommt wirklich atemlose Spannung auf, allerdings geht Jensen dabei auch an die Grenzen des Erträglichen, das ist schon sehr brutal. Sehr gut hat mir die neue Figur der Sally Finnsen gefallen, sie bringt noch einmal neue Facetten in den Ablauf.

Wie auch die Vorgängerbände ist das Buch hervorragend geschrieben und hält die Spannungskurve bis zum Schluss. Ich rate aber dazu, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn sonst fehlen Informationen über die Beziehungen in dem Team.

Wer keine Angst vor harten Szenen hat, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Das ist kein Cosy-Krimi...

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Unterhaltsamer Lesespaß

Willkommen in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 1)
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Die Lehrerin Ilva Feddersen kehrt nach einigen Jahren in Hamburg zurück nach SPO, um ihre Eltern zu unterstützen. Gleich am ersten Abend aber liegt ein Toter in den Dünen, ein Architekt, der eine großes ...

Die Lehrerin Ilva Feddersen kehrt nach einigen Jahren in Hamburg zurück nach SPO, um ihre Eltern zu unterstützen. Gleich am ersten Abend aber liegt ein Toter in den Dünen, ein Architekt, der eine großes Hotel mitten im Naturschutzgebiet bauen wollte. Damit stieß er im Ort auf Widerstand, besonders Ilvas Jugendfreund Eike organisierte die Proteste. Gemeinsam mit ihren alten Freundinnen und Freunden und ihrem Bruder, dem Polizisten Ernie, stellt Ilva Nachforschungen an. Und sie entdecken viele dunkle Geheimnisse...

Das Buch liest sich schnell und leicht. Spannung kommt vor allem am Ende auf, ansonsten wird viel Nordsee-Atmosphäre eingefangen und viel Lokalkolorit. Die Kapitel sind kurz und in der Überschrift bekommt man direkt einen Einblick in die Örtlichkeit, das trägt viel zur schnellen Orientierung bei. Das Buch wird nie langweilig, denn immer wieder überraschten mich neue Entwicklungen. Das Ende fand ich dann allerdings nicht ganz überzeugend, es schien mir etwas zu weit hergeholt. Die Protagonisten sind sympathisch und man kann mit ihren fühlen.

Insgesamt ein locker geschriebener Krimi, den man leicht lesen kann und von dem man gut unterhalten wird, ohne dass er großen Ansprüche stellt. Ein echter Urlaubskrimi, mit dem man sich an die Nordsee träumen kann!

Besonders gelungen finde ich auch das Titelbild, typisch Nordsee mit Leuchtturm und Schafen, echt witzig!

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Aufregende Reise

Der Flussregenpfeifer
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Mit einem Klepper-Faltboot von Ulm nach Zypern? Diese wahnwitzige Idee hat Oskar Speck, als er 1932 einen Job auf der Insel Zypern angeboten bekommt. Geld hat er nicht, dafür aber ein altes Faltboot von ...

Mit einem Klepper-Faltboot von Ulm nach Zypern? Diese wahnwitzige Idee hat Oskar Speck, als er 1932 einen Job auf der Insel Zypern angeboten bekommt. Geld hat er nicht, dafür aber ein altes Faltboot von seiner Schwester und viel Mut der Verzweiflung. So paddelt er von Ulm aus auf der Donau nach Süden. Aber Zypern ist nur eine Zwischenstation. Nach sieben Jahren ist er in Australien angekommen, denn er konnte einfach nicht aufhören zu paddeln. Die junge Gili, die er in Surabaya zurückgelassen hat, ist noch immer seine große Sehnsucht.

Das Buch ist ein ganz bemerkenswertes Debüt. Die Geschichte beruht auf der wahren Lebensbeschreibung von Oskar Speck, die in einem australischen Museum aufbewahrt wird, sie ist aber viel mehr als eine Biografie. Es wird nicht stringent erzählt, sondern Episoden der Fahrt und die Erlebnisse anderer Beteiligter reihen sich wie hingetupft aneinander. Oskar begegnet Menschen, verliert sie wieder aus den Augen und bleibt dabei immer auf sein Ziel fixiert. Er leidet Hunger und Durst, stirbt fast an Malaria, wird beinahe ermordet, kommt in ein grausames Kriegsgefangenenlager - aber Tobias Friedrich bleibt bei seiner kühlen, fast unbeteiligten Beschreibung der Ereignisse. Nur wenn es um Gili geht, dann schimmern Emotionen durch.

Ich würde das Buch nicht unbedingt einen Abenteuerroman nennen. Es ist spannend, aber man muss sich erst an diese Art des Schreibens gewöhnen und braucht schon mindestens hundert Seiten dafür, um alles einordnen zu können, zumal Friedrich in den Zeiten besonders am Anfang sehr hin und her springt.

Besonders die manchmal wunderschönen Sätze, die wie gemeißelt oder gemalt auf mich wirkten und das Geschehen und die Tropen lebendig werden lassen, haben mir gut gefallen.

Das Durchhalten lohnt sich!

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