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Veröffentlicht am 30.08.2022

Interessante Inselgeschichte

Sturm über dem Inselsalon
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Nachdem ich die beiden ersten Bände der Inselsalon-Reihe von Sylvia Lott als Leseexemplare zugeschickt bekommen hatte, war ich zuerst skeptisch. Liebesgedöns? Kitsch? Aber meine Befürchtungen bewahrheiteten ...

Nachdem ich die beiden ersten Bände der Inselsalon-Reihe von Sylvia Lott als Leseexemplare zugeschickt bekommen hatte, war ich zuerst skeptisch. Liebesgedöns? Kitsch? Aber meine Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht.

Ich habe mich vor allem für die Bücher interessiert, weil sie auf der ostfriesischen Insel Norderney spielen, die ich seit vielen Jahren gut kenne. Das Buch führt zurück ins Jahr 1914, der erste Weltkrieg hat begonnen und die Männer müssen in den Krieg ziehen. Schon bald sind die Frauen auf sich gestellt und müssen ums Überleben kämpfen, dazu kommt die Ungewissheit über das Schicksal der Männer. Bald treffen die ersten Todesmeldungen ein. Die Kurgäste bleiben aus und statt dessen werden auf der Insel Verletzte gepflegt. Das alles geht auch nicht spurlos am Inselsalon und den beiden Hauptfiguren Frieda und Grete vorbei.

Der zweite Band ist ernsthafter und problembeladener als der erste Band, der von den "goldenen Zeiten" vor dem Krieg erzählte. Starke Frauen, die um ihr Leben und ihr Glück kämpfen, stehen im Mittelpunkt. Dagegen wehren sich vor allem die Älteren gegen die Auflösung der gewohnten Ordnung. Ein uraltes Thema und auch heute noch aktuell!

Mit hat die Beschreibung der Hauptfiguren sehr gut gefallen, sie sind nicht eindimensional, sondern haben gute und schlechte Seiten, Zweifel und Probleme. Dass es manchmal etwas kitschig wird, gehört zu so einem Roman einfach dazu.

Sylvia Lott schreibt gut lesbar, manchmal kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Gut gefallen haben mir auch die Inselkarte und die alten Fotos auf den inneren Einbänden. Das Cover dagegen war mir zu blass.

Viele Stellen auf der Insel habe ich wiedererkannt, aber es hat sich auch viel verändert.

Ich bin gespannt auf den nächsten Band, die neuen Probleme deuten sich ja schon an.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Interessanter Ansatz

Pirlo - Falsche Zeugen
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Da ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen hatte, fehlten mir einige Vorinformationen, aber da es immer wieder kleine Rückbezüge gab, kam ich trotzdem mit dem zweiten Band gut zurecht.

Rechtsanwalt ...

Da ich den ersten Band der Reihe nicht gelesen hatte, fehlten mir einige Vorinformationen, aber da es immer wieder kleine Rückbezüge gab, kam ich trotzdem mit dem zweiten Band gut zurecht.

Rechtsanwalt Dr. Anton Pirlo und seine Angestellte Sophie Mahler werden in einen Fall von Bandenkrieg verwickelt. Ein Anführer einer Nazi-Bande wird auf dem Parkplatz eines Sexclubs erstochen und verdächtig ist der Sohn eines albanischen Clanchefs. Pirlo und Mahler suchen nach entlastenden Fakten, doch dann wird Pirlo durch eine sehr schöne Frau namens Alena abgelenkt und Mahler muss zeigen, was sie kann.

Interessant ist in diesem Buch vor allem das Zusammenspiel der beiden Rechtsanwälte. Man erfährt mehr über Pirlos Hintergrund und seine Beziehungen ins Clanmilieu, das ist eine tickende Zeitbombe. Mahler, die aus einer reichen und angesehenen Düsseldorfer Familie stammt, bekommt immer mehr Probleme mit ihrem Vater, der sie gern in seine Kanzlei holen möchte. Vor lauter privaten Problemen treten die Ermittlungen bald in den Hintergrund. Das fand ich schade, denn der Fall ist durchaus interessant, auch wenn man bald ahnt, dass Alena nicht das ist, was sie vorgibt zu sein. Sie bleibt als Person ziemlich blass und im Hintergrund.

Interessant fand ich auch die juristischen Zusammenhänge, die Fachbegriffe werden im Anhang erklärt. Ich habe ja immer schon geahnt, dass Rechtsanwälte gute Schauspieler sein müssen...

Insgesamt war das Buch sehr gut und einfach lesbar geschrieben. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Spannung gewünscht.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Nah an der Realität

Der Geruch von Wut
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Die Familie von Alex war in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem Alex' Vater starb und Alex selbst wochenlang im Koma lag. Nachdem er einigermaßen genesen ist, ist er voller Wut auf den Fahrer des ...

Die Familie von Alex war in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem Alex' Vater starb und Alex selbst wochenlang im Koma lag. Nachdem er einigermaßen genesen ist, ist er voller Wut auf den Fahrer des anderen beteiligten Autos, den Alex für den Schuldigen hält. Er will sich an dem Mann, einen schwarzen Einwanderer, rächen und sucht in in der ganzen Stadt. Als er allein nicht weiter kommt, schließt er sich den "Black Boys" an, einer Gruppe, die den Schwarzhemden Mussolinis nacheifert und brutal gegen Einwanderer vorgeht. Alex rutsch nach und nach immer weiter in die Szene hinein, aber er fühlt sich nicht wohl dabei.
Das Buch ist in viele kurze Kapitel gegliedert und dadurch auch für Jugendliche sehr gut lesbar. Es ist spannend bis zum Schluss und das Ende hat mich sehr überrascht.
Ich halte es nicht für ein reines Jugendbuch, auch Erwachsenen erschließt sich die Welt der Jugendlichen durch diese Geschichte sehr gut. Die autoritären Strukturen einer rechten Gruppe werden deutlich, aber auch die Tatsache, dass man nicht aufgeben darf, um junge Menschen aus diesen Gruppen herauszuholen.
Lesenswert für junge und ältere Menschen!

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Typischer Schwedenkrimi

Sturmrot
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Das Buch mit dem blutroten Cover sticht gleich ins Auge. Ich mag dieses schlichte, aber auch zugleich raffinierte Cover.
Olof Hagström findet seinen Vater ermordet in dessen Dusche. Olof war seit vielen ...

Das Buch mit dem blutroten Cover sticht gleich ins Auge. Ich mag dieses schlichte, aber auch zugleich raffinierte Cover.
Olof Hagström findet seinen Vater ermordet in dessen Dusche. Olof war seit vielen Jahren nicht mehr in dem Dorf im Norden Schwedens, in dem er aufgewachsen war, denn er soll als Vierzehnjähriger ein Mädchen ermordet haben und wurde danach von seinen Eltern ins Heim geschickt.
Die junge Polizistin Eira Sjödin hilft bei den Ermittlungen zu dem Mord und findet Spuren in die Vergangenheit, denn sie kennt die Menschen hier gut und und ist sensibel genug, um die Menschen einschätzen zu können. Dann wird eine alte Leiche gefunden und das gibt den Ermittlungen eine ganz neue Richtung.
Das Buch ist gut und lesbar geschrieben und vor allem am Schluss sehr spannend. Tove Alsterdal kennt die Menschen und die Gegend, in der sie leben, sehr gut und das merkt man. Dadurch wird das Buch sehr authentisch. Manchmal geht das allerdings auch auf Kosten der Spannung.
Das Buch ist der Auftakt zu einer neuen Reihe um Eira Sjödin und ich habe es gern gelesen. Spannungsmäßig ist allerdings noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Ein Mann vom Planeten Anthea

Der Mann, der vom Himmel fiel
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Nach "Damengambit" wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von Walter Tevis lesen und so kam ich zu dieser Leserunde. Das Buch wurde schon 1963 geschrieben und es endet 1990, also in einer damals fernen ...

Nach "Damengambit" wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von Walter Tevis lesen und so kam ich zu dieser Leserunde. Das Buch wurde schon 1963 geschrieben und es endet 1990, also in einer damals fernen Zukunft.
Ein Mann, der sich Thomas Jerome Newton nennt, streift durch Kentucky und sucht nach einem neuen Leben. Er entpuppt sich als Wesen vom Stern Anthea und er hat eine Mission, nämlich die Reste seines Volkes auf die Erde zu bringen. Dafür bracht er ein Raumschiff und natürlich viel Geld. Da er aber einige Erfindungen von seinem Planeten mitgebracht hat, wird er bald ein reicher Mann und kann es sich leisten dieses Raumschiff zu bauen. Dabei sind ihm der Chemiker Nathan Bryce und die junge Betty Joe behilflich.
Der Leser weiß recht schnell, dass Newton ein Außerirdischer ist, die Welt ringsum hält ihn aber für einen Exzentriker, denn er schläft fast nie und hat auch sonst einige Besonderheiten. Besonders gravierend ist seine Einsamkeit, die er in Alkohol zu ertränken versucht, er sehnt sich nach seinem Volk und betrachtet die Merkwürdigkeiten der Erdenmenschen aus der Distanz seines großen Wissens. Er will den Frieden bringen, aber die Menschen verstehen ihn nicht.
Das Buch ist zwar fast sechzig Jahre alt, aber es ist noch immer aktuell und heute vielleicht mehr denn je. Das vergebliche Streben Newtons nach Vernunft und Frieden ist deprimierend, aber genau dadurch bleibt das Buch unbedingt lesenswert.

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