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Veröffentlicht am 06.06.2022

Der 2. packende Fall für die Hafenärztin

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Glück der Kinder (Hafenärztin 2)
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Hamburg 1911 - Zeit der großen Auswanderungswelle
Für die einen ist es die Hoffnung auf ein besseres Leben, für die anderen eine gute Möglichkeit, sich die Taschen zu füllen.
Anne Fitzpatrick, Ärztin mit ...

Hamburg 1911 - Zeit der großen Auswanderungswelle
Für die einen ist es die Hoffnung auf ein besseres Leben, für die anderen eine gute Möglichkeit, sich die Taschen zu füllen.
Anne Fitzpatrick, Ärztin mit eigener Praxis, aktiv in der Frauenbewegung und belastet mit dunklen Punkten aus der Vergangenheit, arbeitet zusätzlich im Veddel, dem abgesonderten Wartebereich der Auswanderer.
Helene Curtius, gebildete Bürgertochter, frauenbewegt, arbeitet dort als Lehrerin. Als Kinder unter ungeklärten Umständen erkranken und sogar sterben, sind die beiden alarmiert. Gift scheint die einzige Erklärung, wird aber von der Leitung als Hirngespinst abgetan. Nur Kommissar Rheydt nimmt die Angelegenheit ernst. Zumal er einen Zusammenhang zu einem Mord im Mädchenhändlermilieu vermutet.
Aber wer sollte vom Tod der Auswandererkinder profitieren ?
Das ist der 2. Band, in dem die Hafenärztin Anne Fitzpatrick eine Hauptrolle spielt. Auch ohne Vorkenntnisse lässt es sich der Handlung gut folgen, da wichtige Informationen in der Geschichte erwähnt werden.
Mir eröffnet sich mit dem Betreten des Veddels eine völlig neue Welt. Ich wusste um die Auswanderungswelle, aber nicht wie es organisiert war und nichts über die Gefahren, vor allem für die jungen Mädchen. Das Ausmaß des Mädchenhandels hat mich erschreckt und gleichzeitig traurig gestimmt bei dem Gedanken, dass sich in den letzten hundert Jahren in dieser Hinsicht nichts geändert hat.
Anne und Helene waren mir beide gleichermaßen sympathisch. Ich konnte sie für ihren Mut, Stärke und Einsatz für die Frauenrechte nur bewundern. Um so überraschender und auch empörend empfand ich, dass Anne sich den Anfeindungen der "Lilith", einem Zusammenschluss militanter jüdischer Frauen, ausgesetzt sieht.
Zwiegespalten bin ich gegenüber dem Kommissar Rheydt. Mich hat seine akribische Ermittlungsarbeit beeindruckt und dass er den neuen Ideen der Frauenbewegung offen gegenüber steht. Weniger gut gefallen hat mir seine Rückwärtsgewandtheit im privaten Bereich.
Gefreut habe ich mich über historische Einsprengsel wie etwa das schlechte Ansehen des Fußballs oder die halsbrecherische Fahrt mit einem Mercedes durch die Nacht. Diese Kleinigkeiten machen den Roman lebendig und geben ein unterhaltsames Bild der damaligen Zeit.
Neben dem historischen Rahmen überzeugt das Buch mit der fesselnden Krimihandlung. Die war nervenaufreibend und gibt zugleich gute Einblicke in die sozialen Zustände. Überzeugend fand ich, wie die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt wurden. Das Ende war furios und hat mir zuletzt nochmals einige bange Lesemomente beschert.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Abschied von den Bewohnern des Dar-as-Salam

Der Strom des Lebens
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Die Zeit steht auch im Waisenhaus nicht still. Paare finden sich, die man so nicht erwartet hätte. Kinder werden geboren und tragen die Fackel weiter.

Doch da das Waisenhaus keine Insel ist, sind weiterhin ...

Die Zeit steht auch im Waisenhaus nicht still. Paare finden sich, die man so nicht erwartet hätte. Kinder werden geboren und tragen die Fackel weiter.

Doch da das Waisenhaus keine Insel ist, sind weiterhin die Feinde aktiv und versuchen , den Bewohnern zu schaden. Auch wenn es schon einige Jahre her ist, sinnt Sinan immer noch auf Rache für seine Schwester Salma, die vergewaltigt wurde. Die Täter wurden nie gefasst und er macht Vikram dafür verantwortlich. Aus diesem Grund hat sich Sinan einer radikal islamischen Gruppierung angeschlossen.

Wieder zwingt das Schicksal die Bewohner des Dar-as-Salam ihr Leben neu zu ordnen. Nur gut, dass die Bande des Vertrauens und der Freundschaft so fest geknüpft sind, dass neue Hoffnung entstehen kann.

Da ich wusste,, dass dieser 7. Band definitiv der letzte aus der Reihe sein würde, war ich - so glaubte ich zumindest - auf das schlimmste gefasst. Doch wie bereits in den wundervollen und absolut lesenswerten Vorgängerbänden haben mich die Autorinnen überrascht. Wer hätte gedacht, dass Ahmad, der gefeierte Sternekoch, die Küche im Dar-as-Salam übernimmt ? Auch dass Najiha Kamal sich nochmals verlieben würde, war eine freudige Wendung.

Da das Schicksal nicht nur gute Dinge im Gepäck hat, gab es es auch reichlich Gelegenheit, mit ihm zu hadern und ab und zu war ich für ein Taschentuch in der Nähe dankbar.

So erschreckend die Ereignisse am Ende des Buches sind, überwiegt dennoch die Hoffnung. Der Zusammenhalt der Bewohner und die Liebe zu einander geben mir die Gewissheit, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Sie werden ihren Weg weiter gehen.

Ich aber bleibe allein zurück und bin den Autorinnen aufrichtig dankbar, dass sie mir die Tür zu dieser Welt geöffnet haben. Ich habe vieles über Kashmir gelernt wie die bedrückenden politischen und sozialen Verhältnisse, die Vielzahl der Gerichte, bei deren Beschreibung allein mir das Wasser im Mund zusammengelaufen ist und die Einblicke in indische Filmmusik. Das wird überstrahlt von den liebenswerten , lebendigen Charakteren, die ich über so viele Jahre begleiten durfte. Die Ereignisse waren oft erschreckend, berührend und auch zum lachen, aber nie pathetisch oder unrealistisch.

Shukriya !

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Veröffentlicht am 28.05.2022

eine bewegende Familiengeschichte

Was der Morgen verspricht
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Die Jüdin Hannah lebt in Berlin zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Ihr Weg ist klar vorgezeichnet - Ehe - Haushalt - Kinder. Doch Hannah träumt von einem Medizinstudium. Ihre Eltern planen die Hochzeit. ...

Die Jüdin Hannah lebt in Berlin zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Ihr Weg ist klar vorgezeichnet - Ehe - Haushalt - Kinder. Doch Hannah träumt von einem Medizinstudium. Ihre Eltern planen die Hochzeit. Ihr Verlobter Daniel liebt Hannah aufrichtig und erobert ihr Herz. Gemeinsam stellen sie sich gegen die engen Grenzen der Gesellschaft.

Das Buch erzählt in meinen Augen erster Linie die Geschichte zweier, wenn auch sehr unterschiedlicher Frauen .

Da ist die rebellische Hannah, Tochter einer Industriellenfamilie. Ich mochte sie von Anfang an und konnte gut verstehen, warum sie sich gegen die elterlichen Erwartungen sträubt. Hannah gegenüber steht Alma, das Dienstmädchen im elterlichen Haushalt. Alma hatte nie Zugang zu Bildung und lebt beinahe das Leben einer Leibeigenen, wie es für Dienstboten damals üblich war. Beide Frauen eint eine großes Einfühlungsvermögen und der Wunsch, die engen gesellschaftlichen Grenzen zu überwinden. Durch einige Schicksalsschläge werden die beiden zu engen Freundinnen und gehen ihren Lebensweg gemeinsam. Das ändert sich auch nicht, als Hannah doch noch Daniel heiratet. Endlich scheint es so, als ob die beiden ihre Träume leben könnten.

Ich habe im weiteren Verlauf des Romans , das Glück die beiden und Hannahs Familie über 20 Jahre zu begleiten. Geburt, Tod, Krieg und was sonst das Leben so an Wechselfällen bereit hält, will bewältigt werden. Das gelingt mal gut. Dann wieder scheint es, keinen Ausweg zu geben.

Was mir besonders gut neben der Handlung gefallen hat, ist der unaufgeregte Erzählstil. Gerade durch diese Nüchternheit hat mich manches besonders berührt. Überhaupt wurden bei mir ganz viele Emotionen geweckt, denn ich habe durch die lebendige Darstellung mit Hannah und ihrer Familie gelebt.

Die Geschichte hat mich völlig überzeugt. Sie ist unterhaltsam und spannend und gibt gute Einblicke in das Leben einer großbürgerlichen Familie.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Alte Freunde - Alte Schuld

Freunde. Für immer.
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Vorgeblich treffen sich die alten Collegefreunde, um Jonathans Junggesellenabschied zu feiern. Der eigentliche Grund ist jedoch, den drogenabhängigen Keith in eine Entzugsklinik zu bringen. Das Treffen ...

Vorgeblich treffen sich die alten Collegefreunde, um Jonathans Junggesellenabschied zu feiern. Der eigentliche Grund ist jedoch, den drogenabhängigen Keith in eine Entzugsklinik zu bringen. Das Treffen ist nicht nur aus diesem Grund nicht ungetrübt. Zum einem gibt es viele ungeklärte Fragen zwischen den einzelnen Personen. Zum anderen hat Keith einen Bekannten, Finch, mitgebracht. Ein mehr als unangenehmer Zeitgenosse, den niemand wirklich leiden kann. Ständig kommt es zu Streitigkeiten.
Als Derrick und Keith plötzlich verschwunden sind und Derricks Auto mit einer nicht zu identifizierenden Leiche aufgefunden wird, schaltet sich die örtliche Polizei in Gestalt von Detective Julia Scutt ein. Die Darstellung der Ereignisse durch die Freunde erscheint stimmig, bis immer mehr Ungereimtheiten auftauchen.
Der Thriller beginnt fast zu bedächtig. Alte Freunde, die sich durch die Jahre etwas entfremdet haben, treffen sich, um dem drogenabhängigem Keith zu helfen. Die Stimmung ist angespannt. Keiner sagt, was er wirklich denkt oder fühlt oder wie genervt er ist. Als zwei der Freunde verschwinden, hatte ich die Vermutung, es handelt sich um späte Rache wegen der Ereignisse während der gemeinsamen Studienzeit, die wie eine dunkle Wolke über allen schweben.
Ich habe Julia Scutt aufrichtig bewundert für ihren Langmut bei den Vernehmungen. Schnell zeichnet sich ab, dass die Clique lügt wie gedruckt. Jeder gibt nur das preis, was durch andere bereits offenbart wurde. Stück für Stück ergibt sich ein völlig neues Bild, sowohl der Vergangenheit als auch der aktuellen Ereignisse.
Die Lösung des Rätsels war eine echte Überraschung und der Weg dorthin für mich fesselnd und mit vielen zum Teil erschreckenden Wendungen gepflastert.
Besonders erwähnenswert finde ich den Erzählstil. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Beteiligten in der Ich-Form erzählt. So ergeben sich informative Einblicke in die jeweilige Persönlichkeit und eine unterschiedliche Sichtweise auf die Beziehungen. Das erzeugt eine eindrucksvolle Spannung und macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus .
In meinen Augen ist der Thriller absolut lesenswert und von einer packenden Dramatik.

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Aufbruch in ein neues Leben

Im Schatten der Vanille
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Aus für sie nicht mehr zu ertragenden Lebensumständen flieht Elisabeth von Lübeck nach Sansibar. Sie hofft dort auf die Unterstützung ihres Onkels, der ein Handelskontor betreibt. Zu ihrem Entsetzen ist ...

Aus für sie nicht mehr zu ertragenden Lebensumständen flieht Elisabeth von Lübeck nach Sansibar. Sie hofft dort auf die Unterstützung ihres Onkels, der ein Handelskontor betreibt. Zu ihrem Entsetzen ist der Onkel tot und sie steht vor der Herausforderung, sich in einer frauenfeindlichen und ihr unbekannten exotischen Welt ihren Platz zu finden und vielleicht auch ihr persönliches Glück.

Ich habe die junge Elisabeth von der ersten Seite an bewundert. Ich glaube nicht, dass ich den Mut hätte , mich in ein mir unbekanntes Land ohne ausreichende Mittel und Kenntnisse der Lebensumstände aufzumachen.

Zum Glück lernt Elisabeth bereits auf der Überfahrt den dortigen Arzt, einen Landsmann, kennen. Er bietet ihr an, in seiner Praxis mitzuhelfen, was Elisabeth dankbar annimmt. Das hilft ihr aber bei ihrem eigentlichen Vorhaben nicht weiter. Sie hat versprochen, ihrem Bruder eine Ladung Gewürznelken zu verschaffen. Doch die Türen der männlichen Pflanzerwelt bleiben ihr verschlossen. Lediglich der undurchsichtige Gramberg macht ihr Hoffnung auf einen möglichen Handel. Ich mochte ihn nicht, denn er wirkt unaufrichtig, manipulativ und ja auch grausam. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Elisabeth vor ihm gewarnt. Mein Herz gehörte von Anfang an dem Pflanzer Preston, den ein Geheimnis umgibt. Leider waren Elisabeth und er wie Hund und Katze miteinander.

Am Ende des ersten Bandes dieser Familiensaga scheint die Lösung einiger Probleme in greifbarer Nähe, obwohl es genug Unwägbarkeiten gibt.

Das Lesen des Romans hat großen Spaß gemacht. Zum einen muss man Elisabeth einfach ins Herz schließen. Sie hat schwere Zeiten durchgemacht und hatte den Mut, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Ich habe sie für ihr Durchhaltevermögen, ihren Mut und ihre Empathie geschätzt.

Mindestens genau so viel Freude haben mir die Beschreibungen der Insel und der damaligen Lebensverhältnisse bereitet. Elisabeth war mehrmals im Sultanspalast zu Gast und das ließ die Atmosphäre aus Tausendundeiner Nacht lebendig werden. Der erschreckende und Mitleid heischende Gegensatz dazu waren die Einblicke in das Leben der Sklaven auf den Plantagen. Und wie immer wenn ich Geschichten aus früheren Zeiten lese, bin ich wütend darüber wie herablassend und demütigend Frauen behandelt werden.

Es gibt viele Gründe, sich auf die Fortsetzung zu freuen.

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