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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2022

Die Autorin erwartet viel zu viel von ihrer Leserschaft!

Svendborg 1937
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Vorneweg: ich bin ein Riesenfan anspruchsvoller historischer Romane zur neuesten Geschichte, nämlich der des 20sten Jahrhunderts und verschlinge quasi alles, was mir diesbezüglich in die Finger ...

Vorneweg: ich bin ein Riesenfan anspruchsvoller historischer Romane zur neuesten Geschichte, nämlich der des 20sten Jahrhunderts und verschlinge quasi alles, was mir diesbezüglich in die Finger kommt.

Hier jedoch war es mir eindeutig des Guten zu viel: in ihrem Porträt des Exils der Familie Dinkelspiel, die es aufgrund ihres jüdischen Hintergrundes aus Stuttgart, Deutschland nach Svedborg, Dänemark verschlagen hat, kommt Tanja Jeschke vom Hölzchen aufs Stöckchen, beschreibt auf relativ geringer Seitenzahl den Hintergrund nahezu aller vorkommenden real existierenden Figuren, von denen einige wie Brecht und sein ihn umgebender Kreis, die in ihrer Nachbarschaft in Svendborg wohnten, durchaus bekannt sind, andere wiederum fast kaum.

Es spricht für die Autorin , dass sie sich zu ihrem Romanthema ein ungeheures Detailwissen angeeignet hat, aber man muss ja nicht alles in den Roman einbauen bzw. sollte ein wenig sortieren. Ich habe mich deutlich übersättigt gefühlt und hätte mich über ein entsprechendes Nachwort plus Glossar wesentlich mehr gefreut. Ich bin mir sicher, dass nicht nur ich, sondern auch viele andere Leser in dem Fall den Einsatz Jeschkes viel stärker zu würdigen gewusst hätten!

Veröffentlicht am 31.10.2022

Netter älterer Herr ganz schön zynisch unterwegs

Ungeschönt
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Vorneweg - ich sehe den Autor ganz gerne im Film. Vor allem das eine Mal, als er bei Kubrick ganz groß rauskam. Wissen Sie noch? Mit Nicole Kidman und Tom Cruise. Da waren die noch verheiratet. Ist Ewigkeiten ...

Vorneweg - ich sehe den Autor ganz gerne im Film. Vor allem das eine Mal, als er bei Kubrick ganz groß rauskam. Wissen Sie noch? Mit Nicole Kidman und Tom Cruise. Da waren die noch verheiratet. Ist Ewigkeiten her.

Und dabei hätte ich es besser auch belassen, denn hier erzählt er ein paar Schwänke aus dem Leben und zwar in einem Ton, als könne er uns was beibringen. Echt jetzt, das hat mich so gar nicht vom Hocker gerissen und somit werde ich dieses Buch auch nicht weiterempfehlen.

Schauen Sie sich den Autor lieber in oben genannten Film an, das lohnt sich deutlich mehr

Veröffentlicht am 10.09.2022

Im falschen Film

Ameisen fällt das Sprechen schwer
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Der Roman startet mit einer Situation, in die sich wahrscheinlich jeder schon mal hineingedacht hat: man kann sich von einem auf den anderen Augenblick an nichts mehr erinnern und startet sein Leben quasi ...

Der Roman startet mit einer Situation, in die sich wahrscheinlich jeder schon mal hineingedacht hat: man kann sich von einem auf den anderen Augenblick an nichts mehr erinnern und startet sein Leben quasi neu.

Hier ist es Peter Haller, der - offenbar während einer Heimfahrt nach einem Arbeitstag - auf einmal nicht mehr weiß, wer er ist. Alles ist für ihn neu und unbekannt. Er lernt sowohl sein Umfeld als auch sich von Beginn an neu kennen, wobei er diverse Mechanismen entwickeln muss, um damit nicht aufzufallen, was schwer genug ist.

Der Autor René Frauchinger schreibt eloquent und eindringlich, es war der Inhalt, die Entwicklung des Plots, dem ich bald nicht mehr folgen konnte und ich muss gestehen - ich habe mich ziemlich gelangweilt. Nicht meins leider, auch wenn die im Roman dargelegten Gedankengänge eigentlich zum Mitgehen, zum Mitdenken angelegt sind - nur konnte ich ihnen leider so gar nicht folgen!

Veröffentlicht am 06.09.2022

Eine Geschäftsfrau im viktorianischen England

Die Kunstschätzerin
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Eleanor hat das Geschäft ihres Vaters geerbt, der Kunstschätzer war, geerbt, bzw. ist sie mehr oder weniger nahtlos dort hinein gewachsen. Obwohl sie gut ausgebildet ist und ihre eigenen Fähigkeiten ...

Eleanor hat das Geschäft ihres Vaters geerbt, der Kunstschätzer war, geerbt, bzw. ist sie mehr oder weniger nahtlos dort hinein gewachsen. Obwohl sie gut ausgebildet ist und ihre eigenen Fähigkeiten selbstbewusst einschätzt, vermisst sie ihn gerade jetzt unendlich: denn sie soll die Kunstsammlung ihrer Jugendliebe - der sich offenbar gerade einer anderen Frau zuwendet - bewerten. Vielmehr soll sie eigentlich seine Absichten in Bezug auf diese beurteilen und von dieser Beurteilung wird es abhängen, ob er diese erbt.

Hier ist sie vor allem emotional stark gefordert, zumal sowohl ihre Nerven als auch ihre Seele gerade Amok laufen. Doch das soll keiner merken.

Ein viktorianischer Roman - allerdings in der Gegenwart verfasst - über eine starke Frau? Nur bedingt, denn ich habe den Eindruck, dass die Autorin Sandra Byrd, die ich bisher noch nicht kannte, nicht gerade eine Vorreiterin in Fragen der Emanzipation ist. Und diese Werte spielen aus meiner Sicht in die Handlung hinein und werten diese dadurch ein wenig ab.

Zumal ich die Autorin nach dieser Lektüre nicht gerade zu den Versiertesten des Francke Verlages, den ich im Übrigen sehr schätze, zählen würde. Und auch nicht zu den Hochkaräterinnen dieses Genres, zu denen aus meiner Sicht ganz klar die Deutsche Elisabeth Büchle und die Südafrikanerin Irma Joubert zählen, die die historischen Einbindungen wie auch die christlichen Werte auf eine ganz andere Art und Weise in ihre Werke einfügen.

Veröffentlicht am 13.06.2022

Geheime Witwe

Verheizte Herzen
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Was könnte hinter der Bezeichnung "Geheime Witwe" stecken: für mich ist es eine Frau, die quasi inoffiziell verwitwet ist, ohne dass dies nach außen bekannt werden darf.

Hier ist es Ana, selbst ...

Was könnte hinter der Bezeichnung "Geheime Witwe" stecken: für mich ist es eine Frau, die quasi inoffiziell verwitwet ist, ohne dass dies nach außen bekannt werden darf.

Hier ist es Ana, selbst Ehefrau und Mutter zweier noch recht kleiner Kinder, die eine heiße Affäre mit einem Klienten - sie ist Steuerberaterin - hat. Für sie ist es viel mehr und sie ist sicher, dass es für ihn ebenso ist.

Da erfährt sie eines Tages von seinem plötzlichen Tod - ausgerechnet durch seine Frau, die natürlich ahnungslos ist, was die Beziehung ihres Mannes mit Ana angeht.

Ana trauert und kann sich mit niemandem so richtig darüber austauschen. Oh doch, einen gibt es, aber der will nicht so richtig, denn verständlicherweise ordnet er - ein Freund des Verstorbenen - das alles ganz anders ein.

Ihr bleibt zum "Dampf ablassen" das geschriebene Wort und das kommt sehr roh und ursprünglich aus ihr heraus. Nicht unglaubwürdig, muss man sagen.

Aber definitiv nicht mein Ding! Ich habe dieses Buch ausgesprochen ungern gelesen und fragte mich letztlich "Wofür das alles?", kam aber für mich selbst zu keinem abschließenden Urteil. Für mich ein überflüssiges Buch, das ich nicht weiter empfehlen kann!