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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2022

Fesselnder zweiter Teil um eine Hamburger Kaffeehändler-Familie

Töchter der Speicherstadt – Der Geschmack von Freiheit
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Der zweite Teil der Trilogie beginnt kurz vor Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Mittelpunkt dieses Bandes steht nicht mehr Maria Behmer, sondern ihre Tochter Cläre, deren großer Traum es eigentlich ...

Der zweite Teil der Trilogie beginnt kurz vor Machtergreifung der Nationalsozialisten. Im Mittelpunkt dieses Bandes steht nicht mehr Maria Behmer, sondern ihre Tochter Cläre, deren großer Traum es eigentlich ist, Wirtschaftswissenschaften zu studieren, was ihr als Frau aber verwehrt wird. Auch das Kaffeekontor ihrer Familie könnte sie nicht einfach führen, weil Frauen in der Hansestadt nicht in den Kreis der Kaffeehändler aufgenommen werden. Als dann schließlich die Nationalsozialisten immer mehr an Einfluss gewinnen, wird die Situation eher schlechter als besser.

Ich fand auch die Fortsetzung wieder sehr fesselnd, immer wieder kam es zu überraschenden Wendungen und Cläre ist, ebenso wie ihre Mutter, eine charakterstarke Persönlichkeit, die sich nicht so schnell entmutigen lässt und zugleich sehr sympathisch ist. Es war interessant, diese ereignisreiche Zeit aus ihrer Perspektive mitzuerleben. Anja Marschall schreibt sehr anschaulich und gut nachvollziehbar und die historischen Bezüge wirken sehr gut recherchiert, kleinere Abweichungen werden im Nachwort dann auch noch erklärt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den Abschluss der Trilogie und bin gespannt, wie es nach Kriegsende mit dem Kaffeehandel und der Familie weitergeht.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Konfliktzone Arktis

Schmelzpunkt
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Wolf Harlanders neuester Thriller spielt an sehr interessanten Schauplätzen, nämlich weit im Norden, auf Grönland, Spitzbergen und Island, während eines besonders warmen Sommers.

Der junge Inuk Nanoq ...

Wolf Harlanders neuester Thriller spielt an sehr interessanten Schauplätzen, nämlich weit im Norden, auf Grönland, Spitzbergen und Island, während eines besonders warmen Sommers.

Der junge Inuk Nanoq ist Touristenführer auf Grönland und findet bei seiner Arbeit neben Anzeichen dafür, dass die Eisschicht dort immer mehr schmilzt, auch eine erschreckend große Anzahl verendeter Fische und andere Tiere. Die deutsche Biologin Hanna vom Alfred Wegener Institut soll herausfinden, weshalb die Tiere gestorben sind, was anscheinend aber irgendjemandem nicht passt, sodass sie in Lebensgefahr gerät.

Auch Nelson Carius und Diana Winkels vom BND ermitteln verdeckt um den Polarkreis herum, zunächst auf Spitzbergen und Island, weil es immer wieder zu Anschlägen, auf Firmen, die dort aktiv sind, gekommen ist.

Mir hat bei diesem Thriller zunächst besonders der Schauplatz gefallen, da ich den extremen Norden liebe und es interessant fand, etwas mehr über die Lebensbedingungen dort und auch die Gefährdung des Lebensraums Arktis durch den Klimawandel zu erfahren. Das ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema, ebenso wie die politische Brisanz des Kampfes um die Arktis und ihre Bodenschätze. Die Protagonist:innen waren mir sympathisch, insbesondere die Wissenschaftlerin Hanna und der Grönlander Nanoq. Der gesamte Fall blieb auch lange spannend, was die Hintergründe der Vorkommnisse in den verschiedenen Ländern und des Tiersterbens angeht und das Finale bot einige Überraschungen. Für mich persönlich hätten die gefährlichen Kampfszenen aber auch etwas weniger ausführlich ausfallen dürfen, aber das ist Geschmackssache. Ansonsten war der Schreibstil gut lesbar und es gab sehr viele ganz aktuelle Bezüge, wie zum Beispiel den Ukrainekrieg oder die Flutkatastrophe im Ahrtal vergangenes Jahr, was mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Zurück an der Dorfschule

Die Dorfschullehrerin
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Der zweite Teil der Reihe um Helene, die aus der DDR geflohene Lehrerin, spielt im Jahr 1964. Helene hat mittlerweile in Frankfurt eine Zusatzqualifikation abgeschlossen, sodass sie auch in der BRD als ...

Der zweite Teil der Reihe um Helene, die aus der DDR geflohene Lehrerin, spielt im Jahr 1964. Helene hat mittlerweile in Frankfurt eine Zusatzqualifikation abgeschlossen, sodass sie auch in der BRD als vollwertige Lehrerin gilt. Sie erhält das Angebot, als Schulleiterin nach Kirchdorf im hessischen Zonenrandgebiet zurückzukehren und zieht mit ihrer Tochter im Teenageralter zurück an den Ort, in dem seit deren geglückter Flucht auch ihr Vater und dessen Lebensgefährtin leben. Außerdem praktiziert dort natürlich auch weiterhin Helenes Ex-Partner Tobias als Landarzt und sie trifft viele alte Bekannte wieder, die ebenfalls mit neuen Herausforderungen kämpfen. Die Position als Schulleiterin bringt auch einiges an zusätzlicher Arbeit und Problemen mit sich, ebenso wie das Leben im sehr ländlich geprägten Raum nahe der Grenze zur DDR.

Mir hat auch dieser zweite Teil wieder sehr gut gefallen und ich fand es schön, zu erfahren, wie es mit allen Beteiligten weitergeht. Als Lehrerin fand ich es besonders interessant, Einblicke in die Arbeit einer Dorfschule in der damaligen Zeit zu erhalten. Aber auch der Schauplatz an der deutsch-deutschen Grenze sorgt teilweise für besondere Brisanz. Die Protagonist:innen waren mir alle sehr sympathisch und der Schreibstil der Autorin ist, wie auch schon von ihren anderen Büchern gewohnt, gut lesbar und anschaulich. Wer historische Romane mag, die in der jüngeren deutschen Vergangenheit spielen, und die neben der Geschichte auch eine Dosis Liebes- und Familiengeschichte enthalten, soll gerne nach diesem Roman greifen, aber besser zuerst den ersten Teil lesen. Ich persönlich würde mich auch über eine Fortsetzung sehr freuen.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Zusammen durch dick und dünn

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Der Roman spielt in Ost-Berlin zwischen 1956 und dem Mauerbau. Im Mittelpunkt stehen die drei Freundinnen Clara, Betty und Martha, die als Teenager ein Unfall im Strandbad von Bettys Vater einander näher ...

Der Roman spielt in Ost-Berlin zwischen 1956 und dem Mauerbau. Im Mittelpunkt stehen die drei Freundinnen Clara, Betty und Martha, die als Teenager ein Unfall im Strandbad von Bettys Vater einander näher brachte, weil sie gemeinsam einen Ertrinkenden retteten. Claras Vater hat als ehemaliger Pfarrer kein leichtes Leben in der jungen DDR und auch seiner Familie wird das Leben nicht gerade leicht gemacht. Marthas Familie ist dagegen mehr als linientreu. Betty träumt davon Schauspielerin zu werden. Zusammen erleben sie die erste Liebe und auch brenzlige Situationen, für die sie sich Ärger in der Schule und sogar mit der Staatssicherheit einhandeln und teilweise hadern sie auch, ob sie wirklich in diesem Land bleiben möchten.

Mir hat die Zeitreise in die Anfangszeit der DDR gut gefallen. Die drei Mädchen waren mir alle auf ihre Art sympathisch und ich fand es interessant, das Aufwachsen in der DDR und alle besonders dort auftretenden Schwierigkeiten aus ihrer Perspektive mitzuerleben. Ihre Freundschaft scheint wirklich durch nichts zu erschüttern, sodass sie auch ungute Erfahrungen gemeinsam meistern. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar. Von einer Fortsetzung ist mir bis jetzt nichts bekannt, aber ich fände es auf jeden Fall interessant, wie das Leben der drei Protagonistinnen im jungen Erwachsenenalter weitergeht.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Feinsinniger Roman

Jeder Tag ein neues Wunder
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Simon hat seine Frau Anja an den Krebs verloren. Sie hat für ihn ihren Traum Meeresbiologin zu werden aufgegeben und nach ihrem Tod wird ihm erst richtig bewusst, wie sehr ihr das Meer und die Seehunde ...

Simon hat seine Frau Anja an den Krebs verloren. Sie hat für ihn ihren Traum Meeresbiologin zu werden aufgegeben und nach ihrem Tod wird ihm erst richtig bewusst, wie sehr ihr das Meer und die Seehunde gefehlt haben müssen. Daher möchte er zumindest ihre Asche an einen Ort bringen, wo sie glücklich war. Mit seiner polnischen Haushaltshilfe Milena reist er trotz seiner Seekrankheit zunächst nach Helgoland und dann weiter auf die Orkney-Inseln. Die Reise gestaltet sich teilweise recht abenteuerlich und weckt Erinnerungen, Simon und Milena lernen so aber auch neue Menschen, und sich gegenseitig besser, kennen und gewinnen beide auf unterschiedliche Weise neuen Lebensmut.

Mich hat das Cover dieses Romans sofort angesprochen, mit dem Boot und dem kleinen Seehund, der nicht sofort ins Auge sticht. Meiner Meinung nach passt es sehr gut zu dieser feinsinnigen Geschichte um den erst recht distanziert wirkenden Simon, der bereut, dass er es seiner Frau nicht zu Lebzeiten ermöglicht hat, ihren Traum zu verfolgen, der im Laufe der Geschichte aber offener wird und wieder eine Perspektive sieht. Neben Simons Trauer und seinen Schuldgefühlen wird mit der Geschichte Milenas auch die Situation osteuropäischer Haushaltshilfen und Pflegekräfte in Westeuropa veranschaulicht, wie sie innerlich zerrissen sind, zwischen ihren Kindern in der Heimat und dem Einkommen, das sie dringend benötigen. Ich fand es schön, mitzuerleben, wie Simon und Milena im Laufe der Geschichte erst so etwas wie Komplizen und schließlich sogar Freunde werden und nicht mehr Auftraggeber und Angestellte. Der Schreibstil war angenehm lesbar und besonders die Beschreibungen der Orkney-Inseln haben bei mir Fernweh ausgelöst.

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