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Veröffentlicht am 23.06.2022

Wenn Frauen nach den Sternen greifen ...

Was der Morgen verspricht
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Vor über hundert Jahren hatte man es als Frau – ob aus reichem Hause oder eher der unteren Klasse zugehörig – wahrlich nicht leicht. Das müssen auch Hannah und Alma auf schmerzhafte Weise erfahren. Während ...

Vor über hundert Jahren hatte man es als Frau – ob aus reichem Hause oder eher der unteren Klasse zugehörig – wahrlich nicht leicht. Das müssen auch Hannah und Alma auf schmerzhafte Weise erfahren. Während Hannah, das „reiche“ Mädchen, nicht studieren darf, wie sie es sich wünscht, quält sich Alma, wie vor ihr schon viele andere Dienstmädchen, mit dem Sohn der Familie Sternberg. Hannah hat sich schon seit sie Lesen kann mit der Medizin beschäftigt, was ihr Großvater, der seine eigene Arztpraxis unterhält, nachhaltig unterstützt. Nachdem sie erfahren hat, dass ein Studium für sie außerhalb Berlins durchaus möglich ist, ist sie nicht mehr zu halten. Doch ihre Eltern haben den passenden Ehemann schon für sie ausgesucht. Auch Alma hat sich ihr Leben anders vorgestellt, bevor sie mit Schmach und Schande aus dem Haus der Familie Sternberg geschickt wird …

Mit dem Auftakt der Sternberg Familiensaga schafft es die Autorin Kristina Herzog auf charmante Weise ihre Leser in die Vergangenheit vor über hundert Jahren zurück zu versetzten. Sie erlaubt uns einen Blick hinter die Fassaden der wohlhabenden Familien zu werfen, die damals noch strengen Verhaltensregeln unterworfen waren. Die Bildung der Mädchen wurde eingegrenzt auf Haus und Heim, denn schließlich galt es eine „gute Partie“ zu machen. Wissenshungrige Mädchen wie Hannah waren nicht gerne gesehen und schränkten ihren Wert auf dem Heiratsmarkt ein. Kristina vermittelt dem Leser ein Gefühl der Zugehörigkeit, welches einen beim Lesen mit fiebern lässt und Lust auf mehr macht. Was ich ein wenig vermisste, war ein detaillierter Blick auf Politik und Weltgeschehen. Auch waren mir die letzten Kapitel ein wenig zu gerafft, hier hätte ich mir mehr Detail gewünscht. Dennoch vergebe ich absolut verdiente vier von fünf Sternen verbunden mit einer absoluten Leseempfehlung. Da Teil Zwei ja quasi schon in den Startlöchern steht, freue mich sehr, dass es bald weitergehen wird mit Hannah, Alma, Daniel, den Kindern etc. … bin schon sehr gespannt.

Veröffentlicht am 20.06.2022

Slowly but surely uncovering the past ...

Das Bootshaus an den Klippen
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Es kann nicht einfach sein, wenn man die geheime Geliebte war und nicht offiziell trauern darf. Wenn man sich dann der eigenen Schwester anvertraut und die einen im Nachhinein für diese Liebe verdammt, ...

Es kann nicht einfach sein, wenn man die geheime Geliebte war und nicht offiziell trauern darf. Wenn man sich dann der eigenen Schwester anvertraut und die einen im Nachhinein für diese Liebe verdammt, wird es Zeit die Koffer zu packen und die Wunden zu lecken. Genau das tut Phoebe als sie sich an das alte Bootshaus ihrer Großmutter erinnert und zu einem Trip nach Carraigmore aufbricht. Hier wird sie mit offenen Armen aufgenommen, alle erinnern sich gerne an die alte Dame. Als Phoebe jedoch über ihre alten Tagebücher stolpert kommt sie ins Grübeln. Wie hängen die ganzen alten Geschichten zusammen und vor allem, wie passt sie selbst in dieses Puzzle? Eine spannende Reise in die Vergangenheit beginnt …

Sehr flüssig zu lesen, macht dieses Buch unbedingt Lust auf Irland und lädt zum Träumen ein. Haupt- und auch Nebencharaktere fand ich wunderbar ausgearbeitet und so konnte ich das Buch nach vielen interessanten Lesestunden zufrieden zuklappen. Ich vergebe hier gerne vier von fünf Sternen und freue mich jetzt schon auf weitere Romane der Autorin. Von mir eine Empfehlung für diese schöne (Urlaubs)lektüre.

Veröffentlicht am 19.06.2022

In Wilna und dem Rest der Welt ... der Naziterror kannte keine Grenzen ...

Zorn der Lämmer
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Vor einigen Tagen beendete ich den aufwühlenden Roman „Zorn der Lämmer“ von Daniel Wehnhardt um hier nun an einem tatsächlichen Ort des Geschehens zu sitzen und meine Rezension zu dem Gelesenen zu schreiben. ...

Vor einigen Tagen beendete ich den aufwühlenden Roman „Zorn der Lämmer“ von Daniel Wehnhardt um hier nun an einem tatsächlichen Ort des Geschehens zu sitzen und meine Rezension zu dem Gelesenen zu schreiben. Ich befinde mich auf Besuch auf der Kanalinsel Guernsey, deren Bewohner in den Jahre 1940 bis 1945 unter deutscher Okkupation zu leiden hatten.

Im Buch lernen wir Abba, Vitka, Ruzka und Leipke kennen, die ihre Tage in einem Ghetto für jüdische Bewohner fristen. Die Vier sinnen auf Rache für den Hunger, die Entbehrungen und die Gewalt, die ihnen von den deutschen Soldaten willkürlich und unberechenbar angetan wird. Ihr Sinnen legt sich auch nicht, als die Nazis schließlich bezwungen werden und Frieden einzukehren scheint …

Der Autor nimmt in seinem Buch kein Blatt vor den Mund. Er schildert die Vorkommnisse realistisch ohne die Brutalität auf beiden Seiten zu beschönigen. Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl, dass er sich mit dem Schreiben von „Zorn der Lämmer“ einen Herzenswunsch erfüllt hat um gegen das Vergessen und vor allem gegen eine mögliche Wiederholung der Geschichte einzutreten. Mich hat er auf jeden Fall zu einer eigenen Recherche zu diesem Thema inspiriert.

Voller Bewunderung habe ich über diese tapferen Widerstandskämpfer gelesen, die sich weigerten sich zu ergeben. Ich glaube, diesen Mut hätte ich nicht aufgebracht. Ich vergebe für diesen aufrüttelnden Roman, der in großen Teilen auf wahren Tatsachen beruht, gerne satte vier von fünf Sternen und spreche eine Empfehlung für alle geschichtsinteressierten Leser und Leserinnen aus. Meinen Horizont hat das Buch definitiv erweitert!

Veröffentlicht am 19.06.2022

Wieder einmal rettet der Familienzusammenhalt der Hansens vor dem Untergang ...

Der große Aufbruch
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„Der große Aufbruch“ … es ist vollbracht! Auch dieser achte und somit leider letzte Teil der Hansen-Saga konnte mich wieder überzeugen. Abermals, dürfen wir alle alten Bekannten ein Stück des Weges begleiten, ...

„Der große Aufbruch“ … es ist vollbracht! Auch dieser achte und somit leider letzte Teil der Hansen-Saga konnte mich wieder überzeugen. Abermals, dürfen wir alle alten Bekannten ein Stück des Weges begleiten, uns mit ihnen freuen und immer wieder auf ein Happy End hoffen. Besonders mit Luise, die auch schon in den vergangenen Bänden eine dominante Rolle innezuhaben schien, geht es spannend weiter. Nach ihrer großen Enttäuschung mit ihrem Noch-Ehemann Hans und der großen Trauer um den Tod ihrer kleinen Tochter kehrt sie Deutschland den Rücken zu und macht sich auf nach Kamerun in der Hoffnung auf Trauerbewältigung. Doch das vermeintliche Glück ist kurzlebig, denn eine Rückkehr ist unumgänglich …

Auch die restlichen Familienmitglieder finden ihre Rolle in der Geschichte wieder, wenn ich auch ein wenig brauchte, um die Fäden wieder zusammenzuführen. Ellin Carsta schaffte es auch mit diesem Band mir die Familie Hansen ans Herz zu legen. Leider scheint die Geschichte nun vorbei sein, oder doch nicht? Mit großer Freude habe ich inzwischen entdeckt, dass sie durch die Augen der Hansen Kinder bald weiter erzählt werden wird … ich freue mich schon riesig auf „Schritte ins Licht“! In der Zwischenzeit vergebe ich aber gerne erstmal sehr verdiente vier von fünf Sternen und spreche eine Leseempfehlung für all die Leser aus, die auch die Vorgänger gelesen haben. Für mich ist bei dieser Saga das Einhalten der Reihenfolge ein absolutes Muss.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Nicht für jeden die richtige Lektüre ...

Ein wenig Leben
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Was für ein Werk, der für mich bis zu diesem (Hör)buch ungekannten Autorin Hanya Yanagihara. Knapp 40 Stunden Hörzeit bescherte mir diese Geschichte, die übrigens hervorragend vorgetragen wurde von Torben ...

Was für ein Werk, der für mich bis zu diesem (Hör)buch ungekannten Autorin Hanya Yanagihara. Knapp 40 Stunden Hörzeit bescherte mir diese Geschichte, die übrigens hervorragend vorgetragen wurde von Torben Kessler, der mich u. a. bei den Joel Dicker Vertonungen beeindrucken konnte.

Mit „Ein wenig Leben“ hingegen war ich als Story an sich fast etwas überfordert. Wo schon das Cover eine traurige und brutale Geschichte suggeriert, setzt der Inhalt dem Ganzen die Krone auf. Immer wieder wird man als Hörer in die abgrundtief schwarze Welt des Jude St. Francis geschleudert, der schon als Kind eigentlich nie eine Chance hatte normal, geschweige denn glücklich zu sein. Zu viel wurde in seinem jungen Leben körperlich aber vor allem seelisch zerstört. Immer wieder kämpft er, rappelt sich auf, macht weiter und hat in seinem erwachsenen Leben das Glück von Menschen umgeben zu sein, die es gut mit ihm meinen. Immer wieder zitternd man als Hörer, ob und wie lange er es schaffen wird, sein Leben und seinen Körper aufrecht zu erhalten. Dieses Buch hat mich schockiert und wütend gemacht auf Typen, die sich das Recht anmaßen, andere Menschen zu zerstören. Es hat aufgerüttelt und zeigt Tiefgang, dennoch wird es für mich das einzige Buch von Hanya Yanagihari bleiben. Ihre Schreibkunst deprimiert, das möchte ich nicht. Ich vergebe für den Stil an sich vier von fünf Sternen, verkneife mir diesmal aber eine Hör- bzw. Leseempfehlung.