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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Schachmärchen

Schwimmen mit Elefanten
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„Schach. Man muss dabei versuchen, den König seines Gegners zu Fall zu bringen. Es ist ein Abenteuer, bei dem man in ein aus 64 Feldern bestehendes Meer eintaucht. Ein Meer, in dem Elefanten baden.“

Ein ...

„Schach. Man muss dabei versuchen, den König seines Gegners zu Fall zu bringen. Es ist ein Abenteuer, bei dem man in ein aus 64 Feldern bestehendes Meer eintaucht. Ein Meer, in dem Elefanten baden.“

Ein kleiner Junge hat keine Freunde. Außer der Erinnerung an einen toten Elefanten, der auf einem Kaufhausdach lebte. Außer der Vorstellung eines Mädchens, das in dem Häuserspalt neben ihm wohnt. Doch eines Tages macht er Bekanntschaft mit einem ehemaligen Busfahrer, der ihm zum Freund und Meister wird. Mit ihm entdeckt er die Weiten und die Schönheit des Schachs. Diese 64 Felder verändern das Leben des Jungen.

Yoko Ogawa hat hier ein bezauberndes Schachmärchen geschrieben, das durch ihren poetischen Stil punkten kann. Ganz vorsichtig und behutsam gleitet man hinein in die anmutige Welt der Schachspieler, eine Welt, in der Schweigen eine Tugend ist, eine Welt, in der sich der Charakter eines Menschen auch in seinem Spiel ausdrückt. Unaufgeregt, manchmal regelrecht nüchtern erzählt sie ihre Geschichte, doch trotzdem ist man von ihrem Erzählstil sofort eingefangen.

Leider kann der Inhalt dieses Buches nicht immer mit seinem hervorragenden Erzählstil mithalten, sicher ist die Geschichte sehr anrührend, manchmal auch traurig, doch das reicht nicht um über ihr großes Manko hinwegzusehen: immer wieder werden einige Motive und Bilder aufgegriffen und wiederholt. Mit der Zeit haben sich einige dieser Bilder für mich zu stark abgenutzt, da wäre weniger mehr gewesen. Gerade in der Mitte des Buches schwächelt die Geschichte, die altbekannten Motive werden zum xten Mal aufgeführt, andere mit großem Potential leider gar nicht weiter ausgearbeitet. Der letzte Teil hat mich dann wieder mit der Geschichte versöhnt, trotzdem würde ich behaupten, dass die Autorin es besser gekonnt hätte wie sie beispielsweise mit „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ bewiesen hat.

Fazit: ein berührendes Stück Schachpoesie, das leider inhaltlich etwas schwächelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Heinrich mir graut's vor dir

Als Gott schlief
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Wien, 2011: Jutta Stern hat vor einigen Monaten ihren Mann verloren und kann das kaum verkraften. Trotzdem muss sie ihre Trauer zurückstecken und in einem grausigen Mordfall ermitteln. Ausgerechnet in ...

Wien, 2011: Jutta Stern hat vor einigen Monaten ihren Mann verloren und kann das kaum verkraften. Trotzdem muss sie ihre Trauer zurückstecken und in einem grausigen Mordfall ermitteln. Ausgerechnet in der Osterwoche wird ein Weihbischof grausam gefoltert und anschließend ermordet. Noch bevor ihr Kollege Tom Neumann aus Quantico anreisen kann, liegt schon die nächste Leiche in der Pathologie. Diesmal ein Pfarrer. Wo findet sich da der Zusammenhang?

Jennifer B. Wind hat sich für ihr Thrillerdebut nun wirklich kein leichtes Thema ausgesucht. Im Gegenteil, der Leser kann nur erahnen welche Abgründe sich da bei der Recherche aufgetan haben. Da erfreulicherweise auf dem Klappentext nicht genau verraten wird worum es geht (Lob an den Verlag: ich hasse Klappentexte, die sich als Inhaltszusammenfassung des Buches verstehen), bleibe ich hier bewusst schwammig. Nur so viel: dem Leser wird der Atem stocken. Und das nicht wie bei anderen Thrillern aufgrund der schön-schaurigen Atmosphäre einer fiktiven Geschichte, die einem Autorenhirn entsprungen ist. Sondern wegen der Tatsachen, der unfassbaren Gräueltaten, der abartigen Unmenschlichkeit, die Ursprung dieser fiktiven Geschichte sind. Zartbesaitete Leser seien also hiermit gewarnt.

Dieses Buch liest sich seltsamerweise trotz seines ernsten Hintergrunds leicht und flüssig, ich hatte es ruckzuck ausgelesen. Die Autorin versteht es sehr gut, die Story am Laufen zu halten und Spannung aufzubauen. Selbst bei beklemmenden und grausigen Szenen findet sie das richtige Maß, es wird nichts beschönigt, aber auch nichts sensationslüstern ausgewalzt. Diese Gratwanderung ist wirklich sehr gut gelungen.

Die Charaktere, die das Buch bevölkern, haben mir im Großen und Ganzen gut gefallen, bis auf eine Ausnahme. Die Figur Tom Neumann ist der Autorin leider nicht gelungen, denn dieser ist so wahnsinnig perfekt, geradezu wie aus dem Männerkatalog entsprungen. Gutaussehend. Hyperintelligent. Supercharmant. Bibliophil. Klavierspieler. Ein liebevoller Freund. Und aus irgendeinem Grund scheint es extrem wichtig (weil außergewöhnlich?) zu sein, dass er fähig ist seine Wohnung zu putzen. Ach ja, er hat ein BlackBerry. Ein BlackBerry, ein BlackBerryeinBlackberryeinblackb… Dieses Wort hatte ich fast so schnell satt wie er darauf tippen kann.

Es sind nur Kleinigkeiten, die mich gestört haben, die dann aber in der Summe doch zum Punktabzug geführt haben; eine Mutter, die alles über die Krankheiten ihres Sohnes weiß, dann aber nachfragen muss ob das wirklich Laktose-Intoleranz heißt, so als ob sie dieses (nun wirklich nicht allzu seltene) Wort im Leben noch nie gehört hat. Eine Person schüttelt ihre ach so schwere Tablettensucht so schnell ab, dass sich Leute, die tatsächlich mit dieser Krankheit kämpfen eigentlich nur veräppelt fühlen können. Es ist bei vielen Büchern nicht ungewöhnlich, dass der Leser auch mal schneller schaltet als die Ermittler, hier wurde das aber an einer Stelle auf die Spitze getrieben und das wirkte dann schnell lächerlich; dass noch nicht mal der superschlaue Tom kapieren soll wie der Hase läuft, das habe ich der Autorin nicht abgekauft. Gerade gegen Ende des Buches wurde zudem das natürliche Tempo unnötig gedrosselt, zusätzliche mühsam hinzukonstruierte Dramen waren mir zu abgeschmackt und haben das Geschehen unnötig aufgebauscht. Im Hinblick auf die nächsten Bände gab es so einige lose Fäden, auch hier wäre weniger mehr gewesen. Nicht jeder Leser lässt sich gerne bei so vielem auf die nächsten Bände vertrösten. Ich zum Beispiel ; )

Insgesamt will ich gar nicht so viel meckern, sondern nur klar machen wo es noch gehakt hat und warum trotz des sehr harten und berührenden Themas keine volle Punktzahl bei rumgekommen ist. Wenn ich in entsprechenden Bücherforen richtig aufgepasst habe, dann sind weitere Bücher mit dem Ermittlerpärchen geplant. Da muss ich ehrlich sagen: bitte nicht; außer Saubermann Tom stirbt möglichst bald den Heldentod. Ansonsten warte ich lieber auf ein Buch ohne die beiden, denn spannend war das Buch allemal und schreiben kann die Autorin auch. Sehr gut sogar.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mittelmäßige Thrillerkost

Der Augenjäger
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Alina Gregoriev, ihres Zeichens Medium, wird von der Polizei um Mithilfe gebeten. Der Augenjäger geht um. Er entführt Frauen, entfernt ihnen die Augenlider, vergewaltigt und quält sie um sie dann wieder ...

Alina Gregoriev, ihres Zeichens Medium, wird von der Polizei um Mithilfe gebeten. Der Augenjäger geht um. Er entführt Frauen, entfernt ihnen die Augenlider, vergewaltigt und quält sie um sie dann wieder freizulassen. Ein Verdächtiger sitzt schon in Untersuchungshaft, doch ihm kann nichts nachgewiesen werden, weil die Hauptzeugin nicht mehr aussagen will bzw. kann. Alina soll nun mit ihren medialen Fähigkeiten Licht ins Dunkel bringen.

Mit diesem Buch knüpft Fitzek fast nahtlos an die Handlung von „Der Augensammler“ an und ich möchte hier auch sofort dem Vorwort widersprechen. Es gibt so viele Anspielungen und Verknüpfungen zum vorherigen Buch, dass ich es sehr wohl für zwingend halte, das vorher gelesen zu haben. Auch wenn der Autor das im Vorwort anders zu sehen scheint ; )

Mir hat dieser zweite Band etwas besser gefallen, doch auch hier tun sich meiner Meinung nach doch einige Mängel auf. So mancher medizinische Fakt hätte noch mal ordentlich recherchiert gehört, wer macht sich bei massivem Blutverlust schon Sorgen, dass er stattdessen an einer Sepsis sterben könnte? Innerhalb der nächsten Minuten wohlgemerkt. Eine Figur ist wochenlang in jeglicher Hinsicht total kaputt und kann nach spontaner Wunderheilung quasi problemlos wieder auf Verbrecherjagd gehen. Auch mit Alina hatte ich so meine Probleme, schon allein deswegen, weil ich mich mit dem „Funktionsprinzip“ ihrer Visionen immer noch nicht anfreunden kann. Realistisch ist an diesem Buch also fast nichts. Es mag am persönlichen Lesegeschmack liegen ob man über sowas hinwegsehen kann, mir liegen spontane Wunderheilungen einfach gar nicht.

Ich hatte oft das Gefühl, dass dem Leser durch allgegenwärtige Cliffhanger, Andeutungen was noch alles passieren sollte (ohne Ausnahme Schreckliches natürlich) u.ä. quasi per Holzhammermethode die Spannung eingeprügelt werden sollte. Bei mir wollte das nicht so recht gelingen, ich fand das Buch zwar flüssig zu lesen, aber große Spannung kam nicht auf. Trotz der Tatsache, dass ein unrealistischer Twist den nächsten zu jagen scheint. Insgesamt habe ich immer das Gefühl, dass es mir eine Prise zu viel war: zu viel Mystik, zu viel Drama, zu viele Cliffhanger, zu viele Twists, zu vieles an den Haaren herbeigezogen… Dafür blieb mir dann die Charakterentwicklung auf der Strecke und auch die aus dem ersten Band rübergerettete Rahmenhandlung war einfach nicht für meinen Geschmack gemacht. Für mich wäre weniger definitiv mehr gewesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dornenmädchen

Dornenmädchen
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Faith Corcoran hat alle Zelte abgebrochen, ihre Heimat und ihre Identität hinter sich gelassen um einen Neuanfang zu wagen. Ihr Leben wurde von einem Stalker bedroht, die Polizei war keine große Hilfe. ...

Faith Corcoran hat alle Zelte abgebrochen, ihre Heimat und ihre Identität hinter sich gelassen um einen Neuanfang zu wagen. Ihr Leben wurde von einem Stalker bedroht, die Polizei war keine große Hilfe. Zuflucht sucht sie ausgerechnet in einem alten Familienanwesen, das ihr schon in der Kindheit mulmige Gefühle bescherte. Doch dort geht es wirklich nicht mit rechten Dingen zu und so findet sich Faith bald in einer großangelegten Polizeiermittlung. Der außergewöhnliche FBI-Agent Deacon Nowak wird schnell zu ihrer wichtigsten Stütze. Und mehr…

Die Bücher der Autorin ähneln sich vom Grundschema her alle, diesmal wirkte die Geschichte auf mich jedoch etwas überzogen. Die beiden Hauptcharaktere sind diesmal doch extrem triebgesteuert, das sollte wohl das gewisse Etwas bringen. Gerade gegen Ende wurde dann für meinen Geschmack eine Schippe zu viel Drama und Thrill aufgelegt. Im Großen und Ganzen liest sich Dornenmädchen aber sehr gefällig, weiß durch Spannung zu unterhalten und macht Lust auf weitere Bücher der Autorin. Die Story ist sehr schnelllebig, sodass man trotz der Dicke des Buches schnell bis zum Ende weiterlesen muss. Den smarten Deacon kennen geübte Rose-Leser schon aus anderen Romanen der Autorin, auch verschiedene andere bekannte Gesichter tauchen im Laufe der Geschichte auf. Somit fügt sich Dornenmädchen gut in das Gesamtkonstrukt, auch wenn mir andere Bücher der Autorin etwas besser gefallen haben.

Fazit: unterhaltsamer Thriller, der jedoch hinter anderen Büchern der Autorin etwas zurückstecken muss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwarze Schmetterlinge

Marina
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Óscar Drai ist Internatsschüler in Barcelona und liebt es alle Ecken der Stadt zu erkunden. Dabei trifft er auf das Mädchen Marina und schließt sofort Freundschaft mit ihr. Gemeinsam stoßen sie auf einen ...

Óscar Drai ist Internatsschüler in Barcelona und liebt es alle Ecken der Stadt zu erkunden. Dabei trifft er auf das Mädchen Marina und schließt sofort Freundschaft mit ihr. Gemeinsam stoßen sie auf einen verwunschenen Friedhof, eine geheimnisvolle Dame in schwarz und immer wieder auf das Symbol eines schwarzen Schmetterlings.
Dieses Buch ist wirklich fulminant gestartet, hat einen ganz soliden Mittelteil und hat mich dann am Schluss durch eine hanebüchene, konstruierte „Auflösung“ regelrecht verärgert. Aber der Reihe nach.
Die Beschreibungen der Stadt sind wirklich hervorragend gelungen, man wandert mit den beiden Jugendlichen durch Barcelona und überlegt derweil schon mal, wann man wohl einen Trip dorthin in den Urlaubsplan quetschen könnte. Sehr detailreich schafft Zafón eine düstere, gruselige Atmosphäre, die dem Flair der Stadt trotzdem gerecht wird. Allgemein ist die Sprache in diesem Buch ganz wundervoll, märchenhaft und sanft. Das Buch liest sich oft wie eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte, z.B. erzählt Óscar, das xyz erzählt, dass abc damals gesagt hat usw. Beim ersten Mal fand ich das noch sehr schön gelöst, aber insgesamt kommt mir diese Schachtelmethode doch etwas zu oft vor und wirkt dann etwas bemüht. Die Lebensgeschichten der Personen werden nur langsam enthüllt und sind in den meisten Fällen etwas fantastisch angehaucht, auch das muss man mögen. So manches Geheimnis deckt der Autor erst am Schluss auf, obwohl man es als Leser doch schon sehr früh erraten kann. Da blieb dann bei mir der große Aha-Effekt aus. Das mag vielleicht daran liegen, dass Marina das Zwischenstück zwischen Zafóns Jugendbüchern und der Erwachsenenliteratur zu bilden scheint und somit doch noch eher auf jugendliches Publikum zugeschnitten wurde; manches wurde eben lieber überdeutlich dargestellt, damit es auch der letzte kapiert. Da wird lieber noch ein Gruselelement mehr draufgepackt, damit es auch wirklich gruselt, noch eine dramatische Entwicklung mehr etc. Insgesamt wäre mir ein etwas subtileres Vorgehen lieber gewesen.

Achtung Minispoiler
Absolut geärgert habe ich mich nicht nur über das Ende, sondern auch über den Arzt Dr. Shelley, dessen Figur ich nur als schlechten Witz auffassen kann. Shelley – Frankenstein – na, klingelts da beim einen oder anderen Leser? Falls das raffinierte unterschwellige Andeutung sein sollte ist die nicht sehr gelungen, Holzhammer trifft es eher.
Minispoiler Ende

Fazit: Insgesamt hat mich das Buch ganz gut unterhalten, aber wirklich begeistern konnte mich dieser laue Ausflug in die Grusel-Jugendbuchabteilung nicht.