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Veröffentlicht am 16.09.2022

Nichts für schwache Nerven

Schmerz und kein Trost
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Kriminalhauptkommissar Erik Donner, körperlich und seelisch schwer gezeichnet von seiner beruflichen wie privaten Vergangenheit, geht einen wichtigen Schritt nach vorn. Durch eine psychotherapeutischen ...

Kriminalhauptkommissar Erik Donner, körperlich und seelisch schwer gezeichnet von seiner beruflichen wie privaten Vergangenheit, geht einen wichtigen Schritt nach vorn. Durch eine psychotherapeutischen Behandlung und Achtsamkeitsübungen will er einen Neuanfang wagen.
Doch dann wird der Sohn seiner Therapeutin entführt und sein Therapiegespräch belauscht. Auch seine Schwester ist verschwunden. Erik Donner nimmt den Kampf wieder auf.


Um es vorab zu sagen, der Thriller war nicht mein Ding. Eigentlich bin ich gar nicht so zart besaitet, aber die Fülle an blutigen, ekelerregenden Fundorten immer zahlreicher werdender Leichenteile, das wahllose Töten und die aggressiven, halbverhungerten Ratten, haben mir das Lesen nicht einfach gemacht. Wahrscheinlich hätte ich das Buch gar nicht beendet, wenn ich es nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen hätte.
Als Neueinsteiger in die Donner-Reihe fühlte ich mich über Donners Vorleben gut informiert. Trotzdem habe ich mich von Anfang an daran gestört, dass ein Kriminalhauptkommissar mit solch einer Vorgeschichte und mit extremen Verletzungen psychischer und physischer Art überhaupt noch im operativen Dienst arbeitet. Das ist für mich genauso unglaubwürdig, wie ein Überleben nach dem Rattenmassaker.
Spannend ist dieser Thriller, obwohl ich davon überzeugt bin, dass die Spannung mit etwas weniger blutigen Sequenzen nicht gelitten hätte.
Es gibt sicher nicht wenige Leser, die solche Szenen erwarten und genießen (4,5 von 5 Sternen bei den Bewertungen legen da Zeugnis ab), ich gehöre nicht dazu.
Trotzdem möchte ich dem Autor nicht seine Fähigkeit einen rasanten, spannenden Thriller geschrieben zu haben, absprechen, nur dass er mir zu blutig und grausam war.

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Veröffentlicht am 12.09.2022

Zu wage

Schallplattensommer
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Maserati, welch seltsamer Name für ein Mädchen, lebt diesen Sommer zurückgezogen bei ihrer Großmutter. Sie hilft ihr in ihrer kleinen Gastwirtschaft, aber gleichzeitig hilft sie auch ihr zerrinnendes Leben ...

Maserati, welch seltsamer Name für ein Mädchen, lebt diesen Sommer zurückgezogen bei ihrer Großmutter. Sie hilft ihr in ihrer kleinen Gastwirtschaft, aber gleichzeitig hilft sie auch ihr zerrinnendes Leben zusammen zu halten.
Neben Omas Haus zieht eine reiche Familie mit zwei Söhnen ein, die gleich der schönen Maserati nachstellen. Sie will davon nichts wissen oder vielleicht doch….


Ein anfänglich leichter Sommerroman ruft immer mehr bedrückende Gefühle hervor.
Alina Bronsky streift leider immer nur leicht die Vergangenheit der drei Jugendlichen, so dass man das bereits erlebte, nur erahnen kann. Maserati erscheint dabei sehr erwachsen und strukturiert, während die Jungen mal in die eine mal in die andere Richtung pendeln
Wir können das Leben der jungen Leute einen Sommer begleiten, ohne immer hinter die Gründe ihrer Handlungen blicken zu dürfen. Auch das Ende ist wage, vielleicht um seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Mich hat es irgendwie unbefriedigt zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Leider nicht meins

Faust
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Kommissarin Sara Nowak, gezeichnet und knapp ihren letzten Fall überlebend, ist bereit wieder ihre Arbeit in der Mordkommission aufzunehmen.
Dieses Mal will sie sich aber mehr ihrer Familie widmen. Doch ...

Kommissarin Sara Nowak, gezeichnet und knapp ihren letzten Fall überlebend, ist bereit wieder ihre Arbeit in der Mordkommission aufzunehmen.
Dieses Mal will sie sich aber mehr ihrer Familie widmen. Doch direkt zu Beginn der Ermittlungen in einem neuen Tötungsdelikt wird sie durch den angeblichen Selbstmord des Pfarrers Jürgen Stiller abgelenkt. Sie folgt umgehend ihren Instinkten.
Hängt dieser angebliche Selbstmord mit den Spionen mit deutschen Decknamen zusammen?


Leider bin ich bei der Auswahl dieses Buches nicht meinen Instinkten gefolgt. Komplizierte über mehrere Bücher gespannte Spionage-Thriller sind nichts für mich.
Die Rezension kann ich aber nur aus meiner Sicht schreiben, weswegen sie sicherlich schlechter ausfallen wird als bei Spionage-Thriller-Fans.
Abgesehen von dem für mich kaum zu durchschauenden Geflecht von Geheimdiensten, ehemaligen hohen Mitarbeitern der Geheimdienste Ost/West und der Stasi, hatte ich große Probleme mit der Protagonistin. Ohne Rücksicht auf ihre Familie und ihrem eigentlichen Job stürzt sie sich offenen Auges in dieses undurchsichtige Geflecht. Sie weiß nie wem sie trauen kann, geht aber trotzdem immer allein zu den mysteriösen Treffpunkten. Wird auf sie geschossen oder auch auf ihren Sohn, verschweigt sie diesen Umstand, um weiter unter dem polizeilichen Radar arbeiten zu können.
Vielleicht ist das in guten Spionage-Thrillern so üblich. Mich hat es genervt.
Genauso geht’s mir mit ihrer Familiengeschichte. Die finde ich sehr konstruiert.
Das einzige Positive, das ich sagen kann, ist, die Geschichte war im Großen und Ganzen spannend mit überraschenden Wendungen, nicht zu vergessen, der kleine Hangover am Ende. Er soll wohl zum Lesen des dritten Bands der Trilogie anreizten, aber bei mir wird er da seine Wirkung verfehlen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Erschrecken real

Der dreizehnte Mann
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Timo Krampe und Jörg Grünewald sind beide Opfer eines verabscheuenswürdigen Experiments geworden. In ihrer Kindheit gab das Jugendamt Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen in die Obhut von pädophilen ...

Timo Krampe und Jörg Grünewald sind beide Opfer eines verabscheuenswürdigen Experiments geworden. In ihrer Kindheit gab das Jugendamt Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen in die Obhut von pädophilen Männern.
Alle Versuche diesen Skandal aufzudecken und publik zu machen sind bisher gescheitert. Als jetzt eine Journalistin mit einem Interview den Leidensweg der Beiden veröffentlichen will, verschwindet Jörg Grünewald.
Die Journalistin und Timo Krampe bitten Rocco Eberhardt um Hilfe.


Der dreizehnte Mann – ein Justiz-Krimi, geschrieben von dem Strafverteidiger Florian Schwiecker und dem Professor und Rechtsmediziner Michael Tsokos.
Vor Jahren habe ich John Grishams Justiz-Romane geliebt und regelrecht verschlungen. Ich lernte viel über das amerikanische Justizsystem aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.
Die Bücher waren spannend, aber ich hatte nie das Gefühl, dass Grisham mich belehren wollte.
Der dreizehnte Mann war auch spannend und erzählte eine schier unglaubliche Geschichte, die wie im Nachwort erklärt, zwar fiktiv erzählt, dennoch an realen Vorgängen angelehnt war, aber die ständigen Erklärungen, was rechtens ist und wer mit wem über was nicht sprechen darf, haben mich irritiert und abgelenkt.
Die beiden Autoren sind Experten auf ihren Gebieten und wollten wahrscheinlich alles korrekt niederschreiben. Mich hat es gestört und mir die Spannung genommen.
Der eigentliche Skandal beziehungsweise das Verbrechen, was das Jugendamt mit seinen Vertretern an den Kindern begangen haben, kann gar nicht genug angeprangert werden. Der Aufwand, der betrieben werden musste, um an die Akten des Jugendamtes und den Justizbehörden zu kommen, fand ich sehr gut beschrieben.
Die Protagonisten wurden sehr gut charakterisiert und ihre vorherige Zusammenarbeit erwähnt. Das machte es den Lesern, die wie ich nicht das Vorgängerbuch gelesen hatten, leicht in die Geschichte reinzukommen.
Alles in allem war es ein aufregender und spannender Plot, mir allerdings zu wissenschaftlich und juristisch aufbereitet.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Berührend, aber etwas fehlt

Das Haus der Frauen
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Laetitia Colombani erzählt auf zwei Zeitebenen von Solidarität und Nächstenliebe für obdachlose, missbrauchte und gedemütigte Frauen.
In der Zeitebene der Vergangenheit erleben wir den Werdegang der Blanche ...

Laetitia Colombani erzählt auf zwei Zeitebenen von Solidarität und Nächstenliebe für obdachlose, missbrauchte und gedemütigte Frauen.
In der Zeitebene der Vergangenheit erleben wir den Werdegang der Blanche Peyron bis zur Spitze der pariser Heilsarmee. Ihr Lebenswerk krönte sie mit dem Palast der Frauen, in den jede obdachlose, hilflose Frau aufgenommen wird.
Die Haus existiert noch im heutigen Paris. Manch ehrenamtlicher Helfer oder Helferin therapieren sich selbst, indem sie diese Frauen unterstützen.


Das Haus der Frauen in Paris hat eine gute Geschichte. Erzählt wird sie uns von Laetitia Colombani, die wunderbar berührende Geschichten über starke Frauen schreiben kann, aber dieses Mal fehlt mir etwas. Eigentlich kann ich es gar nicht benennen. Tatsächlich ist es mir nicht gelungen eine Beziehung wenigstens zu einer der Protagonisten aufzubauen. Die einzelnen Schicksale der Frauen im Haus der Frauen wurden auf verschiedenste Weise beleuchtet. Vielleicht waren es für mich zu viele. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen zwar Obdach gewährt wurde, aber sonst wurden sie allein gelassen.
Ich glaube, aus diesen Grund verzagt auch Solène nach Cynthias Selbstmord, sieht eine Sinnlosigkeit ihres Handelns und bricht zusammen. Bis auf wenige Ausnahmen erfahren wir zu wenig von den Frauen. Das ist mir alles zu oberflächlich.
Ähnlich geht’s mir bei der Lebensgeschichte von Blanche Peyron. Bei den ersten entscheidenden Jahre fühl ich mich noch wohl, lerne ihre Einstellung zum Leben kennen. Danach lese ich nur noch wie viele Vorträge sie hält, wie unerschrocken viel sie arbeitet, Ihre Gesundheit ruiniert und einen sie stützenden Partner an der Seite hat. Sie entscheidet sich den Palast der Frauen aufzubauen und kämpft um Spenden und kämpft um Spenden….
Wir erleben kaum Szenen innerhalb ihrer Familie oder mit anderen Mitgliedern der Heilsarmee. Sie ist nicht zu fassen. Vielleicht war ihr Leben genauso, aber mich hat es nicht gefesselt.
Auch wenn ich nicht ganz zufrieden war mit diesem Buch, hat Laetitia Colombani uns doch die Geschichte der Pariser Heilsarmee und die Bedeutung des Haus der Frauen näher gebracht.

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