Platzhalter für Profilbild

Firstprince

Lesejury-Mitglied
offline

Firstprince ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Firstprince über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2022

Lisa Fittko - Porträt einer Frau im Widerstand

Die Wagemutige
0

In dem eingängig geschriebenen und flüssig zu lesenden historischen Roman „Die Wagemutige“ von Caroline Bernard wird die Widerstandskämpferin Lisa Fittko porträtiert. Näher beleuchtet wird Lisas Internierung ...

In dem eingängig geschriebenen und flüssig zu lesenden historischen Roman „Die Wagemutige“ von Caroline Bernard wird die Widerstandskämpferin Lisa Fittko porträtiert. Näher beleuchtet wird Lisas Internierung im Lager Gurs, ihre Flucht aus diesem und ihre Zeit danach als Fluchthelferin in den Pyrenäen. Die Handlung fokussiert sich hierbei auf die Zeit von 1940-41 und verbindet eben genannte historische Ereignisse mit der fiktiven Liebesgeschichte zwischen Lisa und Louis, einem amerikanischen Journalisten. Mithilfe der Liebesgeschichte wird anstatt Lisa als Widerstandskämpferin, Lisa als Frau mit ihren eigenen Gefühlen, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Ängsten in den Vordergrund gerückt.

Die Autorin schafft es auf fast 400 Seiten ein authentisches und bewegendes Porträt von Lisa Fittko zu zeichnen, sowohl als mutige Widerstandskämpferin als auch das einer Frau, die zweifelt, die ein normales Leben führen will und die einfach nur als Lisa geliebt werden will. Trotz der dunklen Zeit und den schwierigen Umständen, unter denen sie lebte, ist der Roman keine gänzlich bedrückende Lektüre, spürt man beim Lesen doch mit jeder vollbrachten kleinen und großen Widerstandsaktion gegen das Nazi-Regime etwas Hoffnung und teils auch Freude in Lisa aufkommen.

Empfehlenswert für Fans von historischen Romanen mit starken Frauen im Mittelpunkt und für all diejenigen, die mehr über Lisa Fittko, eine mutige und faszinierende Widerstandskämpferin erfahren wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2022

Eine Geschichte, so zart und sinnlich wie Schokolade

Drei Tage im August
0

Wir schreiben das Jahr 1936. Es ist der 5. August und in Berlin finden die Olympischen Spiele statt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Chocolaterie Sawade und die Personen, die auf irgendeine Art und ...

Wir schreiben das Jahr 1936. Es ist der 5. August und in Berlin finden die Olympischen Spiele statt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Chocolaterie Sawade und die Personen, die auf irgendeine Art und Weise mit dieser verbunden sind, insbesondere Elfie, die dort arbeitet und auf der das Hauptaugenmerk in der Erzählung gelegt wird. Elfie, die schwermütig ist und von Zweifeln und Ängsten geplagt wird, erfährt von Madame Conte, was eine verbotene Liebe mit einer besonderen Praline der Chocolaterie Sawade zutun hat. Sie selbst kommt dem Nachtklubbesitzer El-Hammady näher und muss sich entscheiden, ob sie ihrer Sehnsucht folgt. Dann ist da noch Trude, die mit Elfie in der Chocolaterie arbeitet und Franz Marcus, der benachbarte jüdische Buchhändler. Auch diese beiden kommen sich näher, doch scheint es um ihr Liebesglück nicht gut bestellt zu sein, macht sich doch Franz als Jude Sorgen um seine Zukunft in Nazideutschland. Überall dem liegt eine Vorahnung der dunklen und schrecklichen Zeiten, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten in der Zeit danach kommen wird. Die Linden der Straße „Unter den Linden“, in der sich die Chocolaterie befindet, können davon berichten. Doch trotz der bedrohlichen und düsteren Stimmung, die im Hintergrund mitschwingt, können sich Elfie und Co. ihre Menschlichkeit bewahren.

Als Leser*in folgt man diesen und anderen Personen drei Tage lang und wird Zeuge ihrer Leben, Gedanken und Gefühle. Die Handlung steuert dabei auf keinen richtigen Spannungshöhepunkt zu, wodurch sie jedoch nichts an ihrer Faszination verliert. Gerne folgt man Elfie und all den anderen Charakteren. Die Stärke des Romans „Drei Tage im August“ von Anne Stern liegt in seiner wunderschönen und poetisch angehauchten Sprache, die zusammen mit den außergewöhnlichen und gut gezeichneten Charakteren die Geschichte lesenswert macht. Am besten zu genießen mit einem Stück Lieblingsschokolade bzw. -praline.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.07.2022

Historischer Krimi der etwas anderen Art

Samson und Nadjeschda
0

Es ist das Jahr 1919, kurz nach der Russischen Revolution, und die Lage in Kiew ist unsicher. Tödliche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit. Bei einem Straßenkampf wird Samsons Vater getötet und ...

Es ist das Jahr 1919, kurz nach der Russischen Revolution, und die Lage in Kiew ist unsicher. Tödliche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit. Bei einem Straßenkampf wird Samsons Vater getötet und Samson wird ein Ohr abgeschnitten. Bald darauf findet er eine Stelle bei der neuen sowjetischen Polizei und wird gleich mit einem mysteriösen Fall konfrontiert, in dem Knochen aus Silber und ein Maßanzug aus hochwertigem Stoff eine Rolle spielen. Bei seinen Nachforschungen hilft ihm sein abgetrenntes Ohr, das er in einer Blechdose aufbewahrt, und auch von Nadjeschda, eine junge, intelligente und zielstrebige Frau, erhält er Ideen.

Zu Beginn lässt sich der Roman etwas Zeit, doch mit Einsetzen der Krimihandlung nimmt das Erzähltempo zu und man wird schnell in die teils groteske Geschichte hineingezogen. Mittels eines eingängigen Schreibstils, der nüchtern und bildlich zugleich ist, schafft es Kurkow ein atmosphärisch düsteres Bild von einem durch Gewalt und Willkür gezeichneten Kiew zu erzeugen. Eindringlich werden auch die Gefühlslage und Situation der Charaktere dargestellt, sodass ein durchaus authentisches Bild der Zeit nach dem Sturz des Zaren entsteht.

„Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow ist eine Geschichte, die Krimi und historischen Roman mit fantastischen Elementen miteinander vermischt und dabei durchaus zu überzeugen weiß. Das außergewöhnliche Setting und die liebevoll gezeichneten Charaktere Samson und Nadjeschda machen ihn lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Kurzweiliger Kunstkrimi

Die Akte Madrid
0

Ein surrealistisches Gemälde wird gestohlen, womit für Lomberg eine Reise nach Spanien und in die eigene Vergangenheit beginnt. Bei dem entwendeten Gemälde handelt es sich um eines, dass den deutschen ...

Ein surrealistisches Gemälde wird gestohlen, womit für Lomberg eine Reise nach Spanien und in die eigene Vergangenheit beginnt. Bei dem entwendeten Gemälde handelt es sich um eines, dass den deutschen Verteidigungsminister in starke Bedrängnis bringen könnte, wenn nämlich bekannt werden würde, wie er in den Besitz davon gekommen ist. Denn eng verbunden mit dem Gemälde sind politische Verstrickungen bis in höchste Ebenen und Korruption, die bis in die Franco-Diktatur in Spanien zurückreichen, in denen auch der Vater des Verteidigungsministers seine Hände mit im Spiel hatte. Lomberg beginnt im Auftrag des Ministers zu ermitteln und wird dabei von seiner Tochter, seiner Sekretärin und der Kriminalrätin und seiner Liebespartnerin Röhm tatkräftig unterstützt.

Ähnlich wie im ersten Band der Reihe, gibt es parallel zur Handlung im Jahr 2016 mehrere Rückblicke in die Vergangenheit, in denen man mehr über die Geschichte des Gemäldes kennenlernt und was es mit den politischen Verstrickungen alles auf sich hat. Und das sind einige. Beginnend mit der Künstlergruppe rund um Dali, über die Nazi-Zeit, die Franco-Diktatur in Spanien bis in tief in die 1960er-Jahre hinein, wird eine spannende Geschichte vor historischem Hintergrund gesponnen, die so oder so ähnlich auch wirklich sich hätte ereignen können.

Dank kurzer Kapitel und wechselnder Erzählperspektiven baut "Die Akte von Madrid" nach und nach Spannung auf und man wird schnell in das Mysterium rund um das verschwundene Bild hineingezogen. Unterbrochen wird der Lesefluss jedoch hie und da durch den etwas zu beschreibenden und ausschweifenden Erzählstil, wodurch der Krimi sich eher wie eine gut erzählte Geschichte mit Kriminalelementen liest. Fans des ersten Bandes werden trotzdem auf ihre Kosten kommen.

Insgesamt ist "Die Akte von Madrid" ein gut durchdachter Krimi, dessen Stärke in der Vermischung von Kunst-, Krimi- und historischen Elementen liegt. Eine gute Charakterdarstellung sowie ein eingängiger und leicht zu lesender Schreibstil tun ihr Übriges. Am Ende löst sich der Fall für mich zwar etwas zu einfach und zufällig, aber die Entwicklungen im Epilog machen neugierig auf den dritten Band.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2023

Bei Anruf Liebe

The Man I Never Met – Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
0

3.5 von 5 Sternen

Ein falscher Anruf wird Hannahs und Daveys Leben für immer verändern.

Hannah ist Single und lebt in London. Sie ist eine junge Frau, die mit ihrem Leben zufrieden ist, sie verbringt ...

3.5 von 5 Sternen

Ein falscher Anruf wird Hannahs und Daveys Leben für immer verändern.

Hannah ist Single und lebt in London. Sie ist eine junge Frau, die mit ihrem Leben zufrieden ist, sie verbringt Zeit mit ihrer besten Freundin und deren Mann.
Davey ist Brite, aber er lebt seit seiner Kindheit in den USA.
Als Davey sich verwählt und anstatt bei seinem Gesprächspartner für sein Jobinterview bei Hannah anruft, kreuzen sich ihre Wege zum ersten Mal, auch wenn nur übers Telefon. Noch am selben Abend schickt Davey eine SMS, in der er ihr mitteilt, dass er den Job bekommen hat und dass er dafür bald nach London umziehen wird. In den nächsten Tagen und Monaten werden aus Kurznachrichten, die zu Telefonaten und schließlich zu Videoanrufen werden. Sie werden zu Freunden, doch aus den Freundschaftsgefühlen wird bald mehr.
Als Daveys Umzug kurz bevorsteht, können beiden nicht aufhören, darüber nachzudenken und freuen sich darauf, endlich zusammen zu sein. Hannah beschließt, ihn vom Flughafen abzuholen, aber Davey taucht nicht auf, und der Grund dafür ist ein, der alles verändern wird.

enthält Spoiler

"The Man I Never Met" ist eine Liebesgeschichte voller Glück und Hoffnung, aber auch eine, die man so nicht erwartet.
Der Titel ist Programm, denn bis fast zum Ende des Buches werden Hannah und Davey sich nicht treffen und der Grund ist ein trauriger. Denn kurz bevor Davey nach London umziehen will, wird bei ihm Krebs festgestellt und es sieht nicht gut aus.
Während für Davey beginnt die Chemotherapie in den USA beginnt, versucht Hannah nach dem Schock in England für ihn dazu sein, was jedoch auf Dauer nicht so leicht ist. Man folgt beiden, wie sie jeweils getrennt voneinander versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, neue Wege gehen, sich voneinander entfernen und dann wieder einander näher kommen über einen längeren Zeitraum hinweg.

Erzählt aus Hannahs und Daveys Perspektive
bekommt man einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und wünscht sich ein Happy End für beide.
Trotz des schweren und emotionalen Themas ist der Roman locker und leicht geschrieben und zeichnet sich durch eine gute und glaubwürdige Charakterdarstellung aus.
Einzig zum Ende hin verliert sich der Roman etwas in zu vielen Zufällen und kitschigen Momenten. Weniger wäre hier mehr gewesen.

"The Man I Never Met" von Elle Cook ist ein emotionaler Liebesroman, bei dem das Kennenlernen, das sich (Wieder)finden sowie das Hoffen im Vordergrund stehen.
Nette und gefühlvolle Liebesgeschichte für Zwischendurch mit zwei sympathischen Protagonisten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere