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Veröffentlicht am 09.10.2022

Es wird wieder Zeit für eine Kanne Vanilletee.

Todesrache
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Maarten S. Sneijder is back.
In voller Pracht und Arroganz.
Welch Glück.

Nachdem der sechste Fall mich etwas enttäuscht hatte, zieht Andreas Gruber in seinem siebten Sneijder-Fall alle Register.

Sneijder ...

Maarten S. Sneijder is back.
In voller Pracht und Arroganz.
Welch Glück.

Nachdem der sechste Fall mich etwas enttäuscht hatte, zieht Andreas Gruber in seinem siebten Sneijder-Fall alle Register.

Sneijder steht nach dem letzten Fall fast allein da. Sein Team wurde beim letzten Einsatz ausgelöscht. Bis er einen Anruf erhält und an der Stimme sein "Eichkätzchen" erkennt. Sofort setzt er alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden. Parallel wird ein ehemaliger Richter mit seiner Frau entführt. Aber nicht nur sie, sondern auch die Tochter von dem Kripoermittler Walter Pulaski.

Beide Fälle sind verworren, nicht durchschaubar und doch beeinflussen sie sich. Sneijder stellt sich ein neues Team zusammen, welches wieder unter anderem einen starken eigenwilligen Charakter enthält. Zusammen mit Pulaski ermitteln sie in Sachsen und kommen den Täter:innen immer näher.

Der Anfang ist etwas verwirrend, da Andreas Gruber immer in der Zeit zurückspringt und zusätzlich noch die verschiedenen Jahre (1989,1995,1999,2005,2010,2015) im Osten näher beleuchtet. Was geschah in den Jahren im Osten? Welche alten Seilschaften gibt es noch und welchen Einfluss haben sie nach dem Fall der Mauer noch?

Wenn man sich die Zeit nehmen kann, sollte man möglichst lange Abschnitte anhören, um schnell in die Geschichte hinzukommen. Auch diesmal wird das Buch hervorragend von Achim Buch, dessen Stimme ich ewig zuhören könnte, gelesen. Durch ihn werden die Charaktere lebendig und zum Greifen nah, so dass man in manchen Situationen Gänsehaut bekommt. Dank des Epilogs kann man sich schon auf den nächsten Fall freuen, denn natürlich gibt es offene Punkte, die noch geklärt werden müssen.

Für alle Maarten S. Sneijder Fans macht euch einen Vanilletee und genießt die Show.

Veröffentlicht am 19.09.2022

Eine buchige Reise um die Welt

In 80 Büchern um die Welt
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Das ist kein Buch, welches man lesen sollte, wenn der SUB-Abbau ansteht. Man sollte es auf keinen Fall lesen, wenn man keinen neuen Input möchte oder Wissenswertes über Büchern erfahren will.

Alle anderen ...

Das ist kein Buch, welches man lesen sollte, wenn der SUB-Abbau ansteht. Man sollte es auf keinen Fall lesen, wenn man keinen neuen Input möchte oder Wissenswertes über Büchern erfahren will.

Alle anderen Lesenden und Buchliebenden können und sollen gern zugreifen und abtauchen. Es geht in diesem Buch um Reisen. Aber es geht nicht um Reisebücher und Traveltipps, sondern um literarische Werke, die eine Reise beinhalten, die zu realen Orten führen. Man steigt in eine Art Zeitmaschine und reist von um 750 v. Chr. bis ins Jahr 2021. Um den Leser nicht zu verwirren, findet die Reise durch die Werke und über die Kontinente chronologisch statt.

Zu jedem Werk werden Fakten, Daten und Besonderheiten erzählt. Die Handlungen werden kurz angerissen und zudem wird oft auf die politische und wirtschaftliche Lage, in der die Handlungen spielen bzw. die Autor:innen diese Geschichten geschrieben haben, näher eingegangen. Auch problematische Formulierungen, Ansichten und Bilder werden aufgezeigt und erklärt. Zu allen Büchern werden die Originalcover, Holzschnitte, Kunstwerke, Karikaturen, Portraits der Autor:innen und andere unterstützende Bilder gezeigt.

Ich fand die Mischung aus Literatur, Politik, Reisen und Geschichte sehr gelungen. Durch die vielen Zusatzinformationen wurde manche (Wissens-)Lücke geschlossen, kleine Missverständnisse beseitigt und die Neugier auf die (noch unbekannten) Bücher geweckt. Einige Bücher hatte ich schon gelesen, von anderen Büchern hatte ich nur etwas gehört und einige Bücher kannte ich überhaupt nicht, was dazu führte, dass ich nun wieder ein paar Bücher mehr auf meinem Wunschzettel habe.

Für mich ist es ein Buch, welches man immer wieder zur Hand nehmen kann und man entdeckt stets etwas Neues. Die liebevolle Gestaltung des Buches zeigt, dass auch die Autor:innen viel Spaß an der Umsetzung der Idee hatten. Wem die 80 Bücher nicht reichen, der kann sich auf den letzten Seiten noch weitere Tipps zum Weiterlesen und noch mehr Informationen über die Autor:innen holen.

Es ist für mich ein Lesehighlight für das Jahr 2022.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 18.08.2022

Lesenswerte Geschichte

Isidor
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Danke an die Autorin Shelly Kupferberg. Sie hat dieses Buch, obwohl es um ihre Familie geht, ohne Kitsch, Rührseligkeit und zu vielen Emotionen geschrieben. Sie erzählt fast nüchtern, aber trotzdem den ...

Danke an die Autorin Shelly Kupferberg. Sie hat dieses Buch, obwohl es um ihre Familie geht, ohne Kitsch, Rührseligkeit und zu vielen Emotionen geschrieben. Sie erzählt fast nüchtern, aber trotzdem den Lesenden packend die Geschichte von ihrem Urgroßonkel Dr. Isidor Geller. Wer Probleme mit der Einordnung der verwandtschaftlichen Grade hat, dem kann der Stammbaum im Buch helfen.

Isidor Geller hat es geschafft. Er hat sich hochgearbeitet und durch kluge Entscheidungen es zu Geld und Ansehen geschafft. Doch er spürt auch den Neid, den Antisemitismus und die Missgunst. Doch Isidor Geller blendet es auch. Er lebt sein Leben und genießt seine Freiheiten, die Kunst und Kultur, das gute Essen und sein luxuriöses Leben.

Doch die Zeiten ändern sich rasant und er verpasst den Absprung in ein sicheres Land. Aufgrund seiner Position hatte er gehofft, geschützt zu sein. Seine Qualen werden beschrieben, die Beklemmung liest mit und die Traurigkeit klappt das Buch am Ende zu.

Shelly Kupferberg hat einen eindringlichen, aber auch stellenweise unterhaltsamen Roman über ihre Familie geschrieben. Sie hat recherchiert und in Deutschland viele Hinweise und Spuren gefunden. Dank der deutschen Gründlichkeit fand sie Listen und Tabellen und konnte so den Lebens-Leidensweg ihres Urgroßonkels rekonstruieren.

Ein lesenswertes Buch, welches nachdenklich macht, die Vergangenheit lebendig werden lässt und mahnt.

Veröffentlicht am 05.06.2022

Leseempfehlung!

Ein Wochenende
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Was für ein Wochenende. Dieses Buch schreckt ab, zieht an und verdeutlicht, was passieren kann, wenn eine alte und lange Freundschaft auf die Probe gestellt wird.

Charlotte Wood schreibt mit viel Feingefühl, ...

Was für ein Wochenende. Dieses Buch schreckt ab, zieht an und verdeutlicht, was passieren kann, wenn eine alte und lange Freundschaft auf die Probe gestellt wird.

Charlotte Wood schreibt mit viel Feingefühl, aber auch mit zartem Humor, wie die drei zurückgebliebenen Frauen mit dem Tod ihrer Freundin umgehen. Jede für sich, erinnert sich an die Zeit mit Sylvie und den anderen Frauen. Jede Frau trauert anders und versucht den Tod zu verarbeiten. Jede der drei Frauen kämpft mit ihren eigenen Sorgen und Nöten. Sei es ein schwerkranker Hund, die drohende Obdachlosigkeit oder das Leben als ewige Geliebte.

Die Gedanken sind manchmal recht böse, gerade gegenüber den Freundinnen. Sie nerven sich, sie sind neidisch aufeinander und sie lästern übereinander, sie fühlen sich voneinander bevormundet, bemuttert oder zu wenig respektiert. Und nun müssen sie ein Strandhaus ausräumen und verkaufen. Ein Strandhaus, das sie verbindet mit schönen, traurigen und emotionalen Geschichten aus ihrer Freundschaftszeit.

Es geschieht einiges auf den wenigen Seiten und ich war mittendrin, konnte kaum aufhören zu lesen. Manchmal musste ich laut lachen, wenn sie, die drei Ü70-Jährigen, sich zankten und stritten, manchmal hatte ich einen Kloß im Hals, wenn das Schicksal zu hart zuschlug.

Am meisten hat mich der schwerkranke Finn gepackt. Ich hatte oft den Gedanken erlöst ihn endlich. Lass ihn gehen, aber auch er spielte in dieser Geschichte eine wichtige Rolle, so dass er dabei bleiben musste.

Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.05.2022

Großartige Unterhaltung mit geschichtlichen Bezug

Die Sammlerin der verlorenen Wörter
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Die Welt der Wörter und die Welt der Männer. Esme widmet ihr Leben der Entstehung des Oxford English Dictionary. Ihr Vater nimmt sie bereits als Kind mit in die Welt der Wörter und öffnet ihr damit auch ...

Die Welt der Wörter und die Welt der Männer. Esme widmet ihr Leben der Entstehung des Oxford English Dictionary. Ihr Vater nimmt sie bereits als Kind mit in die Welt der Wörter und öffnet ihr damit auch den Zugang zur Bildung. In der damaligen Zeit nicht für jede Frau zugänglich und selbstverständlich. Die Lexikographen sind ausschließlich Männer, die darüber entscheiden, welches Wort mit welcher Definition und Erläuterung in das Wörterbuch aufgenommen wird.

Die Frauen dürfen mitarbeiten, kleine Tätigkeiten ausführen und den Männern zuarbeiten, aber keine Entscheidungen treffen. Anfangs stört es Esme nicht, dass sie "nur" mitarbeitet, aber je länger sie dabei ist und je mehr sie sich mit den einzelnen Wörtern beschäftigt, desto mehr muss sie feststellen, dass die "Frauenwörter" und die Wörter aus dem einfachen Volk im Wörterbuch fehlen. Die Herausgeber des Wörterbuches lehnen diese Wörter ab, da sie zu obszön, zu weiblich oder zu umgangssprachlich sind. Doch Esme sammelt weiter diese Wörter auf dem Markt, bei Kneipen- und Theaterbesuchen, Protestaktionen und legt sie in ihre Truhe der verlorenen Wörter ab.

Die Autorin verwebt mehrere Themen miteinander. Der Hauptstrang ist die Entstehung des Wörterbuchs und die mühsame Arbeit der Lexikographen. Im Laufe der Geschichte kommen noch die politischen Geschehnisse hinzu. Die Suffragetten und ihre Forderungen nach mehr Rechten für die Frauen insbesondere das Wahlrecht. Aber auch der erste Weltkrieg findet seinen Weg in diese Geschichte. Die politischen Ereignisse nehmen im Laufe der Geschichte immer mehr Platz ein. Die Stimmung wird immer düsterer, trauriger und bedrückender, aber sie spiegelten die Zeit gut wider.

Ich brauchte ein paar Seiten, um mich in die Geschichte einzulesen, aber je weiter die Geschichte voranschritt, desto interessanter und fesselnder wurde sie. Die Charaktere sind greifbar und teilweise sehr gut beschrieben. Charaktere, die nur eine Nebenrolle spielten, waren manchmal etwas blass. Jedoch konnte man sich schnell ein gutes Bild vom Skriptorium und den Hauptcharakteren verschaffen, da sich hier die Autorin die Zeit nahm, um sie, im Laufe der Geschichte, immer mehr auszubauen.

Die Autorin bringt immer wieder Beispiele von Wörtern, wie sie auf den Belegzetteln und später im Wörterbuch erschienen sind. So erfährt man ganz nebenbei noch einige neue englische Wörter und deren Erklärung dazu.

Großartige Unterhaltung mit geschichtlichen Bezug (keine reine Biografie).

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