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Veröffentlicht am 23.08.2022

Auf der Suche

Die Liebenden von Nizza
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Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt ...

Die junge Kunstexpertin Romy hat vor zwei Jahren ihre Schwester durch einen Unfall verloren und lebt seitdem recht zurückgezogen. Ihr Fachgebiet ist das Aufspüren verschollener Kunstwerke und so lässt sie sich schließlich doch vom Anwalt Adam Gold überzeugen, mit ihm nach Nizza zu reisen und dort nach einem seit dem Zweiten Weltkrieg verschwundenem wertvollen Bild zu suchen. Das Bild zeigt die Eltern von Adams Auftraggeber, die damals im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren.

So verknüpft Johanna Laurin zwei Zeitebenen, die Gegenwart, in der Romy und Adam sich auf Spurensuche begeben und so immer mehr über die Vergangenheit herausfinden und die Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das trägt natürlich auch zum Aufbau der Spannung bei und so ist der Roman sehr fesselnd. Die Protagonist:innen auf beiden Zeitebenen sind sympathisch und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Schauplätze werden von der Autorin sehr anschaulich beschrieben und man erfährt als Leser:in viel über diese sehr ereignisreiche Zeit in Südfrankreich und über die wichtige Arbeit der Resistance. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Im Exil

Svendborg 1937
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Im Mittelpunkt von "Svendborg 1937" steht die jüdische Familie Dinkelspiel aus Stuttgart, der Vater ist Kunsthändler, sie haben drei Kinder, die Schwestern Meret und Ricarda, die schon fast erwachsen sind ...

Im Mittelpunkt von "Svendborg 1937" steht die jüdische Familie Dinkelspiel aus Stuttgart, der Vater ist Kunsthändler, sie haben drei Kinder, die Schwestern Meret und Ricarda, die schon fast erwachsen sind und den Nachzügler Friedrich, der am Down Syndrom leidet.

Sie flüchten vor den Nationalsozialisten aus Deutschland zu einer entfernten Tante, die ein Haus in Svendborg, auf der dänischen Insel Fünen besitzt und sie mehr oder weniger bereitwillig aufnimmt, ihnen aber nicht das Gefühl vermittelt, wirklich willkommen und zuhause zu sein.

Verschiedene Episoden aus dem Alltag der Dinkelspiels im dänischen Exil vermitteln sehr anschaulich, wie sie und insbesondere die beiden jugendlichen Töchter sich in der Fremde und ohne ein richtiges Zuhause fühlen. Bei einem Ausflug zu einer Veranstaltung mit anderen Exilanten nach Kopenhagen, lernen sie Brechts Geliebte Ruth Berlau kennen, die sich Ricarda annimmt und sie in die Welt des Theaters einführt. Und auch Meret fühlt sich von der Wahlfamilie Brechts, die ebenfalls in Svenborg ein Zuhause auf Zeit gefunden hat, angezogen und freundet sich mit dessen anderer Geliebter Margarete Steffin an, wodurch sie sich langsam etwas mehr mit ihrem Aufenthalt im fremden Land arrangiert.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, ihre Leser:innen an der Gefühlswelt aller Beteiligten teilhaben zu lassen, sowohl was die Familie Dinkelspiel angeht als auch die Tante, die sich in ihrem gewohnten Alltag gestört fühlt, obwohl sie sich nach außen hin gerne als großherzige Helferin gibt, aber sie hat nun eben fünf weitere Menschen in ihrem Haus, die auch mal für Unruhe sorgen und ernährt werden wollen. Im Gegensatz dazu versuchen die Dinkelspiels sich möglichst anzupassen und wenig Ansprüche zu stellen, fühlen sich so aber auch nicht zuhause, ihnen fehlt eine wirkliche Aufgabe und sie trauern vergangenen Zeiten hinterher. Das hat leider wenig an Aktualität eingebüßt, auch heute geht es vielen Flüchtlingen sicher nicht anders als der Familie im Roman. Besonders interessant fand ich aber auch die Tatsache, dass Brechts Frauen eine Rolle im Roman spielen, da ich dessen Leben und Werk und besonders seine Zeit im Exil sehr spannend finde. Hier bot der Roman kleinere Einblicke in die Gefühlswelt von Margarete Steffin, die es als eine von zwei Geliebten neben der Ehefrau und zusätzlich mit ihrer Erkrankung oft nicht leicht hatte.

Tanja Jeschke beschreibt alles sehr feinfühlig und zugleich auch anschaulich, wozu ein recht sprachgewaltiger Stil mit vielen sprachlichen Bildern und Vergleichen beiträgt.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Letzter Ausweg Amerika

Das Tor zur Welt: Träume
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Bei Miriam Georgs neuestem Roman "Das Tor zur Welt - Träume" handelt es sich um den ersten Band eines Zweiteilers, in dessen Mittelpunkt die Hamburger Auswandererstadt steht.

Die beiden Protagonistinnen ...

Bei Miriam Georgs neuestem Roman "Das Tor zur Welt - Träume" handelt es sich um den ersten Band eines Zweiteilers, in dessen Mittelpunkt die Hamburger Auswandererstadt steht.

Die beiden Protagonistinnen Ava und Claire wachsen in sehr unterschiedlichen Verhältnissen auf. Ava auf einem Moorhof, wo ihre Eltern sie zurückgelassen haben, als sie nach Amerika gingen, um sie angeblich irgendwann nachzuholen, und Claire als einzige Tochter wohlhabender Eltern, die aus Amerika zurückgekehrt sind, als Claire noch ein Kind war. Ava muss sehr hart arbeiten und die Familie leidet dennoch an Hunger und sieht die Auswanderung nach Amerika auch irgendwann als letzten Ausweg. Claire dagegen sollte eigentlich schon längst verheiratet sein, wenn es nach ihrer Mutter und ihrer Großmutter ginge, hat aber ihren ganz eigenen Kopf und lässt sich nicht gerne etwas vorschreiben. Im Laufe der Geschichte kreuzen sich die Wege der beiden doch sehr unterschiedlichen Frauen.

Mich konnte der Roman fesseln. Perspektivwechsel sorgen dafür, dass die Spannung lange aufrecht erhalten wird und auch am Ende bleibt noch so einiges offen, sodass ich schon sehr gespannt auf die Auflösung im zweiten Teil bin. Zudem fand ich es sehr interessant, mehr über die Auswandererstadt, den Ablauf so einer Auswanderung nach Amerika und die Zustände auf den Schiffen zu erfahren. Was die beiden Hauptpersonen angeht, war besonders Ava mir sehr sympathisch, aber auch die eigentlich recht verwöhnte Claire zeigt im Laufe der Handlung mehr und mehr positive Züge. Der Schreibstil war gut lesbar und so anschaulich, dass man sich gut in die Zeit und den Ort der Handlung hineinversetzen konnte. Sehr gerne würde ich auch den zweiten Teil lesen.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Inspiration für den Urlaub (zuhause) in der Oberpfalz

Glücksorte in der Oberpfalz
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Stefanie Stoltenberg stellt in ihrem Band der Glücksorte-Reihe verschiedenste Ausflugsziele für jeden Geschmack in ihrer Heimat, der Oberpfalz vor, mit denen sie glückliche Momente verbindet.

Dabei gibt ...

Stefanie Stoltenberg stellt in ihrem Band der Glücksorte-Reihe verschiedenste Ausflugsziele für jeden Geschmack in ihrer Heimat, der Oberpfalz vor, mit denen sie glückliche Momente verbindet.

Dabei gibt es sowohl kulinarische Highlights und Geheimtipps, wie den Zoigl oder Pralinen, als auch Kulturelles, kleinere Wanderungen in besonderen Landschaften und Erholsames, wie versteckte Badeseen oder ein Therme.

Zu jedem Glücksort gibt es ein Foto (das hätten für mich gern ein paar mehr sein dürfen, aber es ist bei der Reihe so üblich, dass es immer nur ein Foto gibt) und eine kurze Beschreibung mit Erläuterungen und zusätzlichen Tipps. Eine ansprechend illustrierte Karte bietet am Ende nochmal einen Überblick, was man wo findet.

So eignet sich das Buch einerseits als Informations- und Inspirationsquelle bei einer Reise in die Oberpfalz, aber ebenso für Einheimische oder Bewohner der angrenzenden Regionen, die Ideen für Ausflüge in der näheren Umgebung suchen. Viele der Glücksorte sind auch sehr gut für Familien mit Kindern geeignet.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Roadtrip auf den Spuren der Vergangenheit

Wir sehen uns zu Hause
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Anne legt gerade ein Sabbatjahr als Lehrerin ein und will mit ihrem Mann Peter, der frisch in Rente ist, mit dem Wohnmobil durch Skandinavien reisen, als Peter überraschend stirbt. Sie stellt fest, dass ...

Anne legt gerade ein Sabbatjahr als Lehrerin ein und will mit ihrem Mann Peter, der frisch in Rente ist, mit dem Wohnmobil durch Skandinavien reisen, als Peter überraschend stirbt. Sie stellt fest, dass sie nur sehr wenig über sein Leben vor ihrem Kennenlernen am Tag des Mauerfalls im Jahr 1989 und über seine Familie in der DDR weiß, weil er ungern darüber gesprochen hat und findet lediglich einige, nicht besonders gute, alte Fotos. Anstatt nach Skandinavien begibt sie sich mit dem Wohnmobil auf Spurensuche an den Orten auf den alten Fotos, um zumindest im Nachhinein mehr über Peters Vergangenheit in der DDR herauszufinden, dabei landet sie unter anderem auf Rügen, in der Uckermark und in Thüringen, lauter Gegenden, die Peter zeitlebens bewusst gemieden hat. Auf ihrer Reise wird sie natürlich auch immer wieder mit ihrem Verlust konfrontiert, macht aber zugleich auch wertvolle neue Bekanntschaften, die ihr wieder etwas Lebensfreude zurückgeben.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die Autorin geht sehr feinfühlig mit den Themen Trauer und Verlust um, in ihre Protagonistin Anne kann man sich sehr gut hineinversetzen. Die "Spurensuche" bezüglich der Vergangenheit Peters fand ich sehr spannend, da dabei auch ich noch Aspekte über das Leben in der DDR erfahren habe, die mir bisher nicht bewusst waren, obwohl mein Mann ebenfalls aus Thüringen stammt. Auch die immer noch manchmal vorhandene Kluft zwischen Menschen aus den neuen und den alten Bundesländern und potentielle Fettnäpfchen werden werden von Christiane Wünsche immer wieder treffend wiedergegeben. Zudem motiviert mich die Geschichte auch in gewisser Weise, auch selbst die von Anne bereisten Gegenden noch besser kennenzulernen. Der Schreibstil der Autorin war sehr gut lesbar. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Für mich ist es ein wirklich lesenswerter Roman zum Thema Wiedervereinigung.

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