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Veröffentlicht am 23.08.2022

Blick in die Vergangenheit

Wer mit den Toten spricht
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Das ungewöhnliche, auch haptisch ansprechende Cover ist ähnlich dem ersten Band gestaltet und gefällt mir wieder gut mit seinen organischen Formen und dem roten Tropfen.

Zu Beginn ist Sektionsassistentin ...

Das ungewöhnliche, auch haptisch ansprechende Cover ist ähnlich dem ersten Band gestaltet und gefällt mir wieder gut mit seinen organischen Formen und dem roten Tropfen.

Zu Beginn ist Sektionsassistentin Cassie, eine junge Frau mit Gothic Look, Piercings und Tattoos, bei der Arbeit und sofort beeindruckt mich wieder ihre besondere Beziehung zu Toten, die Behutsamkeit und Sorgfalt mit den Leichen und Empathie mit den Angehörigen, genau so habe ich sie schon im ersten Band „Tote schweigen nie“ kennengelernt. Doch diesmal muss sich Cassie auch mit ihrer eigenen, unbewältigten Trauer auseinandersetzen, seit sie von ihrer Großmutter erfahren hat, dass ihre Eltern nicht bei einem Verkehrsunfall gestorben sind, sondern ihr Vater ihre Mutter getötet und 17 Jahre im Gefängnis gesessen hat. Cassie versucht, Antworten auf ihre Fragen zu finden, wobei ihr wieder die spröde Polizistin DS Phyllida Flyte zur Seite steht.
Auch Leser:innen, die erst mit diesen Buch in die Reihe einsteigen, werden sich zurecht finden, da immer wieder mal Informationen aus dem ersten Band eingestreut werden.

A. K. Turners Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen, sie schreibt bildhaft und lebendig und ist ihren Protagonisten sehr zugewandt, sie haben Tiefe und berühren. Die Charaktere sind auch psychologisch glaubwürdig gezeichnet und bis hin zu den Nebenfiguren authentisch dargestellt. Die Arbeit in der Leichenhalle und die medizinischen Hintergründe sind gut recherchiert, genau und sachlich beschrieben.

Der Krimi entwickelt sich zu einer spannenden und fesselnden Geschichte mit komplexem Hintergrund, mit Wendungen und Überraschungen. Gefallen hat mir auch das Lokalkolorit der atmosphärische Beschreibung Camdens im nördlichen London.
Erzählt wird wechselnd aus Cassies Perspektive - locker, intelligent, analytisch, intuitiv und achtsam und auch aus DS Flytes Sicht – hier machen nicht nur die polizeilichen Ermittlungen Fortschritte, auch die Figur der Phyllida Flyte wird greifbarer und das Verhältnis der beiden Frauen zueinander wird vertrauensvoller, so dass Phyllida Cassie auch ihr eigenes unverarbeitetes Trauma offenbart.

Mich hat „Wer mit den Toten spricht“ bestens unterhalten und ich kann das Buch uneingeschränkt jedem Krimi-Leser mit einem Interesse für unkonventionelle Figuren und für Rechtsmedizin empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Spannender Krimi mit ungewöhnlicher Voraussetzung

Sandmann: Albtraumleben
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Die Geschichte ist komplex und ungewöhnlich, es geht um Zeitreisen und Seelenwanderung und beide Themen hat Dieter Aurass beeindruckend durchdacht, glaubwürdig und äußerst unterhaltsam mit einer Krimihandlung ...

Die Geschichte ist komplex und ungewöhnlich, es geht um Zeitreisen und Seelenwanderung und beide Themen hat Dieter Aurass beeindruckend durchdacht, glaubwürdig und äußerst unterhaltsam mit einer Krimihandlung kombiniert.
Das Cover mit den Splittern und den undeutlich und mehrfach dargestellten Personen passt hervorragend zum Buch.

Der Zeitreisende Sandmann erwacht im Körper des Kleinkriminellen Bogdan, der wegen Mordes an seiner Frau in Untersuchungshaft sitzt. Gedanken lügen nicht und so weiß der Sandmann, dass Bogdan unschuldig ist. Er will die Unschuld seines Wirts beweisen und den wahren Täter finden.

Das Vorhandensein zweier Seelen in einem Körper führt verständlicherweise zu Diskussionen, es gibt nicht nur gleichberechtigtes Nebeneinander, sondern auch mal Gewinner und Verlierer. „Interne“ Auseinandersetzungen, verwirrte Mitmenschen, Wirte in zeitlich unterschiedlichen Phasen der Koexistenz führen zu einem packenden Leseerlebnis, wozu auch die spannende Krimihandlung mit ihren Ermittlungen beiträgt. Dieter Aurass' Schreibstil ist flüssig und lebendig, mit augenzwinkerndem Humor, angenehm zu lesen.

Der Protagonist erzählt dem Leser rückblickend aus der Ich-Perspektive von seinem vergangenen, in Bogdans Körper verbrachten Jahr. Sandmann ist nach all seinen Seelenwanderungen recht abgeklärt und vermittelt seine Zweifel, Erkenntnisse und seine Einstellung authentisch und nachvollziehbar. In zwei Kapiteln wechselt die Erzähl-Perspektive – es gibt Personen, die Bogdan zur Seite stehen und ihm helfen. Es ist sehr unterhaltsam zu lesen, wie ungewöhnlich und herausfordernd das Zusammentreffen für alle Beteiligten ist.

Trotz dieser Komplexität ist die Geschichte in sich logisch und folgerichtig. Ich habe diesen spannenden und ungewöhnlichen Mystery-Krimi mit großem Vergnügen gelesen und empfehle ihn jedem Leser, der offen ist für Ideen abseits eingefahrener Pfade und Freude an Gedankenspielen hat.

Veröffentlicht am 27.07.2022

Kein Grundsatz ohne Ausnahme

Richter morden besser
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Richter Siggi Buckmann, glücklich getrennt lebend und Vater zweier erwachsener Töchter, hat seinen Idealismus lange hinter sich gelassen und macht inzwischen nur noch Dienst nach Vorschrift. Erst als der ...

Richter Siggi Buckmann, glücklich getrennt lebend und Vater zweier erwachsener Töchter, hat seinen Idealismus lange hinter sich gelassen und macht inzwischen nur noch Dienst nach Vorschrift. Erst als der Tod eines ihm gut bekannten Junkies praktisch mit einem Schulterzucken abgetan und niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird, ergreift er die Initiative und sorgt für Ermittlungen, die nicht folgenlos bleiben.
Thorsten Schleif ist Jurist und arbeitet selbst als Richter, er weiß, wovon er schreibt. Nach mehreren Sachbüchern zum Justizsystem ist „Richter morden besser“ sein Romandebüt. Sein Schreibstil ist lebendig, angenehm zu lesen, die Geschichte punktet mit Witz, Komik und schwarzem Humor. Meist erzählt der Protagonist aus der Ich-Perspektive und oft musste ich schmunzeln, wenn Siggi Buckmann seine spöttischen und ironischen Überlegungen anstellt und in Dialogen etwas ganz anderes sagt, als er gleichzeitig denkt.
Auch die Figurenzeichnung ist gelungen, manchmal reicht der von Siggi verpasste Spitzname, um eine Person deutlich vor Augen zu haben.
Die Hintergründe der Krimihandlung sind glaubhaft, Siggis Vorgehen ist nachvollziehbar, es bleibt ihm kaum etwas anderes übrig, um seine Familie zu schützen. Der Autor gibt einen Einblick in das deutsche Rechtssystem und führt aus, woran es krankt, veranschaulicht den zweifellos herrschenden Klüngel und den Bürokratiewust mit einem Augenzwinkern und beschreibt realistisch auch die clevere Verteiler-Organisation von Drogenhändlern, dank der die Drahtzieher meist unbehelligt bleiben und „kleine Fische“ problemlos ersetzt werden können, wenn sie von der Polizei aus dem Verkehr gezogen werden.
Thorsten Schleif bringt seine Kritik an unserem Justizsystem geschickt und äußerst unterhaltsam in seinen lesenswerten Roman ein, sein Debüt ist gelungen. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und freue mich auf einen weiteren Band mit Siggi Buckmann, der am Ende des Romans angedeutet wird.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Spannender Auftakt einer Sci-Fi-Trilogie mit ungewöhnlichem Weltenbau

Roboter: Fading Smoke
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Roboter: Fading Smoke ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie von R. M. Amerein und entführt den Leser auf den Planeten Keld. Seit Solarenergie künstlichem Leben nicht mehr zur Verfügung steht, ...

Roboter: Fading Smoke ist der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie von R. M. Amerein und entführt den Leser auf den Planeten Keld. Seit Solarenergie künstlichem Leben nicht mehr zur Verfügung steht, beziehen die Roboter ihre Energie aus Biomasse. Ein Koexistenzvertrag ermöglicht Menschen und Robotern ein weitgehend friedliches und gleichberechtigtes Miteinander, das ist eine überraschende und eher seltene Grundlage für einen Sci-Fi-Roman über Roboter und gefällt mir sehr.
Der vereinbarten Weltordnung droht jedoch Gefahr durch rätselhafte neue Lebewesen.

Der Roboter Smoke erzählt mit Witz und Ironie aus der Ich-Perspektive, locker, und geradlinig spricht er mich als Leser direkt an und ganz schnell kann ich mich seiner faszinierenden Welt nicht mehr entziehen und muss dabei sein, als Smoke und seine Kameraden versuchen, Rätsel zu lösen und Antworten zu finden. Seine Gedanken und Vergleiche zwischen Mensch und Roboter sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch berührend. Die Autorin ist ihren Figuren sehr nah, sie sind sorgfältig ausgearbeitete authentische Charaktere und auch die Herleitung und Entwicklung der entstehenden Emotionen ist glaubhaft.
Der dystopische Weltenbau ist anschaulich gelungen, die Struktur der verschiedensten Kasten der Roboter oder auch die Biotope werden lebendig dank Amereins klarem, bildhaftem Schreibstil und auch das großartige Cover von Timo Kümmel macht es mir leicht, mir Smoke und das ganze Setting vorzustellen.

Spannung ist von Anfang an vorhanden und steigert sich noch im Lauf der temporeichen Geschichte. Viel zu schnell ist das dramatische Ende des Romans erreicht und nun heißt es warten auf den zweiten Teil, denn es bleiben Geheimnisse und Fragen.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Über die Liebe, das Leben, den Tod und das Loslassen

Der Tod, der mal vom Leben träumte
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Nepomuk ist ein Jahrtausende alter Todesdiener des Kollektivs und tötet Menschen, deren Zeit gekommen ist. Aus Gründen des Selbstschutzes hält er emotionale Distanz zu den „Objekten“, deren Leben er beendet ...

Nepomuk ist ein Jahrtausende alter Todesdiener des Kollektivs und tötet Menschen, deren Zeit gekommen ist. Aus Gründen des Selbstschutzes hält er emotionale Distanz zu den „Objekten“, deren Leben er beendet und hat kein Verständnis für das Verhalten, die Hoffnungen und Ängste der Menschen.
Als er in der Onkologie auf Isabel trifft und er nicht mehr aufhören kann, an sie zu denken und bisher ungekannte Gefühle entstehen, ändert sich für ihn alles.

Die Geschichte wird aus Nepomuks Ich-Perspektive erzählt, der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen, lebendig, bildhaft und humorvoll, auch witzig, da Nepomuk die Menschen sozusagen von außen betrachtet. Je mehr er eigene Emotionen zulässt, umso nachdenklicher und verständnisvoller wird er den Menschen gegenüber. Die Liebe zu Isabel lässt Nepomuk tatsächlich menschlich werden. Diese Figurenentwicklung wird von Lisa Maria Olszakiewiecz glaubhaft und in die Tiefe gehend geschildert, wie auch die anderen Charaktere authentisch erscheinen, auch auf Grund von Nepomuks feiner Beobachtungsgabe.

Die fantastische Geschichte ist in sich logisch aufgebaut und thematisiert auch die Entstehung des Kollektivs und die Grundlage seiner Arbeitsweise, den Sinn von Bestattungen und die Bedeutung von Familie und Freunden, die in der Trauer Halt und Unterstützung geben. In die packende Erzählung fließen berührende Gedanken der Autorin ein zum Menschsein, zur Liebe, zum Loslassen und der Notwendigkeit des Todes, unterhaltsam, einfallsreich und mit leichter Hand geschrieben.

Meine Aufmerksamkeit hat zuerst das bezaubernde Cover erregt, es passt mit seiner Gestaltung ausgezeichnet zum Buch und gefällt mir ebenso gut wie der ganze Roman. „Der Tod, der mal vom Leben träumte“ hat mich berührt, beeindruckt und auch sehr gut unterhalten. Ich empfehle das Buch jedem Leser von humorvoller Fantasy mit Tiefgang.

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