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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2022

Neun Stimmen, neunmal Aufbegehren, in ganz unterschiedlicher Form

Church Ladies - SWR Bestenliste Oktober 2022
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Ein Erzählband, neun Geschichten von schwarzen Frauen unterschiedlichen Alters, neun Sequenzen aus neun Leben und der gemeinsame Tenor, Aufbegehren und sein eigenes Glück leben.
Diese Geschichten, sie ...

Ein Erzählband, neun Geschichten von schwarzen Frauen unterschiedlichen Alters, neun Sequenzen aus neun Leben und der gemeinsame Tenor, Aufbegehren und sein eigenes Glück leben.
Diese Geschichten, sie erzählen uns in einer poetischen und trotzdem kraftvollen Sprache, wie erdrückend und eingrenzend das eigene Umfeld sein kann, streng gelenkt von den dogmatisch gehandhabten Strukturen der christlichen Kirchen. Sie erzählen davon, dass es Zeit ist, sich aufzulehnen um seiner Selbst willen und um das Recht auf Liebe, die Art von Liebe, die jeder Einzelne für sich leben will.
Mich haben sie alle in ihrem Bedürfnis auf Veränderung und in ihrer Ehrlicheit überzeugt und ich zolle jedem dieser Menschen, in Stellvertretung für so viele, meine aufrichtige Anteilnahme und meinen Respekt.
Es war mir eine Freude.

Veröffentlicht am 01.09.2022

Tusch und Lisa Eckhart tritt auf

Boum
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Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken ...

Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken bleiben. Manchmal werden Wahrheiten, gerade wenn es um Aktualität geht, gerne mal schön ummantelt oder gar ganz stillgeschwiegen. Der gesellschaftliche Druck ist groß und der politische noch größer. Nicht so bei Lisa Eckhart. Und wenn man denkt, innerhalb einer von ihr kreierten Hörbuch-Geschichte, verdünnt sich die sonstige Schärfe ihrer Bühnenperformance zu einer milden Mahlzeit, der vertut sich gehörig.
Denn eigentlich ist 'Boum' nur dazu da, mit viel Pariser Flair und der entsprechenden Portion laissez faire, eine kabarettistische Vorstellung par excellence zu präsentieren. Und Lisa Eckhart ist diese Geschichte. Gerade im ersten Teil wird so perfekt auf den Punkt gebracht 'abgerechnet' und dabei ein Sarkasmus an den Tag gelegt, das ist schon sehr heftig. Später gibt es dann auch Passagen, da verschwimmt alles ein bisschen. Es wird lange auf einem Thema herumgeritten und das ein oder andere war dann auch etwas, tatsächlich unangenehm, darüber. Aber jeder hat da ja seine eigenen Grenzen und mit ein paar Hörpausen, die kann man ganz gut gebrauchen, passt es dann auch wieder.
Doch wo bleibt die Geschichte selbst. Sie geht irgendwie in der Präsenz der Autorin und Sprecherin Lisa Eckart unter. Und wenn man sie sich tätsächlich bewusst macht, dann ist das wohl der Schwachpunkt am Hörerlebnis 'Boum'. Daher sollte man diesen Punkt einfach auf sich bewenden lassen und zuhören.
Irgendwas ist hier für jeden dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.08.2022

Pferde sind Individuen und man kann sich finden

Milan - Das Geheimnis der Wildpferde
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Die 12-jährige Mia und ihre Freundin Ally nehmen zusammen Reitstunden auf einem nahegelegenen Reiterhof und natürlich wünschen sich beide ein Pferd. Ally bekommt dann wirklich ein Pony geschenkt. Mias ...

Die 12-jährige Mia und ihre Freundin Ally nehmen zusammen Reitstunden auf einem nahegelegenen Reiterhof und natürlich wünschen sich beide ein Pferd. Ally bekommt dann wirklich ein Pony geschenkt. Mias Eltern können den Wunsch ihrer Tochter leider nicht erfüllen. Aber dann kommt Milan, ein Pferd der seltenen Rasse Huzule, auf dem Reiterhof und tatsächlich wird Mia ausgesucht, um sich um ihn zu kümmern. Huzule stammen von Wildpferden ab und sind nach einem alten Volksstamm aus den Karpaten benannt. Und so fließt in Milans Blut auch eine ganze Menge dieser Wildheit mit. Das bekommt Mia bald zu spüren, denn normales Reiten in der Halle oder gar Dressurübungen, dem will sich das Pferd nicht 'beugen'. Doch wenn es in die freie Natur geht, das ist die Welt, die Milan kennt und liebt und hier finden die beiden, Pferd und Reiterin, auch zusammen. 'Das größte Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde', das erlebt Mia mit Milan jetzt wirklich und einige durchaus spannende Abenteuer dazu.
Ein sehr schöne Geschichte wird hier erzählt, in der es natürlich zuallererst um die Freundschaft zwischen einem Pferd, einem durchaus eigenwilligen Pferd und seiner Reiterin geht. Durch die wechselnde Erzählperspektive, Mulan kommt tatsächlich auch selbst zu Wort, vor allem um von seiner Zeit vor Mia zu berichten, wird diesem Teil natürlich die meiste Aufmerksamkeit geschenkt. Drumherum lernt man aber auch andere interessante und meist auch sehr sympathische Individuen, sprich Menschen, kennen und es geht um Themen wie Freundschaft und Mut, aber auch um negative Dinge wie Missgunst und gar Verlust.
Diese Geschichte, sie bietet sehr gute Unterhaltung und viel pferdebegeisterten Lesespaß.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Eine ganz eigene Patchworkfamilie, die sich erst spät findet

People Person
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Ich wusste es nicht. Wenn man auf eine People Person trifft, ist das meistens ein sehr nette Begegnung, freundlich, gut gelaunt, seinem Gegenüber zugewandt, Hilfsangebote und schon fertige Planungen für ...

Ich wusste es nicht. Wenn man auf eine People Person trifft, ist das meistens ein sehr nette Begegnung, freundlich, gut gelaunt, seinem Gegenüber zugewandt, Hilfsangebote und schon fertige Planungen für demnächst schon inklusive. Doch das findet dann nie statt, denn Verantwortung, Arbeit, feste Termine, das ist nicht ihr Ding. Wichtig sind nur sie selbst und wonach ihnen gerade ist. Cyril Pennington, fünf Kindern von vier Frauen, ist ein solches Exemplar und sich ändern und gar in irgendeiner Weise Sorge für seine große Familie zu tragen, das fällt ihm im Traum nicht ein. Seine Kinder Nikisha, Danny, Dimple, Lizzies und Prynce würden sich das zwar wünschen, aber Kontakt gibt es, auch untereinander, so gut wie nicht. Doch dann braucht eine von ihnen, Dimple, Hilfe und sie wendet sich an ihre Geschwister. Man trifft sich, ist empört, geht die Sache gemeinsam an und greift der jungen verunsicherten Frau unter die Arme. Und, die fünf können es selbst kaum glauben, da wächst tatsächlich etwas heran, was sie bisher noch nie erfahren haben, Familie. Zusammenhalt, Gemeinsamkeit, Dinge, die man teilen kann, ob in Freude oder im Leid, und auch ihre Mütter sind daran beteiligt. Der Vater, er fehlt, aber manchmal muss man Dinge akzeptieren und sie für sich abschließen, damit da Platz ist für, in diesem Fall, eben diese bunte Patchworkfamilie der ganz eigenen Art.
Dies ist eine sehr erfrischende, humorvolle Geschichte, mit einer so lebendigen Sprache, dass es einfach Spaß macht, hier hereinzuschauen und sich zu erfreuen an dem Geschehen, den Turbulenzen und einfach an diesen so unterschiedlichen Menschen, die alle richtig sympathisch rüberkommen. Und der passende Teil 'nicht so lustig' ist auch mit dabei.

Man wird hier wirklich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 23.08.2022

Ein bisschen wie den Nil hinunterfahren, nach Agatha-Christie-Manier

Die Passage nach Maskat
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1929, die 'Champollion' verlässt Frankreich und macht sich auf den Weg in den Orieet. An Bord des Ozeanriesen eine illustre Gesellschaft unterschiedlicher Menschen, die alle ihr eigenes Süppchen kochen ...

1929, die 'Champollion' verlässt Frankreich und macht sich auf den Weg in den Orieet. An Bord des Ozeanriesen eine illustre Gesellschaft unterschiedlicher Menschen, die alle ihr eigenes Süppchen kochen und ihre Pläne sind nicht immer von positiver Natur. Unter ihnen die Kaufmannsfamilie Rosterg, zu der auch Tochter Dora gehört. Sie wird von ihrem Ehemann, dem Fotojournalisten Theodor Jung begleitet, für den diese Seereise eine persönlich sehr große Herausforderung ist, da damit ein Trauma aus seiner Zeit im 1.Weltkrieg verbunden ist. Dazu kommt, das ihm Doras Familie eher ablehnend gegenüber steht. Und der Prokurist der Firma, er hat ihn schon vorab bedroht, da er selbst ein Auge auf Tochter und Firma geworfen hat. Was dann passiert, für Jung ein Albtraum, denn plötzlich ist Dora unauffindbar. Und auf seine Nachfrage tragen alle großes Erstaunen zur Schau und behaupten, Dora wäre doch nie auf dem Schiff gewesen. Jung schwankt zwischen Zweifeln am eigenen Verstand und der sich immer mehr verstärkenden Erkenntnis, das dies hier ein abgekartetes Spiel ist und sollte er bis zur Anlandung in Maskat die Dinge nicht aufgeklärt haben, wird man ihn als Doras Mörder von Bord führen. Die Uhr tickt.
Dieses ein bisschen an Agatha Christie und ihren 'Tod auf dem Nil' erinnerndes Szenario, es hat, gerade unter diesem Aspekt durchaus seinen Reiz. Die Geschichte, zusätzlich sehr angenehm mit orientalischem Flair ausgebettet, ist sehr leicht und angenehm zu lesen. Spannung hat sie auch und am Ende erwartet man natürlich den großen Showdown, die sicherlich recht verästelte Aufklärung dieses bösen Spiels. Und gerade hier schwächelt es ein wenig. Eine komplett schlüssige Lösung, das gehört einfach dazu bei einem Kriminalroman, der irgendwie schon im Fahrtwasser der großen Agatha Christie unterwegs ist. Und da gilt auf alle Fälle: ermittelt, kombiniert, gelöst und dann nonchalant vorgetragen. Hecule Poirot lässt grüßen.
Eine Krimigeschichte, die am Ende etwas zu offen daherkommt, für mich.
Aber trotzdem sehr unterhaltsam und angenehm zu lesen.