Profilbild von hasirasi2

hasirasi2

Lesejury Star
offline

hasirasi2 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit hasirasi2 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2022

Leichen pflastern ihren Weg

Es gibt ein Sterben nach dem Tod
0

„So hatte sie sich den Tod nicht vorgestellt. Wen man tot war, hörte doch alles auf. Auch das Denken.“ (S. 16) Eigentlich hatte sich Marketingexpertin Börnie (Bernhardine) das Erwachen nach ihrer Abschiedsfeier ...

„So hatte sie sich den Tod nicht vorgestellt. Wen man tot war, hörte doch alles auf. Auch das Denken.“ (S. 16) Eigentlich hatte sich Marketingexpertin Börnie (Bernhardine) das Erwachen nach ihrer Abschiedsfeier bei Schön Cosmetics anders vorgestellt – z.B. mit einem schnuckeligen Lieferjungen in einem Hotelbett, aber doch nicht auf dem Fußboden ihres Büros! Tot! Vergiftet! Wer hat denn nach ihrem Weggang noch was davon? Ihr Verlobter und dessen Geliebte, die in der gleichen Firma arbeiten? Oder die zickige Chefsekretärin? Der hat Börnie ja noch nie über den Weg getraut! Trotzdem bleibt die Frage nach dem Warum. Und als sich dann der Tunnel mit dem weißen Licht öffnet, dreht sie sich einfach um – sie ist noch nicht bereit zu gehen, erst muss sie ihren Mord aufklären! Dem damit betrauten Hauptkommissar traut sie das nämlich nicht zu. Doch noch hängt sie in ihrem Büro fest und weiß nicht weiter. Bis nach einigen Tagen Putzkraft Jenny dort auftaucht „… bestimmt einen Meter neunzig, stämmig, kantig. Und schwarz.“ (S. 36) und mit ihr spricht. Jenny kann sie sehen und hören! Börnie ist begeistert und will sie für die Mörderjagd anheuern, doch stattdessen zeigt ihr Jenny, wie sie sich an andere Orte bewegen kann „Totsein ist eben ein Lernprozess.“ (S. 47) und bringt sie zu Madama Arkana, der „Dolmetscherin der Toten“ – die in Wirklichkeit ein schmächtiger, ängstlicher Jüngling mit fusseligem Kinnbart namens Kai-Uwe ist, der den Job von seiner Tante geerbt hat. Aber wenigstens kann er Börnie ebenfalls sehen und hören. Mit viel Geld bringt sie ihn dazu, Nachforschungen anzustellen, denn „Zudem fürchtete Börnie, dass es mehr von ihrer Art geben könnte, und sie würde sich ihnen nicht ohne Putzfrau und Medium stellen.“ (S. 133)

Bei ihrer Mörderjagd erleben Börnie, Jenny und Kai-Uwe einige Überraschungen. Sie arbeiten sich von einem Verdächtigen zum nächsten vor, doch leider sterben auch die bald weg wie die Fliegen. Will etwa jemand die gesamte Firma Schön Cosmetics auslöschen? Die Polizei tappt lange im Dunklen, entdeckt die anderen Leichen nicht oder bringt sie erst viel zu spät miteinander in Verbindung. Börnie und ihrem „Team“ bleibt also gar nichts anderes übrig, als selber weiterzumachen.
Nur leider ist Kai-Uwe nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte und hat das Talent, sich entweder selbst zu verletzen oder von ihrem Gegenüber niedergestreckt zu werden. Außerdem hat er ein (zu) weiches Herz und kann kein Blut sehen – er kippt regelmäßig um. Auch bei den Befragungen stellt er sich – nett formuliert – etwas ungeschickt an.
Jenny scheint sich die Hände nicht (mehr) schmutzig machen zu wollen und steht zwar mit Rat und Tat zur Seite, greift allerdings selber kaum ein. Nicht mal Börnies Geld kann sie locken.
Börnie war eine typische eiskalte Karrierefrau und hat andere immer auf Distanz gehalten. Dass sie Jenny und Kai-Uwe jetzt so nah an sich heranlässt, hätte sie sich nie träumen lassen. Außerdem wird ihr bewusst, dass sie zu Lebzeiten wirklich nicht besonders nett war und sie muss sich der Frage stellen, ob am Ende der Himmel oder die Hölle auf sie warten und wie sie ihr Karma noch verbessern kann …

Wer die Bücher von Tatjana Kruse kennt, weiß, dass bei ihr oft nichts so ist wie es im ersten Augenblick scheint. Ihre extrem skurrilen Protagonisten überraschen in vielerlei Hinsicht und die rasante Handlung nimmt mehrmals unerwartete Wendungen. Auch „Es gibt ein Sterben nach dem Tod“ ist wieder total abgedreht, sehr unterhaltsam, kurzweilig und echt lustig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2022

Internal Affairs

Prost, auf die Singles
0

„Was auch immer dieser jungen Frau widerfahren war, einen romantischeren Ort zum Sterben hätte sie sich in dieser Gegend nicht aussuchen können.“ (S. 9) Als ausgerechnet Polizeiobermeister Fink die Tote ...

„Was auch immer dieser jungen Frau widerfahren war, einen romantischeren Ort zum Sterben hätte sie sich in dieser Gegend nicht aussuchen können.“ (S. 9) Als ausgerechnet Polizeiobermeister Fink die Tote am Ufer des Roten Traun identifizieren kann, wird es für ihn echt brenzlig. Er hatte Tanja am Vorabend beim Speeddating im „Krause“ kennengelernt und sich mit ihr angelegt, weil sie extrem unsympathisch war und sich über die anderen Teilnehmer lustig gemacht hatte. Mit seiner Meinung stand er zwar nicht allein, aber nur er hat ihr mehr als deutlich die Meinung gesagt. Kein Wunder, dass ihn Kommissar Tischler ordnungsgemäß verhört, auch wenn dem Muttersöhnchen nicht wirklich einen Mord zutraut.
Doch auch die anderen Teilnehmer der Veranstaltung scheinen kein ernsthaftes Mordmotiv zu haben, also schauen sich die Ermittler im Umfeld des Opfers um. Tanja war Krankenschwester, träumte aber von einer Karriere als Influencerin und zeigte sich dafür recht freizügig in den sozialen Medien. Ist vielleicht einer ihrer Fans übergriffig geworden und die Situation eskaliert? Oder gab es Probleme auf Arbeit, die ihnen verheimlicht werden?
Tischler und Fink ermitteln nach der altbewährten TUF-Methode in alle Richtungen und werden dabei tatkräftig von Dackeldame Resi unterstützt, die Tischler in Pflege genommen hat, während Förster Ferstl zur Kur ist.

„Prost, auf die Singles“ ist bereits der 5. Fall für Hauptkommissar Tischler und wieder sehr spannend (ich hatte den Täter bis zum Schluss nicht auf dem Schirm) und unterhaltsam mit viel Lokalkolorit. Der neue Fall führt in die Welt (un-)glücklicher Singles und den stressigen Krankenhausalltag, wo zwischenmenschlich auch nicht alles so toll ist, wie es nach außen kommuniziert wird.

Tischlers Spezl Fink braucht diesmal ein ganz schön dickes Fell, denn natürlich sticheln die Kollegen über seine Beteiligung in dem Mordfall, doch Fink lässt das ziemlich cool an sich abprallen – er hat nämlich endlich eine Freundin, gegen die auch seine Mama nichts hat (und die seine Trachtenjanker zu mögen scheint).
Doch auch Tischler hat zwei ernsthafte Probleme, bei Britta tun sich berufliche Veränderungen auf und seine heißgeliebte Kaffeemaschine ist kaputt.

Und ohne zu viel verraten zu wollen, besonders amüsant fand ich den Kleinkrieg zwischen Gastwirtin Nori und der zwielichtigen Nageldesignerin Tereza und Polizeioberrat Schwenks Rationalisierungspläne, die eigentlich noch geheim bleiben sollten. Aber auf dem Land ist die stille Post eben verdammt schnell unterwegs …

Mein Fazit: Wer Spannung, Humor und Dackel mag, liegt hier genau richtig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2022

Hier Amt, was beliebt?

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
0

Baden-Baden 1922: Alma Täuber ist Telefonistin, ein Fräulein vom Amt, und stolz auf ihren Beruf. Eines Tages schaltet sie sich ausversehen in ein Gespräch und hört den Satz: „… ich wollte nur melden, dass ...

Baden-Baden 1922: Alma Täuber ist Telefonistin, ein Fräulein vom Amt, und stolz auf ihren Beruf. Eines Tages schaltet sie sich ausversehen in ein Gespräch und hört den Satz: „… ich wollte nur melden, dass der Auftrag erledigt ist. Sie finden die Dame bei den Kolonaden.“ (S. 18) Als dann genau dort eine Frau ermordet aufgefunden wird, meldet sie das der Polizei, doch außer Kriminalkommissar-anwärter Ludwig Schiller glaubt ihr niemand. Kurzentschlossen nimmt sie die die Ermittlungen selbst in die Hand. Unterstützt von ihrem Cousin Walter, einem Medizinstudenten, und ihrer Mitbewohnerin Emmi wagt sie sich in die zwielichtigen Amüsierbetriebe von Baden-Baden, da bei der Toten Jetons gefunden wurden …

„Das Fräulein vom Amt“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe des Autoren-Duos Charlotte Blum und spielt in den Goldenen Zwanzigern, die hinter den Kulissen leider meist gar nicht so golden sind. Deutschland ächzt dank der Reparationszahlungen nach dem 1. WK unter der Inflation, aber im mondänen Kurort Baden-Baden wird weiter gekurt und gefeiert, werden Auto- und Pferderennen abgehalten und heimlich in verbotenen Casinos gespielt.

Alma ist eine moderne junge Frau ihrer Zeit, bodenständig, klug und entschlossen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dank ihres Gehaltes kann sie sich zusammen mit ihrer Freundin Emmi eine winzige Dachwohnung leisten und den Heiratsplänen ihrer Mutter und Großmutter entgehen. Leider ist sie auch neugierig und überzeugt, dass die Tote kein leichtes Mädchen war, wie die Polizei und Zeitungen behaupten. Furchtlos und gewitzt stürzt sie sich in die Ermittlungen und wickelt dafür Männer (und Frauen) mit viel Charme um ihre Finger. Sie scheint Ludwig Schiller oft einen Schritt voraus zu sein, wie dieser neidlos anerkennt, und träumt bald von einem Leben abseits des Telefonpultes: „Ich habe daran Gefallen gefunden. Ich genieße es. Ich will mehr. Ich will alles. Ich will Aufklärung. Ich will darin verwickelt sein. Nicht als Räuber und Gendarm, … sondern richtig. Koste es, was es wolle.“ (S 237 /238)

„Weg mit unserem schnöden Leben! Her mit dem Abenteuer!“ (S. 60) ist der Leitspruch ihrer Freundin Emmi Wolke – Wölkchen. Die Floristin scheint mit dem Kopf wirklich meist in den Wolken zu sein, flattert von einem Mann zum nächsten und kennt immer jemanden, der jemanden kennt, wenn Alma Hilfe braucht.

Alma und Emmi leben in einer Zeit, in der man das Leben und die Liebe endlich wieder genießen kann, in der alles möglich zu sein scheint, wenn man sich nur traut und sein Glück selbst in die Hand nimmt. Aber es ist auch noch viel Leid auf den Straßen und in den Gesichtern der Menschen zu sehen. Nicht wenige haben alles verloren oder Traumata zurückbehalten und müssen jetzt sehen, wie sie über die Runden kommen.

„Die Nachricht des Mörders“ ist ein klassischer, sehr spannender und unterhaltsamer howdunit mit feinem Humor und überraschenden Elementen.
Die Autorinnen schreiben sehr atmosphärisch und anschaulich. Obwohl ich noch nie in Baden-Baden war, konnte ich mir die Stadt und jeweiligen Gegebenheiten gut vorstellen. Sie lassen technische Entwicklungen wie Telefone oder Automobile und die damit verbundenen Probleme und Gefahren einfließen, aber auch den Spaß, den eine rasante Verfolgungsjagden macht oder die aufregende Stimmung beim Glücksspiel und Pferderennen.

Mein Fazit: Mich hat Almas erstes Abenteuer ausgesprochen gut unterhalten und ich bin schon sehr gespannt auf alle, die noch folgen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2022

Zauberhafte Weihnachtsgeschichte mit leckeren Rezepten

Die magische Weihnachtsbäckerei
0

„Keine Kekse, keine Weihnachten.“ (S. 67) könnte auch der Leitspruch unserer Familie sein (Ich fange oft schon Mitte November mit dem Backen sämtlicher Lieblingssorten an.), aber für die Helfer des Weihnachtsmanns ...

„Keine Kekse, keine Weihnachten.“ (S. 67) könnte auch der Leitspruch unserer Familie sein (Ich fange oft schon Mitte November mit dem Backen sämtlicher Lieblingssorten an.), aber für die Helfer des Weihnachtsmanns ist das bitterer Ernst. Denn „Ohne die Flug-Cookies können die Rentiere nicht fliegen. Ohne die Schornsteinkipferl kommt der Weihnachtsmann nicht durch den Kamin. Ohne die Energiekugeln schafft er die anstrengende Arbeit nicht, und ohne Mutstangen bekommen die Rentiere Angst, wenn sie durch Gewitter fliegen müssen.“ (S. 67). Doch der magische Ofen der Weihnachtsbäckerei ist ausgegangen und um ihn wieder anzuzünden, braucht man ein sich liebendes Geschwisterpaar. Die Wahl von Fiora, der Oberelfe und Assistentin des Weihnachtsmanns, ist auf Paul und seine große Schwester Lena gefallen, die sich gerade streiten, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Paul glaubt noch fest an ihn, während Lena längst entdeckt hat, wo die Eltern die Geschenke verstecken. Aber als Fiora mit dem märchenhaften Schlitten des Weihnachtsmanns vor ihrem Haus landet und sie um Hilfe bittet, ist der Streit sofort vergessen. Ein aufregendes und sehr ereignisreiches Abenteuer beginnt …

„Die magische Weihnachtsbäckerei“ aus der Feder des Mutter-Tochter-Duos Anne Barns und Christin-Marie Below ist eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte für alle kleinen und großen Kinder, zum Vor- oder Selberlesen und Bestaunen der traumhaften Illustrationen von Florentine Prechtel. Durch die 21 kurzen Kapitel ist es fast ein literarischer Adventskalender, denn die fehlenden 3 Tage braucht man mindestens, um alle 24 Rezepte nachzubacken, die am Ende des Buches stehen.

Die beiden Autorinnen haben eine Welt zum Staunen, Träumen und Naschen geschaffen, in der Zuckerstangen zwischen Bäumen wachsen, die Straßenlampen aus Pfefferminzbonbons, die Pilze aus Lebkuchen und die Wolken aus Zuckerwatte sind und die Zeit eine andere Dimension hat.

Paul und Lena lernen dort nicht nur Elfen, Gnome, Kobolde, Feen und Wichtel kennen, die den Weihnachtsmann bei seiner Arbeit unterstützen, sie erfahren auch von den Sorgen und Problemen, die diese Geschöpfe haben. Auch Wichtel und Elfen können in Vorweihnachtstress geraten und mal was verschusseln und selbst der Weihnachtsmann bracht ab und an Zeit für sich. Die Geschwister erkennen, wie wichtig Zusammenhalt ist und dürfen sogar beim Backen der magischen Gebäckstücke helfen.

Mein Fazit: Das perfekte Geschenk für Kinder, Eltern und Großeltern, die zusammen nicht nur eine zauberhafte Geschichte lesen, sondern auch leckere Plätzchen etc. backen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2022

Kaffee und Frauengold

Töchter der Speicherstadt – Das Versprechen von Glück
0

Hamburg 1956: Auf einem Ball lernt Anna den neuen Prokuristen der Firma ihrer Eltern „Behmer und Söhne“ kennen. Joost van der Vehlen stammt aus einer Bremer Kaufmannsfamilie, ist ehrgeizig, gutaussehend ...

Hamburg 1956: Auf einem Ball lernt Anna den neuen Prokuristen der Firma ihrer Eltern „Behmer und Söhne“ kennen. Joost van der Vehlen stammt aus einer Bremer Kaufmannsfamilie, ist ehrgeizig, gutaussehend und charismatisch. Anna fühlt sich von seiner Werbung geschmeichelt, aber sie verliebt sich in einen Anderen. Trotzdem gibt sie Joosts Werben auf Drängen ihrer Mutter nach. Eine Traumhochzeit wird gefeiert, der leider kein Traumleben folgt. Joost zeigt schnell sein wahres Gesicht – ihm ging es nur um die Firma.

Der dritte Band der Kaffee-Saga spielt in den Jahren 1956 bis 1989. Ich war sofort wieder im Kosmos Behmer & Ehmke angekommen, auch wenn inzwischen 11 Jahre vergangen sind. Die Bestatzungszeit ist vorbei und der Kaffeehandel normalisiert sich, Annas Eltern scheinen nur für das Kontor zu leben: „… immer war der Kaffee wichtiger als alles andere.“ (S. 99), welches Cläre vehement gegen Joosts Machenschaften verteidigen muss.

Annas wird in ihrer Ehe schnell unglücklich und immer unsicherer. Joost geht fremd, ihre Ideen und Vorschläge für die Firma negiert er. Also bleibt ihr nur das Dasein als Hausfrau und Mutter. Ich fand es schrecklich, dass sie wegen ihrer Tochter und des Skandals, den eine Scheidung ausgelöst hätte, bei Joost bleibt, die Fassade ihrer „glücklichen“ Ehe aufrechterhält und sich mit „Frauengold“ betäubt.

Ich habe mich über das Wiederlesen mit alten Bekannten wie Fritz, der wieder in Cläres (und Annas) Leben auftaucht, gefreut. Erna, die gute Seele des Hauses, ist verliebt, und auch Rolf Stammler tritt erneut in Cläres Leben. Ich fand es übrigens toll, dass es mal wieder Protagonisten gibt, die man aus vollster Seele hassen kann.

Den Strang um Irma, die nach dem Krieg im „Osten“ gelandet ist, fand ich besonders spannend. Die arbeitet bei der Magdeburger Kaffeerösterei Röstfein, wird wegen ihrer Westverwandtschaft, zu der sie keinen Kontakt hat und auch nicht will, aber von der Stasi schikaniert.
Als Kind der DDR kenne ich die Kaffeesorten und Gegebenheiten noch aus eigener Erfahrung und kann mich auch noch gut an die Delikat-Läden und die „geflügelte Jahresendzeitfigur“ erinnern.

Ein besonderes Highlight ist Ernas Freund Icke, ein Berliner Binnenschiffer, den man einfach mögen muss, auch wenn er immer wieder Mist baut.

Mir gefällt, wie harmonisch und trotzdem spannend und dramatisch Anja Marschall die große Flut 1962, politischen Ränkespiele zwischen der DDR und BRD und aktuelle Mode und Musik in die Handlung einfließen und damit das Wirtschaftswunder der goldenen 50er, die Swinging Sixties und die politisch unruhigen 80er Jahre wieder auferstehen den lässt.

„Das Versprechen von Glück“ ist ein wirklich toller Abschluss, der die Saga um Familie Behmer wunderbar rund macht. Und obwohl ich eigentlich keine Happy Ends brauche, habe ich mich über die hier, die ich natürlich nicht verrate, sehr gefreut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere