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Veröffentlicht am 27.09.2022

✎ Daniela Dröscher - Lügen über meine Mutter

Lügen über meine Mutter
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Ich habe "Lügen über meine Mutter" in einer kleinen Leserunde gehört. Die meisten (alle?) waren begeistert von dem Buch. Mich konnte es nicht überzeugen.

Die Autofiktion soll vermitteln, wie es einigen ...

Ich habe "Lügen über meine Mutter" in einer kleinen Leserunde gehört. Die meisten (alle?) waren begeistert von dem Buch. Mich konnte es nicht überzeugen.

Die Autofiktion soll vermitteln, wie es einigen Frauen in den 80ern ergangen ist. Zumindest hatte ich diesen Eindruck während des Hörens. Doch eigentlich hatte ich mich auf einen Roman gefreut, in dem sich die Charakter entwickeln, in dem aus Rollenklischees vielleicht sogar ausgebrochen wird. All dies geschieht leider überhaupt nicht. Die Geschichte wird ständig wiederholt, ist stumpfsinnig und inhaltsleer.
Was also genau ist die Intension der Autorin gewesen, diese Zeilen niederzuschreiben?

"Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragik-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen." (Klappentext)

Diese zwei Sätze waren es, die mich das Werk zur Hand nehmen ließen. Doch genau das fehlt dem Geschriebenen:
- berührender wie kluger Roman: ja, berührt hat mich das Schicksal des kleinen Mädchen; nein, Klugheit konnte ich bei keiner Person feststellen.
- Verantwortung und Fürsorge: wird von keinem übernommen.
- starke Frau: kann ich nicht erkennen, wenn sie so lange bei einem Mann bleibt, der sie durchweg beleidigt. (obwohl sie später die finanziellen Mittel dazu hatte)
- die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen: sie hat sich zwar teilweise dagegengestemmt, doch für mich war kein echter Kampf sichtbar.

Daniela Dröscher kann sich weiterhin Hoffnungen auf den Deutschen Buchpreis machen, denn ihr Titel ist auf der Shortlist gelandet. Warum?

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 15.09.2022

✎ Felicity Brooks - Mein erstes Stickerbuch 39 Mein Körper

Mein erstes Stickerbuch: Mein Körper
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Ich bin enttäuscht von diesem Stickerbuch.

Usborne ist ein Verlag, in dem Bücher erscheinen, die sehr divers sind. Sie bilden die unterschiedlichsten Menschen ab und machen dies zum Alltag.

"Mein erstes ...

Ich bin enttäuscht von diesem Stickerbuch.

Usborne ist ein Verlag, in dem Bücher erscheinen, die sehr divers sind. Sie bilden die unterschiedlichsten Menschen ab und machen dies zum Alltag.

"Mein erstes Stickerbuch - Mein Körper" beinhaltet sehr wenige PoC oder Kinder anderer Nationalitäten, nur 1 Kind im Rollstuhl und ansonsten sehr viel Stereotype. Außerdem schließt es Kinder mit (körperlichen) Behinderungen/Krankheiten oft aus.

Zuerst war meine 4-Jährige begeistert, als ich ihr zeigte, dass wir ein neues Stickerbuch haben. Im Schrank stehen bereits "Mein Immer-wieder-Stickerbuch 29 Magische Regenbogenwelt" & "Mein Immer-wieder-Stickerbuch 28 Die Welt des Turnens", welche von Zeit zu Zeit heraus geholt werden.

Nach einer kurzen Vorbereitung meinerseits - Seite heraustrennen und den Rand ab machen - legte sie auch direkt los. Doch das erwies sich als gar nicht so einfach. Bei den anderen Stickerbüchern konnte sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Hier muss sie sich an Schatten orientieren, die Präzision voraussetzen. Das führte manchmal zu Frust, da sie sehr genau sein wollte, die Sticker sich jedoch nicht immer wieder so leicht ablösen ließen.
Selbst kleine Sticker (Spielzeug zum Beispiel) mussten an einen bestimmten Ort geklebt werden. Da hätte ich mir ein wenig mehr Freiraum gewünscht. Zum Glück gab es Schmetterlinge, Blumen, Sterne und Bienen, deren Platz meine Tochter wählen konnte.

Ich habe versucht, bei jeder Seite, die sie beklebte, über das Gesehene zu sprechen. Manchmal hat das gut funktioniert, manchmal wollte sie einfach nur kleben. Bei manchen Aufklebern ist leider nicht direkt ersichtlich, welcher Körperteil gemeint ist. (ohne den dazugehörigen Text zu lesen)
Es funktioniert also sowohl gemeinsam als auch alleine.

Der Usborne Verlag ist für mich normalerweise ein Garant für Diversität in seinen Werken, doch in diesem finden kranke und/oder behinderte Menschen keinen Platz.
Rennende Kinder mit Prothesen? Fehlanzeige!
Werfende Kinder im Rollstuhl? Keine in Sicht!
Blinde Kinder, die ein Buch lesen? Nicht vorhanden!

Meine Tochter ist privilegiert. Sie ist gesund. Alles, was im Buch dargestellt wird, kann sie ohne Probleme ausführen. Klettern, hüpfen, rennen, Seil springen, hören, sehen, ... Für mein Kind ist es normal, all dies machen zu können, doch ich möchte ebenso, dass sie sieht, dass auch behinderte/kranke Menschen vieles machen können. Oder eben, dass manches anders/nicht funktioniert.

Mit diesem Stickerbuch hat sich der Herausgeber leider nicht hervorgehoben. Im Gegenteil: Hier werden ganz klar Menschengruppen ausgeschlossen, die zu unserem Alltag gehören.
Von mir kann es daher an dieser Stelle leider keine Empfehlung geben.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 12.09.2022

✎ Jan Leidag - Mein schwieriges Leben

Mein schwieriges Leben
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Als ich die Anfrage für dieses Buch bekam, musste ich gar nicht lange überlegen. '(Auto)Biografien, Erfahrungen, Tatsachen' ist das meistgelesene Genre in meinem Regal. Ich bin einfach mega interessiert ...

Als ich die Anfrage für dieses Buch bekam, musste ich gar nicht lange überlegen. '(Auto)Biografien, Erfahrungen, Tatsachen' ist das meistgelesene Genre in meinem Regal. Ich bin einfach mega interessiert an Menschen und ihren Erfahrungen.

Was Jan Leidag hier jedoch abliefert, gehört in meinen Augen in kein Buch.

Am Anfang war ich noch richtig gefangen in seinem Geschriebenen. Er schilderte Situationen, die ebenso mir nicht fremd sind. Ich hatte eine Schulfreundin, die wirklich Schlimmes über sich ergehen hat lassen müssen. Auch dort haben Pädagogen & Pädagoginnen - und das Jugendamt - versagt, weil sie einfach weggeschaut haben. Noch heute ist sie davon gezeichnet.
Ich bekam also Mitleid mit dem Schreiber und dachte, dass ich irgendwie ein Band beim Lesen zwischen uns knüpfen könnte.

Doch je mehr die Lektüre voranschritt, desto mehr musste ich mich aufrappeln, die 130 Seiten zu Ende zu lesen.

Er wiederholte sich ständig. Er springt in der Zeit. Zum Schluss hin gab es keine zusammenhängende Geschichte mehr, sondern es wurden wahllos Episoden aneinandergereiht. Man merkte richtig, dass er das unbedingt noch loswerden wollte, aber irgendwie nicht so richtig passte.

Bei mir ist leider nicht angekommen, was genau der Autor mit seinem Buch erreichen möchte. Möchte er, dass sich Opfer früher an Vertrauenspersonen wenden? Möchte er, dass andere genauer hinschauen und (früher) eingreifen?

Für mich ist er auch kein Vorbild. Klar hat er durchs Kämpfen einiges erreicht. Aber noch immer geht er den Weg der Resignation. Und das kann ich einfach nicht gutheißen! Das möchte ich meinem Kind nicht mit auf dem Weg geben.

Wenn jetzt hier jemand geschrieben hätte, der all das erfahren musste und nun einen Weg (für sich) gefunden hat, um Antrieb für junge Erwachsene zu sein, dann hätte ich dieses Buch gefeiert. Doch Herr Leidag ist noch lange nicht so weit. Er hadert in so vielen Punkten mit sich selbst. Er verwirrt Lesende nur, anstatt sie zu motivieren, weil er selbst noch nicht gefestigt ist. Ich sage nicht, dass er perfekt sein muss - das ist niemand! -, doch wie möchte man Unsicherheit mit Unsicherheit bekämpfen? Wie möchte man Jugendliche motivieren, wenn man selbst seinen eigenen Weg noch nicht gefunden hat?

Jan Leidag hat Mut bewiesen, weil er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen ist. In dieser Form kann ich sie jedoch keinem empfehlen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.09.2022

✎ Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse

Der Gesang der Flusskrebse
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Ich wollte dieses Buch mögen. Wirklich.

Doch Recherchen haben mich nun dazu veranlasst, die Geschichte in einem anderen Licht zu sehen. Sie haben mich dazu veranlasst, mich gegen zehntausende Lesende ...

Ich wollte dieses Buch mögen. Wirklich.

Doch Recherchen haben mich nun dazu veranlasst, die Geschichte in einem anderen Licht zu sehen. Sie haben mich dazu veranlasst, mich gegen zehntausende Lesende zu positionieren und zu sagen: Lest dieses Werk nicht, schaut den Film nicht!

Kya soll in dieser Geschichte eine starke Persönlichkeit darstellen. Unabhängig. Schlau. Zu allem fähig, was sie sich vornimmt.

Doch bereits der Anfang erschien mir unglaubwürdig. Eine 6-Jährige, die sich ganz allein durchschlagen muss, die sich Mobbing entgegenstellen muss, die nicht zur Schule geht und trotzdem Lesen und Schreiben lernt? Und das natürlich auch noch alles schafft und zu einer wunderschönen Frau heranwächst, die es in ihrem Leben sehr weit bringt? Da hat es sich die Autorin sehr einfach gemacht.
Denn die anderen Charaktere sind ebenfalls voller Klischees und bringen kaum Dynamik ins Geschehen.

Der Rest der Erzählung trieft nur so vor Kitsch. Muss man halt mögen sowas. Ich höre mir zwischendurch manchmal solche Geschichten an, um von den schweren Themen, die ich ab und zu lese/höre, einen kleinen Abstand zu bekommen.

Delia Owens hat eine bildhafte Sprache. Man merkt, dass sie selbst Zoologin ist. Ihre Beschreibungen der Fauna und Flora im Marschland ließen einen inneren Film vor meinen Augen entstehen. Doch darüber hinaus gibt es keinen großen Anspruch. Ich folgte dem Erzählten mit Leichtigkeit nebenbei.

Der Roman wäre bei mir im Mittelfeld gelandet. Nichts, was ich jemandem explizit empfehlen würde, doch wer dieses Genre mag, der hätte mal reinlesen/-hören können.

Doch dann kam das Ende. Ein Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte und der mich vor den Kopf gestoßen hat, weil ich diese Darstellung in keiner Weise unterstützen kann. Das Mordmotiv ist einfach nicht vertretbar!

Und da kommen wir wieder zu dem Punkt mit den Recherchen: Wollte Delia Owens mit ihrem Werk vielleicht ihre eigene Geschichte aufarbeiten? Für mich ein Versuch, der kläglich gescheitert ist.

Von mir bekommt diese Lektüre unter den genannten Gesichtspunkten keine Hörempfehlung. Ich werde mir auch den Film nicht anschauen, sondern gebe den Hinweis, ganz gezielt nach der Schriftstellerin zu suchen und sich ein eigenes Bild von ihr zu machen - und danach zu entscheiden, ob man den Roman lesen und sie damit unterstützen möchte oder lieber nicht.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 06.07.2022

✎ Superleser Extraleicht 3 Vorsicht, Dinos!

SUPERLESER! Vorsicht, Dinos!
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Als ich diese Reihe sah, war ich direkt angetan. Eine Reihe, die mitwächst und interessante Themen beinhaltet.

Ich engagiere mich ehrenamtlich in unserer Schulbibliothek, die Kinder von 3 bis 12 Jahren ...

Als ich diese Reihe sah, war ich direkt angetan. Eine Reihe, die mitwächst und interessante Themen beinhaltet.

Ich engagiere mich ehrenamtlich in unserer Schulbibliothek, die Kinder von 3 bis 12 Jahren besuchen. Dinosaurier-Bücher sind bei uns der Dauerbrenner. Daher hatte ich mich besonders auf das vorliegende Buch gefreut.

Leider ist es nicht das, was ich erwartet hatte.

Auf dem Deckel wird mit "Sach-Geschichten für Erstleser" geworben. Selbst auf der Rückseite steht geschrieben: "Ein spannendes Dino-Abenteuer für Leseanfänger [...]"

Die Silbenmethode dient der leichteren Erfassung der Wörter und ist mit den roten und blauen Bereichen sehr gut umgesetzt. Kinder, die gerade anfangen zu lesen oder sich mit dem Lesen besonders schwer tun, haben hiermit eine Möglichkeit, sich das Wort selbstständig zu erarbeiten und somit einen Erfolg zu verbuchen, der wenig / keine Hilfe von Außen benötigte. Das stärkt das Selbstbewusstsein enorm, sie werden stolz auf sich selbst sein und somit vielleicht die Freude am Lesen finden.

Doch um eine "Sach-Geschichte" handelt es sich in "Vorsicht, Dinos!" nicht. Es sind Sachinformationen zu einzelnen Dinosauriern. Der Name wird genannt und dazu zwei Eigenarten. Das heißt, auf jeder Seite befinden sich 2 Sätze, die auf der nachfolgenden Seite schon keine Rolle mehr spielen. Darüberhinaus sind die Informationen, die man erhält, mehr als dürftig. Es gibt kaum Interessantes zu entdecken.

Für mich ist dieses Büchlein eher für den Kindergarten geeignet. Nämlich dann, wenn Kinder anfangen, sich für Dinosaurier und deren Namen zu interessieren.
Meine 4-Jährige schnappte sich zum Beispiel das Werk und ihre Dinos und verglich die tollen Bilder mit ihren Figuren.

Schade finde ich ebenso, dass auf einer Doppelseite, auf der gefragt wird, welchen Dino man am liebsten mag, wertende Eigenschaften (schlau, schrecklich) vorkommen.

Am Ende gibt es eine Anleitung, um einen Minidino aus Perlen zu basteln, ein kleines Dino-Quiz, bei dem das Textverständnis abgefragt wird und eine Doppelseite mit Hinweisen für Eltern.

In meinen Augen ist hier Potenzial absolut verschenkt wurden. Ein Thema, welches sehr viele Kinder interessiert, wurde in dieser Lektüre sehr langweilig umgesetzt. Das Buch ist zum einmaligen Erlesen der Wörter geeignet, doch dann wird es nur noch in die Hand genommen werden, um die Namen der Dinosaurier zu wiederholen.

Von uns gibt es - zumindest für diesen Titel - leider keine Leseempfehlung. "Extraleicht" wurde meiner Meinung nach in diesem Fall überinterpretiert.

©2022 Mademoiselle Cake