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Veröffentlicht am 06.09.2022

Zeitreise ins Berlin 1936

Drei Tage im August
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Anne Stern lässt den Leser hier drei Tage im August 1936 in Berlin miterleben. Unter den Linden gehen die unterschiedlichsten Menschen in der Chocolaterie Sawade ein und aus und lassen uns mal mehr mal ...

Anne Stern lässt den Leser hier drei Tage im August 1936 in Berlin miterleben. Unter den Linden gehen die unterschiedlichsten Menschen in der Chocolaterie Sawade ein und aus und lassen uns mal mehr mal weniger an ihrem Leben teilhaben. Da gibt es internationale Besucher der Olympischen Spiele, die ihre Meinung zu den Juden und den politischen und sportlichen Ereignissen kundtun, aber vor allem die Stammkunden und Elfie, die Geschäftsführerin. Auch die Linden äußern ihre Meinung und betrachten das Geschehen auf eine ganz eigene besondere Weise. Am meisten erfährt man über die Hauptfigur Elfie, die den Geheimnissen des Ladens nachspürt und dafür einer alten Dame aus dem Haus Gehör schenkt. Ihre Kollegin möchte dem jüdischen Buchhändler aus der Straße helfen, aber das ist nicht so ohne weiteres möglich. Es gibt Opportunisten, Mitläufer, stille Kritiker, Begeisterte und Skeptiker. Von Allen erfährt man ein wenig und lässt sie nach drei Tagen wieder zurück. Die Zeitreise endet und katapultiert den Leser zurück in die Gegenwart, wo er sich unwillkürlich fragt, was es den Figuren weiterhin ergangen ist.
Ab und an fehlte mir ein bisschen historischer Hintergrund, insgesamt gibt das Buch den geschilderten Zeitabschnitt aber gut wieder.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Fakt oder Fake

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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In dem neuen Buch von Arno Strobel lässt er einen Mann in Untersuchungshaft seine Geschichte erzählen. Der Mann möchte in der dritten Person von sich erzählen, weil es ihm so leichter fällt. Schon bald ...

In dem neuen Buch von Arno Strobel lässt er einen Mann in Untersuchungshaft seine Geschichte erzählen. Der Mann möchte in der dritten Person von sich erzählen, weil es ihm so leichter fällt. Schon bald ist man gefangen von dessen absurden Erlebnissen, man leidet mit und kann die Ungerechtigkeiten nicht fassen. Leise fragt man sich, wer hier Recht hat, die Polizei oder der Verdächtige. Wieviele Fakten können denn gefälscht sein, um jemanden so richtig reinzureiten und ihm eine lange Haftstrafe zu bescheren? Wer lügt hier?
Arno Strobel schreibt gewohnt packend und hält die Spannung die ganze Zeit hoch. Durch Perspektivwechsel bleibt das Tempo oben und man kann das Buch kaum aus der Hand legen, zu gerne möchte man den Ausgang der Geschichte erfahren.
Obwohl mich das Buch sehr gut unterhalten hat, lässt es mich nicht vollends begeistert zurück. Manche Winkelzüge kamen mir zu unglaubwürdig vor, die ich jedoch nicht benennen kann ohne zu Spoilern.
Für Krimiliebhaber und Fans des Autors eine tolle Lektüre

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Wenn Glauben die Welt rettet

Noah
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Die Autorin hat die biblische Geschichte rund um Noah als Romangrundlage herangezogen und einen spannenden Thriller daraus geschaffen, der sich unterhaltsam liest.
Hierzu setzt sie zeitlich sehr viel ...

Die Autorin hat die biblische Geschichte rund um Noah als Romangrundlage herangezogen und einen spannenden Thriller daraus geschaffen, der sich unterhaltsam liest.
Hierzu setzt sie zeitlich sehr viel früher an: Noahs Familie lebt zurückgezogen in der Wildnis, weil die Welt sich gottlos entwickelte, dennoch werden sie gefunden und Noah wird entführt und versklavt. Schon bald landet er im Krater, wo Kämpfe auf Leben und Tod zwischen Menschen aber auch Menschen und Bestien stattfinden. Die Kraterkämpfe erinnern entfernt an die Gladiatorenarenen aus dem alten Rom. Nach langer Leidenszeit kann Noah entkommen und dabei auch die Frau retten, in die er sich verliebt hat. Nachdem er seine Familie wiedergefunden hat, erhält er von Gott den Auftrag eine Arche zu bauen. Der Bau soll jedoch in Eden, wo die Drachen leben, erfolgen. Ein abenteuerliches Unterfangen beginnt.

Die Verbindung des biblischen Berichtes mit der fiktiven Geschichte ist gelungen. Das Buch lebt über die fantasievollen Figuren und die detailliert beschriebene Welt. Es sind auch Elemente vorhanden, die ich eher dem Fantasy Genre zuordnen würde.
Der Erzählton ist fesselnd, so dass man das Buch schlecht aus der Hand legen kann. Obwohl man das Ende der Geschichte kennt, ist der Spannungsbogen hoch. Gegen Ende des Buches gab es Szenen, die mich nicht ganz mitnehmen konnten, für mich etwas zu viel Fantasy, bzw. dichterische Freiheit.
Der christliche Glaube der Hauptfiguren und das unerschütterliche Gottvertrauen Noahs werden deutlich und gut transportiert. Das gefiel mir sehr.

Für mich war diese Art der Aufbereitung einer biblischen Geschichte neu und ich habe das Buch gerne gelesen. Obwohl der Spannungsbogen durch die wendungsreiche Handlung immer hochgehalten wird, kommt der christliche Grundgedanke oft zum Tragen, eine schöne Symbiose.
Lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Oma zieht ein

Bleibt Oma jetzt für immer?
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Klaras und Antons Oma zieht wegen eines Knöchelbruchs vorübergehend bei der Familie ein. Schon bald wird offenbar, dass Oma sich verändert hat, sie ist teilweise sehr schusselig, das geht über eine normale ...

Klaras und Antons Oma zieht wegen eines Knöchelbruchs vorübergehend bei der Familie ein. Schon bald wird offenbar, dass Oma sich verändert hat, sie ist teilweise sehr schusselig, das geht über eine normale Alterserscheinung weit hinaus. Schon bald steht die Diagnose Alzheimer im Raum. Da der Vater zum Glück von zu Hause arbeitet, ist eine dauerhafte Betreuung in der vertrauten Umgebung zum Glück möglich.
Die sich verändernden Situationen werden sehr kindgerecht beschrieben. Die Verhältnisse sind hier sehr geordnet und alle haben Lust, Zeit und Kraft sich auf die veränderte Oma einzulassen und sie zu betreuen. Das ist ja leider keine normale Situation, aber schön zu lesen und sehr gut für die liebevollen Erklärungen geeignet. Die gelegentlichen Illustrationen unterstützen den Text in geeigneter Form. Der humorvolle Unterton kommt zunächst durch Omas witzige Sprüche, hinterher durch die Erinnerungen.
Die Geschichte wird durch die Erlebnisse der Kinder angereichert. Durch ihre mitfühlenden und helfenden Freunde werden die Geschwister liebevoll unterstützt.
Das Buch bildet keine Alltagssituation ab - leider - aber es erklärt jungen Lesern die Veränderungen eines Dementen in geeigneter Form.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Grauen in der Ukraine

Denk ich an Kiew
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Erin Litteken beschreibt in ihrem Roman den Holodomor, der die ukrainische Bevölkerung Anfang der 30er Jahre auf das Grausamste dezimiert hat.

In zwei Zeitsträngen nähert man sich der Geschichte einer ...

Erin Litteken beschreibt in ihrem Roman den Holodomor, der die ukrainische Bevölkerung Anfang der 30er Jahre auf das Grausamste dezimiert hat.

In zwei Zeitsträngen nähert man sich der Geschichte einer Familie: 2004 kann Cassie in den USA den Unfalltod ihres Mannes nicht verarbeiten. Sie lebt zurückgezogen mit ihrer kleinen Tochter und schafft nur das Allernötigste. Als ihre Großmutter Hilfe benötigt, zieht sie mit dem Kind zu ihr. Sie versucht den Erinnerungsschüben der dementen Großmutter nachzuspüren und erfährt dabei Unglaubliches. Die Jugend der Großmutter in den 1930er Jahren in der Ukraine verlief dramatisch. Das behütete liebevolle Leben findet unter den Herrschaft Stalins ein grausames Ende mit unvorstellbarem Leid. Die Ausbeutung des Landes wird an Einzelschicksalen schmerzhaft erlebbar. Die perfiden Methoden der Aktivisten werden ebenso beschrieben, wie die Ängste und Verlorenheit der Bevölkerung, die neben vollen Lebensmittelspeichern verhungern musste.
Der Erzählstil ist mitnehmend, berührend und fesselnd, besonders wenn es um den Teil geht, der in der Vergangenheit spielt. Diese Geschichte, die sich dem Holodomor widmet, ist so dramatisch, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Man hofft und bangt mit den Figuren. Die Handlung im „Heute“ konnte mich nicht überzeugen, die Liebesgeschichte der trauernden Witwe und die gewollten Parallelen zur Großmutter erscheinen zu banal. Dass sie als Journalistin, mit angeblich großem Interesse am Herkunftsland der Großmutter, gar keine Kenntnisse über dessen Geschichte, Sprache und Kultur hatte, ist schlichtweg unglaubwürdig. Ein Vergleich der beiden Lebensgeschichten über so abweichende Schicksale kann eigentlich nicht gut wirken und ich hätte es begrüßt, wenn die Autorin diesen Zweig einfach weggelassen hätte. Die Wirkung der Geschichte um Katja wäre bestimmt nicht geringer ausgefallen. Die Verflechtung der beiden Teile war zu erzwungen. Aufgrund der Spannung des Vergangenheitsteils und des guten Erzählstils liest sich der Gegenwartspart doch recht gut ertragen.

Die Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar und ich frage mich, ob der grosse Kampfgeist der Ukrainer nicht auch aus dieser Geschichte herrührt, von der ich bis dato nichts wusste. Die Anmerkungen der Autorin lieferten weitere bemerkenswerte Hinweise, mit denen ich mich schon beschäftigt habe.
Ein wichtiges Buch, dass über eine fiktionale Familie die historischen Ereignisse um den Holodomor sehr gut schildert. Beeindruckend.

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