Faszinierende Schilderung der winterlichen Provence und eines komplex-raffinierten Kriminalfalls mit gut durchdachtem Plot.
Sympathisch-resolute Kommissarin i.R. ist verliebt, aber selbst ihr Freund kann ihre Ermittler-Neugier (noch) nicht bremsen!
„Madame Beaumarie und der Winter in der Provence“ ist mein erstes Buch von ...
Sympathisch-resolute Kommissarin i.R. ist verliebt, aber selbst ihr Freund kann ihre Ermittler-Neugier (noch) nicht bremsen!
„Madame Beaumarie und der Winter in der Provence“ ist mein erstes Buch von Ingrid Walther. Den ersten Band um die pensionierte Pariser Kommissarin habe ich nicht gelesen, so dass ich ob der mir fehlenden Vorkenntnisse gespannt war, wie mir Schreibstil und Wortwahl, Charaktere und Örtlichkeiten, Abläufe und Beschreibungen gefallen würden.
Zum Inhalt schreibe ich hier nichts, denn den kann man erstens dem Klappentext und Kurzbeschreibungen entnehmen und sollte zweitens die Details selber erlesen und erleben. Vielmehr möchte ich hier meine Eindrücke nachvollziehbar schildern.
Die wunderschön gestaltete Klappenbroschur wirkt mit dem eindrucksvollen Bild der winterlichen Provence einladend und bietet auf den Klappeninnenseiten umfangreiche Infos zum Inhalt und zur Autorin; zudem wurden die Klappeninnenseiten farblich auf das Coverbild abgestimmt, eine Augenweide.
Ingrid Walther erzählt hier vor allem die wunderbare Geschichte einer Ermittlerin i.R., die bei und mit ihrem Freund und hoffentlich bald festem Lebenspartner über Weihnachten und den Jahreswechsel ein paar unbeschwerte Tage in seiner Heimat, der Provence, verbringen möchte. Ihre höchst eigene Neugierde und ihr Bestreben, aktuelle Ermittlungen zu unterstützen, in die auch einer ihrer ehemaligen Kollegen verwickelt ist, lässt dann diese an sich ruhigen Tagen genau zum Gegenteil werden.
Wie die Autorin die zahlreichen, größtenteils sympathischen Charaktere in die Geschichte einführt, sie allesamt miteinander verknüpft, jede Figur interessant gestaltet und perfekt in die Geschichte einbindet, das ist hohe Erzählkunst. Sollte man mal den Überblick über die Figuren verlieren, hilft übrigens ein Personenregister im Anhang, wo zudem einige französische Ausdrücke übersetzt werden.
Was das Lesen dann leider erschwert, sind die oft mehrfachen Beschreibungen ein und desselben Ereignisses, indem diese erst zum aktuellen Zeitpunkt des Geschehens und dann häufig noch mindestens einmal geschildert werden, wenn eine Person einer anderen davon berichtet. Diese Wiederholungen vermitteln ein wenig den Eindruck, als würde man dem Leser nicht zutrauen, Ereignisse und deren Zusammenhänge beim ersten Lesen zu erkennen und richtig einzuordnen. Auch sind die Beschreibungen besonders im Mittelteil des Buches etwas zu detailverliebt, wie überhaupt die ganze Geschichte sehr dialoglastig ist.
Lässt man die streckenweise als zu gering empfundene Spannung, die zu zahlreichen Dialoge und die manchmal etwas unrealistisch wirkenden Aktionen der Hauptfigur mal außen vor, so kann man mit diesem Kriminalroman eine Geschichte erlesen und erleben, die faszinierende und verlockende Eindrücke einer auch im Winter lebens- und liebenswerten Provence vermittelt, mit wunderbaren Charakteren überzeugt, allen voran natürlich Florence Beaumarie und ihr Freund Charles, und deren Plot neben einem komplexen Krimi-Teil auch diverse aktuelle Themen wie Fair-Trade, Bio-Siegel, Ethnien-Problematik und mehr ins Spiel bringt. All das scheint ein wenig zu viel zu sein für nur einen Krimi, fügt sich aber perfekt zu einem Großen und Ganzen zusammen. Chapeau!