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Veröffentlicht am 21.10.2022

Wahrheit oder Lüge?

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Patrick Dostert sitzt in Untersuchungshaft und schildert in Romanform die Ereignisse, die zu seiner Verhaftung geführt haben. Er soll eine Frau misshandelt, entführt und ermordet haben. Er beteuert seine ...

Patrick Dostert sitzt in Untersuchungshaft und schildert in Romanform die Ereignisse, die zu seiner Verhaftung geführt haben. Er soll eine Frau misshandelt, entführt und ermordet haben. Er beteuert seine Unschuld, doch es gibt starke Beweise und Indizien, die gegen ihn sprechen.

Die Geschichte ist von Beginn an spannend, ich war bis zum Ende unsicher, wer hier ein falsches Spiel spielt und habe mich von den falschen Fährten des Autors verwirren lassen. Die kurzen Kapitel, die meist cliffhangerartig enden und Arno Strobels flüssiger, lebendiger Schreibstil machen es schwierig, eine Lesepause einzulegen, die Neugier darauf, was wirklich wahr ist, wird immer größer und fesselt ans Buch.
Gelungen und überzeugend finde ich den Perspektivwechsel von Patrick hin zu seinem Anwalt, der mit Patricks Inhaftierung stattfindet.
Die Figurenzeichnung ist eher blass und sympathisch geworden ist mir keiner der Charaktere. Patricks zunehmende Verzweiflung hingegen wird glaubhaft, auch durch seine kursiv gedruckten Gedanken und Überlegungen zwischen den Kapiteln der Romanhandlung. Und beeindruckend, eigentlich beängstigend, werden die Gefahren der technischen Möglichkeiten der optischen und akustischen Manipulation thematisiert, die jeden jederzeit kompromittieren können. Wie das Cover zeigt, liegen „Fake“ und „Fakt“ ganz nah beieinander und drum herum liegt alles im Dunkeln.

Das Ende des Thrillers kommt abrupt, ist überraschend und erscheint mir nicht zum vorherigen Verlauf der Geschichte passend, es fühlt sich für mich nicht rund an und hat mein Lesevergnügen an dem Buch dann doch beeinträchtigt und zum Sternabzug geführt.
Für Fans des Autors ist „Fake“ zweifellos ein Muss, für andere Leser ein kurzweiliger rasanter Thriller mit Aktualitätsbezug.

Veröffentlicht am 24.09.2022

Aktuell, spannend und sehr informativ

Die Welt kippt
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Das rote Cover steht gleichermaßen für Hitze und Warnung, es ist ein Hingucker und passt zum Buch.
Heiko von Tschischwitz hat einen spannenden, in der nahen Zukunft spielenden Roman um die Klimakatastrophe ...

Das rote Cover steht gleichermaßen für Hitze und Warnung, es ist ein Hingucker und passt zum Buch.
Heiko von Tschischwitz hat einen spannenden, in der nahen Zukunft spielenden Roman um die Klimakatastrophe und einen möglichen Lösungsweg geschrieben, der den Leser (fast) um die ganze Welt mitnimmt. Es gibt verschiedene Perspektiven, wobei besonders die chinesische Sicht überrascht, ist sie doch unter mehreren Aspekten ganz anders als wir das im Westen kennen.
Neben vielen gut recherchierten und verständlich beschriebenen technischen Details und Zusammenhängen thematisiert der Autor in den Diskussionen seiner Protagonisten die Unterschiede zwischen Chinas Kultur und langfristig angelegter Politik einerseits und den eher kurzfristigen Planungen westlicher Demokratien und ihrem bremsenden Redebedarf andererseits. Das hat mich beeindruckt und überzeugt, umso mehr, da von Tschischwitz nicht wertet oder verurteilt. Und auch sonst zeigt er auf, wie vielschichtig die Probleme im Kampf gegen die Klimakatastrophe sind.
Die Charaktere des Romans erscheinen im jeweiligen Zusammenhang glaubhaft, wenn auch ohne Tiefe. Berührt hat mich nur die Klimaaktivistin Tessa, die zu einer tragischen Figur wird. Die Liebesbeziehung fand ich überflüssig.
Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss erhalten, wobei ich mir gewünscht hätte, dass Chinas Vorhaben etwas eher genauer benannt worden wäre, statt bis kurz vor dem Ende unklar zu bleiben.
Heiko von Tschischwitz ist seit Jahrzehnten erfolgreich im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien tätig und hat sein Wissen gelungen in seinem Roman umgesetzt und sein klarer und lebendiger Schreibstil macht Spaß. Ich habe Neues gelernt, Bedenkenswertes mitgenommen und wurde gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2022

Die Zukunft ist unaufhaltsam

Cybionic – Die unaufhaltsame Einheit
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Das Cover ähnelt dem des ersten Bandes, ist grün statt blau gehalten, wieder mit angedeutetem Schaltplan globaler Vernetzung und, unten im Dunklen kaum zu erkennen, diesmal Wahrzeichen der Rotterdamer ...

Das Cover ähnelt dem des ersten Bandes, ist grün statt blau gehalten, wieder mit angedeutetem Schaltplan globaler Vernetzung und, unten im Dunklen kaum zu erkennen, diesmal Wahrzeichen der Rotterdamer Skyline statt der Berliner.

Die Genetikerin Fleur entdeckt in Rotterdam bei ihren Patienten ungewöhnliche Genmutationen, die sie sich nicht erklären kann. Gleichzeitig kommt es zu Computerproblemen, die ihre Arbeit behindern und mehr und mehr dramatische Unfälle ereignen sich in ihrem unmittelbaren Umfeld.
Währenddessen wartet Ksen in Berlin seit sieben Jahren vergeblich auf erkennbare Aktivitäten der künstlichen Intelligenz Cathy. Hat ihr Bruder Sala sie doch erfolgreich zerstört?

Fleur wird zunehmend verunsichert und sucht Antworten auf immer mehr Fragen. Die Ereignisse in Rotterdam bilden den Schwerpunkt des Thrillers und werden mit viel Ortskenntnis, Action und Spannung erzählt. Meike Eggers angenehmer Schreibstil ist wie gewohnt lebendig und bildhaft. Bei der Figurenzeichnung vermisse ich etwas mehr Tiefe, da in diesem zweiten Band der Trilogie die Menschen eine größere Rolle spielen als der Algorithmus.
Die Kapitel aus Ksens Sicht in Berlin mit wissenschaftlichen und nachdenklichen Aspekten haben mir am besten gefallen. Ksen versteht schließlich als einzige das Vorgehen der künstlichen Intelligenz auf ihrem Weg zum Ziel der Symbiose von Mensch und Algorithmus. Sie nimmt mich als Leser mit und analysiert und vermittelt die intelligenzmäßige Überlegenheit des Algorithmus und die Bedeutung des Menschen im ökologischen System des Lebens gut verständlich.
Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der versucht, das Rad zurück zu drehen, hat Ksen erkannt, dass sich die Zukunft nicht aufhalten lässt und jede Zukunft anders ist als die Gegenwart. Mich hat sie überzeugt und ich bin sehr gespannt auf den dritten Band von „Cybionic“, der im nächsten Jahr erscheinen wird und, wie der Epilog aus Cathys Sicht andeutet, der Höhepunkt der Trilogie zu werden verspricht.

Veröffentlicht am 26.06.2022

Spannende Reise in die Vergangenheit

Der Unbekannte
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Nathaniel, seit dem 11. Lebensjahr erblindet, beschließt, sich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen. Er hat keine Erinnerung an den Mord an seiner Familie, den nur er schwer verletzt überlebte. ...

Nathaniel, seit dem 11. Lebensjahr erblindet, beschließt, sich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen. Er hat keine Erinnerung an den Mord an seiner Familie, den nur er schwer verletzt überlebte. Bei der Polizei ist seine Fallakte nach fast 30 Jahren nicht mehr auffindbar und Milla, eine befreundete Journalistin, muss sich um eigene und familiäre Probleme kümmern, mit denen sich nach kurzer Zeit auch ihr Lebensgefährte Sandro von der Kantonspolizei Bern beschäftigen muss. Also stellt Nathaniel vorerst auf sich allein gestellt Ermittlungen an.

Alle Protagonisten werden kurz vorgestellt, so dass sich auch ein Neueinsteiger in die Reihe zurecht finden kann, denke ich, wobei man aber an der Entwicklung der Charaktere sicherlich mehr Spaß hat, wenn man auch zumindest einen der Vorgängerbände gelesen hat. Die Autorin ist gerade in diesem Buch ihren Figuren sehr nah, sie sind alle interessante und besondere Charaktere, die einfühlsam und glaubhaft beschrieben werden. Christine Brands Schreibstil ist lebendig und fesselnd, gleichzeitig auch humorvoll, sogar Situationskomik kommt in einzelnen Szenen auf. Für Spannung sorgen auch die Cliffhanger am Ende der Kapitel und die wechselnden Perspektiven. Die dramatische Geschichte überrascht mit vielen Wendungen, es gibt aber auch unüberlegte Aktionen, die für einen beeinträchtigten Menschen wie Nathaniel gefährlich sind, es werden nicht nachvollziehbare Entscheidungen getroffen und auch glückliche Zufälle gibt es viele.

Mir ist eine zeitliche Unstimmigkeit hinsichtlich der Ereignisse 1992 aufgefallen, so etwas finde ich ärgerlich, das hätte auch das Lektorat finden müssen.

Die Autorin hat verschiedene Themen in der Geschichte verarbeitet und auch wenn jedes davon einen wahren Hintergrund hat, war mir der Thriller fast schon überfrachtet. Doch am Schluss vereinen sich die Erzählstränge zu einem runden Ende und der Epilog hat bei mir noch für ein überraschtes Grinsen gesorgt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2022

Entwicklungsgeschichte voller Magie in einer fantastischen Welt

Yo
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Schon das schöne Cover mit seinem ungewöhnlichen Layout hat mich neugierig auf das Buch gemacht.
Yosephiné ist eine einsame, unsichere und mutlose junge Frau, die sich am Abend ihres 23. Geburtstages plötzlich ...

Schon das schöne Cover mit seinem ungewöhnlichen Layout hat mich neugierig auf das Buch gemacht.
Yosephiné ist eine einsame, unsichere und mutlose junge Frau, die sich am Abend ihres 23. Geburtstages plötzlich in Pardalis wiederfindet, einer ganz anderen Welt, in der große Aufgaben auf sie warten.

Erzählt wird aus Yos Ich-Perspektive, so dass der Leser unmittelbar an ihren Gedanken und Selbstzweifeln teilnimmt und so sehr einbezogen wird.

Der Schreibstil ist lebhaft, voller Bilder, der Weltenbau sehr einfallsreich und vielschichtig. Es macht Spaß, die verschiedenen Bereiche von Pardalis zu entdecken, ihre erstaunlichen facettenreichen Bewohner kennenzulernen und Yo bei ihren Abenteuern zu begleiten. Die Beschreibungen sind faszinierend und glaubwürdig, Pardalis wird dadurch lebendig.
Yo wächst an ihren Aufgaben, reflektiert und entwickelt sich, staunt selbst über ihre wachsenden Fähigkeiten und überwindet Grenzen. Auch mit der am Ende von Yo gezogenen Schlussfolgerung kann diese märchenhafte Fantasygeschichte in unserer realen Welt Anstoß und Aufmunterung sein. Das gefällt mir sehr, genau wie das unerwartete und überraschende Ende der Erzählung.

Zu Abstrichen führen die stellenweise detaillierte Blutrünstigkeit und die wenig überzeugende Liebesgeschichte. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten und ich habe es mit Vergnügen gelesen.