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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie ein Licht in dunkler Nacht die Herzen erhellt

Unter dem Polarlicht
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Ausgerechnet kurz vor Weihnachten verliert die 22-jährige Chiara Kilian einen Tag vor Ende ihrer Probezeit ihre Stelle in einer Bank in Freiburg aufgrund von betriebsbedingten Kündigungen. Patrick, der ...

Ausgerechnet kurz vor Weihnachten verliert die 22-jährige Chiara Kilian einen Tag vor Ende ihrer Probezeit ihre Stelle in einer Bank in Freiburg aufgrund von betriebsbedingten Kündigungen. Patrick, der Ehemann ihrer erst vor kurzem verstorbenen besten Freundin Mia, verhilft ihr unvorhergesehen zu einem Job als Schreibkraft für einen Schweizer Autor, der sich beide Hände gebrochen hat. Chiara nimmt die Chance als Abenteuer und Überbrückung, bis sie einen neuen Job gefunden hat, an und reist kurzerhand nach Kanada, wo ihr zukünftiger Arbeitgeber sehr abgeschieden und fernab von jeglicher Zivilisation in einer Holzhütte am See lebt. Schon die Begrüßung fällt ziemlich knapp und bündig aus und Chiara wundert sich, wie ein so junger attraktiver Mann die Einsamkeit für sich gewählt hat. Während sich die beiden auf engstem Raum an die Arbeit für Florians neues Buch machen, gelingt es Chiara, Florians harte Schale immer mehr zu knacken und hinter seine Fassade zu blicken. Welches Geheimnis versucht Florian zu verbergen?
Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Unter dem Polarlicht“ einen wunderbar einfühlsamen und feinsinnigen Roman vorgelegt, der eine ideale Lektüre für dunkle Wintertage ist und einem das Herz erwärmt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, gespickt mit humorvollen Dialogen und sehr eindringlich. Bei der Lektüre wird der Leser regelrecht als stiller Beobachter in die verschneite Holzhütte in den Rocky Mountains versetzt, um Chiara und Forster bei ihrer Arbeit, ihrem Zusammenleben und ihrer beider Entwicklung zu beobachten. Die Landschaftsbeschreibungen sind so schön formuliert, dass man die Bilder richtig vor Augen hat, sei es der Blick von der Terrasse auf den zugefrorenen See und das Gebirge, oder der kleine Laden von Rose, der vollgestopft ist mit allerlei schönen Dingen und der an jeder Ecke offen zur Schau gestellten Weihnachtsschmuck beherbergt. Alles wirkt mit Blick auf die Details liebevoll in Szene gesetzt und unterstreicht die aufkommende romantische Stimmung des Buches.
Auch die Charaktere sind von Elisabeth Büchle mit Bedacht gewählt und ausgearbeitet worden, so dass man das Gefühl hat, sie schon lange zu kennen. Sie wirken sehr authentisch und wie aus dem Leben gegriffen, gerade deshalb fühlt man sich mit ihnen beim Lesen auch sehr wohl, weil man sich mit ihnen identifizieren kann. Chiara ist eine sehr sympathische junge Frau, die sich ihrer nicht perfekten Figur durchaus bewusst ist, aber auch ihre Stärken gut reflektiert und einsetzt. Leider mangelt es ihr aufgrund vergangener Erfahrungen an Selbstwertgefühl, dabei ist ihr Selbstbewusstsein gut ausgeprägt, und sie ist schlagfertig und weiß sich durchzusetzen. Florian ist ein ebenso sympathischer wie geheimnisvoller Mann, der für sich die Einsamkeit gewählt und vollkommen von den Menschen zurückgezogen hat. Zu groß sind die Verletzungen der Vergangenheit und seine Angst, die daraus resultierenden Schmerzen niemals mehr loswerden zu können. Dabei hat er durchaus einen guten Humor und eine blühende Phantasie, wenn er einen Gesprächspartner hat, der die richtigen Knöpfe bei ihm drückt.
Die Autorin lässt, während sie ihre wunderbare Geschichte dem Leser entgegen bringt, auch den christlichen Aspekt der Nächstenliebe, dem Gottvertrauen und der Vergebung aufblitzen. Die kurzen Gebete vor dem Verzehr der Mahlzeiten lassen einen schmunzeln, aber auch die Gefühle und Gedanken der Protagonisten vermitteln dem Leser ihre Haltung zu Gott und seinem Tun und stimmen einen selbst nachdenklich.
„Unter dem Polarlicht“ ist eine romantische und feinfühlige Liebesgeschichte, die mit dem eingeschneiten kanadischen Holzhaus als Hintergrundkulisse sehr schön in die Winterzeit passt. Allen Lesern, die noch an den weihnachtlichen Gedanken glauben und ein stimmungsvolles herzanrührendes Buch lieben, kann man dieses zauberhafte Buch absolut empfehlen. Einfach wunderbar!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Scheinehe

Die Bastardtochter
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1362 Koblenz: Die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten, Enneleyn, wurde von ihrem Vater anerkannt und wächst liebevoll umsorgt bei ihm und seiner Frau Elisabeth in deren Haus auf, obwohl sie ...

1362 Koblenz: Die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten, Enneleyn, wurde von ihrem Vater anerkannt und wächst liebevoll umsorgt bei ihm und seiner Frau Elisabeth in deren Haus auf, obwohl sie eine Bastardtochter ist. Eines Tages lernt Enneleyn den Ritter Guntram von Eggern kennen, der ihr fortan den Hof macht. Schon bald läuten die Hochzeitsglocken. Kurz nach der Eheschließung lernt Enneleyn das wahre Gesicht ihres Gatten kennen und zieht sich immer mehr von ihren Freunden und Verwandten zurück, so dass keiner erfährt, wie es wirklich um ihre Ehe bestellt ist, denn Gruntram macht ihr das Leben zur Hölle. Inzwischen kehrt der Kaufmann Anton Bongart nach Jahren in Mailand mit seinem Ziehsohn Palmiero und seiner Wegebekanntschaft Wulfhard de Berge nach Koblenz zurück. Er und Enneleyn kennen sich schon seit der Kindheit. Als Anton und Enneleyn sich endlich nach langer Zeit wieder gegenüber stehen, wird sich Enneleyn ihrer lieblosen Ehe erst recht bewusst, während Anton Gefühle spürt, die er bisher nicht hatte. Doch all dies versucht Enneleyn zu verdrängen, ist sie doch an diesen gewalttätigen Mann gekettet, der ihre Familie und all ihre Freunde vernichten will. Aber warum? Welchen Grund hat Guntrams Zorn?
Petra Schier hat mit ihrem Buch „Die Bastardtochter“ den abschließenden Band ihrer „Kreuz-Trilogie“ vorgelegt, wobei man das Buch ohne Weiteres für sich lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar bildhaft und sehr flüssig zu lesen, der Leser reist direkt mit dem spannenden Prolog in das vergangene Jahrhundert und sieht sich durch die lebhaften Beschreibungen des damaligen Treibens, Handelns und den täglichen Gepflogenheiten sowie den verschiedenen gesellschaftlichen Stellungen gegenüber und erlebt alles hautnah mit. Ebenso vermittelt die Autorin durch die Verwendung von Wörtern aus dem damaligen Sprachgebrauch ein sehr reales Weltbild der vergangenen Zeit. Der Spannungsbogen wird gleich mit dem Prolog aufgebaut und steigert sich im Laufe der Handlung immer weiter, um in ein fulminantes Finale zu münden.
Die Charaktere sind wunderbar gestaltet und ausgeformt, dabei wirken sie sehr authentisch, glaubhaft und lebensecht. Sie verleihen der gesamten Handlung eine eigene Dynamik und lassen den Leser gedanklich nicht los, leidet man doch mit ihnen oder freut sich und teilt ihre Sorgen und Nöte. Enneleyn ist eine sehr sympathische und liebenswerte Frau, die es jedem recht machen möchte, denn sie ist sich ihrem Geburtsmakel als Bastardtochter sehr bewusst. Sie muss viel ertragen und versucht diejenigen zu schützen, die ihr lieb und teuer sind. Dabei unterdrückt sie ihre eigenen Sehnsüchte und heimlichen Wünsche, hat sie doch das Gefühl, ihren Vater sonst zu enttäuschen. Anton ist ein richtiger Kerl mit einem manchmal losen Mundwerk, aber gerade das macht ihn besonders sympathisch. Er ist integer und kann Unrecht nicht ausstehen. Dazu hat er ein großes Herz und kümmert sich sehr um die Menschen, die ihm am Herzen liegen. Guntram ist ein eiskalter, egoistischer Tyrann, der seinen Spaß daran hat, Menschen zu quälen und ihnen Unglück zu bringen. Palmiero ist ein kleiner italienischer Straßenjunge, der mit Diebstahl und kleinen Botengängen allein und ohne Familie auf der Straße überlebt hat und seine Chance wittert, als Anton sich auf den Weg nach Deutschland macht. Auch alle anderen Protagonisten beleben diese wunderbare Geschichte um Enneleyn mit ihren spritzigen Dialogen und mit ihren Eigenschaften und Nebengeschichten, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Petra Schier ist mit ihrem Buch „Die Bastardtochter“ wieder einmal ein herausragender historischer Roman gelungen, der sowohl kriminalistische wie auch leicht mystische Züge in sich vereint und die Handlung umso fesselnder macht. Jedes Historienherz wird an diesem Buch seine Freude haben, hier ist eine absolute Leseempfehlung auf jeden Fall angebracht. Einfach nur TOLL!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dornheims Erbinnen

Sterne über der Alster
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Hamburg 1918. Als sich Viktor Dornhain, der Patriach und das Familienoberhaupt der Reederfamilie Dornhain in der schwierigen Nachkriegszeit das Leben nimmt, hinterlässt er seiner ältesten Tochter Ellionor ...

Hamburg 1918. Als sich Viktor Dornhain, der Patriach und das Familienoberhaupt der Reederfamilie Dornhain in der schwierigen Nachkriegszeit das Leben nimmt, hinterlässt er seiner ältesten Tochter Ellionor neben dem Erbe, die Reederei zu leiten, einen Brief mit brisantem Inhalt. Großmutter Charlotte, die ebenfalls vom Inhalt des Briefes weiß, möchte mit allen Mitteln verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt und überredet Ellionor, Stillschweigen zu wahren. Während Ellionor sich mit den vielen Schwierigkeiten der Reederei vertraut macht, die durch die andauernden politischen Unruhen und die Regressansprüche der Siegermächte entstanden sind, erhält sie Unterstützung durch ihren alten Jugendfreund Christian, der davon überzeugt ist, sie bald zu heiraten. Aber auch ihr Schwager Konrad, der zwar mit Ellionors jüngsten Schwester Lavinia verheiratet, doch mit Schwester Nele in wilder Ehe zusammen ist, reist aus der Schweiz an und greift ihr ebenfalls unter die Arme. Nele verheimlicht ihrer Familie etwas, solange die Beziehung zwischen Konrad und ihrer Schwester Lavinia nicht geklärt ist. Als Lavinia endlich vom Kriegsdienst nach Hamburg zurückkehrt, werden die Karten auf den Tisch gelegt. Was hat Viktor verheimlicht?
Micaela Jary hat mit ihrem Buch „Die Sterne über der Alster“ den Nachfolgeband zu ihrem Roman „Das Haus am Alsterufer“ vorgelegt und lässt die Leserschaft am weiteren Verlauf des Lebens der Reederfamilie Dornhain teilnehmen. Der Schreibstil ist herrlich flüssig zu lesen, dabei unterhaltsam und fesselnd, der Leser findet sich schon mit den ersten Seiten im Dornhainschen Haushalt wieder, sowohl in der Belle Etage als auch bei den Dienstboten im Souterrain. Der Spannungsbogen wird gut aufgebaut und zieht sich wie ein Faden durch die Familiengeschichte. Der geschichtliche Hintergrund zeigt die Unruhen nach dem ersten Weltkrieg auf mit allen Sorgen und Nöten der Menschen, deren Land zerrissen ist und nach einer neuen Richtung sucht, damit es endlich wieder aufgebaut und man zur Normalität zurückkehren kann. Die politischen Querelen und die damit verbundenen Schwierigkeiten zur damaligen Zeit wurden von der Autorin sehr schön in die Handlung mit eingeflochten und verdeutlichen einmal mehr die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit. Die Charaktere sind sehr verschieden angelegt, dabei liebevoll, authentisch und detailliert skizziert und lassen dem Leser freien Lauf, seine Sympathien zu verteilen. Ellionor ist die Vernünftige, auf deren Schultern nun das Erbe der Reederei ruht. Sie ist eine eher nachdenkliche und pragmatische Frau, die sich für den Fortschritt interessiert und auch ihre Familienangehörigen möglichst schonend auf Veränderungen vorbereiten will. Nele sitzt in einer Zwickmühle, da sie mit dem Ehemann ihrer jüngsten Schwester in wilder Ehe lebt und kann diesen Zustand kaum mehr ertragen, ist sie doch auf das Wohlwollen von Lavinia abhängig, um endlich ein normales Leben zu führen. Lavinia ist das Nesthäkchen, sie ist egoistisch und selbstsüchtig, hängt ihr Fähnchen nach dem Wind. Doch in schwierigen Situationen zeigt sie ihre praktische und zupackende Seite, die man ihr gar nicht zutrauen mag. Großmutter Charlotte ist eine Matrone erster Güte, die nur darauf achtet, dass der Ruf der Familie keinen Schaden nimmt, dabei ist es ihr letztendlich egal, wen sie damit verletzt.
Mit „Die Sterne über der Alster“ ist Micaela Jary ein würdiger Nachfolgeroman gelungen, der ebenso spannend wie unterhaltsam ist. Die Familiengeschichte der Dornhains lässt den Leser nicht los, und so muss man einfach hoffen, dass es noch ein drittes Buch gibt, um die Protagonisten noch einmal begleiten zu dürfen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei wie Katz' und Maus

Weihnachtszauber wider Willen
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Das Snow Crystal Resort der Familie O’Neils ist nach einem Jahr fast saniert und endlich steigen die Buchungszahlen. Brenna ist seit ihrer Kindheit mit den O’Neil-Brüdern befreundet und wird von allen ...

Das Snow Crystal Resort der Familie O’Neils ist nach einem Jahr fast saniert und endlich steigen die Buchungszahlen. Brenna ist seit ihrer Kindheit mit den O’Neil-Brüdern befreundet und wird von allen als Familienmitglied angesehen. Alles in ihrem Leben dreht sich um Skifahren und vor allem um Tyler O’Neil, in den sie schon seit ihrer Kindheit verliebt ist. Doch Tyler hat bis heute keine Ahnung davon. Seitdem er nach einem schweren Unfall wieder in Snow Crystal wohnt, kümmert er sich neben seinem Job im Resort um seine Teenagertochter Jess und versucht sich als alleinerziehender Vater. Als das Resort ausgebucht ist, muss Brenna eine neue Bleibe suchen und zieht kurzfristig als Gast in Tylers Haus. Das ist genau im Sinne der Kupplerinnen Kayla und Elise, die die beiden endlich als Paar sehen wollen. Aber auch Jess hat in Brenna eine gute Freundin gefunden und freut sich, dass Brenna erst einmal bei ihr und Tyler wohnt. Auf so engem Raum können sich Tyler und Brenna kaum aus dem Weg gehen. Wird aus besten Freunden nun doch noch ein Liebespaar?
„Weihnachtszauber wider Willen“ von Sarah Morgan ist der dritte Band rund um die Brüder O’Neil. Wie jeder Roman steht dieser auch für sich und kann gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar flüssig, die Dialoge sind mit Witz und Humor gespickt, so dass der Leser das Gefühl hat, bei jedem Schlagabtausch dabei zu sein und darauf zu warten, was als nächstes passiert. Die Spannung wird gleich zu Beginn gut aufgebaut und durchgängig gehalten bis zum Ende. Die Charaktere sind liebevoll und ausdrucksstark skizziert, wirken sehr lebendig und authentisch. Ihre Gefühle und Gedanken bleiben dem Leser nicht verborgen, so dass man sich mit ihnen freuen, lachen und auch leiden kann. Brenna ist eine sehr sympathische Frau, die durch eine schwierige Zeit in ihrer Vergangenheit nicht genügend Selbstvertrauen entwickelt hat, um sich gegen andere zu stellen oder offen ihre Meinung zu sagen. Sie wirkt eher zurückhaltend und wie ein Kumpeltyp, dabei ist sie ebenso romantisch und gefühlsbetont wie andere Frauen. Tyler ist ein sportbesessener Kerl, der sich auf seine Vaterrolle konzentriert, um nicht darüber nachdenken zu müssen, wie sehr ihm der Sportzirkus seit seinem Unfall fehlt. Brenna ist für ihn die Einzige, die seinen Verlust versteht und mit der er gerne zum Skilaufen geht, denn er hält sie für ebenbürtig. Allerdings sieht er sie seit einiger Zeit auch mit anderen Augen, nämlich als Frau, doch Tyler hat Angst sich zu binden. Auch die anderen Protagonisten unterstützen die Romantik dieses wunderbaren Romans mit ihren Eigenheiten und kleinen Nebengeschichten, so dass das Buch zu einem echten Dauerbrenner wird, den man nicht aus der Hand legen kann.
Sarah Morgan ist mit „Weihnachtszauber wider Willen“ ein wunderbarer Liebesroman gelungen, der sehr unterhaltsam und spannend zugleich ist und der durch die entworfene Hintergrundkulisse ganz herrlich in die Weihnachtszeit passt. Ein richtiger Pageturner, der allen gefallen dürfte, die romantisch-spritzige Liebesgeschichten lieben und sich davon verzaubern lassen wollen. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein literarische Kleinod

Stille Nacht
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Es gibt Lieder, die einen von der Kindheit an das ganze Leben hindurch begleiten. „Stille Nacht“ des Priesters Joseph Mohr ist so ein Lied und der Autor Titus Müller hat ihm und der Entstehung des Liedes ...

Es gibt Lieder, die einen von der Kindheit an das ganze Leben hindurch begleiten. „Stille Nacht“ des Priesters Joseph Mohr ist so ein Lied und der Autor Titus Müller hat ihm und der Entstehung des Liedes einen kleinen, aber sehr feinen historischen Roman gewidmet
Joseph Mohr war ein katholischer Priester, der in Österreich lebte und wirkte. Zeit seines Lebens trug er die Last mit sich herum, ein uneheliches Kind zu sein und seinen Vater nie kennengelernt zu haben, aber für immer gezeichnet zu sein als Bastardkind. Seine Mutter hatte mehrere Kinder von mehreren Männern, doch brachte sie alle allein als Näherin durch. Joseph Mohr war sehr musikalisch, ein Erbe seines Vaters, so fand er einen Gönner, der ihm die Türen zu einer guten Bildung öffnete, für die Joseph Mohr hart arbeiten musste, um im Priesterseminar zu bestehen. Eines Tages macht sich Joseph auf den Weg, seinen Vater und seine Wurzeln zu suchen, doch er wird zu spät kommen, da der Vater vorher stirbt. So begibt er sich auf die Suche nach Verwandten und findet in einer einsamen Gegend in einer Holzhütte seinen Großvater, der ihm erst unwirtlich und barsch gegenüber tritt, doch je mehr Zeit die beiden Männer miteinander verbringen, umso mehr wachsen sie zusammen bis der Großvater stirbt. Das Einzige was Joseph vom Großvater bleibt, ist die Gitarre seines Vaters, die dieser aufgehoben und ihm vermacht hat.
1818 lebt Joseph Mohr in Österreichisch Laufen und tritt dort seine Stelle als neuer Pfarrer an. Seine Gemeinde besteht hauptsächlich aus ärmlichen Familien, die von der Flussschifffahrt leben. Er muss sie als Pfarrer durch seine Predigten von seinen Qualitäten überzeugen und möchte dies auch durch seine Musik tun, die ihm besonders am Herzen liegt. Die Besucher seines Gottesdienstes pflegen noch einigen Aberglauben an Geister, die sie in ihrem täglichen Leben beschützen sollen und können mit seinen Worten nicht viel anfangen. Joseph Mohr nimmt die Herausforderung an und kümmert sich um seine Gemeindemitglieder, lernt ihre Sorgen kennen und versucht, ihnen den richtigen Rat zu geben. Dabei sucht er in stillen Momenten Hilfe bei der Musik. Als sein Pfarrprovisor sich gegen ihn und seine Musik stellt, will er sich dennoch nicht davon beirren lassen. Gemeinsam mit dem Kirchorganisten Franz Gruber spielt er am 21. Dezember 1818, am Thomastag, sein eigens geschriebenes Lied „Stille Nacht“, für die Gruber die Melodie lieferte, und die Menschen im Gottesdienst hören ihm aufmerksam zu. Mit diesem Lied hat er seine Gemeinde wohl für sich gewonnen, denn am Ende waren die Menschen ergriffen und dankten ihm dafür.
Titus Müller hat einmal mehr sein wunderbares Schreibtalent unter Beweis gestellt, indem er eine sehr gut recherchierte Handlung mit poetischen, feinfühligen Worten zu einer wirklich schönen Geschichte erzählt, die den Leser von der ersten bis zur letzten Minute fesseln. Im Anhang bereitet der Autor für den Leser den historischen Hintergrund auf und unterstützt mit Faktenwissen über die Biografie von Joseph Mohr.
„Stille Nacht“ mag vielleicht ein Weihnachtslied sein, doch es ist auch ein Lied der Hoffnung und des Glaubens. Man kann das Büchlein somit immer wieder in die Hand nehmen und der Handlung einen Platz im Herzen einräumen. Wenn man es erst einmal gelesen hat, wird man sich dieser wunderschönen Geschichte immer wieder erinnern, besonders, wenn man die wunderbare Melodie von „Stille Nacht“ hört. Absolut empfehlenswert, ein wahrer Lesegenuss von einem Meister der Wortkunst!!!