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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2022

Wo ist die Menschlichkeit geblieben?

Unsre verschwundenen Herzen
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Endlich gibt es wieder ein neues Buch der Autorin Celeste Ng. Sie schrieb ‚Was ich euch nicht erzählte‘ und ‚Kleine Feuer überall‘ (sogar als Mini-Serie verfilmt). Nun folgt ‚Unsre verschwundenen Herzen‘ ...

Endlich gibt es wieder ein neues Buch der Autorin Celeste Ng. Sie schrieb ‚Was ich euch nicht erzählte‘ und ‚Kleine Feuer überall‘ (sogar als Mini-Serie verfilmt). Nun folgt ‚Unsre verschwundenen Herzen‘ (O-Ton: Our missing hearts) und auch hier trifft die Autorin wieder einen Nerv der Zeit.
Im Mittelpunkt steht der 12jährige Noah – genannt Bird. Er lebt mit seinem Vater Ethan, ein Etymologe, der nun Bibliothekar in Harvard ist. Seine Mutter Margaret ist seit 3 Jahren verschwunden. Vater und Sohn sprechen kaum über sie und meiden mit anderen über sie zu sprechen. Schuld ist der in diesem dystopischen Zukunftsszenarion geschaffene PACT, ein amerikanisches Patriotsgesetzt, dass sich den Werten und Traditionen des amerikanischen Volkes verschrieben hat und vor allem asiatisch-stämmige Amerikaner diskriminiert. Somit trifft es: Margaret und Bird. Und dann in diesem tristen Leben flattert Bird ein Brief seiner Mutter ins Haus und er macht sich auf die Suche nach ihr.
Ein so packender Roman habe ich lange nicht gelesen! Sehr überzeugend stellt Celeste Ng hier eine nahe Zukunft auf die Beine, bei der sich mir die Nackenhaare hochstellen, denke ich an die Aktualität und der nahezu unweigerlichen Logik von Teilen dieses Buches. Besonders hervorragend ist es der Autorin gelungen hier große Themen der Gesellschaft, wie Rassismus, Unterdrückung, Meinungsfreiheit, Humanität und Zäsur zu paaren mit der Aufarbeitung einer Mutter-Sohn-Beziehung, die stark unter äußeren Einflüssen leidet. Auch der Bruch im Erzählen von Bird hin zu Margaret im Laufe der Geschichte macht das erzählte spannend mit dem veränderten Blickwinkel. Ohnehin ist Ngs Sprache klar und wenig gefühlsduselig, aber doch auch poetisch.
Ein weiteres Lob gebührt der Übersetzerin Brigitte Jakobeit, die das ganze wunderbar aus dem Englischen ins Deutsche brachte.
Fazit: Ein fesselnder Roman, der auf jeden Fall ein Lese-Highlight dieses Jahres 2022 ist!

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Der blaue Drache bringt Gefahr ins Haus

City of Dragons (Band 1) - Der Sturm erwacht
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Wessen Kinder Comics und Mangas lieben, werden diese Graphic Novel begeistert zur Hand nehmen! ‚City of Dragons – Der Sturm erwacht‘ ist rundum gelungen. Nicht nur sind die Graphiken und Illustrationen ...

Wessen Kinder Comics und Mangas lieben, werden diese Graphic Novel begeistert zur Hand nehmen! ‚City of Dragons – Der Sturm erwacht‘ ist rundum gelungen. Nicht nur sind die Graphiken und Illustrationen perfekt auf den Text abgestimmt und besonders phantasievoll zu Papier gebracht von Vivian Truong. Die Geschichte selbst ist auch voll von spannenden Wendungen, mutmachenden Augenblicken und eine Hommage an die Freundschaft und natürlich mit Humor gespickt. Da gibt es beide Daumen hoch von allen Familienmitgliedern für Jaimal Yogis.
Nun aber noch ein bisschen mehr über die Geschichte selbst.: Es geht um die Protagonistin Grace, die ihren Vater an Krebs verlor und nun mit ihrer Mutter zum neuen Mann Hank nach Hongkong zieht. Dort trifft Grace auf neue Freunde: den nerdingen IT-afinen Ramesh, die hübsche Kampfsportlerin Jing und den Alleswisser James, der im Waisenhaus groß geworden ist. Diese neuen Freunde stiften sie an die Schule zu schwänzen und so kommt Grace zu einer Wahrsagerin, die ihr statt Geld abzuknöpfen ein blaues Ei gibt. Ein Drachenei und als dieser Drache schlüpft, erinnert sie sich an Geschichten, die ihr verstorbener Vater erzählt hat vom gelben Kaiser und seinen Feinden. Und mit diesem blauen Drachen Nate gerät Grace in Gefahr und findet zugleich Unterstützung von ihren neuen Freunden.
Erschienen ist dieses tolle Buch im Loewe Graphix Verlag, eine neue Sparte des Loewe Verlag, der vielversprechende Graphic Novels für Kinder auf den Markt bringt.
City of Dragons ist mit einer Altersangabe von 11 Jahren aus meiner Sicht recht alt. Ich finde es auch bestens geeignet für Kinder, die das Lesen gelernt, aber es noch nicht lieben gelernt haben! Hier steckt eine Chance für Grundschüler:innen drin! Es ist sachte illustriert und wird nie kritisch aus meiner Sicht.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Ein wartender Mann in Lissabon

Tage ohne Cecilia
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Ein Roman, der das Zeug hat zum Klassiker zu werden. Denn er ist einerseits unserem Zeitgeist sehr nahe, aber doch so zeitlos wie ein guter Roman sein sollte. Alleine der erste Satz zieht einen in die ...

Ein Roman, der das Zeug hat zum Klassiker zu werden. Denn er ist einerseits unserem Zeitgeist sehr nahe, aber doch so zeitlos wie ein guter Roman sein sollte. Alleine der erste Satz zieht einen in die Geschichte, wenn es da heißt: „Ich habe mich in dieser Stadt niedergelassen, um dort auf das Ende der Welt zu warten.“ Die Stadt von der hier die Rede ist, ist Lissabon. Übrigens ein elementarer Protagonist in diesem Roman ist die Stadt! Der alternde Mann in dessen Kopf wir fortwährend der Geschichte seiner Subjektivität folgen, zieht hier mit seiner jüngeren Frau Cecilia hin nachdem er in die Frührente aus New York entschwand. Im Grunde genommen hat ihn sein amerikanischer Arbeitgeber loswerden wollen und das Paar macht das Beste daraus. Sie, die titelgebende Cecilia, ist deutlich jünger und als Hirnforscherin hochaktiv und ständig auf Achse und so wird endlich das alte Klischee von Frau wartet auf Mann aufgebrochen und es heißt so schön: „Tage von Cecilia“, denn er wartet sehnsüchtig auf sie.
Im Original ist der Roman auf Spanisch bereits 2019 erschienen und mir scheinen hier viele Erlebnisse des Autoren Antonio Muñoz Molina eingegangen zu sein, denn er lebt in Lissabon, der Wartende wohnt auch in seinem Viertel und Muñoz Molina leitete das Instituto Cervantes in New York bis 2006. Somit kennt er die Lebensrealität dieses Mannes sehr genau was die äußeren Bedingungen angeht.
Ein Roman der sachte und atmosphärisch die Situationen erzählt, es werden Gerüche und Geräusche plastisch. Besonders eindringlich werden Personen beschrieben. Eine wahre literarische Freude dieses Buch zu lesen! Besonders da die Übersetzung von Willi Zurbrüggen sehr gelungen ist!
Als Gastland 2022 der Frankfurter Buchmesse erhoffe ich diesem Titel eine besondere Aufmerksamkeit!

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Die Sapiens-Superkraft

Wie wir Menschen die Welt eroberten
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Der Israeli Yuval Noah Harari hat sich mit ‚Homo Deus‘ und ‚21 Lektionen für das 21. Jahrhundert‘ an die Spitze der Sachbuch-Bestsellerliste geschrieben und uns global beeindruckt mit seiner Art die Menschheitsgeschichte ...

Der Israeli Yuval Noah Harari hat sich mit ‚Homo Deus‘ und ‚21 Lektionen für das 21. Jahrhundert‘ an die Spitze der Sachbuch-Bestsellerliste geschrieben und uns global beeindruckt mit seiner Art die Menschheitsgeschichte aufzurollen. Nun hat er für die jüngere Fraktion nachgelegt und ein Kinderbuch geschrieben.
In diesem Buch wird nichts weniger als die Menschheitsgeschichte erklärt und wie wir es als Homo Sapiens es geschafft haben uns durch unsere Superkraft von anderen Tieren zu unterscheiden. Ein Sachbuch, dass auf 175 Seiten die Geschichte der letzten 6 Millionen Jahre erklärt von der Wiege Afrikas bis nach Südamerika.
Das Buch erklärt wunderbar die Zusammenhänge und die Entwicklung des Menschen. Bleibt in einfacher Sprache, baut aber auf dem Gelesenen auf und auch durch lateinische Fachbegriffe bereichert, kann viel mitgenommen werden. Es wird alles erklärt und die junge Leserschaft wird auch oft direkt mit Fragen angesprochen um sich als Teil der Geschichte zu verstehen. Ja, besonders zum Ende hin wird deutlich das wir es als Menschheit nun in der Hand haben wie es mit unserem Planeten weitergeht. Was ich auch gut finde an den Erklärungen, dass es auf vorangegangene Textstellen und Erklärungen zurückgreift. So bleibt doch einiges hängen. Daher bietet es sich auch an es klassisch von vorne nach hinten zu lesen.
Unterteilt ist das viele Wissen natürlich in einzelnen leicht verdaulichen Texten und in größeren Kapiteln zusammengefasst, die da wären: Wir Menschen sind auch nur Tiere, Die Sapiens-Superkraft, Wie lebten unsere Vorfahren und Wo sind all die Tiere hin!
Die Altersangabe ab 10 Jahren ist gut gewählt, sicher ist schon das eine und andere aufgeweckte Kind in jüngeren Jahren hoch interessiert, muss aber auch die Menge an Wissen verarbeiten können. Sprich, wenn früher dann vorlesend!
Natürlich auch hervorragend übersetzt von Birgit Niehaus und sehr toll in Szene gesetzt mit den Illustrationen von Richard Zaplana Ruiz!
‚Wie die Menschen die Welt eroberten‘ ist ein wirklich sehr gelungenes Kinder-Sachbuch, dass auch so manchem Erwachsenen die Augen öffnen kann!

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Kunst auf der Straße mit weiblichem Blick

Street Art is Female (dt.)
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Wer sind Mina Mania, Swoon, Lula Goce, Elle und Miss Van? Was? Unbekannt? Dann solltet ihr schleunigst das neue „Street Art is Female“ Buch zur Hand nehmen und die Welt der weiblichen Street Art Künstlerinnen ...

Wer sind Mina Mania, Swoon, Lula Goce, Elle und Miss Van? Was? Unbekannt? Dann solltet ihr schleunigst das neue „Street Art is Female“ Buch zur Hand nehmen und die Welt der weiblichen Street Art Künstlerinnen kennenzulernen. Es ist eine Fülle an 24 portraitierten Künstlerinnen, die ihrer Rebellion auf unterschiedlichste Art und Weise zum Ausdruck bringen. Die größte Gruppe bilden Künstlerinnen aus den USA, wie Maya Hayuk oder Alice Mizrachi, aber auch etliche andere Nationalitäten sind vertreten: Frankreich, Japan, Italien, Spanien, Afghanistan, UK, Ecuador und viele mehr.
In der Tat eine bunte Mischung, was diesen Band auch wirklich kurzweilig macht. Die künstlerischen Stile könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein! Die Themen die hier verarbeitet wurden in ihren Werken sind brandaktuell. Natürlich vorne weg der feministische Blick auf die Welt, rassistische Auseinandersetzungen und alles was die körperliche Wahrnehmung (Bodyshaming, Körperbild) betrifft. Auch hier Facetten, aber nicht erschöpfend durch die große Bandbreite. Mich haben besonders #lediesis, Zabou und Annatomix begeistert, wenn ich es denn auf eine TOP3 reduzieren müsste.
Dieses Buch ist von der Journalistin Alessandra Mattanza zusammengetragen und mit einem Vorwort von Stephanie Utz versehen. Alessandra Mattanza hat bereits ein schönes Buch zu dem allseits bekannten Banksy und ein weiteres über StreetArt veröffentlicht. Also folglich sehr treffend endlich die weibliche Welt in Szene zu setzen und bekannter werden zu lassen. Die Genderschublade für bestimmte Tätigkeiten ist auch hier zum glück aus den Angeln geflogen. Sie hat die Künstlerinnen allesamt interviewed und daraus spannende Texte formuliert.
Anschauenswert, zum Staunen spannend und es gibt eine tolle Street Art Künstlerinnnegemeinde zu entdecken!

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