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Veröffentlicht am 03.10.2022

Durch´s Kriegsgebiet mit Bienen

Graue Bienen
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Sergej lebt im Donbass, in der grauen Zone. Das Dorf ist fast verlassen, neben ihm lebt noch sein Feindfreund Paschka im Dorf. Täglich stecken die beiden zwischen dem Kriegsgeschehen von ukrainischen Soldaten ...

Sergej lebt im Donbass, in der grauen Zone. Das Dorf ist fast verlassen, neben ihm lebt noch sein Feindfreund Paschka im Dorf. Täglich stecken die beiden zwischen dem Kriegsgeschehen von ukrainischen Soldaten und prorussischen Separatisten. Im Frühjahr bricht Sergej wieder auf - mit seinen Bienen - damit sie in Ruhe Hönig sammeln können.

"Aber die Bienen, sie verstanden doch überhaupt nicht, was Krieg war! Die Bienen konnten sich nicht von Frieden auf Krieg umstellen und von Krieg auf Frieden wie die Menschen." (Seite 200)

"Graue Bienen" von Andrej Kurkow konnte aktueller nicht sein. Und der Autor bringt in einfachem Schreibstil diesen Schrecken in fast kleinen Häppchen an die Leserschaft.

Zu Beginn war ich etwas enttäuscht, dümpelt die Geschichte doch eher vor sich hin, auch wenn ich nicht wusste ob ich Sergej und Paschka bewundern soll, dass sie in einem Kriegsgebiet ihr Leben, irgendwie, weiterleben. Wirklich passieren tut hier nichts, beide gehen mit einer gewissen Gleichgültigkeit an die Situation heran.

Sergej leidet unter dem Weggang von Frau und Tochter. Auch so hat er keine Kontakte, lebt für dich und seine Bienen. Man merkt wie diese Situation ihn abstumpft und Sergej eher so ein Einzelgänger wird. Das Verhältnis von Sergej und Paschka war hier und da lustig, sind sie doch Feinde seit Kindheitstagen, auf der anderen Seite haben sie nur sich.

Interessant und aufwühlend wird es als Sergej mit seinen Bienen durch die Ukraine und dann in russische Besatzungsgebiete fährt um seinen Bienen das Bestmögliche zu ermöglichen.

Hier schaut man zusammen mit Sergej über den Tellerrand und der ist alles andere als locker und fröhlich. Während Sergej ohne Strom oder Post lebt, geht in anderen Dörfern das Leben normal weiter. Dieser Spalt lässt einen stocken. Auch wie die Mitmenschen mit Sergej umgehen ist oft nicht einfach.

Extrem wird es als Sergej einen alten Imkerfreund auf der Krim besuchen möchte. Hier erhält man Einblicke in die russischen Gepflogenheiten und die ja, das muss jeder für sich selbst lesen und erleben. Es deckt sich aber mit vielen Berichten.

Was für mich auf jeden Fall das Highlight sind - die Bienen. Wie viel Liebe Sergej für sie hat, was er für einen Aufwand betreibt, auch Wissenswertes erfährt man über die fleißigen Arbeiterinnen - das gibt wieder kleine Lichtblicke.

Ein Buch was durch seine Einfachheit besticht aber auf keinen Fall oberflächlich oder übertrieben erscheint. Ein Buch was aktueller nicht sein könnte.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Absolut brillant!

Die Hexe und der Winterzauber
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Moskau ist im Feuer fast zerstört worden. Und ein wütender Mob gibt Wasja die alleinige Schuld - sprich die Hexe muss brennen. Doch Wasja gelingt die Flucht und sie landet in "Mitternacht". Von dort muss ...

Moskau ist im Feuer fast zerstört worden. Und ein wütender Mob gibt Wasja die alleinige Schuld - sprich die Hexe muss brennen. Doch Wasja gelingt die Flucht und sie landet in "Mitternacht". Von dort muss Wasja ihren Weg finden, kämpfen und sich mit dem Teufel verbunden...

"Es gibt keine Ungeheuer auf dieser Welt und keine Heiligen. Nur unendlich viele Schattierungen, die alle in denselben Teppich gewoben sind, hell und dunkel. Das Ungeheuer des einen ist die Geliebte des anderen." (Seite 94)

Das Buch ist es nun. Der dritte und damit finale Band von Katherine Arden. Wenn ich ehrlich bin wollte ich gar nicht mehr aus der Geschichte auftauchen denn hiermit hat die Autorin sich nochmals selbst übertroffen.

Ich empfehle dringend die beiden vorausgeschrieben Bücher ebenso zu lesen. Sonst steht man ziemlich verloren im winterkalten Wald. Der Schreibstil und bildhafte Erzählung sind ein Traum, auch die Gestaltung um Buch selbst begeistert.

Moskau hat das Feuer überlebt und nun ist es an Wasja zu überleben. Schon hier beginnt der Spannungsbogen ordentlich zu spannen und man flüchtet mit Wasja in eine Welt die von Geistern, Monstern und wundersamen Wesen bewohnt wird.

Wasja macht hier nochmals eine unglaubliche Wandlung mit. Sie wird noch härter und erwachsener, spielt mit ihren Fähigkeiten und fällt auf die Nase, erleidet Verlust, fällt fast in den Wahnsinn und doch gibt sie nicht auf.

Was mir so richtig gut gefallen hat - die russischen Märchen, Mythen und Sagen erhalten jetzt den meisten Raum. Wir bekommen neue Charaktere vorgesetzt aber treffen auch auf alte Freunde und Feinde. Die Geschichte um all diese Wesen ist brillant aufgebaut und hat mich komplett begeistert!

Natürlich kommen hier auch düstere Wesen zum Einsatz, oft alte Bekannte. Habe ich sie zu Beginn eher gehasst, so wandelt man sich, zusammen mit Wasja, und erhält neue Ansichtsweisen und hegt fast Gefühle für die Anti-Protagonisten.

Der Humor kommt durch einen Charakter nicht zu kurz was ich herrlich auflockernd und hier und da erfrischend fand.

Natürlich geht es auch um die Liebe. Hier aber dezent gehalten, sie nimmt nicht den Hauptpart ein oder drängt sich unnötig in den Vordergrund. Es wird passend in Akzente gesetzt und passt sich den Geschehnissen gekonnt an.

Ich liebe diese Buchreihe absolut und mit dem finalen Band wurde alles übertroffen.


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Veröffentlicht am 03.10.2022

"Du weißt, wie schwer ein Menschenleben wiegt, und man muss wissen, wofür man es in die Waagschale wirft".

Flammenzeichen
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"Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe." (Seite 108)

In seinem neuesten Werk beschäftigt sich der Autor Hauke Friederichs mit der Widerstandsbewegung ...

"Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe." (Seite 108)

In seinem neuesten Werk beschäftigt sich der Autor Hauke Friederichs mit der Widerstandsbewegung "Weiße Rose " und dem brutalen Kampf um Stalingrad.

Hauke Friederichs versteht es den Leser an die Hand zu nehmen und durch diese düstere Zeit zu führen. Der Schreibstil ist interessant, mit Tatsachen und Fakten gespickt und doch jederzeit nachvollziehbar und verständlich.

Intensiv beschäftigt sich der Autor mit den Geschwistern Scholl - Hans und Sophie. Auch die restlichen Familienmitglieder kommen detailliert vor und so verfolgt man ihren Werdegang. Vieles ist mir aus Büchern und Film bekannt und doch ist es wichtig dass die Weiße Rose nicht vergessen wird. Dies ist dem Autor würdevoll gelungen.

Mit dem Freund von Sophie Scholl, Fritz Hartnagel, erleben wir die Zustände im Krieg, zum Ende dann die Einkesselung in Stalingrad. Und auch hier bekommt man den Wahnsinn des Führers mit, wie egal ihm Soldaten und Tatsachen waren, dass es hier nur einen Schuldigen geben kann - nämlich ihn selbst. Mehr als einmal musste ich das Buch zur Seite legen, weil ich vor Wut und Entsetzen über diesen absoluten Egoismus, nicht klargekommen bin.

Sehr klar beschreibt der Autor die Gefahren für die sich die Geschwister Scholl entschieden haben. Was das Leben in einer Diktatur bedeutet für die eigene Freiheit und Bestimmung. Die druckende Stimmung nimmt beim lesen immer mehr zu, immer öfter kann man gewisse Entscheidungen der Geschwister verstehen.

Äußerst lobenswert ist auch das Kapitel "Weitere Entwicklung". Auch Abkürzungen und Literatur und Quellen werden hier aufgeführt.

"Die Weiße Rose" war ihrer Zeit voraus. Bis heute ist sie unvergessen. (Seite 292)

Für alle Interessierten und gerade für LeserInnen die sich für die Weiße Rose interessieren ein "Must Read"!


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Veröffentlicht am 03.10.2022

Skarabäus Lampe- ein tierischer Detektiv

Das Strahlen des Herrn Helios
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Ein Mord in einem Wanderzirkus! Der stolze Besitzer und Löwe Helios wurde ermordet. Doch wer hätte ein Motiv? Einen Tatverdächtigen gibt es schon....doch der Hase Skarabäus Lampe sieht den Fall ganz anders. ...

Ein Mord in einem Wanderzirkus! Der stolze Besitzer und Löwe Helios wurde ermordet. Doch wer hätte ein Motiv? Einen Tatverdächtigen gibt es schon....doch der Hase Skarabäus Lampe sieht den Fall ganz anders. Zusammen mit seinen Kollegen und seinem kleinen Katerfeund Teddy, beginnt er die Ermittlungen neu aufzuwickeln...und sticht in ein Wespennest...

"Teddy streunte einfach ziellos umher. Alles war interessant, alles, von einer Unterscheidung in relevante und irrelevante Dinge konnte nicht die Rede sein." (Seite 72)

Auf dieses Buch habe ich mich tierisch gefreut, im wahrsten Sinne des Wortes. Alleine das Cover ist schon so hervorragend herausgearbeitet und macht neugierig.

Die Kapitel sind kurz und mit knackigen Überschriften versehen. Trotzdem dem schönen Cover und Klappentext ist dies kein Kinderbuch! Junge Leser sollten sich mit unserer Realität auskennen, ich würde hier eine Empfehlung ab 12 Jahre aussprechen.

Die Welt die Meike Stoverock hier entworfen hat ist einfach super - eine Mischung aus Sherlock Holmes und Zoomania ohne kitschig oder plump zu wirken.

Der Hauptcharakter Skarabäus Lampe ist ein Hase und Meisterdetektiv. Ihn finde ich sympathisch, interessant und abwechslungsreich. Seine Methoden sind manchmal skurril aber haben Hand und Ohr. An seiner Seite ist der Waisenjunge und Kater Teddy, den ich ebenfalls schnell in mein Herz geschlossen habe.

Die beiden bieten sich oft einen lustigen Schlagabtausch.

Jedoch ist das Buch perfekt umgemünzt auf unsere Welt. Egal ob Arm oder Reicht, die zwei Klassengesellschaft, Mord, gesellschaftliche Probleme und Brennpunkte - auch hier ist man nicht davon gefreit und Hass oder Häme warten an fast jeder Ecke.

Was hinter alldem steckt wurde mir recht schnell klar. Aber das stört den Lesefluss überhaupt nicht. Der Weg zur Auflösung ist spannend, manchmal regelrecht atemlos und immer neue Verknüpfungen zeigen sich auf. Das bietet genug Stoff für weitere Bände mit Skarabäus Lampe.

Ich bin von diesem ersten Band mehr als begeistert, ein tierischer Sherlock Holmes betritt die Bühne und bin diesem möchte ich, in Zukunft, gerne mehr lesen.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Wer ist das Biest?

Biest
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"Und auch wenn wir uns nicht fortpflanzen, werden wir doch letzten Endes zur Erde und Pflanzen, Wasser und Luft. Das ist ein schöner Gedanke, finde ich. So lebt man nach seinem Tod weiter und ist obendrein ...

"Und auch wenn wir uns nicht fortpflanzen, werden wir doch letzten Endes zur Erde und Pflanzen, Wasser und Luft. Das ist ein schöner Gedanke, finde ich. So lebt man nach seinem Tod weiter und ist obendrein auf eine Art von Nutzen." (Seite 70)

Dodo heißt eigentlich Leon. Und Leon mag alles gut aus weich ist und Fell hat. Er schmust und kuschelt gerne....aber leider hat Leon ein Problem seine Kraft zu bändigen oder zu kontrollieren.

So fängt "Biest" von Ane Riel nicht an. Wir finden Dodo an einem Fluss vor und er redet mit einem Vogel. Man erfährt dass etwas vorgefallen ist, aber die Geschichte wird von hinten nach vorne aufgewickelt.

Zu Beginn war ich leicht verwirrt denn man wird in eine Situation geworfen mit der man, erstmal, nicht viel anfangen kann. Menschen, die für Leon wichtig sind und Menschen die Leon als wichtig sehen sollten, spinnen ihr Netz um das Geschehen was zu einem Crescendo anwächst und zum Ende wieder zum Ausgangspunkt zurückführt.

Zu Beginn fließt die Geschichte wie ein gemütlicher Fluss dahin. Der Schreib und Erzählstil ist wieder unglaublich berührend, fesselnd, ruhig und nimmt uns mit in eine Zeit wo Kutschen von den ersten Autos abgelöst werden. Wo harte Arbeit auf dem Feld noch als lohnenswert angesehen wird. Irgendwo ein kleines Dorf mit verstreuten Höfen, eingeklemmt zwischen Bergen. Dieses eher Neutrale lässt den Leser gut ankommen und webt sich gekonnt in die Geschichte ein.

Neben Leon wird Mirko sowie Karl und Danica einen wichtigen Punkt spielen. Eigentlich sind sie DIE wichtigsten Punkte da sie mit Leon eng verbunden sind. Da Leon schon zur Geburt außergewöhnlich ist ändert sich auch das Leben für die 3 Protagonisten. Mehr möchte ich hierzu nicht sagen.

Es wird mit der Zeit immer schwerer Verständnis zu entwickeln. Für die Protagonisten, für die Situationen in der Leon steckt. Es geht um Vorurteile, Ängste, Wut und Glaube - der Glaube dass es richtig ist wie gehandelt wird.Der Glaube, dass alles gut gehen wird.

Ich kann diese Gefühlswelt die auf mich, als Leserin, einprasselt, sehr schwer beschreiben. Zu Beginn war es wie ein lauer Frühlingstag der immer mehr dunkle Wolken am Firmament aufziehen lässt. Es wird etwas passieren, aber wer welche Schuld oder Sünde trägt, ist nicht klar oder in irgendeiner Weise absehbar.

EIn außergewöhnliches Buch, das auf jeden Fall. Ein Buch was mich immer mehr in seinen Bann ziehen konnte und zum Ende einfach nur zu Tränen rührte. Für Menschen die nicht nach Schema F ein Buch erleben wollen sondern was Außergewöhnliches suchen- für sie ist Biest geschrieben worden.

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