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Veröffentlicht am 08.11.2022

Speed-Killing

Ringelpietz mit Abmurksen
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Loretta Luchs will nicht länger alleine bleiben. Sie hat sich in einem Internet-Portal angemeldet, um auf Partnersuche zu gehen. Besonders ein Chatpartner ist ihr sympathisch. Aber auf einem Bein kann ...

Loretta Luchs will nicht länger alleine bleiben. Sie hat sich in einem Internet-Portal angemeldet, um auf Partnersuche zu gehen. Besonders ein Chatpartner ist ihr sympathisch. Aber auf einem Bein kann man nicht stehen und so nimmt Loretta an einem Speed-Dating teil. Schon beim ersten Treffen lernt sie Mike kennen, der mit ihr auf einer Wellenlänge zu sein scheint. Sie wollen sich bei einer weiteren dieser Veranstaltungen treffen. Es lässt sich gut an, bis Mike bei dem zweiten Speed-Dating plötzlich stirbt. Nein, das kann doch wohl nicht sein, wo Loretta doch allen unnatürlichen Todesfällen abgeschworen hatte.

Eigentlich wollte Loretta nicht mehr ermitteln. Aber wie es der Zufall so will, fällt ihr bei ihrer Suche nach einem Partner ein Toter förmlich vor die Füße. Wenn das schon so ist, muss Loretta natürlich auch bei ihrem zwölften Auftritt in die Ermittlungen einsteigen. Und ihre Freunde helfen ihr dabei. Sie sind alle dabei Frank und Bärbel, Erwin und Doris, Dennis und sogar Diana mischt aus der Ferne mit. Doch wer sollte einen Grund haben, jemanden zu töten, der wie die anderen auf der Suche nach Liebe war. Die Teilnehmer an dem Speed-Dating waren Loretta zwar nicht alle persönlich sympathisch, aber einen Mörder würde unter ihnen nicht vermuten.

Man kann ja verstehen, dass Loretta nach der Trennung von Pascal wieder einen Partner haben möchte. Aber was dann geschieht, ist doch typisch Loretta. Und es geht nicht nur um die Frage, wer Mike umgebracht hat, sondern auch noch etwas ganz anderes. Das ist überraschend und lustig zu lesen. Obwohl er durchaus seinen Platz einnimmt, ist der Fall nicht ganz so im Vordergrund, weil die andere Sache einfach unerwartet und damit interessanter ist. Irgendwie sind auch alle nett, so dass man garnicht glauben kann, dass sich unter den Parntersuchenden ein Mörder befindet. Ein schöner zwölfter Fall mit Loretta und ihren Freunden.

Veröffentlicht am 05.11.2022

Detective Jai

Die Detektive vom Bhoot-Basar
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Jai und seine Freunde gehen in die öffentliche Schule. Sie wohnen in einem der Armenviertel und obwohl ihr Leben nicht einfach ist, Dann verschwindet ein Schulkamerad und seine Eltern sind sehr besorgt. ...

Jai und seine Freunde gehen in die öffentliche Schule. Sie wohnen in einem der Armenviertel und obwohl ihr Leben nicht einfach ist, Dann verschwindet ein Schulkamerad und seine Eltern sind sehr besorgt. Die Polizei vermutet, der Junge sei weggelaufen und sie wollen erst nach ihm suchen, wenn er in weiteren Tagen nicht wieder aufgetaucht ist. Jai, der gerne Polizei-Serien schaut, meint, wenn die echte Polizei nichts unternimmt, dann müssen er und seine Freunde zu Detektiven werden. Sie beginnen mit ihren Nachforschungen. Als jedoch ein weiteres Kind verschwindet, könnte die Suche auch gefährlich werden.

Mit diesem Debütroman wird nicht nur die Armut in den Vierteln einer Stadt in Indien dargestellt, sondern auch die Lebhaftigkeit und der Witz der Kinder. Der ungefähr zehnjährige Jai nimmt die Gelegenheit wahr, sich den Traum von einer Tätigkeit als Detektiv zu erfüllen. Natürlich will er seinen Freund finden, der es wegen eines Sprachfehlers weder daheim noch in der Schule leicht hatte. Er könnte zwar abgehauen sein, aber er war eigentlich nicht der Typ dafür. Die Kinder gehen jeder Idee nach und sie wagen sich über die Grenzen ihres Viertel hinaus. Sie hatten noch keinen Erfolg als das zweite Kind aus der Nachbarschaft verschwindet.

Nach hiesigen Maßstäben ist es kaum vorstellbar, wie die Kinder in diesem ärmlichen Viertel leben, immer unter der Bedrohung, dass die Häuser plattgemacht werden. Und doch geben die liebevollen Beschreibungen der Autorin den Kindern große Lebendigkeit. Da sind sie manchmal auch einfach nur Kinder, die ihr Abenteuer leben. Doch auch der Ernst des Lebens hinterlässt Spuren, die Sorge der Eltern um ihre Kinder, denen sie kein so behütetes Leben bieten können wie sie es wünschen würden. Und dann die Polizei, die die Menschen aus armen Verhältnissen und ihre Probleme für nicht so wichtig hält. Jai, der kleine Detektiv nimmt einen für sich ein und man wünscht, sein Leben würde nicht so viele Veränderungen erfahren.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Freudenfest

Die Hochzeit der Chani Kaufman
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Ihr Vater ist Rabbi einer kleinen Gemeinde in London. Ihm und der Mutter fällt es nicht leicht die acht Töchter unter die Haube zu bringen. Chani ist inzwischen neunzehn Jahre und immer noch ledig. Und ...

Ihr Vater ist Rabbi einer kleinen Gemeinde in London. Ihm und der Mutter fällt es nicht leicht die acht Töchter unter die Haube zu bringen. Chani ist inzwischen neunzehn Jahre und immer noch ledig. Und sie möchte mal raus aus dem Elternhaus, weg von der Mutter, die für sie als mittleres Kind nur noch wenig Zeit hat. Auf einer anderen Hochzeit wird Chani von Baruch, einem angehenden jungen Rabbi entdeckt. Er ist fasziniert von ihr und möchte sie kennenlernen. Das erweist sich zwischen den gläubigen Juden als nicht so einfach. Die Treffen müssen erstmal ausgehandelt werden und eine mögliche Ehe vermittelt.

Im diesem Debütroman bekommt man einen kleinen Einblick in eine andere Welt, die angesiedelt in London neben der vermeintlich normalen angesiedelt zu sein scheint. Chanis Leben ist ebenso streng geregelt wie das von Baruch. Von ihrer Mutter bekommt Chani wenig Unterstützung, hilfreicher ist da die Frau des Rabbis, deren Horizont einst weiter war. Die Unterstützung, die Baruch von seiner Mutter bekommt, ist dafür intensiver als er jemals benötigen würde. Und so ist Baruch gehalten, zum ersten Mal seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Freund Avirom überschreitet zur gleichen Zeit die engen Grenzen der Vorgaben seiner Religion.

Das ist mal ein etwas anderer Roman. Neugierig liest man von einer ganz fremden Welt, die zwar manchmal auch befremdet, meist aber Verständnis und Sympathie weckt. Trotz der vermeintlichen Enge, die das Leben der gläubigen Juden zu bestimmen scheint, wirken die Protagonisten doch neugierig und einander zugewandt. Und mit den Eltern ist es wie mit allen Eltern, sie wollen das Beste für ihre Kinder. Und wie so häufig sind die Interpretationen von Eltern und Kindern darüber, was denn das Beste ist, durchaus unterschiedlich. Es entspinnt sich eine Geschichte, die wirklich alles hat, tragische Momente bestehen neben lustigen und frechen. Es gibt ernste Dinge zu bereden, aber auch das Geschnatter junger Hühner kommt nicht zu kurz. Auf ganz unterschiedliche Weise sind die Protagonisten in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen dargestellt. Das zu lesen macht einfach Spaß.

Veröffentlicht am 25.10.2022

Gigi, der Trüffelhund

Schwarze Diamanten
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Das Sägewerk von Saint-Denis muss wegen Umweltauflagen schließen, Zwei mal konnte das verhindert werden. Doch nun ist der letzte Arbeitstag für viele aus dem Ort angebrochen. Sie werden von ihren Familien ...

Das Sägewerk von Saint-Denis muss wegen Umweltauflagen schließen, Zwei mal konnte das verhindert werden. Doch nun ist der letzte Arbeitstag für viele aus dem Ort angebrochen. Sie werden von ihren Familien am Werkstor erwartet. Und auch Protestierende verkünden ihre Meinung. Bruno, Chef de Police, schafft es mit Mühe die Gruppierungen auseinander zu halten. Und der Spätherbst bleibt ereignisreich. Die Zeit der Trüffelernte bricht heran und auch Bruno hat auf seinem Grundstück die Möglichkeit die wertvollen Knollen zu finden. Seine Neugier wird geweckt als ein Freund von Ungereimtheiten bei den Trüffellieferungen berichtet. Pariser Restaurants sollen minderwertige Ware erhalten haben.

In seinem dritten Fall beschäftigt sich Bruno, Chef de Police, nicht nur mit der Suche nach Trüffeln, denn eben jener Freund, der den Verdacht geäußert hat, wird aufs Übelste ermordet. Bruno und seine anderen Kumpane betrauern den Verlust. Mehr noch will Bruno den Täter suchen. Als ortskundiger Polizist wird er an den Ermittlungen beteiligt, die weitere Kreise ziehen als erwartet. Im Nachbarort muss Bruno dann auch noch miterleben, wie der Imbiss eines Vietnamesischen Kochs zerstört wird. Das Périgord ist doch eine ruhige Gegend, sollte sich hier eine Art Mafia ausbreiten? Die Opfer sind nicht sehr auskunftsfreudig.

Selbst die trüben Herbsttage sind nach den Beschreibungen über Landschaft, Leute, kulinarische Erlebnisse und geschichtliche Zusammenhänge interessanter zu gestalten als hier. Jedenfalls wirkt es so beim Lesen. Immer wieder ist es schön, zunächst einmal wenigstens auf dem Papier reisen zu können. Wobei sowohl die Vorgänge um den Trüffelhandel mit Interesse zu verfolgen sind als auch Vorgänge um die bedauernswerten Imbissbesitzer. Rätselhaft bleibt zunächst der Mord und seine Ursache, doch nach und nach kristallisiert sich heraus, dass die Handlung sehr geschickt zusammengewoben ist. Und so liest sich dieser Ausflug nach Frankreich mit seinen liebevollen Schilderungen sehr unterhaltsam und spannend.

Veröffentlicht am 13.10.2022

Ein Jahrhundertbauwerk

Zwischen den Meeren
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Ende des neunzehnten Jahrhunderts verdichten sich die Pläne einen Kanal von der Nordsee zur Ostsee zu bauen. Vier Frauen sind auf unterschiedliche Weise mit dem Bauwerk verbunden. Beu Mimi Dahlström handelt ...

Ende des neunzehnten Jahrhunderts verdichten sich die Pläne einen Kanal von der Nordsee zur Ostsee zu bauen. Vier Frauen sind auf unterschiedliche Weise mit dem Bauwerk verbunden. Beu Mimi Dahlström handelt es sich um die Tochter des Planers. Sanne ist eine junge Frau mit großen Träumen, sie möchte die Entwürfe für den Kanal fertigen und eigentlich auch mitbauen. Justine dagegen zieht es zu Handel und Wandel, ihr Großvater eröffnete einen liebevoll eingerichteten Trödelladen, den Justine gleichzeitig modernisieren und in Ehren halten möchte. Regina ist gezwungen eine Ehe einzugehen, die sie nicht wollte. Dennoch bleibt sie immer geradlinig und ehrlich.

Der Bau einer künstlichen Wasserstraße ist auch heute noch ein großes Projekt, schon der Neubau einer Schleuse kann Jahre dauern. Wie muss es da erst vor mehr als hundert Jahren gewesen sein. Da ist es beinahe selbstverständlich, dass sich die Geschichte eines solch riesigen Bauwerks nicht in ein Buch zwängen lässt. Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie. Hier geht es zum einen um den Beginn von Planung und Bau des Kanals. Gleichzeitig lernt man die vier Frauen kennen, deren Schicksale auf unterschiedliche Weise mit dem Bau verbunden sind. Vier junge Frauen, die etwas erreichen wollen im Leben, denen die Zeit und das Leben etliche Steine in den Weg legen.

Dieses Hörbuch wird sehr lebendig vorgetragen von Svantje Wascher. Auch wenn man vorher ahnte, dass hinter Planung und Bau eines solchen Bauwerks eine Menge Arbeit steckt, so wird einem beim Lesen/Hören dieses Romans erst richtig bewusst, wie viel Herzblut die Beteiligten in das Projekt gesteckt haben müssen. Und es tritt auch hervor, dass durchaus nicht alle mit dem Bau einverstanden waren oder mit seinem Verlauf. Es gab nicht nur etwas zu gewinnen, man konnte auch Grundstücke verlieren oder seine Geschäftsgrundlage. Manche haben sich vielleicht auch einfach verkalkuliert. Auch wenn es hier erst um den Beginn der Entstehung des Kanals geht, deutet sich dies schon an. Bestens verpackt ist der geschichtliche Hintergrund in die Lebensläufe der vier Protagonistinnen. Ihre Lebenswege, auf denen sie mal mehr und mal weniger leichtfüßig schreiten, sind wirklich lebensecht und mit Empathie geschildert, so dass man gerne wissen möchte, wie es mit Mimi, Regina, Justine und Sanne weitergeht.