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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2022

Eine herrlich verrückte Geschichte

Nicht aus der Welt
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Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich dieses Buch von Anfang bis Ende begeistert hat.

In ihrer Danksagung schreibt Anne Köhler, dass der Roman in turbulenten Zeiten entstanden sei und nun für eine ...

Zuerst einmal muss ich sagen, dass mich dieses Buch von Anfang bis Ende begeistert hat.

In ihrer Danksagung schreibt Anne Köhler, dass der Roman in turbulenten Zeiten entstanden sei und nun für eine Weile ein Schlupfloch für die Lesenden sein solle.
Das fand ich sehr passend, denn genauso habe ich es empfunden. Man taucht als Leser in eine skurrile, ja teilweise absurde Welt ein und wenn man wieder auftaucht, ist man um einige vergnügliche Lesestunden reicher.

Im Mittelpunkt steht ein Hotel, das Menschen Zuflucht gewährt, die einfach mal eine Pause von ihrem Leben brauchen oder die sich so verrannt haben, dass sie keinen Ausweg mehr finden.
Dorthin gelangt der sehr hilflos wirkende Hempel ganz unverhofft, als er eigentlich gerade auf dem Weg nach Amerika ist, um dort am New York Marathon teilzunehmen. Der Marathon, Hempels erfundener Lebenstraum, dient ausschließlich dazu, seine Freundin Elfie zu beeindrucken. Er hat nicht die Absicht wirklich teilzunehmen, jedoch hat sich die Lüge Elfie gegenüber so verselbstständigt, dass er keinen Weg zurück zur Wahrheit findet.
Ähnlich ergeht es Friederike, die mit Mitte Vierzig ihr erstes Kind bekommt, obwohl sie eigentlich keine Muttergefühle verspürt. Gefangen in Erwartungen, die das Umfeld an sie hat, unterdrückt sie ihre Abneigung gegen das Muttersein und versucht erfolglos, ihr neues Leben unter Kontrolle zu bringen.


Diese, sowie alle anderen Protagonisten mit ihren ganzen jeweiligen Eigenarten sind trotz ihrer Tragik so amüsant und sympathisch, dass ich mir wünschte, zu erfahren wie es mit ihnen weitergeht.

Fazit:
„Nicht aus der Welt“ zeigt, welche Konsequenzen es hat, wenn man nicht miteinander redet und seine wahren Gedanken und Gefühle nicht ausdrückt. Man verheddert sich immer mehr, nur um fremden Erwartungen zu entsprechen bis man irgendwann keinen Ausweg mehr findet.

Fünf Sterne für dieses intelligente Buch mit skurrilen Charakteren und witzigen Dialogen.

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Veröffentlicht am 29.11.2022

Lesenswert

Weltfrieden
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Weltfrieden heißt der ehemalige Kindergarten auf dem Gelände des verlassenen Fermentationswerkes in einem kleinen brandenburgischen Dorf. Zehn Jahre nach der Wende soll das Gebäude verkauft werden, mit ...

Weltfrieden heißt der ehemalige Kindergarten auf dem Gelände des verlassenen Fermentationswerkes in einem kleinen brandenburgischen Dorf. Zehn Jahre nach der Wende soll das Gebäude verkauft werden, mit dem die Bewohner des Dorfes so viele Erinnerungen verbinden. Erika und Hermann Grüning, die wie so viele andere Dorfbewohner nach Schließung des Werks erstmal arbeitslos waren, haben sich mit Putz- und Hausmeistertätigkeiten in Ferienhäusern am See eine neue Existenz aufgebaut. Als sie den Auftrag bekommen, das Grundstück des ehemaligen Kindergartens zu entrümpeln, machen sie zufällig eine Entdeckung, die nahelegt, dass bei der Treuhandabwicklung damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Bis jetzt hatte ich noch wenig Berührungspunkte mit den Themen, die im Buch angesprochen werden, und doch konnte ich gleich eintauchen in diese ganz eigene Atmosphäre irgendwo zwischen Resignation, Melancholie und Aufbruch.
Dabei geholfen hat ganz klar die Fähigkeit der Autorin, den durchweg interessanten Charakteren Leben einzuhauchen. Ob es die ordnungsliebende Erika war oder der schweigende Joppe; Erikas Tochter Kikki, deren Hintergrund erst im Laufe des Buches ans Licht kommt oder die aufbrausende Nachbarin Martina - ich habe sie alle beim Lesen lieb gewonnen.
Auch als nicht von der Wende direkt Betroffener, bekommt man einen guten Eindruck davon, wie sie das Leben dieser unterschiedlichen Menschen verändert hat.

Fazit:
Berührend, wunderbar geschrieben, absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Packender Politthriller aus Finnland

Tage voller Zorn
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Das Romandebüt von Tuomas Oskari hat mich von Anfang bis Ende gefesselt.

Finnland steht Kopf im Jahr 2027. Die Schere zwischen Arm und Reich nimmt immer größere Ausmaße an und in der Bevölkerung brodelt ...

Das Romandebüt von Tuomas Oskari hat mich von Anfang bis Ende gefesselt.

Finnland steht Kopf im Jahr 2027. Die Schere zwischen Arm und Reich nimmt immer größere Ausmaße an und in der Bevölkerung brodelt es. 
In dieser ohnehin schon brisanten Lage, begeht eine junge Frau Selbstmord , indem sie sich aus Protest selbst anzündet. 
Die Folge ist eine Flut von Ereignissen, denen der junge Ministerpräsident Leo Koski zunächst fast hilflos gegenüber steht. 
Innerhalb von 24 Stunden muss er Entscheidungen treffen, die über das Schicksal Finnlands entscheiden.
Dem Autor ist es gelungen, in mehr als 500 Seiten 24 Stunden spannende Handlung unterzubringen. 
Das Buch startet rasant, fügt dann interessante Hintergrundinformationen hinzu und folgt diesem Mix konsequent. Immer wieder lässt uns Oskari rätseln, wer hinter wem steht und wer zur Gegenpartei gehört. Wem kann der Ministerpräsident wirklich noch vertrauen ? Erst ganz zum Schluss wird der Leser endlich erlöst. 
Was mir besonders gut gefallen hat, war die Darstellung der Überzeugungen der beiden unterschiedlichen Lager, die immer wieder thematisiert wird. Und das ganz ohne Spannung einzubüßen.
Fazit:
Ein absolut empfehlenswerter Thriller für alle, die an gesellschaftspolitischen Themen Interesse haben und bis zum Ende in Atem gehalten werden wollen.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Der krönende Abschluss

Labyrinth der Freiheit
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Nachdem ich die ersten beiden Bände regelrecht verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf den dritten Teil.
Und ich muss sagen, Labyrinth der Freiheit ist ein würdiger, fulminanter Abschluss dieser ...

Nachdem ich die ersten beiden Bände regelrecht verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf den dritten Teil.
Und ich muss sagen, Labyrinth der Freiheit ist ein würdiger, fulminanter Abschluss dieser Trilogie.
Ein so rasantes wie bewegendes Buch, das abgesehen vom Hauptgeschehen viele Themen dieser aufregenden, aber auch aufwühlenden 20 er Jahre anspricht: Umgang mit Homosexualität, Inflation, Frust über die Kriegsniederlage und Prostitution.

Die Protagonisten sind wieder einmal so schön herausgearbeitet, dass man mit jedem einzelnen mitfühlt und mitleidet.

Da ist der starke Artur, König im Nachtleben, der immer da ist, wenn man ihn braucht und immer weiß, was zu tun ist. Isi, die ,kämpferische junge Frau, die bedingungslos für Gerechtigkeit eintritt. Und dann Carl, der sensible und immer loyale Kameramann bei der UFA. Drei Freunde, die füreinander da sind in diesen turbulenten Zeiten nach dem ersten Weltkrieg, wo einerseits Armut den Alltag beherrscht und auf der anderen Seite, der pure Hunger nach Leben, die Nächte Berlins bestimmt.

Um in den kompletten Lesegenuss dieses Buches zu kommen, kann ich jedem nur empfehlen, die ersten beiden Bände vorher zu lesen. Erst dann versteht man diese enge Bindung der drei Freunde, die durch so viele Höhen und Tiefen miteinander gegangen sind.

Fazit

Ein mitreißender Abschluss einer unbedingt zu empfehlenden Trilogie.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Grenzgänger

Grenzgänger
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In dem Roman „Grenzgänger“ versucht die junge Henni nach dem frühen Tod der Mutter ,ihre Familie durch die schweren Nachkriegsjahre zu bringen. Der Vater, psychisch schwer vom Krieg gezeichnet, fällt als ...

In dem Roman „Grenzgänger“ versucht die junge Henni nach dem frühen Tod der Mutter ,ihre Familie durch die schweren Nachkriegsjahre zu bringen. Der Vater, psychisch schwer vom Krieg gezeichnet, fällt als Versorger aus, sodass Henni sich gezwungen sieht, andere Möglichkeiten zu finden. Gemeinsam mit anderen Kindern und Erwachsenen schmuggelt sie Kaffee von Belgien nach Deutschland. Als sie verhaftet und in eine Besserungsanstalt gesteckt wird, kommen ihre jüngeren Geschwister in ein kirchliches Kinderheim.

Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt und tief beeindruckt. Mit klarer, schnörkelloser Sprache beschreibt M. Borrmann das Leben der Henriette Bernhard und ihrer Familie zwischen 1945 und 1970. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was ich sehr interessant fand.

Ich habe so sehr mit Henni mitgelitten. Ihre Wut und Verzweiflung konnte ich förmlich spüren. Immer wenn man meinte, ihr Leben könnte jetzt in die richtige Richtung gehen, folgte ein weiterer Schicksalsschlag oder eine weitere Ungerechtigkeit stellte sich ihr in den Weg.
Besonders berührt hat mich auch das Schicksal der Brüder, die unter entsetzlichen Umständen Jahre in einem Kinderheim verbringen mussten. Wieviel Ungerechtigkeit und wie viele Demütigungen kann ein Mensch ertragen !?

Fazit

Mechthild Borrmann hat einen großartigen Roman geschrieben, der uneingeschränkt empfehlenswert ist.

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