Profilbild von MissDaisy

MissDaisy

Lesejury Star
offline

MissDaisy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissDaisy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2022

Kulinarische Italien-Reise

Italien! Das Goldene von GU
0

Wie bei jedem Kochbuch ist nicht jedes Rezept ein Volltreffer und schon gar nicht erwartet man, dass man 200 nagelneue Kochideen serviert bekommt. Aber auch, wenn ich viele Dinge nicht mag, macht mir bei ...

Wie bei jedem Kochbuch ist nicht jedes Rezept ein Volltreffer und schon gar nicht erwartet man, dass man 200 nagelneue Kochideen serviert bekommt. Aber auch, wenn ich viele Dinge nicht mag, macht mir bei diesem Buch enorm viel Appetit. Selbst wenn ich komplett streiche, was ich nicht mag (Meeresfrüchte, die meisten Fische, Schweinefleisch) kann ich mindestens ein Rezept pro Woche nacharbeiten und schlemmen! 352 Seiten voll mit Ratschlägen, Tipps und Rezepten für fünfundzwanzig Euro – das ist ein Wälzer zum Schnäppchenpreis!

GU hat hier mit Sorgfalt und Liebe Italiens Lebensart in Rezepten zusammengestellt. Dabei werden die Rezepte in die Kapitel Pane, Antipasti, Il Primo, Il Secondo, Contorni und Dolci eingeteilt. Dazu gibt es dann noch den Anhang. Auch wenn nicht alle Rezepte höchste Kochkunst erfordern (oder gerade deshalb), gefällt mir dieser Querschnitt aus der italienischen Küche sehr gut. Nicht alle Rezepte sind die bekannten Klassiker, aber es finden sich auch diese. Dafür tauchen aber auch Gerichte auf, die ich so noch nicht kannte. Hier möchte ich „Gefüllte Pfannkuchen mit Ricotta“ als Beispiel nennen.

Die Zutaten sind nicht sehr exotisch und sollten auch in ländlichen Gegenden leicht aufzutreiben sein. Für die wenigsten Rezepte braucht man besondere Kochfähigkeiten – sie sind alle machbar, wenn man nicht gerade absoluter Anfänger ist. Zubereitungszeit, Menge (Personen) und Kalorienangabe finden sich bei jedem Rezept, ebenso ein – für mich sehr wichtiges – Foto zum fertigen Ergebnis.

Für mich ist dieses Buch mehr als nur eine Sammlung italienischer Rezepte. Es ermöglicht einen Einblick in die italienische Lebensart, verrät Kniffe und erklärt Zusammenhänge. Für Italien-Fans wird es nicht ganz so der Volltreffer sein, aber ein guter Überblick mit ein paar Highlights ist es auf alle Fälle. Ich gebe vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 25.10.2022

Was geschah vor all den Jahren wirklich?

Wer mit den Toten spricht
0

Cassandra Raven, genannt Cassie, ist Gerichtsmedizinerin und Goth, und eigentlich haut sie nichts so schnell um. Doch dann gesteht ihr ihre Großmutter, dass ihre Eltern gar nicht bei einem Verkehrsunfall ...

Cassandra Raven, genannt Cassie, ist Gerichtsmedizinerin und Goth, und eigentlich haut sie nichts so schnell um. Doch dann gesteht ihr ihre Großmutter, dass ihre Eltern gar nicht bei einem Verkehrsunfall gestorben sind. Die Wahrheit ist, dass ihr Vater ihre Mutter ermordet hat und deshalb im Gefängnis saß. Gemeinsam mit DS Phyllida Flyte stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, denn ihr Vater behauptet, er sei unschuldig.

Obwohl ich den Vorgängerband nicht kenne, kam ich problemlos in die Story und hatte auch nie das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen. Trotz vieler Spuren, von denen die meisten in die Irre führen, kann man dem Fall problemlos folgen. Weitere Stränge sprechen bewegende Themen an, die alle mit dem Tod und gerichtsmedizinischen Untersuchungen zu tun haben. Diese sind nicht „Füllmaterial“, auch wenn sie nicht im direkten Zusammenhang mit dem Fall stehen. Mich machten sie sehr betroffen und ich denke, eine Triggerwarnung wäre nicht schlecht.

Die Figuren gefallen mir recht gut. Auch wenn Flyte immer mal wieder unsympathische Aktionen startet, lernt man doch zu verstehen, wieso sie manchmal so ein Ekel ist. Ihre Geschichte berührt und bewegt. Bei Cassie fragte ich mich allerdings, wieso sie bisher nie Fragen zu ihren Eltern gestellt hatte. Meiner Meinung nach ist auch eine Vollwaise neugierig, wie ihre Eltern denn als Kinder so waren, was sie mochten, wie sie lebten, wie sie sich kennenlernten, was sie machten. Dies fällt Cassie alles erst jetzt ein und das wundert mich doch sehr.

Die Story selbst ist aber sehr stimmig in sich selbst und entwickelt sich auch so, dass man stets neugierig bleibt. Der Spannungsbogen ist nicht übermäßig hoch, aber durchgehend vorhanden. Cassies „Spezialität“, Signale von ihren „Gästen“ zu empfangen, mit ihnen zu reden, kommt mir ein bisschen zu kurz, wohingegen sich die Ermittlungen, die Suche nach der Wahrheit, ein bisschen in die Länge zieht. Manche Details werden zu ausführlich geschildert. Die Auflösung ist schlüssig, dennoch frage ich mich, warum das alles nicht schon eher ans Licht kam. Ganz so überraschend ist sie nämlich dann doch nicht.

Als Sprecherin macht Sandra Voss ihren Job recht gut, allerdings gefällt mir ihre Art, die Großmutter zu sprechen, nicht so gut. Das klingt irgendwie nach alter Hexe. Auch bei den Männern wehren sich meine Ohren ein wenig. Manchmal ist es besser, ganz normal zu lesen und sprechen und nicht in eine Rolle zu schlüpfen.

Ich wurde insgesamt sehr gut unterhalten. Aufgrund meiner Kritikpunkte ziehe ich einen Stern ab, somit vergebe ich vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2022

Wunderbar, aber zu wenige Fotos

Ich helf dir backen
0

Mir ist das Standardwerk leider erst jetzt aufgefallen. Die ursprüngliche Version kenne ich also nicht. Dafür bekomme ich also 50 neue Rezepte und einen erweiterten (und vermutlich der Zeit angepassten) ...

Mir ist das Standardwerk leider erst jetzt aufgefallen. Die ursprüngliche Version kenne ich also nicht. Dafür bekomme ich also 50 neue Rezepte und einen erweiterten (und vermutlich der Zeit angepassten) Grundlagenteil. Mehr als 400 Rezepte – das ist mal eine Ansage und sorgt dafür, dass die Kaffeetafel immer gut gedeckt ist. Wie im Vorwort zu lesen ist: hier hat man nicht einfach nur ein „Update“, sondern ein Buch, das enorm viel Wissen rund ums Backen vermittelt und von einfachen Rührkuchen über Tartes und Torten auch zu Broten und Snacks vieles zu bieten hat.

Das Kapitel „Grundlagen“ gefällt mir sehr. Auch wenn ich viel und gern (und meiner Meinung nach auch gut) backe, lerne ich noch immer dazu. Hier findet man Wissen zu Backzutaten, Zubehör, Grundtechniken, Pannenhilfe und „Tauschbörse“, mit deren Hilfe man die Rezepte glutenfrei, zuckerfrei und/oder vegan umstellen kann. Super!

Die Rezepte sind knackig kurz beschrieben und die Zutaten gut gelistet. Leider finden sich nicht immer Fotos zu den Rezepten. Das ist mir immer super wichtig, da ich sehen möchte, was ich am Ende geschaffen haben soll. Zudem lasse ich mich gern von Fotos zum Nachbacken inspirieren, weniger vom Text. Teilweise fehlen mir genauere Angaben, so beispielsweise bei den Amerikanern. Hier finde ich weder Angaben dazu, wie viele es werden, noch wie groß „genügend großer Abstand“ genau ist.

Die Rezepte decken einfach alles ab, was mir wichtig ist. Nicht alle sind nach meinem Geschmack (bei der schieren Anzahl schon gar nicht möglich), aber selbst, wenn ich nur ein Viertel davon ins Repertoire übernehme, bin ich wohl das ganze Jahr über Anlaufstelle für alle Kuchenfans im Bekanntenkreis! Trotz meiner Kritikpunkte habe ich viel Neues gelernt und traue mich mehr in meiner kleinen persönlichen Backstube. Auch weiß ich, dass ich künftig öfter hier nachschlagen werde, wenn ich bei einem Rezept unsicher bin.

Eins meiner liebsten und ältesten Kochbücher ist ähnlich aufgebaut und hat ebenfalls nicht für jedes Rezept Fotos. Das scheint typisch für „Standardwerke“ zu sein, muss mir dennoch nicht gefallen. Für mehr Fotos (die ja dann auch mehr Seiten bedeuten) würde ich ohne mit der Wimper zu zucken auch einen Zehner mehr ausgeben und fünf Sterne geben. So bewerte ich das Buch mit vier Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 21.09.2022

Die Fallen modernster Technik?

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
0

Patrick Dostert führt ein schönes, gutes Leben mit einem ausfüllenden Job und einer perfekten Ehe. Da steht die Kripo Weimar vor der Tür und alles ändert sich. Aus den Anschuldigungen, eine Frau misshandelt ...

Patrick Dostert führt ein schönes, gutes Leben mit einem ausfüllenden Job und einer perfekten Ehe. Da steht die Kripo Weimar vor der Tür und alles ändert sich. Aus den Anschuldigungen, eine Frau misshandelt und entführt zu haben, wird schnell eine Mordanklage. Die beste Freundin dieser Frau belastet ihn schwer. Dann taucht auch noch ein Beweisvideo auf. Dostert landet in Untersuchungshaft, von wo aus er seine Geschichte erzählt.

Die zwei Erzählebenen sind ein bisschen tricky und verwirrend, passen aber sehr gut zur Story. Mal erfährt man in der ersten Person von Patrick Dostert die Geschehnisse, mal als die von ihm aufgezeichnete Buch-Version. Beides zusammen ergibt dann das Gesamtbild.

Die Umstände sprechen alle gegen Patrick und man kann gut mit ihm mitfühlen. Besonders die Zweifel seiner Frau machen fassungslos. Die Situation ist nahezu ausweglos, bis Dostert einen hochkarätigen Anwalt bekommt, der einer Sache auf die Spur kommt, die so unglaublich klingt, dass man kaum an ein gutes Ende glauben kann. Es werden immer mehr Personen aus dem Umfeld von Patrick suspekt. Bald ist einfach jeder verdächtig, die Lösung aber ist der Hammer.

Dennoch war ich nicht ganz glücklich mit dem Buch. Ich habe ständig überlegt, wie kann das sein? Die Entwicklung geht langsam, teils tritt die Story auf der Stelle oder dreht sich im Kreis. Die Schussfahrt ist dann heftig und hätte einen tollen Schlusspunkt geboten, wäre Strobel nicht übermütig geworden und hätte mit dem Prolog alles wieder kaputt gemacht. Für mich war das einfach eine Schippe zu viel. Manchmal ist tatsächlich weniger mehr.

Ganz nah war ich niemandem in diesem Buch. Durch die teilweise Ich-Perspektive war ich natürlich besonders bei Patrick in gewisser Weise involviert. Doch die weiteren Figuren blieben relativ blass. Zum Teil liegt das daran, dass im Grunde alles von Patrick erzählt wird und er so schlecht mehr über seine Frau und deren Gedanken und Gefühle schreiben kann. Trotzdem erkennt man besonders im Nachhinein, dass wichtige Informationen quasi von außerhalb schlichtweg fehlen und schon allein das eine Art Hinweis auf das wahre Geschehen bietet.

Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und Sascha Rothemund hat einen richtig guten Job gemacht. Er hat seine Stimme wunderbar eingesetzt und Gefühle enorm realistisch übertragen. Ich gebe vier Sterne, einer fällt dem übertriebenen Epilog zum Opfer.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2022

Holt den Leser aus der Komfortzone heraus

Die Familie
0

Ende der 1920er Jahre werden zwei Mädchen geboren: Antonia und Sofia. Die beiden verbindet von klein auf eine ganz intensive Freundschaft. Doch sie stammen aus „der Familie“ und so sind sie früh geprägt ...

Ende der 1920er Jahre werden zwei Mädchen geboren: Antonia und Sofia. Die beiden verbindet von klein auf eine ganz intensive Freundschaft. Doch sie stammen aus „der Familie“ und so sind sie früh geprägt und erleben Ausgrenzung und ein anderes Familienleben, ein anderes Leben, als andere Kinder in ihrer Zeit. Diverse Ereignisse lassen die Mädchen, die von ihrer Art her komplett unterschiedlich sind, sich zeitweise auseinanderleben, doch finden sie auch immer wieder zueinander und sind für einander da. Wie wichtig das ist, erzählt dieses Buch.

Ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zu lesen. Das liegt nicht daran, dass es nicht gut wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall. Es hat eine so gut auf die Story abgestimmte Sprache und den entsprechenden Stil, dass man total gefesselt ist und hineingezogen wird. Doch sind die Umstände eben nicht gerade rosig, die Zeiten hart, die „Familie“ in ihrem besonderen Business. Das lässt nicht kalt, das bewegt, das nimmt mit und das zieht auch runter. Die ständige Bedrohung lässt auch den Leser nicht kalt.

Beide Mädchen erleben direkt, dass „die Familie“ das Leben bestimmt und man ihr nicht entkommt. Auch wenn Antonias Mutter sie immer warnt, sie solle niemanden aus der Familie heiraten, ist das kein Ausweg, denn jeder Ehemann wird automatisch in die Familie aufgenommen. Es gibt unterschiedliche Positionen, aber auch diese schützen nicht vor dem Schicksal. Nur echte, tiefe Freundschaft kann ein Minimum an Schutz bieten und darum geht es in diesem Buch hauptsächlich. Mitten in einer so schon schwierigen Zeit, in der man fast ausschließlich das Falsche tun konnte, gehen zwei Mädchen ihren Weg zur Frau und zur Gleichberechtigung und Stärke.

Das alles hat Noaomi Krupitsky erschreckend gut eingefangen und erstaunlich neutral erzählt. Das ist keine bequeme Lektüre, darf sie bei diesem Thema aber auch nicht sein. Dass ich bis zum Ende dran blieb, ist ein Zeichen dafür, dass es genau richtig gemacht wurde. In mir wird das Buch noch lange nachhallen. Nicht nur das, was die Autorin in Worte gefasst hat, sondern und speziell das, was zwischen den Zeilen zu finden ist. Wie in der Familie gewisse Dinge nicht ausgesprochen werden, so lässt auch Krupitsky sie ungesagt, aber doch dargestellt. Wortlos.

Sehr gut! Nicht perfekt, aber sehr gut! Vier Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere