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Veröffentlicht am 23.05.2021

Vorsicht giftig!

Blütenschatten
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Inhalt:

Eine Frau spaziert in der Nacht allein durch London und rekapituliert ihr Leben. Es ist Eve Laing, 60 Jahre alt, Malerin von hyperrealistischen Blumenbildern. Sie hat vor wenigen Monaten ihren ...

Inhalt:

Eine Frau spaziert in der Nacht allein durch London und rekapituliert ihr Leben. Es ist Eve Laing, 60 Jahre alt, Malerin von hyperrealistischen Blumenbildern. Sie hat vor wenigen Monaten ihren Ehemann, einen Stararchitekten, für einen Mann verlassen, der nur halb so alt ist wie sie.

Eve hat ihr Leben lang um Aufmerksamkeit für sich und ihre Kunst gekämpft. In dem jungen Luka glaubt sie gefunden zu haben, wonach sie so lange gesucht hat, und rechnet nun schonungslos zynisch mit denjenigen ab, die ihr im Leben Unrecht getan haben. Sie flieht vor ihnen und bewegt sich gleichzeitig auf etwas zu, das sie nicht hat kommen sehen.

Meine Meinung:

„Blütenschatten“ von Annalena McAfee ist eines der anspruchsvollsten Bücher, die ich je gelesen habe.

Das liegt zum einen an der Sprache, die ziemlich gehoben ist und teilweise vor kunst- und kulturwissenschaftlichen Verweisen nur so strotzt. Da bin ich teilweise an meine Grenzen gestoßen. Zum anderen liegt es auch am Inhalt, mit dem ich mir nicht immer leicht getan habe.

Ich versuche im Moment beim Lesen vermehrt über meinen Tellerrand zu schauen und ich wollte unbedingt mehr Bücher kennenlernen, die moralisch fragwürdige Personen - insbesondere Frauen - in den Fokus rücken.

Eve ist tatsächlich eine sehr fragwürdige Protagonistin. Mir persönlich war sie durchgängig unsympathisch und ich habe mich auf ihre Weltanschauung bzw. Ihre Handlungen nur schwer einlassen können. Das lag nicht daran, dass sie dem gängigen Rollenbild einer Frau widerspricht, sondern an der Art und Weise, auf die sie es tut. Ich würde sie als egozentrisch, unreflektiert und selbstherrlich bezeichnen. Trotzdem hat sie mir manchmal leid getan. Mit Sicherheit ist dieser Zwiespalt zwischen Mitleid und Abgestoßensein von der Autorin so gewollt gewesen. Es hat mich tatsächlich fasziniert!

Wirklich sehr gestört hat mich dagegen, dass der Plot so konstruiert wurde, dass eine Figur, die eigentlich kaum eine Rolle spielt, von Eve für ihre sexuelle Orientierung/ geschlechtliche Identität diskriminiert wird. Das hätte die Geschichte in meinen Augen nicht nötig gehabt!

Generell lässt sich also sagen, dass das Buch und seine Protagonistin polarisiert. Ich konnte es trotzdem in der zweiten Hälfte nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe mich wahnsinnig über die Geschichte, ihr Konstrukt, die handlungstragenden Personen aufgeregt und wollte gleichzeitig unbedingt wissen wie es weitergeht.

Eve arbeitet im Buch an einer Ausstellung mit Kunstwerken, die extrem giftige Pflanzen zeigen. Die metaphorischen Verbindung zwischen ihrer Malerei und der Handlung der Geschichte haben mir äußerst gut gefallen. Das Buch ist überhaupt sehr genau durchdacht. Jedes Ereignis hat einen doppelten Boden und die Auflösung der Geschehnisse, das Ineinandergreifen der einzelnen Handlungsstränge ist wirklich gut gemacht. Das Ende hat mich, wie schon vieles zuvor, schockiert. Dennoch habe ich es als sehr spannend empfunden.

Fazit:

Ich habe mich oft gefragt, was das Buch mir eigentlich sagen möchte. Anfangs bin ich davon ausgegangen, ich hätte einen feministischen Roman in der Hand. Aber so habe ich persönlich die Geschichte nicht gelesen. Für mich ist „Blütenschatten“ eine aufwühlende Erzählung über eine Frau, die sich durch eine tragische Mischung aus falschen Handlungen und schlechtem Charakter, selbst ins Verderben stürzt. Sie macht sich die Menschen in ihrem Leben der Reihe nach zu Feinden und erntet das Ergebnis. „Blütenschatten“ ist aufwühlend und kontrovers.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Von Herzen und unpopulären Meinungen

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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War das mein erstes Buch von Brittany C. Cherry? Schande über mein Haupt, aber ja.
War ich unfassbar gespannt, what the hype is all about? Gar keine Frage!
Hatte ich immens hohe Erwartungen? Und wie!
Wurden ...

War das mein erstes Buch von Brittany C. Cherry? Schande über mein Haupt, aber ja.
War ich unfassbar gespannt, what the hype is all about? Gar keine Frage!
Hatte ich immens hohe Erwartungen? Und wie!
Wurden diese erfüllt? Nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte.
Dies ist eine „Unpopular opinion“-Rezension und ich habe lange überlegt, ob ich sie überhaupt veröffentlichen soll. Aber da es mir selbst immer hilft Rezensionen zu lesen, die meine eigene Meinung widerspiegeln, tue ich es. Vielleicht geht es ja noch ein paar wenigen anderen Lesern ähnlich wie mir.

Inhalt:
Landon Harrison und Shay Gable sind Highschool-Schüler und können sich nicht leiden, weil sie den jeweils anderen für sehr viele Dinge halten, die er eigentlich nicht ist. Er hat ihr als Kind Kaugummi in die Haare geklebt, heute nennt er sie Chicken und sie ihn Satan.
Auf einer Party platzt Shay ins Zimmer, als Landon gerade dabei ist, mit einem Mitschüler eine Wette abzuschließen. Er könnte Shay dazu bringen, sich in ihn zu verlieben, behauptet Landon. Shay greift ein und sagt, vorher würde Landon sich in sie verlieben. Also Top die Wette gilt. Der Einsatz ist nicht mehr und nicht weniger als die eigene Ehre. Ihre gegenseitigen Versuche, den jeweils anderen für sich zu gewinnen, gehen den beiden gleichermaßen unter die Haut. Schon bald kommen Narben zum Vorschein, von denen keiner geglaubt hatte, er könnte sie entdecken und Gefühle, von denen sie behaupteten, sie niemals empfinden zu wollen.

Meine Meinung:
Ich wollte wissen, wie ein Buch sein muss, dass von so vielen Lesern so gefeiert wird und habe aufgrund der unzähligen begeisterten Rezensionen etwas Herausragendes erwartet. Etwas extrem Poetisches und Tiefgreifendes, das sich von anderen Autoren in dem Genre massiv abhebt. Ein ganz eigener Schreibstil und Tonfall. Irgendwo habe ich mal eine Bewertung gelesen, in der jemand sagte: „Ich würde ein Stück meiner Seele verkaufen, um so schreiben zu können wie BCC.“ Vielleicht war das zu viel des Erwartungsdrucks. Vielleicht bin ich auch einfach geschmacksgestört.
Als ich das Buch endlich in Händen gehalten und mit dem Lesen begonnen hatte, dachte ich die ganze Zeit: „Wann kommt es denn endlich? Wann geht’s denn jetzt endlich los?“
Aber es hat bis zum letzten Drittel der Geschichte gedauert. Erst da konnte ich den Zauber ansatzweise verstehen. Obwohl er mich immer noch nicht mitgerissen hat.
Der Schreibstil der ersten Kapitel aus Landons Sicht haben mich sogar eher abgestoßen. Zu viele Obszönitäten, zu viel Umgangssprache. „Labern“ ist ein Wort, das ich in einem Buch nicht brauche, aber klar verstehe ich, dass die Autorin hier vor allem Landons Erzählstimme betonen wollte. Also Schwamm drüber. Außerdem wurde Landons Sprache deutlich besser im Laufe der Geschichte. Allgemein gesagt ist der Schreibstil locker leicht und ab und an wird eine Metapher eingestreut. Ich fand es sehr schön, dass sich die meisten dieser Metaphern um’s Herz gedreht haben und so auf ihre Art miteinander verbunden waren. Es kam mir fast vor, als würden die Metaphern noch einmal eine eigene Geschichte auf einer anderen Ebene erzählen. Aber trotzdem war das für mich nichts, was meine Leserwelt so sehr aus den Angeln gehoben hätte.
Wenn ich vorher nicht gewusst hätte, dass es sich um DIE Königin des New Adult handelt, hätte ich gesagt: „Der Schreibstil hat viele Sternstunden, aber auch ein paar Schwachstellen.“
Auch Shay und Landon als Protagonisten konnten mich nicht so erreichen, wie ich mir das gewünscht hätte. Das soll nicht bedeuten, dass ich nicht sehe, dass die beiden tief und komplex ausgearbeitet wurden. Auch die einfühlsame Darstellung von Londons Depression hat mir sehr gut gefallen. Und trotzdem hat mir irgendetwas gefehlt. Es gab viel Emotion, unzählige bewegende Reden und Gespräche. Aber auf der Paarebene ist für mich da irgendetwas auf der Strecke geblieben. Möglicherweise lag es an Landons schwerer psychischer Erkrankung. Vielleicht ist hinter dieser ganzen Traurigkeit und Verzweiflung alles andere bei mir in den Hintergrund gerückt. Aber mir hat auch einfach die Anziehungskraft zwischen den beiden gefehlt. Und die großen, atmosphärischen oder mitreißenden Momente, wie man sie manches Mal in Liebesromanen findet. Die intimen Szenen haben mich teilweise eher befremdet.
Anfangs (nach der Wette) fand ich die Handlung sogar ein bisschen konstruiert. Sie ist nicht so organisch geflossen. In der zweiten Hälfte hat sich das allerdings geändert, weil da natürlich viele Dinge, die vorher aufgebaut wurden, aufgelöst wurden und der Fokus dann so stark auf die Depressionen und die verschiedenen familiären Konflikte gerichtet worden ist. Meine Lieblingsfigur war übrigens Shays Großmutter Mima. Sie ist es wohl gewesen, die mit ihren klugen Worten und ihrem großen Herzen am allermeisten meines berührt hat. 


Fazit:

Ich habe den zweiten Teil von „Wie die Stille vor dem Fall“ bereits auf meinem SUB liegen und bin guter Hoffnung, dass Landon und Shay mich in ihrem nächsten Buch noch ins Boot holen können.
Es kommt tatsächlich immer mal wieder vor, dass ich mit gehypten Büchern zu kämpfen habe. Vielleicht bin ich einfach ein Leser, der gerne mal aus der Reihe tanzt. Oder um es passend zum Buch zu sagen: Mein verrücktes Leserherz schlägt oft in seinem ganz eigenen Takt.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Ich sehe nur dich.

Too Late
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First of all: Dieses Buch braucht eine Triggerwarnung!
Wenn man Probleme hat, sich literarisch mit den Themen Vergewaltigung, häusliche Gewalt, toxische Beziehung, Drogenkonsum, Waffengewalt, Stalking ...

First of all: Dieses Buch braucht eine Triggerwarnung!
Wenn man Probleme hat, sich literarisch mit den Themen Vergewaltigung, häusliche Gewalt, toxische Beziehung, Drogenkonsum, Waffengewalt, Stalking und Narzissmus auseinanderzusetzen, sollte man besser die Finger davon lassen.

Zusammenfassung:
Die Studentin Sloan hat nie gelernt, wie sich gesunde Liebe anzufühlen hat und geht deswegen eine Beziehung mit ihrem übergriffigen Kommilitonen Asa ein.
Asa lebt einen luxuriösen Lifestyle, denn er ist der Kopf des größten College-Dorgenrings in den USA. Als Sloan von seinen Machenschaften erfährt, versucht sie ihn zu verlassen, scheitert jedoch, da sie sich selbst und ihren kranken Bruder ohne Asas Hilfe nicht finanzieren kann.
Gemeinsam leben die beiden in einem Haus, in dem immer Fremde zu Gast sind und die Partys niemals zu Ende gehen. Sloan belastet diese Situation sehr, Asa ist blind für ihr Leid und gleichzeitig besessen von seiner Liebe zu ihr.
Carter ist ein verdeckter Ermittler und scheust sich gemeinsam mit einem Kollegen in Asas engsten Kreis ein, mit dem Ziel Beweise gegen ihn zu sammeln und ihn vor Gericht zu bringen. Sloan und er verlieben sich Hals über Kopf ineinander, sind sich aber bewusst, dass Asa sie niemals gehen lassen wird. Lieber würde er einen Mord begehen.

Meine Meinung:
Mir gefällt das Cover der Paperback-Version besser. Es hat dafür gesorgt, dass der Film in meinem Kopfkino die ganze Zeit über in Rotlicht getaucht war.
Der Titel des Buchs irritiert mich, weil ich absolut keinen Zusammenhang zur Handlung sehe. Ich kann nicht verstehen, warum man ausgerechnet "Too late" gewählt hat. Mein Vorschlag für die deutsche Übersetzung wäre: "Ich sehe nur dich." gewesen. Das hätte in vielerlei Hinsicht gepasst und ist eine wesentliche Textzeile im Buch.

Ich mochte vor allem den Aufbau des Buchs. Es ist zu Ende und dann quasi doch nicht. Die Geschichte wird nach dem eigentlichen Ende in mehreren Handlungssträngen weitererzählt. Das gefällt mir, weil ich oft in Büchern das Bedürfnis habe zu erfahren wie es nach dem Happy/ Tragic End mit den Charakteren weitergeht. Ich würde gerne noch aus ihrem neuen Alltag lesen oder einen Einblick in ihre Zukunft erhalten.
Der Schreibstil ist flüssig, obwohl das Wort "total" für meinen Geschmack ein bisschen zu inflationär gebraucht wird.

"Too late" ist das zweite Buch von Colleen Hoover, das ich gelesen habe. Zuvor bin ich dem Hype um "Verity" erlegen und obwohl ich da schon mit verschiedenen Aspekten meine Probleme hatte, fand ich die Geschichte so klug aufgebaut, dass ich gerne noch mehr "Frauenthriller" der Autorin lesen wollte.
"Too late" hat inhaltlich sowohl meine guten Erwartungen erfüllt, als auch meine schlechten.

Es ist interessant, dass das Buch kein wirkliches Setting hat. Die Stadt und der Bundessaat werden nicht beim Namen genannt. Die Schauplätze werden so gut wie nicht beschrieben. Nicht einmal Asas Haus. Der Fokus liegt rein auf dem Erleben der Protagonisten. Trotzdem schafft es das Buch dem Leser eine dunkle und spannungsgeladene Atmosphäre zu vermitteln.

Obwohl die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der drei Hauptcharaktere erzählt wird und man dadurch viel Innensicht erhält, wirkt vor allem Luke sehr flach auf mich. Man erfährt einfach zu wenig über ihn als Mensch. Seine Vergangenheit bleibt beinahe völlig im Dunkeln. Der Fokus liegt darauf, ihn als respekt- und verständnisvollen Retter darzustellen. Sein einziger Makel ist es, dass er zu gutherzig für den Job als Polizist ist.
Sloan konnte ich besser greifen. Man erfährt, wo sie herkommt, was sie antreibt und wovon sie träumt. Es ist einfach sie zu mögen, obwohl ich die Darstellung ihrer Person trotzdem für problematisch halte. Sloan erträgt die emotionale und körperliche Gewalt, die Asa ihr gegenüber anwendet in so gut wie jeder Situation widerstandslos. Das ist bestimmt eine nachvollziehbare und realitätsnahe Verhaltensweise, die man bei vielen Opfern findet. Ich mag es jedoch nicht, dass im Buch immer wieder betont wird, dass dieses Ertragen und Aushaltenkönnen sie zu einer so außergewöhnlich starken Person macht. An manchen Stellen kommt es mir so vor, als würde zwischen den Zeilen gesagt werden, dass es weniger stark gewesen wäre, wenn sie zur Polizei gegangen wäre oder sich gegen Asa gewehrt hätte.
Die Kapitel, die aus Asas Sicht geschrieben wurden, waren für mich oft nur schwer zu ertragen. Es ist offensichtlich, dass Colleen Hoover einen Protagonisten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung schreiben wollte. Er ist völlig unfähig dazu Gefühle anderer Menschen einordnen zu können und selbst seine Liebe zu Sloan ist Ich-fokussiert. Die Art und Weise wie er den Sex zwischen sich und Sloan schildert, ist wirklich nichts für schwache Nerven. Das sollte einem unbedingt klar sein, wenn man sich für dieses Buch entscheidet.

Wie bereits erwähnt mochte ich den Aufbau mit der Geschichte nach der Geschichte. Allerdings war mir der Inhalt hier ein bisschen zu dramatisch.
ACHTUNG SPOILER:
Als Sloan ihre Rache hatte, hätte die Geschichte vorbei sein sollen. Die Schwangerschaft und die ziemlich detailreiche Vergewaltigungsszenen wären wirklich nicht mehr nötig gewesen.

Fazit:

„Too late“ von Colleen Hoover ist prinzipiell ein gutes Buch, das ich jedem empfehlen würde, der Lust auf Spannung hat und mit Abgründen umgehen kann. Ich konnte das Ende bzw. die zwei bis drei Enden nicht sicher vorausahnen und das ist ja bekanntlich immer ein gutes Zeichen. Trotzdem hätte hätte man auf die ein oder andere ausführliche Sexszene zwischen Asa und Sloan verzichten können. Das hätte der bedrohlichen Stimmung keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Frauen aber doch

Männer sterben bei uns nicht
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Inhalt:
Luise wächst auf dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Großmutter auf. Ein Grundstück am Fluss, wo regelmäßig die toten Körper von Frauen angespült werden, die ins Wasser gegangen sind. Als die Großmutter ...

Inhalt:
Luise wächst auf dem herrschaftlichen Anwesen ihrer Großmutter auf. Ein Grundstück am Fluss, wo regelmäßig die toten Körper von Frauen angespült werden, die ins Wasser gegangen sind. Als die Großmutter stirbt und die Familie mit ihr ihre Matriarchin verliert, kommen nach und nach alte Geheimnisse an die Oberfläche.

Meine Meinung:
Es fällt mir schwer den Inhalt der Geschichte auf den Punkt zu bringen, da ich mir unschlüssig darüber bin, ob ich die Kernaussage erfasst habe, bzw. ob es überhaupt eine Kernaussage gibt. "Männer sterben bei uns nicht" handelt von einer Familie aus sonderbaren Frauen, in der alle Männer abwesend sind. Das Setting ist ebenso sonderbar, wie die Protagonistinnen. Der Juwelenschmuck der Großmutter und das prunkvolle Anwesen spielen atmosphärisch eine übergeordnete Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen. Andererseits wirken die Szenen, die erzählt werden, oft unwirklich, fast ein bisschen grotesk. Manchmal habe ich mich gefragt, ob hier gerade eine Metapher im Text steckt, die ich nicht erkenne. Viel (vielleicht zu viel) bleibt zwischen den Zeilen. Manches wird angedeutet, aber in letzter Konsequenz nicht zu Ende erzählt.
Die Geschichte bringt definitiv eine gewisse Spannung mit sich. Man möchte wissen, was es mit den Frauenleichen auf sich hat und was mit Luises Schwester Leni passiert ist. Nicht alle Fragen, die sich im Laufe der Handlung auftun, wurden in meinen Augen zufriedenstellend beantwortet.
Der Text vermittelt eine beklemmende Stimmung. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass da etwas unter der Oberfläche schwelt. Auf den Kern des Problems bin ich trotzdem nie gestoßen.
"Männer sterben bei uns nicht" ist ein Familienroman, also ein Roman über eine Familie, und über die Frauen einer Familie. Aber was diese Familie im Innersten bewegt, oder was die Grundproblematik in der Familie und im Leben der alles beherrschenden Großmutter ist, das will mir nicht so recht klar werden.

Fazit:
Im Bezug auf die Atmosphäre und den Schreibstil habe ich "Männer sterben bei uns nicht" sehr gerne gelesen. Das Buch hat mich gut unterhalten und ich hatte durchweg Lust es zu lesen. Inhaltlich ist es mir am Ende aber zu wage und zu substanzlos geblieben. Das Cover ist in meinen Augen eines der schönsten in diesem Frühjahrsprogramm. Vielleicht sogar das allerschönste. Ganz viel Lob an den Verlag an dieser Stelle!

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Light Academia

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht ...

Vor Beginn dieser Rezension ein Warnhinweis: Ich bin schon eine Weile keine regelmäßige Leserin von New Adult Romanen mehr. Ich habe es vor ca. zwei bis drei Jahren mal eine Weile mit dem Genre versucht und mich dann abgewandt. Trotzdem sehe ich prinzipiell viel Potenzial in diesen Geschichten. Gleichermaßen hege ich eine große Schwäche für das Dark Academia Thema und daher wollte ich "Dark Ivy" sehr gerne eine Chance geben.

Potenzial ist ein gutes Stichwort. "Dark Ivy" hat eine Menge Potenzial. Der Schreibstil der Autorin ist solide und sehr angenehm zu lesen. Das ist die erste Zutat zum Erfolg. Außerdem klingt die Handlung in ihrer Zusammenfassung wirklich nach Dark Academia: Geheime Machenschaften an einer Eliteuniversität. Außenseiterin mit dunklem Geheimnis. Das ist ein doppelter Check!
Das Problem ist: Es liest sich nicht so! Es liest sich wie ein gewöhnlicher New Adult Roman mit ein paar Dark Academia Accessoires. Also Tapeten und Stifteköcher. Mir kommt es vor, als hätte man einfach eine klassische New Adult Geschichte hergenommen und sie künstlich an das Thema angepasst. Außerdem werden für meinen Geschmack, wie so oft, Äußerlichkeiten ein bisschen zu sehr betont. Auf den ersten 150 Seiten steht mindestens dreimal, was für eine Jeans die Protagonistin heute wieder trägt. (Das hat mich vor allem auch gestört, weil der Style, der da immer wieder betont wurde, irgendwie gar nicht zu der Ästhetik gepasst hat, die das Buch eigentlich haben sollte. Sehr subjektiv, ich weiß.)
Was ich noch ein bisschen schade finde: Dark Ivy klingt (so wie viele andere dieser Bücher auch) sehr deutsch. Man hört der Geschichte eben an, dass sie eine deutschsprachige Autorin und keine Amerikanerin geschrieben hat.
Auch das College wirkt sehr modern, wobei allgemein wenig Atmosphäre erzeugt wird. Der Text ist sehr handlungszentriert. Dass die Gebäude auf der Insel Efeu bewachsen sind, wird mal in einem Nebensatz erwähnt. Mit der Stimmung und Mystik der großen amerikanischen Dark Academia Klassiker hat das wenig zu tun.
Nichtsdestotrotz halte ich "Dark Ivy" für ein Grunde genommen gutes Buch, wenn man das Genre mag. Die Protagonistin ist liebenswert, man kann mit ihr mitfühlen. William ist ebenfalls ein Sympathieträger. Ich finde die Idee, dass er ein prominentes Feuermahl hat sehr spannend. Zwischen den beiden wird kein unnötiges Drama herbei geschrieben. Natürlich gibt es trotzdem viel Drama und die ein oder andere schwierige Backstory. Aber genau das wünscht man sich von einem solchen Buch doch!
Außerdem gefällt mir die englischsprachige Buchseitenpoesie, die immer wieder in den Text eingestreut ist. Ich habe so etwas bisher noch nie gesehen! Wirklich sehr kreativ!
Die Geschichte hat definitiv Drive. Man möchte wissen, was da los ist und wie es weitergeht. Auch wenn das eher an den zwischenmenschlichen Beziehungen und weniger an einem großen mystischen Rätsel hängt.

Fazit:
Ich bin offensichtlich doch nicht die Zielgruppen-Leserin, die Autorin und Verlag mit Dark Ivy erreichen wollen. Objektiv betrachtet bin ich überzeugt davon, dass ganz viele dieser Leser*innen das Buch lieben werden. Es ist einfach eine sehr modernisierte, auf junge Menschen im Jahr 2022 zugeschnittene Version der Bücher, die typischerweise im Zusammenhang mit Dark Acaedmia genannt werden. Vielleicht kann man es als Light Academia bezeichnen.

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