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Veröffentlicht am 09.03.2023

Tierflüsterer

Whisperworld 1: Aufbruch ins Land der Tierflüsterer
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Coco, Chuck, Paul, Amy und Mohit sind eigentlich ganz normale Kinder. Nur dass sie ausgewählt wurden, Tierflüsterer zu werden, deshalb reisen sie an einen verborgenen Ort, zur Whisperworld. Dort im Dschungel ...

Coco, Chuck, Paul, Amy und Mohit sind eigentlich ganz normale Kinder. Nur dass sie ausgewählt wurden, Tierflüsterer zu werden, deshalb reisen sie an einen verborgenen Ort, zur Whisperworld. Dort im Dschungel liegt das Camp Deepwood, wo Baumhäuser stehen, in denen sie lernen und schlafen werden. Whisperworld wurde eingerichtet, um Tiere zu retten und zu beschützen und dort leben alle Arten von Tieren, selbst ausgestorbene oder Fantasywesen. Die Kinder werden ausgebildet, um die Sprache der Tiere zu verstehen, für eine Tierart Botschafter zu sein und sich um Tierschutz zu kümmern. Doch jemand bedroht die Idylle in Whisperworld und bringt alle in Gefahr.

Eigentlich finde ich die Idee echt mega, auf spannende Weise Kindern Tiere und Tierschutz nahezubringen. Aber hier scheitert es massiv an der Umsetzung. Wenn mein Vorlesekind schon die ganze Zeit nachfragt, wie irgendwas da funktionieren soll, dann kann man auch nicht sagen, okay, du bist erwachsen, Kinder interessiert das alles nicht. Doch, tut es. Kinder interessiert, warum Eltern einfach so ihre Kinder sonstwohin schicken, ohne zu wissen, wo die wirklich sind, was die da machen, ob sie es überhaupt überleben. Melden können sich die Kinder auch nicht, Handy ist nicht. Ich frage mich auch, wer das Ganze finanziert. Und mache mir echt Gedanken, wie genau jetzt eigentlich der Tierschutz passieren soll. Auch die Lehrmethoden dort sind wirklich fragwürdig. Die Kinder sind vermutlich um die elf Jahre alt. Schön. Die lernen jetzt also Spuren erkennen und Tiersprache und "Selbstverteidigung gegen Gorillas" (haha).

Was ist mit Mathe, Bio, Geo, Sprachen? Wie sollen die Tiere schützen, wenn sie keinerlei Ausbildung erhalten? Die werden einfach mal so im Dschungel abgesetzt: So, jetzt geht mal wieder da und da hin. Klar. Weil ja Kinder heutzutage mit Karte und Kompass umgehen können. Im Camp wird ihnen gesagt, sie können problemlos in den dortigen Bach springen - nur dass da plötzlich Alligatoren drin sitzen und eines der Kinder beinahe gefressen wird. Null Sicherheitskonzepte, null richtige Erklärungen, wie das alles funktionieren soll und seltsame Ansichten und Entscheidungen der Beteiligten. Dazu kommt die Sprecherin, die ein ernsthaftes Problem mit Namen zu haben scheint, auch wenn sie sonst einen recht anständigen Job gemacht hat. Jedenfalls hat mein Vorlesekind unter anderen auch wegen des plötzlichen Endes der Geschichte keine Lust mehr auf die Fortsetzungen, und ich kann das sehr gut verstehen. Wohlwollende 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.02.2023

Body Farm

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Chefinspektor Bernhard Krammer erhält die Mail eines Kollegen, mit der er vor längerer Zeit mal zusammengearbeitet hat. Er braucht seine Expertise. Im Tiroler Gnadenwald hat man einen ausgestopften Dachs ...

Chefinspektor Bernhard Krammer erhält die Mail eines Kollegen, mit der er vor längerer Zeit mal zusammengearbeitet hat. Er braucht seine Expertise. Im Tiroler Gnadenwald hat man einen ausgestopften Dachs mit Babykleidung gefunden. Hängt das mit einem Fall von verschwundenen Personen zusammen? Zur selben Zeit ist Alexandra Jahn, Oberkommissarin bei der bayerischen Polizei, mit einem Ex-Kollegen an einem alten Fall dran. Haben sie damals einen Falschen als Mörder verhaftet? Doch ihr derzeitiger Verdächtiger ist untergetaucht, ausgerechnet im Grenzland zwischen Bayern und Österreich.

Das ist das dritte Buch aus der Grenzfall-Reihe der Autorin, und ich gebe zu, ich kenne die Vorgänger nicht. Zumindest die Beziehungen untereinander werden jedoch problemlos erklärt, sodass man da keine Defizite hat. Was mir jedoch fehlt, ist die Sympathie für sämtliche Beteiligten. Nicht einer von denen schien mir sympathisch oder wenigstens interessant genug, um mehr über ihn/sie erfahren zu wollen. Und die Fälle wurden recht zäh abgehandelt. Zwar wechselten sich die beiden Ermittlergruppen in relativ kurzen Kapiteln in der Erzählung ab, aber Spannung wurde bei dem gemächlichen Tempo nicht aufgebaut. Zumal mir einige der Ereignisse und Handlungen der Kriminalisten wenig logisch vorkamen und die Fälle beide eine plumpe Lösung erhielten. Dazu kommt, dass man für beide Fälle noch einmal "Täterwissen" in kursiv mit Er/Sie erhielt, was mir überflüssig erschien. Das Buch als Krimi war mir zu wenig, aber immerhin war Alexandras Fall eine schöne Erinnerung daran, dass ich schon lange keine Hüttenwanderung gemacht habe und mir das dieses Jahr wieder mal vornehmen sollte. Das Buch war ungefähr so spannend wie ein Besuch im Biergarten, nur nicht so feucht-fröhlich. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Grauen in den Bergen

Wintersterben
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Valeria Ravelli ist eine der besten Ermittlerinnen von Interpol. Deshalb wird auch sie geschickt, als irgendwo in den Walliser Alpen eine Leiche gefunden wird. Der Tote war früher BKA-Beamter und hat in ...

Valeria Ravelli ist eine der besten Ermittlerinnen von Interpol. Deshalb wird auch sie geschickt, als irgendwo in den Walliser Alpen eine Leiche gefunden wird. Der Tote war früher BKA-Beamter und hat in den Fällen von verschwundenen Mädchen recherchiert. In dem abgelegenen Ort stößt Valeria nicht nur auf eine Mauer aus Schweigen, sondern auch auf eine Leiche und die ersten Anschläge auf sie lassen nicht lange warten. Zur selben Zeit ermittelt Valerias Kollege Colin Bain eine Spur in den Schweizer Großstädten. Beiden ist schnell klar, dass sie niemandem trauen können und sie jederzeit in Gefahr schweben.

Okay, ich habe das zwar geschrieben mit der Klarheit, dass sie in Gefahr schweben, aber obwohl Valeria selbst das immer wieder betont, scheint ihr das meistens am A... vorbeizugehen, so wie sie sich permanent noch mehr als nötig in Gefahr bringt. Sie vergisst ständig ihre Waffe, steigt ohne Rückendeckung in diversen Bergen/Tunneln/Häusern herum, lässt sich von Verdächtigen von Pontius zu Pilatus schicken und hält auch sonst nicht viel von eigener Sicherheit. So, wie sie sich oft genug anstellte, ist mir bis zum Schluss des Buches nicht klargeworden, warum sie als Zugpferd von Interpol gilt. Das lässt mich an dieser Behörde glatt ein bisschen zweifeln. Womit ich auch nur schwer zurechtkam, war der Schreibstil. Das einig Gute daran fand ich den fast durchgängig vorhandenen unterschwelligen Horror. Ansonsten war er mir zu distanziert und das Wechseln in 2. Person Singular Präsens während des Denkens riss mich jedes Mal wieder aus dem Lesefluss. Außerdem wurde sich gerade bei diesen Denkvorgängen ständig wiederholt. Auch die Logik fehlte mir ein bisschen, gerade zum Schluss, wo plötzlich das gesamte Polizeiballett auftaucht. Warum? Wer hat sie benachrichtigt? Und warum sollten sie? Mehr kann ich ohne zu spoilern nicht schreiben, aber das war auch nicht die einzige Sache, die mich gestört hat.

So fand ich zwar die eigentliche Idee gut und auch die unheimliche Atmosphäre in dieser Gegend, aber der Rest konnte mich nicht überzeugen. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 17.12.2022

Welcher Mordclub?

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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Penelope St. James möchte unbedingt Partnerin einer alteingesessenen Londoner Luxus-Partnervermittlung werden und lässt sich deshalb darauf ein, eine Außenstelle in einem ländlichen Nest ohne Internet ...

Penelope St. James möchte unbedingt Partnerin einer alteingesessenen Londoner Luxus-Partnervermittlung werden und lässt sich deshalb darauf ein, eine Außenstelle in einem ländlichen Nest ohne Internet und mit schlechtem Telefonanschluss zu eröffnen. Als erste Amtshandlung fällt sie erstmal dramatisch in Ohnmacht, weil es hier auf dem Land ... Tiere gibt. Und Tierärzte. Doch nach einiger Zeit gewöhnt sie sich sowohl an die smogfreie Luft als auch an die Dorfbewohner. Nur als sie beim Joggen eine sterbende Frau findet, ist das eher unangenehm. Aber Penelope hat so viel zu tun, dass sie den Mord dann eher en passant auf Seite 309 von 310 lösen muss.

Das Buch fiel mir auf, weil es wahnsinnig prominent in Titel und Gestaltung an den "Donnerstagmordclub" anspielt. (Sehr cooles Buch, unbedingt lesen!) Aber ich finde, wenn man sich schon so ... nun ja, fast unverschämt an einem richtig guten Buch bedient, sollte man sowohl die Fähigkeiten haben, inhaltlich und stilistisch mitzuhalten als auch bei einem "british cozy crime" nicht nur das cozy zu verwenden. Und wo bitte war denn der Mordclub überhaupt? Den gibt es bis zum Schluss nicht, was bedeutet: Hier möchte ein Verlag auf einen Zug aufspringen. Mir tut die Autorin direkt leid, denn sie wollte sicherlich nur eine romantische Geschichte, die auf dem Land spielt, schreiben. Mit ein paar Irrungen und Wirrungen, ein bisschen Slapstick, einem altklugen Kind und ein paar niedlichen Hunden. Der "Kriminalfall" wirkte jedoch eher so, als hätte man ihn irgendwie am Ende des Buches mit Müh und Not versucht unterzubringen, damit man nicht wegen Genreirreführung niedergebrüllt wird. Jetzt habe ich die Geschichte aber auch nicht unbedingt gehasst und schnell gelesen war sie auch. Trotzdem keine Meisterleistung vom Verlag, LeserInnen dermaßen am Nasenring vorzuführen. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Verdorbenes Blut

Der mexikanische Fluch
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Noemi ist eine moderne, junge Frau der fünfziger Jahre in Mexico. Sie liebt es zu tanzen, zu flirten, in der Hauptstadt zu leben. Doch als sie einen verstörenden Brief ihrer Cousine Catalina erhält, zögert ...

Noemi ist eine moderne, junge Frau der fünfziger Jahre in Mexico. Sie liebt es zu tanzen, zu flirten, in der Hauptstadt zu leben. Doch als sie einen verstörenden Brief ihrer Cousine Catalina erhält, zögert sie nicht lange. Sie reist in das mexikanische Hinterland, in eine abgelegene Gegend, wo das Herrenhaus der Doyles steht. Catalina hat Virgil Doyle geheiratet, doch sie wirkt nicht glücklich. Als Noemi eintrifft, scheint ihre Cousine schwer krank zu sein, die Doyles sind fast alle kaltherzige, herablassende Rassisten und das Haus selbst ist unheimlich. Doch schon bald merkt Noemi, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und auch sie selbst bald in ein Geheimnis verstrickt wird, das sie nicht mehr loslassen will ...

Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut. Hypes interessieren mich zwar in der Regel nicht, aber da es als Schauerroman angepriesen wurde, die ich sehr schätze, ließ ich mich gerne einfangen. Oder hätte mich zumindest gern einfangen lassen, denn so richtig gelang es dem Buch nicht. Die Handlung ist bis zur Mitte des Buches gemächlich und Noemi, die eigentlich als intelligente Frau beschrieben wurde, ließ sich wieder und wieder von den Doyles unterbuttern, auch wenn sie das ein oder andere Mal dagegenhielt. Was mich jedoch mehr störte, war, dass zwar die typischen Schauerzutaten vorhanden waren - gruseliges Haus, abgeschieden, unheimliche Bewohner - aber nichts daraus gemacht wurde. Stattdessen wurde auf Ekel anstatt Horror gesetzt, und ich wusste nicht, wovor ich mich mehr ekeln sollte: den sexuellen Belästigungen, die sehr detailliert beschrieben oder diverse Rituale, die durchgeführt wurden. Auch das Ende war mir zu abrupt und beinahe geeignet, um ins Glücksbärchiland einzugehen. Ich bleibe also eher unzufrieden und enttäuscht zurück, auch wenn der Schreibstil zu den besseren und gehobeneren zählt. 2,5/5 Punkten.