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Veröffentlicht am 29.11.2022

Eine erfrischend locker geschriebene Literaturgeschichte, die sich mit dem interessanten Feld "Emotionen" beschäftigt

Zeitreisende - Deutsche Literatur für Entdecker
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„Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ von Eva Mühlbacher ist eine (bislang) zwei Bände umfassende Reihe zur deutschen Literaturgeschichte. Während Band 1 sich mit der deutschen Literatur von ...

„Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ von Eva Mühlbacher ist eine (bislang) zwei Bände umfassende Reihe zur deutschen Literaturgeschichte. Während Band 1 sich mit der deutschen Literatur von der Romantik bis zum 1. Weltkrieg beschäftigt, setzt sich der vorliegende Band 2 mit dem Zeitraum von der Frühen Neuzeit bis zum Tod Goethes auseinander. Eva Mühlbacher nimmt in ihrer Literaturgeschichte einen interessanten Blickwinkel ein: Im Fokus stehen die Emotionen, die in klassischen Texten behandelt und diskutiert werden. So arbeitet Mühlbacher die in den Klassikern auftretenden Konzepte von Glauben, Freundschaft, Liebe, Sinn/Nicht-Sinn des Lebens und Gerechtigkeit heraus. Dafür zieht sie unterschiedliche Texte heran. Neben Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“, Lessings „Emilia Galotti“ und Goethes „Faust“ (also den Klassikern, um die man einfach nicht drumherum kommt) finden sich dabei auch weniger bekannte Texte (z.B. „Der Ackermann aus Böhmen“ von Johannes von Tepl oder die Theaterstücke von Ferdinand Raimund), sodass sich eine breite Grundlage zur Analyse ergibt. Bei ihrer Analyse zitiert Mühlbacher ausführlich aus den zugrundeliegenden Werken, wodurch ihre Interpretationen leicht nachvollzogen werden können. Zur besseren historischen Einordnung werden die Werke außerdem in den historischen Kontext ihrer Entstehungszeit eingeordnet. Abschließend geht Mühlbacher zudem exkursartig auf gegenwärtige Fernsehserien (wie „Bridgerton“ oder „Haus des Geldes“) ein: Diese setzt sie in Beziehung zu den analysierten klassischen Texten, um epochenübergreifende Motive/Gedanken in Sachen „Emotionen“ ausfindig zu machen. Bei allem schreibt Mühlbacher locker, verständlich und auch mal persönlicher, sodass ihre Literaturgeschichte der Emotionen keine trockene Angelegenheit ist. Insgesamt ist „Zeitreisende – Deutsche Literatur für Entdecker“ eine locker und schön geschriebene Literaturgeschichte, die mit dem Schwerpunkt auf Emotionen einen spannenden Blickwinkel einnimmt.

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Veröffentlicht am 25.11.2022

Ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller

Stille Kommunikation
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Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender ...

Inhalt: Das FBI fängt zwei unzustellbare Briefe ab, deren Inhalt Fragen aufwirft. Beide enthalten jeweils ein einzelnes Stück Papier, auf dem sich eine handgeschriebene Zahlenfolge befindet. Der Absender fehlt. Auch Fingerabdrücke sowie DNA-Spuren gibt es keine. Das Team um den FBI-Agent Steve Cobbs beginnt zu ermitteln und kommt schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der Zahlenfolge nur um eine Koordinate handeln kann, die ein mögliches Ziel für einen Terroranschlag markiert. Wann der potentielle Anschlag erfolgen soll: unklar. Für Cobbs und sein Team beginnt ein Rennen gegen die Zeit.

Persönliche Meinung: „Stille Kommunikation“ ist ein Agententhriller von Marcel Pieles. Die Handlung von „Stille Kommunikation“ setzt sich aus zwei größeren Teilen zusammen. Beide besitzen eine spezifische Spannungskurve: Im ersten Teil zielt die Handlung countdownartig auf einen rätselhaften Tag X, dessen genaue Tragweite sukzessiv entfaltet wird. Agent Cobbs und sein Team treten auch im ersten Teil schon auf, allerdings rücken ihre Ermittlungen eher in den Hintergrund. Die Ermittlungen werden im zweiten Teil stärker fokussiert: Hier versuchen die FBI-Agents, den Verantwortlichen für Tag X ausfindig zu machen (was übrigens mit einem interessanten Schluss endet). Zwar ist der Roman mit seinen knapp 260 Seiten vergleichsweise kurz, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Es passiert handlungstechnisch mehr, als die reine Seitenanzahl vermuten lässt (was genau, wird natürlich nicht gespoilert 😀). So wird der Roman einerseits aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man immer einen anderen Blickwinkel auf den „Fall“ erhält: Neben den Perspektiven von Steve Cobbs und einzelnen seiner Teammitglieder werden auch die Perspektiven der Täterfigur sowie deren Unterhändler eingenommen. Die Protagonisten sind außerdem auf der ganzen Welt verstreut (u.a. Deutschland, die USA, Frankreich und Brasilien), wodurch es mehrfach zu Wechseln des Handlungsortes kommt. Durch die häufigen Wechsel des Handlungsortes und der Perspektive erhält der Thriller ein hohes Tempo und eine schöne Dynamik. Der Schreibstil von Marcel Pieles ist sehr deutlich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Stille Kommunikation“ ein fesselnder und rasant erzählter Agententhriller, dessen Handlung klug durchdacht ist.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Ein literarischer Roman, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert

Anderes kenne ich nicht
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Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person ...

Inhalt: Die 19-jährige Lea kennt nichts anderes als ihr Dorf – mit ihrer Mutter, die ebenfalls Lea heißt, ihrer Freundin Catalina, die beständig weint, Javier, den sie liebt, und einem Wald, der jede Person verschluckt, die ihn zu durchqueren sucht. Doch ein Brennen regt sich in Leas Bauch und es wird immer stärker: Sie will das Dorf hinter sich lassen.

Persönliche Meinung: „Anderes kenne ich nicht“ ist ein Roman der spanischen Autorin Elisa Levi. Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Lea in Form eines Monologs: Lea trifft am Rande des Waldes einen Señor, der auf der Suche nach seinem Hund ist. Um den Señor, davon abzuhalten, sich im Wald zu verirren, erzählt Lea ihm ihre Lebensgeschichte. Und diese hat es, obwohl Lea erst 19 Jahre alt ist, in sich: So erzählt Lea vom dörflichen Mikrokosmos, in dem man Neuem gegenüber verschlossen ist, wo keine Privatsphäre existiert und sie sich von Enge und Engstirnigkeit erdrückt fühlt. Sie berichtet von ihren Freunden, dem, was sie für ihre erste große Liebe hält, und dem Leben in ihrer Familie, das von Schicksalsschlägen geprägt ist. Ihre Erzählung ist mal traurig und melancholisch, mal hoffnungsvoll und euphorisch. Innerhalb Leas Narrativ werden außerdem immer wieder Überlegungen angestellt und Fragen aufgeworfen, die die menschliche Existenz betreffen. Dabei löst Lea sich stellenweise von ihrem Monolog und tendiert zu einem leichten Bewusstseinsstrom. Zwischendurch finden sich auch mehrfach Elemente des Magischen Realismus, wie bspw. der verschluckende Wald oder das Schicksal einzelner Dorfbewohner. Der Erzählstil von „Anderes kenne ich nicht“ ist ruhig, aber nicht zäh: Durch eine poetische Wortwahl und einen hypotaktischen Satzbau strahlt er einen besonderen Sog aus, sodass man das Buch schwer aus der Hand legen kann. Insgesamt ist „Anderes kenne ich nicht“ ein literarischer Roman über das Leben eines jungen Menschen in einem abgeschiedenen Ort, der zwischen Coming of Age und Magischem Realismus changiert.

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Veröffentlicht am 06.12.2022

Eine etwas andere Christie

Wunderbare Weihnachten
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„Wunderbare Weihnachten“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein, das sechs weihnachtliche Geschichten aus der Feder von Agatha Christie beinhaltet. Der Erzählband beginnt mit „Die Versuchung“, in ...

„Wunderbare Weihnachten“ ist ein knapp 90 Seiten umfassendes Büchlein, das sechs weihnachtliche Geschichten aus der Feder von Agatha Christie beinhaltet. Der Erzählband beginnt mit „Die Versuchung“, in der Maria – kurz vor der Geburt Jesu – durch einen Engel in die Zukunft von Jesus schaut. Die zweite Geschichte „Der unfolgsame Esel“ ist zugleich die kürzeste des Bandes. Ihr Protagonist ist der Esel, der bei der Geburt Jesu in der Krippe anwesend ist. Es folgt „Fahrt auf der Themse“, eine Erzählung, die in London spielt. Sie handelt von einer Frau, die eigentlich keine Menschen mag, dann aber auf einer Themse-Schiffsfahrt eine besondere Begegnung macht, die sie umdenken lässt. Von einer besonderen Begegnung handelt auch „In der Abendkühle“, in der ein Junge auftritt, der von seinen Eltern als verhaltensauffällig abgestempelt wird – wen genau der Junge im Laufe der Handlung trifft, soll hier nicht verraten werden. Protagonisten der Erzählung „Die vierzehn Nothelfer“ sind christliche Heilige. Diese kehren im Jahr 2000 ins Diesseits zurück und reflektieren ihre Rolle als Heilige humorvoll vor dem Hintergrund des beginnenden 21. Jahrhunderts. Den Abschluss des Bandes macht „Die Insel“, in der die Geschichte Marias nach der Kreuzigung Jesu weitererzählt wird. Es finden sich also in „Wunderbare Weihnachten“, anders als man vielleicht bei dem Namen „Christie“ vermutet, keine Krimierzählungen. Insgesamt haben die Geschichten eher einen christlichen Hintergrund; schneebedeckte Wälder, Weihnachtsmänner oder das Weihnachtsfest mit Tannenbaum kommen weniger vor. Dennoch sorgen die Erzählungen für ein paar schöne Lesestunden: Hier begegnet man einer Agatha Christie jenseits ihrer Krimis, was ich sehr interessant fand.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Ein weihnachtliches Bilderbuch mit schöner Botschaft

Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum
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„Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“ ist ein Bilderbuch von Gerlinde Jänicke, das nach einer Idee von Sebastian Fitzek geschrieben worden ist. Illustriert ist es reichlich, mit vielen bunten und ...

„Die Geschichte vom traurigen Weihnachtsbaum“ ist ein Bilderbuch von Gerlinde Jänicke, das nach einer Idee von Sebastian Fitzek geschrieben worden ist. Illustriert ist es reichlich, mit vielen bunten und schönen Weihnachtsbildern von dem Künstler „Stolli“. Die Handlung spielt auf einem Weihnachtsbaummarkt und dreht sich um einen kleinen, knorrig gewachsenen Tannenbaum, der wegen seines Wachstums von den großen Tannen gehänselt wird. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich eine schöne Geschichte mit einer tollen Botschaft. Das Bilderbuch eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch – durch die Größe der Schrift – zum Selbstlesen für Leseanfänger.

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