Profilbild von clematis

clematis

Lesejury Star
offline

clematis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit clematis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2023

Verdächtig

Die letzten Stunden
0

Beth Lathrop, im sechsten Monat schwanger, wird von ihrer Schwester, gemeinsam mit der alarmierten Polizei von Black Hall, Connecticut, tot aufgefunden. Beth ist allein mit ihrem Hund Popcorn daheim, während ...

Beth Lathrop, im sechsten Monat schwanger, wird von ihrer Schwester, gemeinsam mit der alarmierten Polizei von Black Hall, Connecticut, tot aufgefunden. Beth ist allein mit ihrem Hund Popcorn daheim, während ihr Mann Pete auf einem Segeltörn weilt und die fast erwachsene Tochter Sam in einem Jugendcamp. Als Hauptverdächtigen stuft Detective Conor Reid sofort den Ehemann ein, wohl, weil er Parallelen zu einem früheren Verbrechen erkennt.

Luanne Rice schreibt ruhig, fast distanziert, was perfekt zu dieser Geschichte passt. Auf den ersten Blick sind Familie Lathrop und ihre Freunde harmonische, hilfsbereite Menschen, die füreinander da sind und einander ewiges Vertrauen schwören. Tatsächlich sieht es hinter den Kulissen jedoch ganz anders aus. Ein Geflecht aus Lügen, Geheimnissen und Intrigen hat sich über Beth und ihre Lieben gespannt, kaum etwas ist tatsächlich, wie es scheint. Nach und nach lernt der Leser sämtliche Personen kennen, bleibt jedoch im Ungewissen, was stimmt und was nicht. Während anfangs genau diese raffinierte Erzählweise für Spannung sorgt, wird ab der Mitte die Handlung ein wenig zähflüssig. Manche Tatsachen kehren immer und immer wieder, sorgen aber für wenig neue Erkenntnisse. Die Auflösung hingegen wird dann eher schnell abgehandelt. Sie passt wohl zur gesamten Geschichte rund um Kunst, Raub, Liebe und Eifersucht, ist jedoch im Verhältnis zum langatmigen Mittelteil fast zu kurz. Hier wäre mehr Ausgewogenheit wünschenswert.

Ein fesselnder Spannungsroman, welcher leider im Mittelteil zu ausschweifend wird, aber dennoch durch eine interessante Handlung und eine klare, kühle Schreibweise punkten kann. 3,5 Sterne.


Titel Die letzten Stunden
Autor Luanne Rice
ASIN B0B3XHW67K
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook
ebenfalls erhältlich als Taschenbuch, 490 Seiten
Erscheinungsdatum 20. Dezember 2022
Verlag Edition M
Originaltitel Last Day
Übersetzer Alice v. Canstein

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2022

Klamauk an der Cote d'Azur

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
0

Guillaume Lipaire, Aufseher einer Ferienhaussiedlung, weiß das Leben auszukosten, auch wenn er dadurch immer wieder die Grenzen des Legalen überschreitet. Als er einen wertvollen Schatz nahe der blühenden ...

Guillaume Lipaire, Aufseher einer Ferienhaussiedlung, weiß das Leben auszukosten, auch wenn er dadurch immer wieder die Grenzen des Legalen überschreitet. Als er einen wertvollen Schatz nahe der blühenden Küstenstadt Port Grimaud wittert, begibt er sich mit dem Taxibootfahrer Karim auf die Suche, der sich nach und nach noch andere Originale anschließen.

Originelle Figuren und eine Handlung voller Humor erwarten den Leser bei der neuen Serie von Volker Klüpfel und Michael Kobr an der französischen Cote d’Azur. Unterhaltsam beginnt diese Krimikomödie, im Laufe der Zeit lernt man immer mehr Mitglieder der Gaunertruppe kennen, welche ausgezeichnet charakterisiert sind und für ein Schmunzeln beim Lesen sorgen. Daneben gibt es eine Adelsfamilie in Schwierigkeiten. Und schon ist man mitten drinnen in der Geschichte rund um den Charmeur Lipaire. Skurrile Szenen wechseln ab mit gelungenen Landschaftsbeschreibungen und der gut recherchierten Entstehung von Port Grimaud. Was anfangs witzig und komisch wirkt, entwickelt sich allerdings nach und nach zu immer unglaubwürdigeren Episoden, wozu sich auch langatmige Phasen gesellen, die wenig zum Geschehen beitragen. Die Auflösung des Rätsels jedoch ist wiederum sehr gut gelungen und ein Ausblick auf Band 2 facht die Neugierde auf die Fortsetzung natürlich an.

Wer gerne pure Unterhaltung hat mit überzeichneten Figuren und einer teils kuriosen Handlung, der ist bei dieser Südfrankreich-Serie goldrichtig! 3,5 Sterne



Titel Die Unverbesserlichen - Der große Coup des Monsieur Lipaire

Autor Volker Klüpfel, Michael Kobr

ISBN 978-3-550-20144-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Gebundenes Buch, 496 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 14. November 2022

Verlag Ullstein

Reihe Die Unverbesserlichen, Band 1

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

In der Seniorenresidenz geht´s mörderisch zu

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
0

In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen ...

In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen Schwimmbad und Gärtnermöglichkeit über Puzzlerunden bis hin zur Schnacken-und Strickengruppe alles, was das Herz begehrt. Aber für ein paar unter ihnen ist das viel zu langweilig: die ehemalige Geheimagentin Elizabeth, der frühere Gewerkschaftsführer Ron und der manchmal immer noch aktive Psychiater Ibrahim treffen sich regelmäßig donnerstags, um ungeklärte Kriminalfälle zu lösen. Dass Penny, bis vor kurzem ebenfalls Mitglied im Club, krankheitshalber dauerhaft ausfällt, scheint für Joyce ein Glückstreffer zu sein: die rüstige Dame, die gerne Tagebuch schreibt, füllt die Lücke im Donnerstagsmordclub schnell aus. Und schon passiert tatsächlich ein Mord nahe des mondänen Hauses.

Eine witzige Idee, wenn auch nicht neu erfunden, präsentiert uns Autor Richard Osman mit diesem unterhaltsamen Buch. Im Mittelpunkt stehen alte, aber durchaus noch recht unternehmungslustige und rüstige Bewohner von Coopers Chase, die aufgrund ihrer Verschiedenheit eine recht illustre Runde abgeben. Jeder kann auf seine Art und Weise interessante und aufschlussreiche Beiträge liefern, um den jüngst passierten Mordfall ein Stück weit aufzuklären. Obwohl dies natürlich gar nicht erlaubt ist, so müssen DCI Chris Hudson und PC Donna De Freitas von der örtlichen Polizeidienststelle immer wieder schmunzeln über die originellen Einfälle, die das Quartett oft liefert und vor allem die unkonventionellen Methoden, sich mit den Kommissaren abzustimmen.

Trotz der grundsätzlich spannenden Handlung liest sich der Text insbesondere am Anfang eher hölzern, die Dialoge erscheinen sperrig und unecht. Auch an den trockenen britischen Humor muss man sich erst gewöhnen, witzige Bemerkungen und Andeutungen werden jedoch immer passend ins Geschehen eingestreut und entlocken dem Leser ein Schmunzeln. Während die einzelnen Charaktere sehr gut und lebendig gezeichnet sind und die Schauplätze detailliert und bis ins Kleinste gut vorstellbar beschrieben werden, so gibt es doch recht häufig Passagen, die vom Wesentlichen viel zu weit abschweifen und Langatmigkeit an Stelle von Nervenkitzel treten lassen.

Die Mordgeschichte selbst kann zwar nicht vollends fesseln, die liebenswerte Seniorenrunde entschädigt jedoch für so Manches.



ISBN 978-3-471-36014-9

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 464 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 3. Mai 2021

Reihe Die Mordclub-Serie

Verlag List

Originaltitel The Thursday Murder Club

Uebersetzer Sabine Roth

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.08.2025

Melancholie der Erinnerung

Spät am Tag
0

Johanne blickt zurück. Zurück auf punktuelle Momente im Leben, die zu einer Erinnerung voller Melancholie verschmelzen. In einem großen weißen Haus lässt sie die Zeit hier Revue passieren und den Leser ...

Johanne blickt zurück. Zurück auf punktuelle Momente im Leben, die zu einer Erinnerung voller Melancholie verschmelzen. In einem großen weißen Haus lässt sie die Zeit hier Revue passieren und den Leser daran teilhaben, indem sie ihre Gedanken zu Papier bringt.

In zwei größere Teile gliedert Kristin Vego ihren Roman, der einerseits Johannes Flucht aus der Stadt skizziert, den Umzug aufs Land, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen und Johanne und Mikael sich näher kommen und andererseits siebzehn Jahre später in Form eines Rückblicks diese Zeit beleuchtet. Ist Mikael vorerst nur Vermieter, entwickelt er sich zum Liebhaber und später Ehemann von Johanne, dennoch spielen auch Mikaels Ex-Frau und Tochter eine große Rolle im gemeinsamen Alltag. Irgendwie passiert kaum etwas, das Leben zieht vorüber, die einzige Konstante scheint Johannes Menstruation zu sein, die oftmals thematisiert wird, eine Metapher über Regelmäßigkeit und Vergänglichkeit gleichermaßen.

Die Autorin schreibt fließend, fast stimmungsvoll lyrisch, ein trauriger Unterton schwingt dennoch stets leise mit, sodass man der Schönheit der Landschaft kaum die positive Stimmung und Ruhe abgewinnen kann, welche Johanne hier einstmals gesucht hat. Einige Zitate aus literarischen Werken werden ins Geschehen eingebunden, am Ende des Buches gibt es Quellen und weiterführende Hinweise dazu.

Vor allem die präzise gezeichnete Stimmung ist es, die den Roman über die Liebe auszeichnet und deren Fortbestand in der Erinnerung sucht.

Veröffentlicht am 18.08.2025

Meier an der Bar

Der Barmann des Ritz
0

Nach einem Aufenthalt in Amerika tritt der Österreicher Frank Meier während des Ersten Weltkriegs in die Fremdenlegion ein, überlebt die Kriegswirren und übernimmt im Jahre 1921 als französischer Staatsbürger ...

Nach einem Aufenthalt in Amerika tritt der Österreicher Frank Meier während des Ersten Weltkriegs in die Fremdenlegion ein, überlebt die Kriegswirren und übernimmt im Jahre 1921 als französischer Staatsbürger die Bar des legendären Hotel Ritz in Paris. Im Jahre 1940 besetzen die Deutschen die Hauptstadt und lassen sich gerne von Meier dessen großartige Kreationen servieren. Dabei muss er höllisch aufpassen, dass er seine jüdische Identität nicht preisgibt.

In eher sachlich-nüchterner Weise beschreibt Philippe Collin das Leben von Frank Meier während der deutschen Besatzung. Der getaufte Jude mit französischen Papieren verschmilzt gleichsam mit seinem Interieur an der Bar, fügt sich so unauffällig ins Geschehen, dass kaum jemand auf die Idee kommt, dass er gar nicht hier sein dürfte. Verschwiegen und loyal mixt er für jeden Wunsch den passenden Cocktail, hört aufmerksam zu und behält in allen möglichen Szenarien sein Pokerface bei. Nach bekannten Größen wie Coco Chanel und Ernest Hemingway sind es nun die Nationalsozialisten rund um Goebbels, welche hier diskutieren und feiern und im Luxus frönen als würde niemand Hunger leiden. Was mir ein wenig fehlt, sind mehr persönliche, emotionale Szenen, die den Roman noch authentischer hätten erscheinen lassen, denn auch die (fiktiven) Tagebuchauszüge von Meier sind eher informativ als gefühlsbetont. So werden beispielsweise die Ängste, die der Barmann mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgestanden hat, kaum spürbar, ebenso seine Zuneigung zu Blanche Auzello, was ich ein wenig schade finde, denn dadurch wäre das Buch doch viel lebendiger geworden.

Nichtsdestotrotz ein interessantes Portrait von Frank Meier, der von 1884 bis 1947 gelebt hat und mehr als 25 Jahre lang für die Bar des Ritz verantwortlich war.