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Veröffentlicht am 17.12.2022

Klamauk an der Cote d'Azur

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Guillaume Lipaire, Aufseher einer Ferienhaussiedlung, weiß das Leben auszukosten, auch wenn er dadurch immer wieder die Grenzen des Legalen überschreitet. Als er einen wertvollen Schatz nahe der blühenden ...

Guillaume Lipaire, Aufseher einer Ferienhaussiedlung, weiß das Leben auszukosten, auch wenn er dadurch immer wieder die Grenzen des Legalen überschreitet. Als er einen wertvollen Schatz nahe der blühenden Küstenstadt Port Grimaud wittert, begibt er sich mit dem Taxibootfahrer Karim auf die Suche, der sich nach und nach noch andere Originale anschließen.

Originelle Figuren und eine Handlung voller Humor erwarten den Leser bei der neuen Serie von Volker Klüpfel und Michael Kobr an der französischen Cote d’Azur. Unterhaltsam beginnt diese Krimikomödie, im Laufe der Zeit lernt man immer mehr Mitglieder der Gaunertruppe kennen, welche ausgezeichnet charakterisiert sind und für ein Schmunzeln beim Lesen sorgen. Daneben gibt es eine Adelsfamilie in Schwierigkeiten. Und schon ist man mitten drinnen in der Geschichte rund um den Charmeur Lipaire. Skurrile Szenen wechseln ab mit gelungenen Landschaftsbeschreibungen und der gut recherchierten Entstehung von Port Grimaud. Was anfangs witzig und komisch wirkt, entwickelt sich allerdings nach und nach zu immer unglaubwürdigeren Episoden, wozu sich auch langatmige Phasen gesellen, die wenig zum Geschehen beitragen. Die Auflösung des Rätsels jedoch ist wiederum sehr gut gelungen und ein Ausblick auf Band 2 facht die Neugierde auf die Fortsetzung natürlich an.

Wer gerne pure Unterhaltung hat mit überzeichneten Figuren und einer teils kuriosen Handlung, der ist bei dieser Südfrankreich-Serie goldrichtig! 3,5 Sterne



Titel Die Unverbesserlichen - Der große Coup des Monsieur Lipaire

Autor Volker Klüpfel, Michael Kobr

ISBN 978-3-550-20144-8

Sprache Deutsch

Ausgabe Gebundenes Buch, 496 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 14. November 2022

Verlag Ullstein

Reihe Die Unverbesserlichen, Band 1

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

In der Seniorenresidenz geht´s mörderisch zu

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen ...

In die luxuriöse Seniorenresidenz Coopers Chase in der idyllischen Grafschaft Kent zieht die fast achtzigjährige Joyce neu ein. Das Unterhaltungsangebot ist abwechslungsreich und bietet vom hauseigenen Schwimmbad und Gärtnermöglichkeit über Puzzlerunden bis hin zur Schnacken-und Strickengruppe alles, was das Herz begehrt. Aber für ein paar unter ihnen ist das viel zu langweilig: die ehemalige Geheimagentin Elizabeth, der frühere Gewerkschaftsführer Ron und der manchmal immer noch aktive Psychiater Ibrahim treffen sich regelmäßig donnerstags, um ungeklärte Kriminalfälle zu lösen. Dass Penny, bis vor kurzem ebenfalls Mitglied im Club, krankheitshalber dauerhaft ausfällt, scheint für Joyce ein Glückstreffer zu sein: die rüstige Dame, die gerne Tagebuch schreibt, füllt die Lücke im Donnerstagsmordclub schnell aus. Und schon passiert tatsächlich ein Mord nahe des mondänen Hauses.

Eine witzige Idee, wenn auch nicht neu erfunden, präsentiert uns Autor Richard Osman mit diesem unterhaltsamen Buch. Im Mittelpunkt stehen alte, aber durchaus noch recht unternehmungslustige und rüstige Bewohner von Coopers Chase, die aufgrund ihrer Verschiedenheit eine recht illustre Runde abgeben. Jeder kann auf seine Art und Weise interessante und aufschlussreiche Beiträge liefern, um den jüngst passierten Mordfall ein Stück weit aufzuklären. Obwohl dies natürlich gar nicht erlaubt ist, so müssen DCI Chris Hudson und PC Donna De Freitas von der örtlichen Polizeidienststelle immer wieder schmunzeln über die originellen Einfälle, die das Quartett oft liefert und vor allem die unkonventionellen Methoden, sich mit den Kommissaren abzustimmen.

Trotz der grundsätzlich spannenden Handlung liest sich der Text insbesondere am Anfang eher hölzern, die Dialoge erscheinen sperrig und unecht. Auch an den trockenen britischen Humor muss man sich erst gewöhnen, witzige Bemerkungen und Andeutungen werden jedoch immer passend ins Geschehen eingestreut und entlocken dem Leser ein Schmunzeln. Während die einzelnen Charaktere sehr gut und lebendig gezeichnet sind und die Schauplätze detailliert und bis ins Kleinste gut vorstellbar beschrieben werden, so gibt es doch recht häufig Passagen, die vom Wesentlichen viel zu weit abschweifen und Langatmigkeit an Stelle von Nervenkitzel treten lassen.

Die Mordgeschichte selbst kann zwar nicht vollends fesseln, die liebenswerte Seniorenrunde entschädigt jedoch für so Manches.



ISBN 978-3-471-36014-9

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 464 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 3. Mai 2021

Reihe Die Mordclub-Serie

Verlag List

Originaltitel The Thursday Murder Club

Uebersetzer Sabine Roth

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2024

Gesunde Geschäfte

Bad Business. Deal mit dem Tod
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Seit vier Jahren ist Mikaela – Mieke – Jentsch Stellvertreterin des betriebswirtschaftlichen Klinikleiters Blumental. Als dieser Selbstmord begeht, soll sie seine Position übernehmen und die Reha-Anstalt ...

Seit vier Jahren ist Mikaela – Mieke – Jentsch Stellvertreterin des betriebswirtschaftlichen Klinikleiters Blumental. Als dieser Selbstmord begeht, soll sie seine Position übernehmen und die Reha-Anstalt an einen profitorientierten Konzern verkaufen. Was ihr kürzlich noch als verlockender Karrieresprung vorgekommen ist, stellt sich nun doch eher als skrupelloser, kaltblütiger Deal dar, der viele Opfer fordert, bis sie selbst Opfer von mysteriösen Anschlägen wird.

Von der ersten Seite weg gibt Lucie Flebbe ein sehr hohes Tempo vor. Extrem kurze Kapitel bedingen rasante Schauplatzwechsel, man kann sich als Leser oft kaum auf eine Szene einstellen, ist sie auch schon wieder vorüber. So dauert es eine Weile, bis man sich einen Überblick verschaffen kann über die verschiedensten Figuren und ihre Beweggründe zu handeln. Miekes Position ist klar und so begleite ich sie gerne, andere Personen bleiben mir bis zum Ende hin fremd. Ich frage mich lange, welche Rolle manch schräge Charaktere mit Suizidgedanken spielen oder warum Illegale eingeschleppt werden. Im Laufe der Zeit werden alle Fragen beantwortet, der Rösselsprung durch die Handlung irritiert mich aber dennoch.

Das Thema Geschäfte mit der Gesundheit hat durchaus Relevanz und ist gar nicht so weit entfernt von der Realität. Das Geschehen in diesem Kriminalroman ist jedoch sehr eigenwillig und überzeichnet dargestellt, die Glaubwürdigkeit leidet darunter. Mit ihrer außergewöhnlichen Schreibweise erweckt Flebbe wohl Aufmerksamkeit und hebt sich vom durchschnittlichen Kriminalroman ab, ein Mitfiebern mit den Figuren hat es jedoch für mich nicht gegeben, was ich schade finde. Ziemlich anders als erwartet ruft dieses Buch nun aber doch Neugierde hervor auf weitere Krimis dieser Autorin. Spannend ist Bad Business jedenfalls!

Veröffentlicht am 22.02.2024

Vater

Yoga Town
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Lucy ist Yogalehrerin und hält gerade einen Kurs ab, als ihr Vater Lou ins Studio platzt und vermeldet, dass Corinna, ihre Mutter und gleichzeitig seine Ex-Frau, verschwunden ist. Kurzerhand beschließen ...

Lucy ist Yogalehrerin und hält gerade einen Kurs ab, als ihr Vater Lou ins Studio platzt und vermeldet, dass Corinna, ihre Mutter und gleichzeitig seine Ex-Frau, verschwunden ist. Kurzerhand beschließen Lucy und Lou, gemeinsam nach Indien aufzubrechen, auf den Spuren einer Reise, welche der Vater bereits im Jahre 1968 mit seinem Bruder und zwei jungen Frauen unternommen hat. Daniel Speck erzählt zwei Geschichten, welche immer mehr zu einer verschmelzen, Hippiezeit, Beatles, Yoga und Selbstfindung sind die abenteuerlichen Zutaten dafür.

Detailreich und lebendig sind die Szenen, realistisch die teils übergriffigen Dialoge insbesondere während der Phasen, in welchen Gras geraucht und LSD konsumiert wird, rasch wechseln die Zeitebenen zwischen Lou in der alten und Lou in der neuen Indienerzählung, wodurch sich manche Verwirrung ergibt. Ein verbeulter VW-Bully, Lieder von den Beatles, Jimy Hendrix oder Cat Stevens (am Ende des Buches gibt es eine übersichtliche Playlist), spiegeln das Streben nach Liebe, Frieden und Freiheit perfekt wider. Allerdings schleicht sich manche Langatmigkeit ins Geschehen, so, als ob man selbst benebelt ist vom Drogenrausch und die zunehmend englischsprachigen Textsplitter stören den ansonsten angenehmen Lesefluss. Die Figuren sind zwar plastisch, aber dennoch kaum greifbar, es ist, als wäre der Leser ein ferner Beobachter der Szenen, Nähe oder gar Mitgefühl kommen kaum auf. Zum Ende hin nimmt die Geschichte aber eine überraschende Wendung, und hier entstehen tatsächlich auch berührende Bilder, welche dieses Buch letztendlich wieder zu einem lesenswerten Erlebnis werden lassen.

Viel Hippie-Rausch, mitreißende Popsongs und energetisierende Shantigesänge umrahmen diese Familiengeschichte, welche trotz einiger Kritikpunkte einen interessanten Blick in den indischen Ashram gewährt.

Veröffentlicht am 17.02.2024

Schweigen

Leuchtfeuer
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Die Geschwister Sarah und Theo sitzen gemeinsam im Buick ihrer Mutter, mit von der Partie ist ihre Freundin Misty. Was als Spaß unter betrunkenen Jugendlichen beginnt, endet in einer Tragödie, ein Mantel ...

Die Geschwister Sarah und Theo sitzen gemeinsam im Buick ihrer Mutter, mit von der Partie ist ihre Freundin Misty. Was als Spaß unter betrunkenen Jugendlichen beginnt, endet in einer Tragödie, ein Mantel des Schweigens wird seitdem über diese denkwürdige Nacht gebreitet. Wie dieses Geheimnis selbst zwanzig Jahre später noch das Leben von Sarah und Theo bestimmt, erzählt Dani Shapiro in diesem Buch.

Alles beginnt mit der Nacht der Autofahrt im Jahre 1985, spannende Szenen wecken die Neugierde des Lesers. Dann wechselt die Autorin abrupt zum Dezember 2010, wo verschiedene Figuren begleitet werden und jeweils einen kurzen Ausschnitt aus ihrem Leben präsentieren. Weiter geht es in flottem Wechsel quer durch unterschiedlichste Zeitabschnitte, insgesamt darf man Szenen von 1970 bis 2020 betrachten, allerdings nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern vielmehr wie zufällig hingeworfene Schnipsel, die erst ihren Platz im gesamten Puzzle finden müssen. Dies passt gut zu Waldos Theorie, dass alles im Universum zusammengehört, dass jedes Ereignis selbst wieder zahllose andere Ereignisse beeinflusst. So weit, so gut. Die vorgestellten Figuren sind interessant, auch wenn sie immer wieder nur für einen kurzen Abschnitt ins Bild kommen, die grobe Handlung ist ansprechend, obwohl sie eher aus Blitzlichtern als aus zusammenhängenden Szenen besteht. Und hier setzt auch schon meine Kritik an, denn es fehlen etliche Jahre nach 1985, die mich sehr interessiert hätten. Was ist mit Sarah und Theo direkt danach passiert, was mit ihren Eltern? Vergessen und Schweigen unter den Protagonisten finden sich sinnbildlich im Buch als Lücke wieder. Zusammenhalt bietet nur der „galaktische Superhaufen“, mit dem sich der Nachbarbursche Waldo etliche Jahre später schon in seinen Kindheitstagen beschäftigt und damit zum Außenseiter abgestempelt wird.

Spannende Grundgedanken, chaotische Zeitsprünge, viele offene Fragen, durchaus aber auch einige sympathische Figuren in einem recht ungewöhnlichen Rahmen – das bleibt mir von „Leuchtfeuer“ im Gedächtnis.