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Veröffentlicht am 03.02.2023

Warum haben sie Tiere gegessen?

Einst aßen wir Tiere
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Wie werden wir oder unsere Nachfahren einst auf uns und unsere Art der Ernährung zurückblicken? Was werden sie dazu sagen, dass wir Tiere in viel zu engen Räume eingesperrt haben, ihnen ein Leben gemäß ...

Wie werden wir oder unsere Nachfahren einst auf uns und unsere Art der Ernährung zurückblicken? Was werden sie dazu sagen, dass wir Tiere in viel zu engen Räume eingesperrt haben, ihnen ein Leben gemäß ihrer Natur verweigert haben, um sie in Massen zu schlachten, obwohl wir schon längst wussten, dass wir uns anders ernähren können, um weniger Tierleid zu verursachen und um mit pflanzlicher Ernährung der Aufheizung des Klimas etwas entgegenzusetzen? In „Einst aßen wir Tiere“ geht die niederländische Zukunftsanthropologin Roanne van Voorst dieser Frage nach.
Es geht darum, dass Roanne van Voorst in ihrer Rolle als Zukunftsforscherin einen Blick zurückwirft. Sie schaut auf uns aus der Perspektive der zukünftigen Menschen und erklärt, wie sich die Menschen entschieden haben, diesen Weg zu wählen, um die drohende Klimakatastrophe noch aufzuhalten. Dies finde ich sehr positiv, denn bislang gibt es sehr viele dystopische Ansätze, begründet natürlich darin, dass wir den Hintern nicht hochkriegen und zum Beispiel hier in Deutschland noch nicht einmal ein Tempolimit hinbekommen.

Da kommt eine Rückschau aus einer Zukunft, in der wir doch noch die Kurve gekriegt haben, gerade recht. So eine positive Erzählung ist, was wir zusätzlich zu den wichtigen, erklärenden Fakten brauchen. Zunächst lautete ihre Fragestellung unter der sie das Buch schrieb, ob wir diese große Veränderung überhaupt durchlaufen können, bis ihr klar wurde, dass wir das können, denn wir haben schon so oft bewiesen, dass wir so eine Aufgabe bewältigen können. Es geht eher darum, ob wir das wollen.

„Einst aßen wir Tiere“ ist ein Buch, das aufklärt über die fatale Rolle der Lebensmittelindustrie, der Milch-, Eier- und Fleischproduktion und wie sie uns beeinflussen. Sie klärt auch auf, dass man sich auch mit veganer Ernährung richtig ungesund ernähren kann, wenn man nicht auf das achtet, was man so zu sich nimmt – ganz wie mit jeder anderen Ernährungsform auch.

Ihr gelingt das Spagat zwischen Wissenschaft und persönlichem Anliegen, sie macht Wissenschaft nahbar. Auch die Problematik, dass sie für ihren Mann auch tierische Produkte kauft und dass sie versucht, beim Essen nicht ständig darüber zu sprechen, welche Erkenntnisse sie gewonnen hat, kommen mir bekannt vor. Sie stellt sich nicht auf einen Sockel, sondern beschreibt das, was sie macht, tut und denkt als etwas, das viele von uns genauso durchleben, die Zweifel und Überlegungen, die kleinen Erfolge. Sie schreibt das Buch aus der Sicht einer Frau, die Verantwortung für die nächste Generation trägt und nicht perfekt ist.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Richtig zu essen, ist viel einfacher, als wir denken

Die Wahrheit über unser Essen
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Die Suche nach der richtigen Art sich zu ernähren, erinnert an die Suche nach dem heiligen Gral oder gar an eine Art religiösen Fanatismus. Der britische Wissenschaftler Tim Spector hat sich auf den Weg ...

Die Suche nach der richtigen Art sich zu ernähren, erinnert an die Suche nach dem heiligen Gral oder gar an eine Art religiösen Fanatismus. Der britische Wissenschaftler Tim Spector hat sich auf den Weg gemacht, „Die Wahrheit über unser Essen“ herauszufinden. Wie er das gemacht hat und was er auf dem Weg fand, erzählt er in seinem gleichnamigen Buch.
Zunächst einmal finde ich den Aufbau des Buches gut, denn Tim Spector geht in seiner Einleitung darauf ein, dass selbst er als Experte nicht davor gefeit ist, den als Kind mitbekommenen Ernährungsleitsätzen unbewusst noch zu folgen und geht auch darauf ein, dass Wissenschaft komplex ist und sich die Erkenntnisse immer wieder ändern, je nach aktuellem Stand der Forschung, sprich, auch er hat die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Eine Schwierigkeit ist zum Beispiel, dass es nur wenige verlässliche Langzeitstudien zu bestimmten Fragestellungen gibt und es auch Fehlinterpretationen gibt, besonders wenn entscheidende Aspekte nicht beachtet werden bzw. erst später untersucht werden konnten.

Was mir auch gut gefällt, ist die Tatsache, dass er persönliche Beispiele benennt, wie z. B. die unterschiedlichen Reaktion seiner Frau und von ihm auf bestimmte Lebensmittel. Dadurch untermal er sehr wirkungsvoll die These, dass es nicht „die“ Ernährung für alle gibt, sondern für jeden Menschen eine eigene Art „der“ Ernährung. Wir sind alle so unterschiedlich, wie sollte es dann möglich sein, dass wir alle gleich sind, was die Ernährung angeht? Allein, dass die Menschheit in verschiedenen Umgebungen lebt, macht es schon klar, dass das gar nicht sein kann.

„Die Wahrheit über unser Essen“ gibt einen guten Abriss darüber, wie wichtig es ist, bestimmte Dinge einmal zu hinterfragen und wahrsten Sinne auf den eigenen Bauch zu hören. Tim Spector macht dies auf eine ganz angenehme Art, ohne dass er eine komplizierte, wissenschaftliche Sprache benutzt, sondern leicht merkbare Beispiele und Herleitungen verwendet.

Auch zeigt er auf, wie die Lebensmittelindustrie uns beeinflusst und es zum Beispiel geschafft hat, dass das Hauptaugenmerk bei Übergewicht nicht auf der zuckerhaltigen und zu sehr verarbeiteten Nahrung, die den Reiz auslöst, immer mehr zu essen, sondern darauf, mehr Sport zu treiben liegt. Natürlich trägt Sport zur Gesundheit bei, aber er ist nicht allein dafür verantwortlich, ob jemand übergewichtig ist oder nicht. Hier sollten wir uns immer mal wieder ins Gedächtnis rufen, dass diese künstlich zugesetzten Stoffe nun wirklich nicht Bestandteil der Nahrung unserer Vorfahren waren und unser Körper somit auch nicht darauf ausgelegt ist, sie gut zu verarbeiten.

Gesunde Ernährung ist auch Aufgabe der Politik, sie dient der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Information ist unsere eigene Aufgabe, damit wir unsere Kinder für „echtes“ Essen begeistern können. Diesen politischen Aspekt und dass sich der Autor nicht scheut, die unbequemen Wahrheiten über die Lebensmittelindustrie, der Nahrungsmittelversorgungen und wie wir mit anderer Ernährung der Klimakrise etwas entgegensetzen können, anzusprechen, zeichnet dieses Buch zusätzlich aus.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Vegane Lieblingsküche

Deftig Vegan Mediterran
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Zunächst einmal gibt es einen einleitenden Teil, in dem Anne-Katrin Weber beschreibt, was eigentlich „mediterrane Küche“ heißt. Drei Kontinente beeinflussen diese Küche, deren Erwähnung schon das Wasser ...

Zunächst einmal gibt es einen einleitenden Teil, in dem Anne-Katrin Weber beschreibt, was eigentlich „mediterrane Küche“ heißt. Drei Kontinente beeinflussen diese Küche, deren Erwähnung schon das Wasser im Mund zusammen laufen und für jede*n andere Bilder vor dem inneren Auge aufpoppen lässt . Mir fallen sofort die vielen Gemüsegerichte ein, Auberginen und Zucchini auf unterschiedlichste Art und Weise zubereitet, Reisgerichte, Pizza, aber auch Linsengerichte variantenreich zubereitet und noch vieles mehr.

Wie schon bei "Deftig Vegan" konnten mich die Rezepte überzeugen. Von der andalusischen Röstpaprikasuppe mit knusprigem Tofu gibt es noch nicht einmal ein Beweisfoto, da die Suppe ruckzuck weggefuttert wurde. Bei der Zuppa di Lenticchie – Linsensuppe mit Wurzelgemüse war ich dann schlauer und habe vorher ein Foto gemacht. Ein Gericht, dass satt macht und im Winter schön wärmt und das natürlich gut mit den je nach Saison verfügbaren Wurzelgemüsen verändert werden kann.

Gut zu dieser Linsensuppe passen die Simit, die türkischen Sesamkringel. Diese Kringel oder manchmal werden bei mir auch Sesamzöpfe daraus (wenn die Hefe besonders hoch geht) schmecken einfach so ohne alles schon gut und sind ideal, wenn man eine Wanderung macht oder um in der Schule oder bei der Arbeit eine Brotalternative dabei zu haben. In Brötchenform sehen sie auf dem Frühstückstisch gut aus und passen sehr gut zu Suppen und Eintöpfen. Ihre Zubereitung braucht allerdings ein bisschen Zeit, vor allem, wenn man noch nicht ganz so geübt ist, sie zu Kringeln zu formen.

Das mediterrane Kartoffelpüree mit Tomaten-Oliven-Sugo war so richtig lecker und wie alle Rezepte im Buch gut zu kochen. Das ist für mich bekanntlich ein ganz wichtiger Punkt bei einem Kochbuch, dass die Zeit, die für die Zubereitung angegeben wurde, auch stimmt und man nicht viel länger braucht als genannt. Falls jemand keine Oliven mag, können sie natürlich auch weggelassen werden und die Kräuter auch bzw. durch andere ersetzt werden.

Die Tagliatelle mit Linsen-Gemüse-Bolognese haben mich auch überzeugt und noch einige weitere Gerichte und natürlich werde ich noch weitere Rezepte aus dem Kochbuch ausprobieren. So stehen die Basilikum-Gnocchi mit gebratenem grünem Spargel, die Caponata und die Gemüse-Paella mit Schneidebohnen noch ganz oben auf meiner Liste. Es gibt noch einiges zu entdecken…

Gut hat mir wie auch schon bei „Deftig Vegan“ wieder gefallen, dass die Zutaten für die Rezepte aus „Deftig Vegan mediterran“ hier in der Kleinstadt verfügbar sind und nichts Extravagantes in der Zutatenliste steht. Ein weiterer Punkt, der mir bei Rezepten in Kochbüchern wichtig ist.

Alles in allem eine Empfehlung für alle, die Lust haben auf vegane und mediterrane Küche!

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Auf der Suche nach der Wut

Verbrenn all meine Briefe
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Die Suche nach seiner wiederkehrenden Wut führt ihn zu seiner Familie, zu der Familiengeschichte der Familie seiner Mutter, der Geschichte seiner Großeltern. Er vermutet, dass sein Großvater Sven Stolpe ...

Die Suche nach seiner wiederkehrenden Wut führt ihn zu seiner Familie, zu der Familiengeschichte der Familie seiner Mutter, der Geschichte seiner Großeltern. Er vermutet, dass sein Großvater Sven Stolpe die Quelle seiner Wut ist. Sven Stolpe war Schriftsteller und Alex stellt im Laufe seiner Recherchen fest, dass in der Vergangenheit etwas passiert sein muss, dass die Beziehung seiner Großeltern und seinen Großvater hat anders werden lassen.

Alex Schulman hat eine Art, mit wenigen, klaren Worten Situationen und Gefühle zu beschreiben, dass sie beim Lesen bis in Mark gehen.

Er erzählt zwei Geschichten oder vielleicht sogar drei, seine Suche nach der Quelle seiner Wut, die Geschichte seiner Großmutter und die Geschichte seines Großvaters. Er rekonstruiert vieles aufgrund der Bücher von Sven Stolpe und Olof Lagercrantz, der der Mann war, mit dem seine Großmutter Karin eine Liebesbeziehung hatte und aufgrund der Briefe, die ihm der Enkel von Olof Lagercrantz gegeben hat.

Er rollt die Geschichte wie einen Kriminalroman auf, setzt Puzzleteil an Puzzleteil, nimmt zwischendurch ein Teil weg und setzt es an eine andere Stelle. Gleichzeitig setzt er sein eigenes Puzzle zusammen und findet langsam einen Weg zum Ursprung seiner Wut.

„Verbrenn all meine Briefe“ ist alles in allem ein Buch, das einen Sog ausübt und ganz tief mit in die Geschichte nimmt und berührt.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Das größte Abenteuer der Menschheit

Wir können auch anders
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Unserer Gesellschaft, der Menschheit an sich steht ein unglaublicher Transformationsprozess bevor bzw. wir sind mittendrin. Alles muss neu gedacht werden, um diese große Aufgabe zu bewältigen. Dass die ...

Unserer Gesellschaft, der Menschheit an sich steht ein unglaublicher Transformationsprozess bevor bzw. wir sind mittendrin. Alles muss neu gedacht werden, um diese große Aufgabe zu bewältigen. Dass die Menschheit große Umwälzungsprozesse bewältigen kann, hat sie schon mehrere Male gezeigt. Wir haben also das Zeug dazu, wie schaffen wir es dieses Mal, es gut zu bewältigen? Wie können wir die große Chance nutzen, die in dieser Mammutaufgabe, die Maja Göpel im Prolog als „Das größte Abenteuer der Menschheit“ beschreibt, liegt?

Maja Göpel hat mit „Wir können auch anders“ ein Buch geschrieben, das zum Nachdenken anregt. Sie gibt Beispiele und geht dann darauf ein, wie wir das aus Experimenten, Forschungen oder zufälligen Geschehnissen Gelernte auf unsere Situation übertragen können und was wir daraus lernen können für die Zukunft. Sie beschreibt, dass es nicht eine Veränderung braucht, um etwas ins Rollen zu bringen, sondern oftmals mehrere Ereignisse, bis wirklich etwas geschieht. Aber dann ist die Zeit reif.

Sie macht etwas, was für mich ein gutes Sachbuch auszeichnet: komplexe Sachverhalte so herunterzubrechen und anhand einprägsamer und verständlicher Beispiele so zu erklären, dass sie auch jemand versteht, der sich nicht genauso intensiv mit der Materie beschäftigt hat, wie die die Autorin. Und das gelingt ihr mit „Wir können auch anders“. Gleichzeitig regt sie an, sich tiefer in die Thematik einzuarbeiten und gibt durch viele Quellen Anregungen, weitere Bücher zu lesen.

Sie gibt Beispiele von Veränderungen in Richtung nachhaltiger und lebenswerter Zukunft, die schon angestoßen wurden, wie zum Beispiel das Konzept der „15-Minuten-Stadt“, dass die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo begonnen hat, in Paris umzusetzen.

Auch Veränderungen um Umgang miteinander sind wichtig und ob wir nicht nur für uns selbst sorgen, sondern auch für andere, es geht unter anderem um die Frage, wer „wir“ eigentlich sind. Wie wollen wir uns definieren, kooperieren wir, sind wir menschlich?

Es ist ein Buch voller Denkanstöße und voller Optimismus, auch wenn ich, wenn ich so in die Welt schaue, oft an uns Menschen zweifle. Aber da hilft es schon, sich mit den Gedanken Maja Göpels zu beschäftigen und in das eigene Tun einfließen zu lassen. Für das Buch ist ein wenig Zeit nötig, ich musste es zwischendurch immer mal wieder hinlegen und über das Gelesene nachdenken. Es ist eines der Bücher, die sich gut als Gemeinschaftslektüre eignen, um darüber zu sprechen und zu diskutieren. Und es ist eine absolute Leseempfehlung meinerseits!

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