Profilbild von brenda_wolf

brenda_wolf

Lesejury Star
offline

brenda_wolf ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit brenda_wolf über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2023

Farbigkeit des Lebens

Das glückliche Geheimnis
0



Geheimnisse haben für Außenstehende immer was Spannendes. Aber in der Regel sind persönliche Geheimnisse eher belastend. Niemand soll davon erfahren. Um so ein Geheimnis handelt es sich hier. Und doch ...



Geheimnisse haben für Außenstehende immer was Spannendes. Aber in der Regel sind persönliche Geheimnisse eher belastend. Niemand soll davon erfahren. Um so ein Geheimnis handelt es sich hier. Und doch ist es ein glückliches Geheimnis.

Arno Geiger legt hier einen sehr persönlichen autobiografischen Roman vor, in dem er bewusst die Ich-Form gewählt hat. Er erzählt aus seiner Anfangszeit als Schriftsteller. Selbst nach der ersten Veröffentlichung war ihm nicht der große Erfolg vergönnt. Geigers Buch erzählt von den Höhen und Tiefen einer Autorenkarriere. Ein Schriftstellerleben kann hart sein. Irgendwie muss man überleben, von irgendwas seinen Lebensunterhalt bestreiten. Der Autor erzählt von seinem Doppelleben. Frühmorgens fährt er mit seinem Fahrrad los, klappert Papiercontainer um Papiercontainer ab, taucht in sie ein, fischt nach Verwertbarem, nach Büchern, Tagebüchern, Briefen, Postkarten und lithographierten Postkarten, holt sich dabei blaue Flecken und Abschürfungen. Doch davon darf niemand wissen, denn natürlich ist im Abfall zu graben ein Tabu.

Arno Geigers Geheimnis sichert ihm nicht nur das finanzielle Überleben, denn er kann so manches Schätzchen ausgegraben und zu Geld machen, auch einen literarischen Nutzen kann er vor allem aus Zetteln und Briefen herausziehen. Der Papierabfall wird für den Autor zu einer unschätzbaren Quelle. Er erfährt viel über die Menschen, die in den Häusern leben, die in der Nähe der Container leben: ‚Hier ist eine Ehe gescheitert. Hier hatte jemand ein zusätzliches Bett im Keller, in das er auswandern musste, wenn es Streit gab.‘ Auf einem von ihm geretteten Foto war auf der Rückseite folgende Bemerkung zu lesen: ‚Wenn es dir nicht gefällt, wirf es weg, es ist nur ein Fetzen Papier.‘

Ich war mit Begeisterung mit dem Autor unterwegs auf seinen Streifzügen durch die Stadt. Ich liebe seine Art zu schreiben, seine Poesie, seine Sprachgewalt. Er kann sich einfühlen, er interessiert sich für Menschen, er geht auf Tuchfühlung und fängt Stimmungen ein und doch ist sein Stil klar und unsentimental. Ich mag sein Faible für den Alltag, die kleinen Dinge. Geiger sieht dessen unterschätzte Farbigkeit. Er versteht sich als ein Künstler des ungekünsteltem. Arno Geiger hat eine ausgeprägte Begabung zur Empathie. Der Literaturkritiker Denis Schenk nannte ihn ein Empathiemonster. Seine Sätze bergen Weisheit: ‚Das Nichts ist erstrebenswerter als Berge von unnützem Kram‘ oder ‚Ein zum Platzen angefülltes Leben kann niemals ein erfülltes Leben sein.‘ ‚Es gibt für alles immer nur eine Gelegenheit. Was ich versäume, ist unwiederbringlich versäumt. Wie immer im Leben, muss man sich das Gute heraussuchen.‘

Über einem Schriftstellerkollegen schreibt er: ‚Ihm ist lebend das Leben ausgegangen. Es gab in seinen späteren Texten Höhen und Tiefen, aber es gab kein Leben.‘ In Arno Geigers Texten spürt man das Leben.

Zum Schluss schreibt Arno Geiger: ‚Es wäre zu wünschen, dass alle, die das Buch lesen, darin etwas für sie Wichtiges finden.‘ Ich habe sehr viele Perlen für mich entdeckt.

Fazit: Ein großartiges Buch, ich liebe es. Es hat mich angesprochen und zum Nachdenken gebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2023

Gelebtes Abenteuer

Gestrandet im Paradies
0



Claudio Siebers sechsjährige Beziehung ging zu Ende. Jetzt hieß es für ihn: Keine Kompromisse mehr, ab jetzt gehört mir die Welt. Der Schweizer macht sich auf, Asien zu entdecken. Ein Abenteuer, in dem ...



Claudio Siebers sechsjährige Beziehung ging zu Ende. Jetzt hieß es für ihn: Keine Kompromisse mehr, ab jetzt gehört mir die Welt. Der Schweizer macht sich auf, Asien zu entdecken. Ein Abenteuer, in dem er als Nomade den asiatischen Kontinent durchzog mit Boot, Motorrad, Pony und Autostopp und schließlich seine Heimat auf einer Trauminsel fand.

Das Buch ist bebildert mit traumhaften Aufnahmen, die Lust auf eigene Abenteuer wecken. Ein bisschen neidisch bin ich schon. Zu gerne wäre ich mit dem Schweizer über eine der über 8.000 Hängebrücken in Nepal spaziert. Im weltweit höchsten Bergsee, dem auf 4.919 Meter Höhe gelegenen Tilichosee, nach einer beschwerlichen fünfstündigen Trekkingtour, ein Bad im eiskalten Wasser zu nehmen, kostet da schon Überwindung. Also nichts für Weicheier. Insgesamt ist es die ganze Reise nicht. Man muss schon auch die körperlichen Voraussetzungen dazu mitbringen, diese zum Teil strapaziösen Etappen durchzustehen. Dafür wurde er belohnt mit einzigartigen Naturerlebnissen und Begegnungen mit herzlichen Menschen.

Claudio Siebers gesamtes Hab und Gut trägt er in einem 80-Liter-Rucksack mit sich herum. Der Rest ist zu Hause im Keller eingelagert. Der Schweizer war ein erfolgreicher und hochbezahlter Key Account Manager und stand wie die meisten von uns, in einer nie endenden Tretmühle. Ein Umdenken löste Timothy Ferris Buch ‚Die 4-Stunden-Woche‘ bei ihm aus. Daraufhin entwarf er einen Siebenjahres-Sparplan und veranlasste nebenher alles Nötige für seinen Aufbruch. Okay, viele von uns lockt die Ferne, aber nicht jeder hat den Mut zu diesem konsequenten Schritt.

Nepal, Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Malaysia & Brunei, Indonesien, Osttimor und die Philippinen waren die Stationen, die er in den sechs Jahren bereiste. Besonders das Kapitel über Brunei erweckte mein Interesse, da dies ein Land ist, über das man sehr wenig weiß und auch Claudio Sieber verweilte nur achtzehn Stunden hier als Durchreisender.

Claudio Sieber erzählt sehr spannend über seine Reise. Als Leser erfahre ich viel über Land und Leute, über Dinge, die ich in normalen Reiseführern mit so nicht lese.

Fazit: Ein bildstarker und spannend erzählter Reisebericht, der Lust auf Abenteuer macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.01.2023

Mascha und ihr Berlin

Die Suche nach Heimat
0


Rezension zum Hörbuch, gelesen von Julia Nachtmann.

Ich muss gestehen, ich habe die „Die Suche nach Heimat“ bereits als Buch gelesen und so ist das Hörbuch für mich eine Vertiefung. Ich konnte mich voll ...


Rezension zum Hörbuch, gelesen von Julia Nachtmann.

Ich muss gestehen, ich habe die „Die Suche nach Heimat“ bereits als Buch gelesen und so ist das Hörbuch für mich eine Vertiefung. Ich konnte mich voll auf die Stimme von Julia Nachtmann konzentrieren und mich auf die Geschichte einlassen. Ich spürte das lebendige Berlin der 1930-iger Jahre, die Atmosphäre im Romanischen Café, aber auch die aufkommende negative Strömung des Nationalsozialismus, dem zunehmenden Antisemitismus. Mir lief stellenweise Gänsehaut über den ganzen Körper.

Besonders gut haben mir Mascha Kalékos Gedichte gefallen, die die Sprecherin wunderschön vorgetragen hat. Das ist der Vorteil von einem Hörbuch.

Zum Inhalt selber möchte ich meine Rezension zum Printexemplar hier einfügen:

https://www.lovelybooks.de/autor/Indra-Maria-Janos/Die-Suche-nach-Heimat-5070913482-w/rezension/7775936851/

Fazit: Das Hörbuch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Julia Nachtmann hat einen wundervollen Job gemacht. Sie gibt der wundervollen Dichterin Mascha Kaléko eine eindringliche Stimme.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2022

Familienchronik

Goldener Boden
0



Ulrike Dotzers opulenter Roman erzählt uns von drei Generationen von Friseuren und ist zugleich auch eine Chronik deutscher Geschichte.

Gustav Hirsch aus Hinterpommern wagt als 19-jähriger den Sprung ...



Ulrike Dotzers opulenter Roman erzählt uns von drei Generationen von Friseuren und ist zugleich auch eine Chronik deutscher Geschichte.

Gustav Hirsch aus Hinterpommern wagt als 19-jähriger den Sprung über den großen Ozean. Er sucht in New York sein Glück. Bei einem deutschen Friseur kommt er unter und erlernt das Handwerk. Aber Amerika ist anders als erträumt. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten entpuppt sich schnell als Enttäuschung. Der fleißige junge Mann erlebt die Armut der Einwanderer, ihren Kampf sich einen Platz in der neuen Welt zu erobern. Als er langsam beginnt Fuß zu fassen, erreicht ihn ein Hilferuf seiner Mutter, sein Bruder sei schwer erkrankt und so tritt Gustav die Heimreise nach Deutschland an. Im zweiten Teil, dreht sich die Geschichte um seine Tochter Clara und derer Familie und um die Wirren dieser Zeit.

Angeregt durch Berichte aus ihrer eigenen Familie, die 1945 aus Pommern und später aus der DDR flüchtete, erzählt Ulrike Dotzer eine eindringliche Familiengeschichte von Flucht, Vertreibung und Neuanfängen. Die Autorin lässt ein lebendiges Bild der Zeiten vor unserem inneren Auge erstehen. Ulrike Dotzers Schreibstil ist fesselnd und leicht lesbar. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet. Ich mochte vor allem Gustav, während ich Claras Ehemann Rudolf als äußerst unsympathisch empfand. Es ist der Autorin auch gelungen, die Orte sehr bildhaft zu beschreiben. Viele Stellen in dem Roman haben mich berührt, oft auch fassungslos gemacht. Und ja, es hat sich letztendlich bestätigt: Handwerk hat goldenen Boden.

Fazit: Lebendige deutsche Geschichte, spannend erzählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.12.2022

Pflanzenbasierte Ernährung – ein Plus für die Gesundheit

Deliciously Ella. How To Go Plant-Based
0



Ella Mills war mir bisher nicht bekannt, aber sie ist wohl auf Social-Media gut vertreten als bekannte Food-Influencerin und auch auf Instagram ist sie ein Star. Sie hat eine Plattform für pflanzenbasierte ...



Ella Mills war mir bisher nicht bekannt, aber sie ist wohl auf Social-Media gut vertreten als bekannte Food-Influencerin und auch auf Instagram ist sie ein Star. Sie hat eine Plattform für pflanzenbasierte Ernährung und Gesundheit gegründet, die darüber informiert, wie man ganzheitlich sein Wohlbefinden verbessern kann.

In dem Buch verrät uns Elle wie sie zu der pflanzenbasierten Ernährungsweise gekommen ist und wie gut diese unserem Körper und unserem Wohlbefinden tut. Unterstützt wird sie in dem Buch von Pflanzenexperten, darunter Ärzte und Ernährungswissenschaftler.

Ganz besonders beeindruckt hat mich der Teil in dem sie erklärt, wie es gelingt, die Ernährungsumstellung durchzuziehen. Da geht es darum Selbstzweifel zu überwinden, um Selbstfürsorge. Dass wir mit uns sprechen sollten, wie mit einem geliebten Menschen, wenn es schwierig ist und uns nicht niedermachen. Wir sollten darauf achten, welche Botschaften wir an uns senden. Auch eine 10-minütige Schreibübung empfiehlt sie uns, um unsere Motivation zu stärken. Ihr Motto ist: Vertraue dir selbst mehr als deinen Plan.

Nach dem Ratgeberteil folgt der Rezeptteil: Die Rezepte sind einfach und schnell zu bewerkstelligen. Durch die die pfiffige Rezeptauswahl ist definitiv für jeden Geschmack was zu finden. Ich mochte vor allem die Knusper-Kichererbsen oder das Knoblauch-Tahin-Dressing. Aber meine absoluten Favoriten sind der Walnuss Parmesan, die Orzo-Bohnen-Pfanne und das Perlgraupen-Sellerie-Taboule.

Einziger Kritikpunkt ist für mich der Titel. Hätte man da nicht einen deutschen Titel finden können?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere