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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2019

Großartige Idee, stellenweise beschwerliche Umsetzung

Lady Trents Memoiren 1
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Lady Trent ist die berühmteste und erfolgreichste Drachenforscherin weltweit. Im ersten Teil ihrer Memoiren berichtet sie von den Anfängen ihrer Obsession für die Wissenschaft und die Drachen. Schließlich ...

Lady Trent ist die berühmteste und erfolgreichste Drachenforscherin weltweit. Im ersten Teil ihrer Memoiren berichtet sie von den Anfängen ihrer Obsession für die Wissenschaft und die Drachen. Schließlich nimmt sie die Leser mit zum Beginn ihrer Karriere – welcher aufgrund der traditionellen Geschlechterrollen noch steiniger ausgefallen ist, als man es ohnehin erwartet.

Ich habe schon seit einer Ewigkeit mit diesem Buch geliebäugelt und es mir im Mai endlich gekauft. Tatsächlich hat mich die Geschichte dann aber nicht so begeistert, wie ich es aufgrund des großartigen Covers und dem spannenden Klappentext erwartet hätte.
Was man sich vor dem Beginn des Buchs bewusstmachen sollte: „Die Naturgeschichte der Drachen“ ist der erste Band wissenschaftlicher Memoiren – und genau das bestimmt sowohl den Aufbau der Geschichte als auch den Schreibstil der Autorin. An sich eine interessante Idee, da es das Gefühl weckt, es wäre wirklich Lady Trent gewesen, die ihre Lebensgeschichte zusammengefasst hätte. Mir aber stand das bei dem Wunsch, mich in das Buch fallen lassen zu können, im Weg. Die Geschichte hat mich aufgrund der altertümlichen, hoch gestochenen Sprache nicht gänzlich abholen können. Außerdem wies die Storyline einige Längen auf, die der Spannungskurve Dellen verpasst haben und mich zwischendurch tatsächlich einzelne Zeilen haben überspringen lassen.
Positiv sollte allerdings die unglaubliche Gestaltung des Buchs erwähnt werden. Auch abgesehen vom Cover findet man im Inneren immer wieder Zeichnungen, die ganze Seiten einnehmen. So etwas würde ich mir öfter wünschen, hat es meine Fantasie doch zusätzlich angeregt. Allein wegen dieser Faktoren und der grundlegenden Idee werde ich die Reihe wohl auch nicht aufgeben, sondern weiterverfolgen – in der Hoffnung, dass die nächsten Bände mich mehr begeistern. Potential ist auf jeden Fall da, verbindet die Geschichte von Lady Trent doch die Entwicklung einer emanzipierten Frau in einer von Männern dominierten Welt mit dem Kennenlernen der wohl faszinierendsten Geschöpfe, die außerhalb der Seiten leider nicht zu finden sind. 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Eine super Story, leider aber zu auslandend

Nayla 1: Die Tochter des Paradieses
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Nayla wohnt auf einer Insel, die man als paradiesisch bezeichnen könnte – wären da nicht die Flutwellen, die ihr Leben immer wieder überschatten und ihre ohnehin von Verlust gepeinigter Seele auch noch ...

Nayla wohnt auf einer Insel, die man als paradiesisch bezeichnen könnte – wären da nicht die Flutwellen, die ihr Leben immer wieder überschatten und ihre ohnehin von Verlust gepeinigter Seele auch noch den letzten Halt nehmen: Ihre Schwester. Von Verzweiflung und Rachegefühlen angetrieben tritt Nayla eine Reise an, deren Verlauf sie sicherlich nicht vorhergesehen hat.
Es fällt mir gar nicht so leicht, das Buch zu bewerten, da es sich angefühlt hat wie eine Achterbahnfahrt. Der Schreibstil ist sehr detailliert, funktioniert wie ein Übersetzer – aus den gelesenen Wörtern formen sich ganz von selbst und voller Leichtigkeit Bilder in meinem Kopf. Das ist definitiv etwas Positives, fühlt man sich doch verstärkt in die Geschichte und in die Gedankenwelt der Charaktere versetzt. Hin und wieder kam es mir aber so vor, als würde zwischen den vielen Beschreibungen die Handlung verloren gehen. Dadurch, dass selbst in spannenden, actionreichen Szenen ein enormer Fokus auf diverse Dinge, z.B. die Umwelt, gelegt wurde, wurde der Geschichte stellenweise der Elan genommen. Es entstand für mich der Eindruck, dass viel mehr in dem Buch hätte passieren können, wenn manche Szenen ihrer Schnelllebigkeit überlassen worden wären. Ein Grund für mich, keine wirkliche „Sucht“ zu entwickeln. Leider. Denn eigentlich hat Nayla vieles, was für eine Abhängigkeit sprechen würde: Eine weit ausgearbeitete Geschichte der Völker, tiefgreifende Charaktere, packende Konflikte. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass die Liebesgeschichte etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt, doch schien das zumindest für den ersten Band noch nicht angedacht zu sein. Den zweiten möchte ich aber definitiv noch lesen, weil ich einfach wissen muss, wie es weitergeht. Ihr merkt, alles seltsam durchwachsen. Einerseits hat mich das Buch zwar nicht an sich gefesselt, andererseits aber doch so geködert, dass ich neugierig bin und die Charaktere weiterverfolgen möchte. Vielleicht war ich einfach nicht in der Stimmung für ein in meinen Augen „langsameres“ Werk? Wer weiß. So oder so gibt es von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Eine gute Grundlage, die nicht ganz ausgenutzt wurde

ADDICTED
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Blake, Nell und Lucy schlagen sich mit Müh und Not durch das Leben, was sie direkt in die Arme eines Fremden treibt, der ihnen einen befremdlichen Job anbietet. Sie sollen magische Gegenstände suchen und ...

Blake, Nell und Lucy schlagen sich mit Müh und Not durch das Leben, was sie direkt in die Arme eines Fremden treibt, der ihnen einen befremdlichen Job anbietet. Sie sollen magische Gegenstände suchen und zu ihm bringen, um die Menschheit vor deren Einflüssen zu bewahren, Was geheim bleibt, ist die damit einhergehende Gefahr: Die Gegenstände machen süchtig. Als wäre das Risiko dadurch nicht schon groß genug, erkennt Blake schließlich, dass die Anziehung, die sie verspürt, nicht nur von den Gegenständen ausgeht...

Der Grundriss schien etwas Neues zu sein, was heutzutage gar nicht mehr leicht zu schaffen ist. Diese Hoffnung hat sich auch bestätigt. Magische Gegenstände, die ihre Sucherinnen süchtig machen und drohen, sie mit der Zeit zu zermürben? Ein Zirkel, dessen Pläne man nie gänzlich durchschaut und von dem man sich fragt, ob es tatsächlich gutherzige Absichten sind, die ihn antreiben? Abtrünnige, von denen man nicht weiß, ob man ihnen überhaupt noch über den Weg trauen darf? Hui, ich weiß schon, was mich geködert hat!
Die Charaktere bieten alle eine gute Grundlage für eine spannende Geschichte. Leider kam ich trotzdem nicht gänzlich in das Buch rein, da mir zwischendurch zu viele Handlungsstränge auf einmal angefasst wurden. Ich wusste nicht, worauf ich mich fokussiere sollte und manche Aspekte, auf die ich mich wirklich gefreut habe, kamen mir zu kurz, während einige kleine Dinge, ohne die die Geschichte meines Erachtens nach gut ausgekommen wäre, den Platz eingenommen haben. Ich hoffe, dass in den Folgebänden, die noch dieses Jahr erscheinen sollen, ein stärkerer Fokus gelegt wird. Da ich das Buch als netten Zeitvertreib empfunden habe und immer noch ein Fan der Grundidee bin, gehe ich davon aus, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde. Schon um herauszufinden, welche magischen Gegenstände noch so existieren – denn da hat sich Anna-Sophie Caspar wirklich coole Aspekte einfallen lassen!

Veröffentlicht am 15.01.2023

Ein wichtiges Buch, das mich aber nicht ganz fangen konnte.

How do I tell them I love them?
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3 ⭐| ➕: Diversität; angestoßene Gedankengänge | ➖: Erzählstruktur; Charaktere
„How Do I tell them I love tem“ ist ein besonderes Buch – eins, das ich euch ans Herz legen möchte, weil man daraus so viel ...

3 ⭐| ➕: Diversität; angestoßene Gedankengänge | ➖: Erzählstruktur; Charaktere
„How Do I tell them I love tem“ ist ein besonderes Buch – eins, das ich euch ans Herz legen möchte, weil man daraus so viel mitnehmen kann. Die Gedankengänge einer nonbinären, neurodivergenten Person verfolgen zu können und noch dazu ein Umfeld in einem Buch vorzufinden, das so wunderbar queer und nicht-weiß ist, war unheimlich interessant. Ich wurde zu neuen Überlegungen inspiriert und habe neue Erkenntnisse gewinnen dürfen. Jeder von uns lebt in einer eigenen, kleinen Welt. Und es ist so wichtig, dass wir es schaffen, uns abseits unserer eigenen Lebensrealität weiterzuentwickeln. Genau dabei kann „How Do I tell Them I Love Them“ eine große Hilfe sein.
Es ist eine emotionale Geschichte, in die ich mich leider nicht zur Gänze fallen lassen konnte. Kacen Callender erzählt Larks Geschichte chaotisch, ausschweifend und sprunghaft. Es macht Sinn – passt zu Larks Neurodivergenz und macht Leser
innen bewusst, was das bedeuten kann. Ein gut gesetztes Stilmittel, von dem ich aber Pausen gebraucht hätte. So war ich zwischenzeitlich überfordert von den Eindrücken und vielen Themen, habe den Faden verloren, weil ich nicht mehr wusste, worum genau es eigentlich geht. Verstärkt wurde dieses Gefühl noch dadurch, dass ich die Charaktere schlichtweg nicht richtig greifen konnte. Ihre Handlungen erschienen mir zum Teil unglaubwürdig und überspitzt. Es fühlte sich an, als würde sich der rote Faden mit jedem neu angeschnittenen Themengebiet weiter auflösen. Stellenweise fand ich es wirklich anstrengend, der Erzählung zu folgen – was schade ist, denn im Kern hat dieses Buch so, so viel zu bieten.

Veröffentlicht am 29.11.2022

Schwierig, schwierig, schwierig.

Zeitenzauber
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Fangen wir mit den Tatsachen an:

Im ersten Teil von "Zeitenzauber" lernen wir zunächst die Protagonistin Anna kennen, die ihre Sommerferien in Venedig verbringt. Für die geschichtlichen Aspekte, die ihre ...

Fangen wir mit den Tatsachen an:

Im ersten Teil von "Zeitenzauber" lernen wir zunächst die Protagonistin Anna kennen, die ihre Sommerferien in Venedig verbringt. Für die geschichtlichen Aspekte, die ihre motivierten Eltern in die Reise einbringen wollen, interessiert sie sich nicht. Facebook, Musik und die Liebesprobleme ihrer Freundin sind wesentlich spannender. Ihre Prioritäten so gesetzt zu haben, bereut Anna jedoch ziemlich, als sie durch einen verrückten Zufall (Ha, wer glaubt schon an Zufälle?!) eine spontane Zeitreise antritt und sich schließlich im Venedig des Jahres 1499 wiederfindet. Dass das Leben damals ganz anders abgelaufen ist, zeigt sich schnell - ist allerdings nichts gegen die Tatsache, wie verwinkelt das Leben als Zeitreisender ist, wenn man sich um Machtspielchen und Liebessorgen kümmern muss...
Vor einigen Jahren habe ich von Kerstin Gier die Edelstein-Trilogie gelesen, die mir unfassbar gut gefallen hat. Zugegeben waren meine Erwartungen dementsprechend auch recht hoch, als ich mich mit diesem Buch nun erneut an das Thema Zeitreisen gewagt habe. Leider konnten meine Hoffnungen nicht gänzlich erfüllt werden: Eine Konkurrenz zur Edelstein-Trilogie war dieses Buch rein qualitativ gesehen in meinen Augen nicht. Meiner Meinung nach fehlte es den Charakteren an Tiefgang, man erfährt keine Geschichten, die als Antrieb für die unterschiedlichen Ziele gelten, und lernt ohnehin jede einzelne Person eher oberflächlich kennen. Auch der romantische Teil des Buchs erscheint mir irgendwie unausgereift, sodass die Beziehungen schließlich eher wie Schulhofschwärmereien wirken. Ich frage mich jetzt noch, wo genau die Gefühle jeweils herkamen, denn viel mehr als ein paar geschwungene Degen, kleine Witze und Äußerlichkeiten kamen eigentlich nicht zum Vorschein. Ich hoffe wirklich, dass sich das in den Folgebänden noch ändert.
Weiterhin ging mir persönlich dann und wann der Spannungsbogen flöten. Eva Völler nimmt den Leser wirklich mit in das Venedig aus dem Jahr 1499, erklärt viel und versucht die Vergangenheit so verständlich wie nötig zu machen, aber leider machte genau das das Buch an manchen Stellen langatmig und es passiert über viele Seiten kaum etwas, außer der morgendliche Besuch des Abtritts und das Beklagen darüber, dass weder Deo noch richtiges Shampoo existieren.
ABER (!) nach all den Dingen, die ich nun bemängelt habe und die das Buch in meiner Wertung eben auch zwei Sterne gekostet haben, kommen wir jetzt zum positiven: Zeitenzauber mag nicht mit der Edelstein-Trilogie konkurrieren können, ist aber trotzdem ein Buch, das man ohne Frage locker nebenher auf der Couch lesen kann. Als entspannter Zeitvertreib ist es wirklich klasse, erst Recht wenn man vielleicht ein Herz für Italien hat. Ich war selbst erst im Sommer des letzten Jahres in Venedig und musste dann und wann tatsächlich schmunzeln, weil Eva Völlers Beschreibungen ein kleiner Weckruf meiner Urlaubserinnerungen waren. Außerdem, sind wir mal ehrlich, die Idee des "Translators", der neumodische Worte automatisch in die der damaligen Zeit verwandelt, ist schon echt cool. War auch mal ein neuer Aspekt beim Thema Zeitreisen.
Ich kann eigentlich zum Abschluss nur sagen: Wer ein Buch sucht, das ohne viel Grübelei und auch gut zur Entspannung nach einem ereignisreichen Tag gelesen werden kann, wenn der Kopf schon etwas müde ist, der wird mit Zeitenzauber sicherlich seine Freude haben. Ich kann die Fakten natürlich nicht überprüfen, aber man bekommt eine wirklich klare und unbeschönigte Vorstellung vom damaligen Venedig, gepaart mit ein paar politischen Machtkämpfen und einer Prise Romantik. Vielleicht haben wir ja Glück und im nächsten Teil legt nicht nur die Story an Tempo sondern auch die Charaktere an Tiefgang zu. ☺