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Veröffentlicht am 14.08.2023

Großartige Möglichkeiten oder erschreckende Horrorvorstellung?

KRYO – Die Verheißung
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Im neuen Thriller von Petra Ivanov geht es um die Optimierung des Menschen durch den Einsatz verschiedener technologischer Verfahren wie den Einsatz von KI, Kryotechnologie, Stammzellentherapie, Transfusionen ...

Im neuen Thriller von Petra Ivanov geht es um die Optimierung des Menschen durch den Einsatz verschiedener technologischer Verfahren wie den Einsatz von KI, Kryotechnologie, Stammzellentherapie, Transfusionen des Blutplasmas junger Menschen, digitale Bewusstseinsspeicherung.
Schon der Prolog ist spannend und wirft viele Fragen auf. Verschiedene Erzählperspektiven und Handlungsstränge sind zu Beginn verwirrend, da der Zusammenhang nicht offensichtlich ist, sondern sich erst im Verlauf der Geschichte zeigt. Das Personenverzeichnis zu Anfang des Buchs erweist sich als hilfreich.
Michael, Arzt und Journalist, ist bei den Recherchen zum Thema Transhumanismus spurlos verschwunden und seine Mutter Julia, die selbst ein belastendes Geheimnis hat, begibt sich auf die gefährliche Suche nach ihm. Julia beweist Einfallsreichtum, Schauspieltalent und Kombinationsstärke, als sie Michaels Spuren folgt und immer mehr über die gewinnträchtigen Geschäfte der Zukunft herausfindet.
Die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charaktere authentisch, auch die verschiedenen Schauplätze werden atmosphärisch beschrieben. Petra Ivanovs Schreibstil ist klar, angenehm zu lesen und fesselnd. Die Geschichte ist komplex und intelligent konzipiert, hat ein hohes Erzähltempo, überraschende Wendungen und bleibt auf hohem Niveau durchgehend spannend. Die wissenschaftlichen Hintergründe sind sehr gut recherchiert und verständlich erklärt. Die Interviews, die Michael führt, erscheinen mir wie eine Diskussion über die Vor- und Nachteile des Transhumanismus und lassen mich über meine eigene Meinung zur den verschiedenen Aspekten der Verbesserung des Menschen nachdenken.
Das Cover zeigt einen Eisblock, der mit seinen Einschlüssen etwas rätselhaft wirkt. Autorenname oben und Verlag unten in rot, Titel und Untertitel in schwarz-weiß, mir gefallen Layout und die Kombination besonders der Farben.
'Kryo – Die Verheißung' hat mich gut unterhalten, und einige offene Fragen am Ende des Thrillers lassen mich gespannt auf den 2. Band der Trilogie warten.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Spannender Thriller mit ungewöhnlichen Protagonisten

Refugium
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John Ajvide Lindqvist, ein erfolgreicher schwedischer Autor von Horrorromanen, hat sich an einem Krimi versucht und er ist ihm gelungen.

Das Cover erscheint auf den ersten Blick unscheinbar, aber ist ...

John Ajvide Lindqvist, ein erfolgreicher schwedischer Autor von Horrorromanen, hat sich an einem Krimi versucht und er ist ihm gelungen.

Das Cover erscheint auf den ersten Blick unscheinbar, aber ist bei näherer Betrachtung reizvoll mit dem hochglänzenden Schwarz, dem grellen Gelb und dem haptisch wahrnehmbaren Zweig mit der verletzten Rinde.

John Ajvide Lindqvists Schreibstil ist lebendig und fesselnd, auch humorvoll und mit ironischen Seitenhieben, die Charaktere sind interessante, gut ausgearbeitete Figuren, besonders der rätselhafte Kim Ribbing, ein faszinierender Protagonist, aus dessen Vergangenheit nach und nach in Rückblenden erzählt wird.
Die erfolgreiche Schriftstellerin Julia Malmros und der Hacker Kim beginnen zu einem Anschlag zu ermitteln, der in der Nähe von Julias Sommerhaus stattgefunden hat. Julia und Kim haben sehr viel mehr Möglichkeiten als die Polizei und auch der Zufall hilft weiter, dennoch ergänzen sich die Ermittlungen beider Teams und halten den Spannungsbogen durchgehend hoch.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln und aus verschiedenen Perspektiven. Als ebenso wichtig wie die Entwicklung des komplexen Wirtschaftskrimis empfinde ich die ungewöhnliche Beziehung, die zwischen Julia und Kim entsteht, wobei der Autor glaubhaft vermitteln kann, was sie für die Beiden bedeutet.

Dieser Thriller hat eine Metaebene: Lindqvist war beauftragt worden, die Millennium-Reihe weiter zu schreiben, sein Buch wurde aber vom Verlag abgelehnt. Das gleiche passiert in 'Refugium' der Protagonistin Julia. Was Julia nur in Betracht zieht, hat Lindqvist getan: er änderte den Anfang, vertauschte die Rollen der Figuren, und veröffentlichte das Buch unabhängig von Millennium als Auftakt einer Trilogie.

Mir hat der spannende Thriller sehr gut gefallen und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. Ich vergebe 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Überzeugender Auftakt einer neuen Thriller-Reihe

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Der Morgen ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe von Marc Raabe. Einen Bezug zum Inhalt kann ich beim Cover nicht erkennen, aber es ist mit dem auffälligen Pink ein Hingucker, genau wie der schwarze ...

Der Morgen ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe von Marc Raabe. Einen Bezug zum Inhalt kann ich beim Cover nicht erkennen, aber es ist mit dem auffälligen Pink ein Hingucker, genau wie der schwarze Buchschnitt.

Das neue Ermittlerteam finde ich interessant und es gefällt mir gut. Da ist Art Mayer, ein verschlossener Mann mit Ecken und Kanten, Typ Harte Schale, weicher Kern, der zu wenig auf sich achtet und seine unerfahrene junge Kollegin Nele Tschaikowski, sie ist schnell von Begriff, clever und empathisch. Es deutet sich rasch an, dass die Beiden zueinander passen und ein gutes Team werden.

Von Beginn an gibt es zwei packende Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen und die Frage, was die Jugendlichen des in der Vergangenheit spielende Handlungsstrangs mit den Protagonisten in der Gegenwart zu tun haben, bleibt lange unbeantwortet und trägt sehr zu Spannung bei. Der aktuelle Mordfall ist rätselhaft, für die Ermittler wie für den Leser, und von politischer Brisanz, tagesaktuelle Themen werden geschickt in die Handlung eingebunden.
Marc Raabe überrascht mit vielen Wendungen, einige Figuren spielen mehr als eine Rolle, was auf verschiedenen Ebenen im Handlungsverlauf erst ersichtlich wird und mir sehr gefallen hat. Auch den Aufbau der Geschichte finde ich dramaturgisch sehr gelungen. Der Schreibstil ist lebendig und bildhaft, die Figurenzeichnung oft vielschichtig, authentisch und überwiegend glaubhaft.
Der durchgehend spannende Thriller mit unerwarteter, doch schlüssiger Auflösung und aufregendem Showdown hat mich sehr gut unterhalten und einige offene Fragen lassen mich mit Vorfreude auf den zweiten Band warten. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für jeden Thrillerfan!

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Gelungene Near-Future-Dystopie

Equilon
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Die Klimakatastrophe hat zu neuen Strukturen geführt, Firmen haben die Führung übernommen und die Welt in wenige große Gebiete eingeteilt.
Die 20-jährige Jenna hat es geschafft, sie hat den Score für ...

Die Klimakatastrophe hat zu neuen Strukturen geführt, Firmen haben die Führung übernommen und die Welt in wenige große Gebiete eingeteilt.
Die 20-jährige Jenna hat es geschafft, sie hat den Score für die »Eine Milliarde« geknackt und darf als eine von wenigen Privilegierten nach New Valley reisen, um an Equilon mitzuarbeiten, dem Algorithmus, der das neue Fundament der Weltordnung ist und die Erde wieder bewohnbar machen soll.
Dorian lebt noch in einem der „Grenzländer“, unfruchtbare, staubige Landstriche mit Reststädten, wo die Menschen Stürmen, Dürre und Luftverschmutzung ausgesetzt sind und wenig Chancen haben, ihren score zu verbessern.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Jennas und Dorians Ich-Perspektive erzählt, wodurch ich als Leserin ganz nah an ihren Gedanken und Gefühlen bin. In beider Leben gibt es Veränderungen, und es ist spannend und berührend zu verfolgen, wie Jenna und Dorian mit neuen Herausforderungen und starken Emotionen umgehen.
Erst gegen Ende werden die beiden Handlungsstränge zu einem und hier gibt es einen Aspekt im Verhältnis zwischen Jenna und Dorian, den ich nicht nachvollziehen konnte (ich kann das nicht näher ausführen ohne zu spoilern), mein einziger Kritikpunkt.
Auch bei den Nebencharakteren ist die Figurenzeichnung authentisch und glaubwürdig. Sarah Raichs Schreibstil ist packend, bildhaft und anschaulich. Trotz der anfangs vielen neuen technischen englischen Begriffe hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten, alles wird erklärt oder erschließt sich aus dem Zusammenhang. Die Verwendung englischer Bezeichnungen finde ich logisch, ist das doch im technisch-wissenschaftlichen Bereich schon heute so.

Die Autorin hat ihre spannende dystopische Geschichte, deren Ende für mich nicht vorhersehbar war, glaubhaft und erschreckend umgesetzt und thematisiert neben der Zweiklassengesellschaft auch den Rohstoffbedarf einer digital hochgerüsteten Welt, die Notwendigkeit von Robotern, die Nahrungsbeschaffung und mehr. Darüber hinaus punktet das Buch mit einer interessanten Playlist.

Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, es zeigt die beiden gegensätzlichen Welten, um die es hier geht.
Mir hat Equilon sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch nicht nur jungen Lesern von Near-Future-Fiction und Dystopien.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Was hält eine Liebe alles aus?

Die Liebe an miesen Tagen
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Clara und Elias sind füreinander bestimmt, das wissen beide von Anfang an und es ist auch für andere offensichtlich, dass sie zusammen gehören. Doch Clara hat eine schwierige Partnerschaft hinter sich ...

Clara und Elias sind füreinander bestimmt, das wissen beide von Anfang an und es ist auch für andere offensichtlich, dass sie zusammen gehören. Doch Clara hat eine schwierige Partnerschaft hinter sich und ist einige Jahre älter als Elias. Und Elias ist Schauspieler durch und durch, allzu oft spielt er nur das Leben. Schaffen es die beiden, ihre Liebe auch im Alltag, an miesen Tagen, zu leben?

Auf diesen Alltag spielt das schön gemachte Cover an: ein Morgen mit Zeitung und Kaffee, aber da gibt es einen störenden Kaffeefleck.
Mit klaren, bildhaften Worten schreibt Ewald Arenz abwechselnd aus Claras und Elias' Perspektive, bezieht auch die Jahreszeiten und die Natur mit ein, um Gefühle, Zweifel, Unsicherheiten atmosphärisch zu beschreiben. Die Emotionen der Protagonisten berühren, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und sehr nahbar. Alle Figuren sind interessant und erscheinen lebendig und authentisch, vor allem Claras Familie ist liebenswert, wobei die Figur der Mutter die Geschichte um ein belastendes Thema erweitert, das der Autor offen und einfühlsam darstellt.

Für Clara als Fotografin sind visuelle Eindrücke wichtig und für Elias das Wort, die Sprache. Ewald Arenz verbindet in seinem Roman wunderbare Worte mit schönen Bildern, unterhält mit humorvollen und auch ernsthaften Dialogen und schafft eine emotionale Nähe zu den Protagonisten, so dass die Geschichte mich mitnimmt. Gespannt und hoffnungsvoll habe ich dem Ende entgegen gelesen.

Dem Autor ist eine bezaubernde gefühlvolle, niemals kitschige Liebesgeschichte mit Tiefgang und (vielleicht ein wenig zu viel) Dramatik gelungen, die auch den Konflikt zwischen Eigenständigkeit in der Lebensmitte und der Erkenntnis, unerwartet Hälfte eines Paares zu sein, ehrlich beschreibt.
Ich habe Die Liebe an miesen Tagen mit Vergnügen gelesen und freue mich, Ewald Arenz als für mich neuen Autor entdeckt zu haben.

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