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Veröffentlicht am 15.09.2016

Dünnes Büchlein

Nationalstraße
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Vandam lebt in Prag und war an vorderster Front bei der grossen Revolution 1989.Ansonsten schlägt er sich mehr schlecht als recht durch das Leben im Prager Plattenbau.

Er ist ein Verlierer ,trinkt, ...

Vandam lebt in Prag und war an vorderster Front bei der grossen Revolution 1989.Ansonsten schlägt er sich mehr schlecht als recht durch das Leben im Prager Plattenbau.

Er ist ein Verlierer ,trinkt, wünscht sich eine Frau,die sich ihm unterwirft und ist dafür,dass alle Ausländer,Homosexuelle , Sozialschmarotzer,Schwarze usw ausgeschafft werden.
Als er Sylva,eine Kellnerin kennen lernt,ändert sich etwas....doch Vandam wird aich trotzdem treu bleiben.

Laut Nachwort basiert die Figur Vandam auf einer realen Person.Der Autor hat ihn in einer Prager Kneipe getroffen und Vandam hat ihm sein Leben erzählt.
Heraus kam dieses Buch, das sehr authentisch rüber kommt.Der Autor hat nichts beschönigt, die Sprache von Vandam ist sehr einfach und rutscht etliche Male ins Obszöne ab. Ich bin hin und her gerissen. Enerseits braucht es als Autor ganz viel Mut ,Wörter wie schiffen,Scheisse und bumsen zu benutzen und wiederzugeben...anderseits stören sie mich.Doch egal wie, authentisch kommt Vandam rüber.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten,hat zeitweise etwas von der "Comicsprache"(...zack, zack, Bumm, Bumm) und beinhaltet etliche Wiederholungen.Dann wieder habe ich Sätze entdeckt, die nachklingen...wie zum Beispiel dieser Satz :

Frieden ist nur eine Pause zwischen den Kriegen.

Das dünne Buch lebt nicht von grosser Handlung.Das war ganz klar auch nicht die Absicht des Autoren.Vielmehr erfährt man viel über das von vornherein zum Scheitern verurteilte Leben des Jungen Vandam, dessen Vater vom Balkon sprang,als er 9 Jahre alt war und dessen Mutter psychische Probleme hatte.
Ich bin zweigeteilt,wie ich bewerten soll. Einerseits ist die Geschichte durch und durch authentisch...anderseits hat sie mich nicht wirklich gepackt. Goldene Mitte:3 Sterne!

Veröffentlicht am 05.05.2023

Zu aufgebauscht!

Das Haus der Sommerfreundinnen
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Obwohl Joanna schon lange von Cliff geschieden ist, trifft es sie, als er bei einem Unfall ums Leben kommt. Cliff Whitmann hat als Promi - Koch Berühmtheit erlangt und Joanna befürchtet, dass nun der Presserummel ...

Obwohl Joanna schon lange von Cliff geschieden ist, trifft es sie, als er bei einem Unfall ums Leben kommt. Cliff Whitmann hat als Promi - Koch Berühmtheit erlangt und Joanna befürchtet, dass nun der Presserummel um sie neu entflammt. Vor allem, als publik wird, dass Cliff, der als Frauenheld verschrien ist, nicht allein in dem Auto war. Die Mitfahrerin, eine junge Frau, wurde nur leicht verletzt. Joanna besucht sie im Krankenhaus und bietet ihr an, zusammen nach Silver Point zu fahren. Dort besitzt Joanna ein Strandhaus. Zum ersten Mal seit 20 Jahren kehrt sie dorthin zurück.



Ich bin ein grosser Fan der Autorin Sarah Morgan und ich habe schon etliche Bücher von ihr gelesen, die mich durch die humorvolle Art und die romantischen Einspieler begeistert haben.

Leider hat der Funke bei " Das Haus der Sommerfreundinnen" nicht gezündet. Ich fand dafür den Plot zu einfach gestrickt und die Problemchen zu aufgebauscht. Eine Frau, die von ihrem Exmann, der cholerischer Natur war, geschieden ist, entflieht vor der Presse in das Haus ihrer Kindheit in eine Gegend, die sie 20 Jahre gemieden hat. Sie flüchtet nach Silver Point, damit die Presse sie nicht wieder verfolgt, denn ihr Exmann war ziemlich berühmt. Warum flüchtet sie ausgerechnet dorthin? Da ja scheinbar viele Altlasten dort begraben liegen und sie Menschen, mit denen sie aufgewachsen ist, nicht unbedingt sehen möchte. Den Grund für den Streit damals empfand ich ebenfalls als weit hergeholt. Als Erwachsene kann man doch irgendwann relativieren, was man als Zwanzigjährige scheinbar falsch gemacht hat. Joanna begegnet in Silver Point nicht nur ihrer ehemaligen Freundin Meli, sondern lädt auch Ashley, die junge Frau, die den Unfall verletzt überlebt hat, ein. Ziemlich schnell ahnte ich, weshalb Joanna sie einlädt.

Die drei Frauen kauen seitenweise immer wieder dieselben Themen durch. Joanna und Ashley über die Presse und die Journalisten, die sie verfolgen könnten. Komischerweise taucht lange Zeit kein Journalist in ihrem Versteck auf, sie reden jedoch praktisch nur darüber. Dann verhandeln Joanna und Mel Ereignisse vor über zwanzig Jahren und den Grund, weshalb sie sich damals entfremdet haben. Dabei gerät die Handlung zeitweise völlig ins Stocken. Apropos Handlung: die ist schon sehr vorhersehbar und ich wusste schon nach den ersten Kapiteln, wie die Geschichte ausgehen wird.

Irgendwann habe ich doch noch eine Prise Romantik gefunden und der zweite
Teil des Buches war weit weniger zäh als die erste Hälfte. Allerdings arrangieren sich da viele Probleme mit etwas, was praktisch alle Figuren schon längst hätten tun sollen: Kommunikation! Miteinander reden, statt verstockt jahrelang aufeinander böse zu sein. Aber eben, dann wäre der Plot nicht aufgegangen und noch dürftiger gewesen.

Die Autorin kann es besser, das hat sie mir mit ihren letzten Büchern bewiesen. Dieses Mal ist der Funke leider nicht übergesprungen.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Vorhersehbar!

Landliebe
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«Landliebe» ist eine TV – Datingshow und verspricht Bares, wenn die Pärchen vier Wochen miteinander auskommen. Die Dreharbeiten spielen sich auf Bauernbetrieben oder auf Weingütern ab.

Der Landwirt oder ...

«Landliebe» ist eine TV – Datingshow und verspricht Bares, wenn die Pärchen vier Wochen miteinander auskommen. Die Dreharbeiten spielen sich auf Bauernbetrieben oder auf Weingütern ab.

Der Landwirt oder Winzer soll verkuppelt werden und die Liebe seines Lebens finden. Ellie hat finanzielle Probleme, meldet sich und wird nach Sternbach an der Mosel, auf das Weingut von Winzer Tom Sander, geschickt. Doch Tom, der von seinem Bruder gedrängt wurde, mitzumachen, macht es Ellie nicht einfach. Eine Grossstadttussi, das hat ihm mitten in der Weinlese gerade noch gefehlt. Können die beiden ihre Vorurteile überwinden?




Jana Lukas spielt mit einigen Klischees. Grossstadttussi trifft auf knurrigen Winzer. Sie aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr, er unfreundlich und mies gelaunt. Es benötigt rund das halbe Buch, bis die beiden ihre wahre Persönlichkeit zeigen und ab da geht es ziemlich rund in Sachen Liebe. Vorhersehbar und etwas platt die weitere Entwicklung der Geschichte. Viele Situationen könnten die beiden besser und eher meistern, wenn sie nur mal miteinander sprechen würden. Doch es zieht jeder vor, sein eigenes Süppchen zu kochen.

Die Handlung hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen und ist teilweise arg schmalzig. Gefallen hat mir, dass die harte Arbeit als Winzer authentisch und nicht verklärt dargestellt wird.

Die Handlung ist einfach gestrickt, tatsächlich kann man das Buch lesen und mit halbem Ohr einer nebendran laufenden Unterhaltung zuhören, ohne den Faden zu verlieren. Die Figurenanzahl ist überschaubar und ohne komplizierte Charakterisierung. So reihe ich «Landliebe» in die Sparte «seichte Unterhaltung» ein.

Tiefschürfende Gespräche oder Themen darf man nicht erwarten. Bei Kapitelbeginn sind regelmässig Auszüge aus der Sendung «Landliebe» eingefügt. Die waren witzig und haben das oft langatmige Umwerben von Ellie und Tom wohltuend unterbrochen. Obschon diese eigentlich keinen Mehrwert für die Geschichte auf dem Weingut darstellen und oft zusammenhanglos sind.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Enttäuschend!

Das Therapiezimmer
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Sam Statler arbeitet als Psychotherapeut und ist überglücklich, als er das Erdgeschoss in einem Haus als Praxisräume beziehen kann. Die Praxis läuft gut und die Ehe mit seiner Frau Annie könnte nicht besser ...

Sam Statler arbeitet als Psychotherapeut und ist überglücklich, als er das Erdgeschoss in einem Haus als Praxisräume beziehen kann. Die Praxis läuft gut und die Ehe mit seiner Frau Annie könnte nicht besser laufen. Alles stimmt im Leben von Sam, bis er von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet. Annie sucht verzweifelt nach Sam und die Polizei schaltet sich ein. Was Sam nicht wusste, ist, dass seine Therapiegespräche belauscht wurden. Hat einer seiner Patienten etwas mit seinem Verschwinden zu tun?



Die Geschichte lebt durch regelmässige Perspektivwechsel.

Die Ich - Perspektive zu Beginn empfand ich als verwirrend. Erst gegen Ende des ersten Teils erkennt man als Leser, dass die Autorin genau das wollte. Den Leser verwirren und in die Irre führen. Ein Plot Twist wirbelt alles zuvor angenommene und zurecht gelegte durcheinander. Nach dem ersten Teil, das heißt nach 119 Seiten, wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Gespannt startete ich in den zweiten Teil des Buches. Was dann kam, war die grosse Ernüchterung.

Leider schweift Aimee Molloy oft in nebensächliche Details ab, wofür es von mir auch Abstriche gibt. Zudem handeln die Figuren nicht immer logisch und nachvollziehbar. Wobei ich mich mit dem noch hätte abfinden können, wenn die Figuren etwas mehr Tiefe gezeigt hätten. So war ich sehr erstaunt, womit sich Sams Ehefrau Annie alles befasst, während ihr Mann spurlos verschwunden ist. Die Frau zeigt weder Panik, Angst, noch überhaupt ein Gefühl. Sie wirkt oft blass und leer.


Über den ersten Teil der Geschichte verteilt, erzählt also eine Figur in Ich Perspektive. Zu erfahren, wer diese Figur genau ist, hat mich durch diesen ersten Teil getrieben. Bedauerlicherweise wird nach dem ersten Drittel des Buches die Identität aufgeklärt und damit sackte die Spannung rapide ab.

Große Probleme hatte ich mit dem Aufbau der Geschichte. Denn die Autorin switcht hin und her zwischen den Perspektiven und baut auch Rückblicke lose in die Handlung ein. Das kann dann sein, dass Sam verschwunden ist, Annie jedoch an vergangene Erlebnisse zurückdenkt und das in der Jetzt Form. Ergab für mich ein chaotisches Durcheinander, das mir mehr und mehr den Spaß verdarb. Leider strotzt die Geschichte vor Logiklöchern, die mich mehr und mehr genervt haben.

Ich habe auf einen großen Knall, der die Einteilung in das Genre Thriller rechtfertigt, gewartet. Der blieb aus und so lässt mich das Buch sehr enttäuscht zurück. Punkto Spannung, Punkto Logik, aber auch Punkto Plot und Aufbau.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Ruth Ware kann es besser!

Wie tief ist deine Schuld
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Isa Wilde überlegt nicht lange, als sie von ihrer Freundin Kate einen Hilferuf bekommt. Kate Atagon lebt in Salten, vier Stunden von London entfernt und bittet um Hilfe. Warum es genau geht, verrät sie ...

Isa Wilde überlegt nicht lange, als sie von ihrer Freundin Kate einen Hilferuf bekommt. Kate Atagon lebt in Salten, vier Stunden von London entfernt und bittet um Hilfe. Warum es genau geht, verrät sie nicht. Als Isa mit ihrer 6 Monate alten Tochter Freya bei Kate eintrifft, sind kurz darauf auch Thea West und Fatima Chaudhry dort. Auch sie hat Kate um Hilfe gebeten. Die vier Frauen haben sich fast 17 Jahre nicht mehr gesehen, sie haben zusammen die Schulbank im Internat in Salten gedrückt. Kate ist außer sich, denn im Reach, dem Fluss in Salten, wurde ein Knochenfund gemacht. Und so holt die vier Frauen die Vergangenheit ein, denn sie wissen, wer die nun gefundene Leiche ist.





Ich musste geschlagene 81 Seiten Geduld haben, bis ein Satz mich so elektrisiert hat, dass ich von da an mit mehr Freude gelesen habe. Davor empfand ich die Einführung als ziemlich langweilig und langatmig. Haarklein wird Isas neue Rolle als Mutter beschrieben, ihre Müdigkeit, Windelwechsel und Stillen in Dauerschleife. Isa empfand ich als nervige Figur, deren Welt sich nur noch um das Baby dreht. Partner Owen kann ihr nichts recht machen und sie steigert sich ganz schön in ihre neue Rolle rein. Zudem ist das 6 Monate alte Baby gewöhnt ständig herumgetragen zu werden und im Ehebett viel Platz einzunehmen. Dazu wird jedes Schniefen, jeder Schrei und jeder Gesichtsausdruck von Freya erwähnt und irgendwann habe ich nur noch gedacht: Muss ich das wirklich alles wissen? Nein, musste ich nicht, denn Freyas Befinden und Isas Mutterrolle haben absolut keine Relevanz für die Geschichte.

Man erfährt sehr viel über die Freundschaft zwischen den vier Frauen. In der Handlung in der Gegenwart wurden immer wieder lose Passagen, die 17 Jahre zuvor im Internat spielen, eingeflochten. Irgendwann dachte ich: Wann kommt die Autorin denn nun endlich mal auf den Punkt?


Ruth Ware kenne ich als Autorin von Geschichten mit einem raffinierten Plot. Hier in diesem Buch ist der Grund, der zu einem Verbrechen führt, einfach nur an den Haaren herbeigezogen. Der Grund für die Geheimniskrämerei ist so in die Länge gezogen und wird immer nur häppchenweise verraten, dass ich den Eindruck bekam, dass die Seiten halt irgendwie gefüllt werden mussten. Gegen Mitte ahnte ich, wie alles zusammenhängt und ein, zwei Ueberraschungen konnten mich doch noch etwas versöhnen.

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