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Veröffentlicht am 21.07.2017

Das Rätsel von Annandale Grange

Ein unmöglicher Mord
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Der 3. Fall des Literaturprofessors John Stableford und seines Freundes Percy Holmes ist dieses Mal in Upper Biggins, einem alten Herrenhaus namens "Annandale Grange" verortet und erschien mit dem Titel ...

Der 3. Fall des Literaturprofessors John Stableford und seines Freundes Percy Holmes ist dieses Mal in Upper Biggins, einem alten Herrenhaus namens "Annandale Grange" verortet und erschien mit dem Titel "Ein unmöglicher Mord" von Rob Reef, dem Autor der Serie im Sinne eines whodunit im Dryas-Verlag, Frankfurt (2017). Das mysteriös-dunkel wirkende Cover lädt den Fan englischer Kriminalliteratur geradezu ein, mitzurätseln und zu grübeln..Das Besondere an diesem 3. Fall der (historischen) Golf-Krimis ist die Tatsache, dass das Taschenbuch "ringsum begrünt" ist - was mir persönlich sehr gefallen hat. Ohne die beiden Vorgänger zu kennen, kommt man als Leser durch den tollen Schreibstil von Rob Reef, der atmosphärisch dicht zu lesen ist und durch brillante Gedankengänge John Stablefords als Ermittler glänzt, schnell in die Geschichte hinein.

"England 1938: Der Literaturprofessor und Gelegenheitsdetektiv John Stableford freut sich auf ein paar unbeschwerte Tage in der Bibliothek seines Schwiegervaters, dem Vikar von Upper Biggins. Doch als seine Nichte im Garten des Pfarrhauses einen mit einem Hakenkreuz markierten Golfball findet, ist es mit der Idylle schlagartig vorbei. Der skandalöse Fund führt John in das benachbarte Herrenhaus, wo ihn sein Freund Dr. Holmes erwartet. Noch am selben Abend bricht der Hausherr Sir Edmund Rogie zusammen. Doch damit nicht genug. Am folgenden Tag geschieht ein Mord, der so unmöglich zu sein scheint, dass Stableford an seinem Verstand zu zweifeln beginnt."(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Mit dem besagten Golfball beginnt "das Rätsel von Annandale Grange", das Herrenhaus, in dem ein etwas inoffizielles Rückspiel des im August 1936 in Baden-Baden ausgetragenes Turnier stattfinden soll, das den begehrten Teller, die Trophäe, ins Deutsche Reich bringen soll (wir schreiben das Jahr 1938). Als "Beobachter" lädt Holmes seinen Freund John Stableford ein, der sich als Caddie im Turnier verdingt. Bevor dieses stattfinden kann, gibt es ein Bankett ganz nach dem Gusto der langjährigen Geliebten von Sir Edmund - Cocktails und Canapés - was letzterem nicht zu munden scheint, da er bewusstlos zusammenbricht...Nita Nye lebt mit ihrem Sohn Nero, einem zynischen Dandy gemeinsam in Sir Edmunds Anwesen und ist zutiefst erschüttert über den gesundheitlichen Zustand dessen...
Doch es sollte noch schlimmer kommen: Am Folgetag geschieht in unmittelbarer Nähe der Spieler ein Mord, der nahezu unmöglich ist und die detektivischen Fähigkeiten von Holmes und besonders von John Stableford aufs Äußerste fordern.

Die Ermittlungsarbeit (natürlich inoffiziell, da das Rückspiel ebenfalls nicht offiziell stattfand) der beiden beginnt und so werden alle zur Tatzeit Anwesenden vernommen. Die Vernehmungen gestalten sich schwierig und führen zunächst zu keinerlei Aufschlüssen, allerdings beleuchten sie sehr amüsant die Beziehungsgeflechte der Bewohner. Nach dem "Ausschlussverfahren" bleiben einige wenige Verdächtige übrig, doch wer war es? Der Leser rätselt bis zum Schluss mit, was mir persönlich sehr viel Spaß machte, da der Spannungsbogen bis zum Ende anhielt und sich in den letzten Kapiteln noch um einiges steigerte. Auch fließen Artefakte aus der Zeit des 1. Weltkrieges und die Bedeutung des Herrenhauses, das bis ins elisabethanische Zeitalter reicht, mit in die Handlung ein, was mir persönlich überaus gut gefiel, da es historische Bezüge aufweist.

Der Stil von Rob Reef ist sehr flüssig und sprachlich in die Zeit versetzt zu lesen, was den Fan von Kriminalromanen, die auf klassische Manier den alten Christie und Carr-Detektivromanen huldigen, sehr erfreut, da er dieses Genre sehr gut zu bedienen weiß und hier an die Klassiker gut ansetzt. Auch die Orte der Handlung sind atmosphärisch beschrieben, so dass man das Gefühl hat, man weile auf Annandale Grange und sehe Stableford über die Schulter. Die Figuren sind sehr facettenreich beschrieben, der Plot stimmig und sehr schlüssig.

Besonders freut man sich als neuer Fan dieser Stableford-Reihe, dass ein 4. Fall auf den Scilly-Inseln bereits in Planung ist ;)
Das Golf-Glossar schenkt auch Lesern ohne Kenntnisse dieses Sports einen guten Einblick und befindet sich am Ende des Krimis.

Fazit:

Eine gelungene Hommage an das Krimigenre der 1930er Jahre mit hohem Aufforderungscharakter an den geneigten Krimileser zum Miträtseln und -raten: Sehr vergnüglich, interessant und überzeugend, daher von mir 5* und 95° auf der "Krimi-Couch" sowie der Vorfreude, die Vorgänger sowie den Nachfolger, der 2018 geplant ist, noch zu lesen!

Veröffentlicht am 21.07.2017

Ein Garten/Pflanzen/Gestaltungsratgeber der Superlative!

Mein Blumengarten
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"Mein Blumengarten - wie er mir gefällt von Mascha Schacht ist im Ulmer-Verlag (2017) erschienen und optisch sowie inhaltlich eine "Augenweide". Übersichtlich, gut strukturiert, mit enormem und sehr qualifiziertem ...

"Mein Blumengarten - wie er mir gefällt von Mascha Schacht ist im Ulmer-Verlag (2017) erschienen und optisch sowie inhaltlich eine "Augenweide". Übersichtlich, gut strukturiert, mit enormem und sehr qualifiziertem Fachwissen und Sorgfalt der Autorin überzeugt er durch eine Fülle von wundervollen Anregungen und auch Erklärungen, die keine Wünsche werdender oder bereits bestehender Gartenliebhaber offen lassen!

Bereits das Aufschlagen dieses aufwändig und mit vielen Pflanzenfotos versehenen Ratgebers ist ein Hochgenuss (zu sehen ist eine Komposition des Zierlauchs mit Lupinen, traumhaft)!
Es folgen eine hervorragende Gliederung es Buches mit Haupt- und Untertiteln: Von "alles wissen" zu "schnell finden", in dem der Blumengarten von A-Z gelistet ist (beides mit wundervoller Gestaltung und Gärtnerutensilien); über die Vielfalt der Eigengestaltungsmöglichkeiten der Gartenwünsche (unter Berücksichtigung von Licht und Schatten sowie der Beschaffenheit des Bodens für die jeweilige Pflanzenauswahl); über Hochbeete und deren Besonderheiten und kühlen Schattenpflanzen - für jeden ist etwas dabei! Auch Balkon- und Terrassengarten fehlen nicht, da nicht jeder einen Garten besitzt. Weiter wird man verzaubert durch wohlriechende Pflanzen, die die Sinne verführen oder Kräuter, die selbst auf engstem Raum ihren Platz finden können.

Mascha Schacht behandelt mit viel Fachwissen und der Freude beim Gärtnern, die beim Lesen überspringt, die Standortansprüche, Bedürfnisse nach Licht und Schatten einzelner Pflanzen. Auch "das Gold des Gärtners" - der Humusgehalt des Bodens, spielt eine wichtige Rolle, wenn die ausgewählten Pflanzen in voller Blüte erstrahlen sollen.
Sie plädiert bei der Auswahl der Pflanzen zur vorhandenen Fläche zum einen zur Setzung von Prioritäten und zum zweiten zur Einbeziehung des Zeitmanagements, das für die Gartenarbeit verfügbar ist. Bei vielen Kapiteln freuten mich die Querverweise, hier etwa zur "to do Liste" der Arbeit im Garten. In den beiden "Herzkammern" des fachlich versierten Ratgebers findet man die Gartenplanung und die Gartengestaltung: Hier wartet die Autorin mit der Vorstellung der grünen Hauptprotagonisten auf, die jedes Gärtnerherz höher schlagen lassen: Die Hauptdarsteller sollten mit der Persönlichkeit des Gartenbesitzers korrespondieren, ebenso wie die farbliche Gestaltung der Pflanzen(gruppen).
Besonders gelungen fand ich das Kapitel über die Stauden: Als Tochter eines Staudengärtnermeisters liegen sie mir von Kind an besonders am Herzen: Oft langlebig, robust und blühfreudig sind viele Stauden prägende Elemente eines Gartens, die wiederum mit andersartigen Pflanzen harmonieren. Auf die Farb- und Harmonielehre geht Mascha Schacht ebenfalls ein, da das harmonische Miteinander das Wichtigste des späteren Garten- und Pflanzenbildes sind.

"Stauden sind das Herz eines Gartens" (Zitat S. 75)

Aber auch Kisten- und Kübelblüher werden nicht ausgelassen, ebenso die Steingärten und deren pflanzliche Bewohner wie auch für Rosenfreunde die Typologie der Rosenarten. Sehr gut gefällt mir auch die Vorstellung der "Kletterer", die Spaliere oder gar Häuserwände beranken und teils herrlich blühen! Bei den "Spezialisten" werden auch Exoten wie der Strelitzie genannt, die gar nicht so schwer zu pflegen ist, wie es den Anschein hat. Auch die "Duftblüher" finden hier Anerkennung, etwa Duftstauden und wahre Duftwunder wie der Waldphlox oder die Vanilleblume. Die Tipps der Autorin zur Teichbepflanzung (und deren Rand) fand ich sehr einleuchtend - hier ist weniger oft mehr!

Ein Kapitel zum Pflanzenschutz und ein sehr informatives Serviceteil mit wertvollen Adressen (z.B. der Gesellschaft der Staudenfreunde, die ich sehr empfehlen kann) runden diesen prächtigen und konzeptionell überzeugenden Gartenratgeber positiv ab. Zum Serviceteil gehören auch Bezugsquellen, wo man einzelne Pflanzengruppen oder Gehölze erwerben kann, die von gärtnerischer Hand zu Gartenpaketen auf Wunsch geschnürt werden können! Bildquellen-Nachweise und Impressum beenden das Buch, das sicher mehrmals im Jahr für Gartenfreunde in die Hand zu nehmen empohlen werden kann!

Fazit:


Qualifiziertes und profundes gärtnerisches Wissen, übersichtlich, umfassend, gut veranschaulicht und erklärt lassen diesen fachlich versierten Garten-Ratgeber zu einem der besten Wege ins (geplante oder aber bereits vorhandenen) Garten-Glück werden!
Eine absolute Empfehlung mit 5 * und einem Dank an Verlag sowie an die Autorin!

Veröffentlicht am 21.07.2017

Fundiert, informativ, humorvoll: Eine gelungene "Kampagne gegen Sitzenbleiber"

Sitzen ist fürn Arsch
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Das Sachbuch "Sitzen ist fürn Arsch" erschien im Heyne-Verlag (tb, 2017) und wurde von der jungen Wissenschaftlerin Dr. Vivien Suchert geschrieben. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Sachbuch und sehr ...

Das Sachbuch "Sitzen ist fürn Arsch" erschien im Heyne-Verlag (tb, 2017) und wurde von der jungen Wissenschaftlerin Dr. Vivien Suchert geschrieben. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Sachbuch und sehr guten Ratgeber in Sachen "aufstehen statt sitzenbleiben" und kann es jedem empfehlen, der seiner eigenen Gesundheit im wahrsten Sinne des Wortes "auf die Sprünge helfen" will!

Inhalt:

"Wer länger sitzt, ist früher tot!
Evolutionär ist der Mensch zum Laufen gemacht. Doch was tun wir? Ob Auto, Bürostuhl oder Sofa - wir wechseln von einer Sitzgelegenheit zur nächsten. Die Folgen: Rückenbeschwerden, Übergewicht, Diabetes bis hin zu Depressionen, Herzkrankheiten und sogar Krebs. Dabei können wir viel für unsere Gesundheit tun, wir müssten nur öfter den Hintern hochbekommen. Vivien Suchert verrät einfache Tricks für mehr Bewegung im Haushalt, im Job und in der Freizeit und erklärt unterhaltsam, wie wir das Laufen verlernt haben, wo Sitzfallen lauern und warum Sport nur die halbe Miete ist."(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:

Das Sachbuch vermittelt bereits in der Inhaltsangabe eine sehr gute und informative Übersicht der einzelnen Kapitel, deren Themen sich Vivien Suchert mit profundem Wissen und der Fähigkeit, dieses auf unterhaltsame und zuweilen humorvolle Weise (auf jeden Fall mit einem Augenzwinkern statt einer Oberlehrer-Manie ;) dem Leser näherzubringen:

Die Evolution der Menschheit, hier vertreten durch Ottfried, der in grauer Steinzeit noch Jäger und Sammler war und zwecks Überlebensstrategien selten die Möglichkeit hatte, sich hinzusetzen, macht dem Leser klar, dass unser Körper auch heute noch eher für viel Bewegung konzipiert ist als auf einem Sofa den mit industrieller und schnell zubereiteter Nahrung den sog. "Couch-Potatoe" abzugeben.

Dass letzteres auf Dauer höchst ungesund ist, wird anhand der genannten Erkrankungen, die mit einem überwiegend sitzenden Lebensstil in Zusammenhang stehen, von Vivien Suchert detailliert beschrieben. Leider haben die Menschen verlernt, ein "gesundes Mittelmaß beim Sitzen" zu entwickeln - und auch der industrielle (wie auch besonders der technische) Fortschritt spielen eine bedeutende Rolle bei dieser Entwicklung:

So haben Berufe mit überwiegend sitzender Tätigkeit gravierend zugenommen und Firmen sind heute mehr und mehr aufgefordert, ebenfalls für die Gesundheit ihrer Beschäftigten Sorge zu tragen und etwa Fitness-Räume anzubieten. Das Sachbuch ist aber auch ein Appell an jeden, sich bewusst zu machen, wieviel Zeit er jeden Tag sitzend verbringt und daran möglichst etwas (und auch mit Spaß) zu verändern:

Die zentrale Botschaft lautet: Jeder Schritt zählt, egal, ob Hausarbeit, Stadtbummel, Bergwanderung oder Parkbesuch! Wir sollten lernen, automatisiertes Bewegungsverhalten (bequemlichkeitsorientiert) ausbremsen zu können, aus "Sitzfallen" auszusteigen. Die Autorin bietet hier konkrete Pläne an, die im Alltag umgesetzt werden können:
Ziele setzen, verhaltensökonomische Prinzipien anwenden, soziale Unterstützung nutzen, Self-Monitoring betreiben und möglichst konkrete Ziele planen!

Hilfreich ist hier die SMART-Regel, die ebenfalls im Buch beschrieben und erklärt wird. Zwischendurch lockern die teils wissenschaftlichen Betrachtungen und Tabellen herrliche Cartoons auf, in denen sich so mancher wiedererkennen kann. Dr. Vivien Suchert plädiert nicht ohne Grund für ein UMDENKEN, das Alltagsaktivitäten aufwertet (z.B. autofasten; Sitzprotokolle, die sich ebenfalls im Buch befinden und an eine Veränderung denken lassen, zum Fahrrad greifen, um einzukaufen oder sich per pedes um Erledigungen in der Nähe aufmachen), wobei Sport nur als die halbe Miete gilt - und dafür Kontinuität in den Alltagsbewegungen mehr für den Körper bringt. Auch der Hang zu falscher Ernährungsweise wird im Buch nicht ausgespart, die zusammen mit mangelnder Bewegung häufig zu Übergewicht und Diabetes führt. Eine Danksagung und eine sehr lange Literaturliste beenden dieses Sachbuch, das gut "in gesunden Häppchen" zu lesen ist und zu dem immer mal wieder gegriffen werden kann.

Fazit:

Ein sehr fundiert und informativ geschriebener Ratgeber für Menschen, die sich bewusst machen wollen, wie sehr langes Sitzen ihrer Gesundheit schadet, die etwas daran ändern möchten und eine Motivation hierzu brauchen: All dies gelingt der Autorin mit einem Augenzwinkern ganz hervorragend und ich kann dieses Sachbuch nur jedem empfehlen, der aus seinen Sitzfallen aussteigen möchte! Kernaussage ist hier "Es sind die kleinen Dinge, die in der Summe Verbesserungen bringen"!
Mit einer absoluten Leseempfehlung und einem Dank an die Autorin für die tolle Leserunde vergebe ich 5 * am Sachbuch-Firmament.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Eindrucksvoller und gefühlsstarker Einblick aus Frauensicht in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte

Die Stunde unserer Mütter
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"Die Stunde unserer Mütter" von Katja Maybach erschien 2017 (TB) im Verlag Droemer-Knaur. Nach zahlreichen Roman-Erfolgen hat die Autorin mich auch dieses Mal sehr überzeugt und ist ihrer literarisch unverkennbaren ...

"Die Stunde unserer Mütter" von Katja Maybach erschien 2017 (TB) im Verlag Droemer-Knaur. Nach zahlreichen Roman-Erfolgen hat die Autorin mich auch dieses Mal sehr überzeugt und ist ihrer literarisch unverkennbaren Handschrift, die sich durch viel Einfühlungsvermögen in die Figuren, ein spannendes und gut recherchiertes (Frauen)thema, große Emotionen und überzeugende Charaktere auszeichnet, treu geblieben. Das Cover wirkt wie ein Foto aus der Zeit der Romanhandlung; dem zweiten Weltkrieg und damit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Zeitgeschichte...

"Deutschland 1940: Maria und Vivien könnten unterschiedlicher nicht sein. Maria zweifelt mittlerweile an ihrer Ehe mit Werner, ihre britische Schwägerin Vivien schmerzt hingegen jede Munute der erzwungenen Trennung von ihrem Mann Philip, der sein Leben riskiert, indem er Juden bei sich versteckt. Während Maria bei jedem Feldpostbrief Werners mit sich ringt, ein paar liebevolle Worte zu schreiben, wartet Vivien nur darauf, zu Philip zurückkehren zu können. Doch je schmerzhafter die täglichen Einschränkungen und je größer die Gefahren von Denunziation und Anfeindungen werden, desto enger rücken Maria und Vivien zusammen". (Quelle: Buchrückentext)

Die Geschichte von Maria und Vivien mit ihren Töchtern Anna und Antonia spielt in einer bayrischen Kleinstadt; Maria lebt mit Anna auf dem Land, als Philip beschließt, seine englische Frau Vivien und Antonia, ihre Tochter, zu Maria zu bringen, um sie aus der Gefahrenzone seines politischen Widerstands zu bringen. Entgegen der Annahme beider Frauen, dass es schwierig werden könnte, zusammen zu leben, gestaltet sich dieses besser als gedacht: Auch die beiden Mädchen freunden sich mehr und mehr an und unterstützen sich, zeigen sich solidarisch.
Während Vivien unter der Trennung zu ihrem Mann leidet, litt die Ehe zwischen Maria und Werner, der an der Front ist, bereits seit einiger Zeit unter Spannungen, die es Maria erschweren, ihm liebevolle Worte zu schreiben...

Während die vier Hauptprotagonistinnen, die sich als mutig und stark erweisen, dem Leser immer mehr ans Herz wachsen und sehr authentisch und facettenreich dargestellt werden, treten die Männer als Nebenfiguren in den Hintergrund (eine Ausnahme stellt Friedrich dar, der Vater von Maria, der einem für ihn schier unglaublichen Familiengeheimnis auf die Spur kommt). Das Leben der Frauen und Mädchen beschreibt die Autorin in den letzten Kriegsjahren, wobei Kriegsereignisse mit einfließen, die ein rasches Ende des Krieges in weite Ferne rücken. Auch das furchtbare Denunziantentum und die unmittelbare Nähe eines Frauenlagers finden im Roman ihren Ausdruck: Maria und Vivien möchten helfen und fahren für den Bäcker, der im Untergrund Widerstand leistet, Brot ins Frauenlager aus, in das kleine Informationen für die Insassen eingebacken ist: Ein nicht ungefährliches Unterfangen, das Mut erfordert und hier Solidarität unter Frauen thematisiert, die auch in Kriegszeiten durchaus ihren Ausdruck fand. Auch die Liebe existiert zu Zeiten des Krieges: So erleben sowohl Anna als auch Antonia ihre erste Liebe und die Hintergründe sind teils so dramatisch, dass beide 'Romanzen' sich wundervoll in den Roman einfügen, ohne trivial oder klischeehaft zu wirken. Dafür ist der Schreibstil Katja Maybachs viel zu bewegend, authentisch, gefühlvoll und ausdrucksstark. Meiner Meinung nach liegt ihre größte Stärke darin, Emotionen, die im Leser geweckt werden, prägnant und dennoch detailreich zu beschreiben, so dass man schon an einigen Stellen ein paar Tränen wegdrücken muss. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Romanende erhalten und das Ende ist bewegend, stimmig und voller Hoffnung:

Nach der Kapitulation lassen Maria, Vivien, Anna und Antonia die Gläser auf das Leben, die Liebe - und die Freundschaft erklingen; eine kraftvolle und wunderbare Schlussszene; auch über die Entwicklung der sympathischen Charaktere der Großeltern (Friedrich und Elsa) freut man sich mit!

Fazit:

Ein rundum gelungenes, stimmiges, sehr gefühlvolles und authentisches Buch, das ich absolut weiterempfehlen möchte: Besonders berührend die Solidarität der Frauen, die dem Roman den Titel gaben und starke Charaktere aufleuchten, die die dunkle Zeit an der Heimatfront durchstehen müssen - und diese mit Bravour meistern! Berührend auch die Tatsache, dass dies der persönlichste Roman Katja Maybachs ist, da Familienerinnerungen und die Feldpostbriefe ihres Vaters in ihn verwoben sind. Ich freue mich auf weitere Romane der von mir sehr geschätzten Autorin und vergebe 5 Sterne und 95° auf der "Histo-Couch".

Veröffentlicht am 11.06.2017

Schaurige Morde vor idyllischer Schottland-Kulisse - Tolles Début!

Tödliches Treibgut
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"Tödliches Treibgut" von Denzil Meyrick, ins Deutsche aus dem Englischen übersetzt von Peter Friedrich, erschien 2017 im Verlag HarperCollins Germany. Es handelt sich um den 1. Fall des Ermittlerduos DCI ...

"Tödliches Treibgut" von Denzil Meyrick, ins Deutsche aus dem Englischen übersetzt von Peter Friedrich, erschien 2017 im Verlag HarperCollins Germany. Es handelt sich um den 1. Fall des Ermittlerduos DCI Jim Daley und seinem DS Brian Scott, die nach Kinloch, einem kleinen Dorf auf der Halbinsel Kintyre, beordert werden, da dort eine weibliche Leiche an den Strand gespült wurde, die allem Anschein nach ermordet wurde.

Die ortsansässige Dienststelle ist überfordert und so übernimmt, nicht gerade zur Freude von Dienststellenleiter MacLeod, seines Zeichens ranggleich mit Daley, Letzterer die Kommandobrücke und zieht auf Anweisung seines Chefs Donald weitere Einheiten hinzu.
Die Ermittlungsarbeit beginnt, die Ermordete muss identifiziert werden und im Zuge weiterer Befragungen, die sich äußerst schwierig gestalten, da die Bewohner des abgelegenen Fischerdorfs Kinloch Fremden gegenüber sehr schweigsam sind, geschehen zwei weitere Morde: Diese geben Daley und Scott weitere Rätsel auf, scheinen jedoch mit der ersten Leiche in Verbindung zu stehen....

Zu allen ermittlungstechnischen Schwierigkeiten gesellt sich noch die Tatsache, dass Lizzy, die Ehefrau Jim Daleys, mit dem ihm verhassten, aber sehr reichen und gutaussehenden Schwager nach Kinloch einfliegen will, um der Tristesse der gelangweilten Ehefrau eines ermittelnden Polizisten zu entgehen. Um die Ehe von Jim und Lizzy steht es nicht gut; ob die Schieflage ausgerechnet in Kinloch zu beheben ist und ihre Beziehung eine neue Chance bekommt?
Die beiden nähern sich wieder an, während der Himmel über dem Fischerdorf sich ob diverser krimineller Machenschaften wie Drogenhandel, Prostitution und Geldwäsche sich mehr und mehr verdunkelt.... Während die Ermittlungsarbeit voranschreitet und Verdächtige alle Vorwürfe von sich weisen, entdeckt Lizzy ihre professionelle Leidenschaft für die Fotografie wieder und bucht Ausflüge, um möglichst nah Delfine oder Wale vor die Linse zu bekommen und ein berufliches come-back zu schaffen...

Schmunzeln musste ich des Öfteren über die Beschreibung Daleys, der sehr selbstkritisch mit seinem Index, seine Körpermaße um die Bauchmitte herum umgeht und sich stets etwas schlanker wünscht; auch der Umgang zwischen Daley und Scott ist zuweilen recht humorig: Die beiden sind ein eingespieltes Team und nehmen auch einen jungen Polizisten unter ihre Fittiche, der als Neffe eines trunksüchtigen älteren Onkels, der ebenfalls Officer in Kinloch war, seinen Stempel (sprich Makel) weg hat: Archie Fraser.

Der Stil des Autors ist atmosphärisch, gut lesbar und zuweilen humorvoll; die reizvolle Landschaft der schottischen Halbinsel und die Stimmung im Hafen von Kinloch sind sehr bildhaft dargestellt; anfangs mutet der Krimi wie ein Cosy-crime an, steigert sich jedoch besonders auf den letzten ca. 100 Seiten so sehr, dass er thrillerhafte Züge bekommt: Die Handlungssprünge werden kürzer und enden in einem recht brutalen, für Daley höchst gefährlichen show-down auf der winzigen Insel Abb's Kerry....

Fazit:

Ein spannender, anfangs ruhig und besonnen daherkommender Kriminalroman nach Cosy-Crime-Art, der jedoch an Fahrt aufnimmt und einen stimmigen Plot sowie ein fulminantes Ende findet. Im Deutschen liegt hier der 1. Fall des sympathischen Ermittlers Jim Daley vor, im Englischen gibt es bereits 4 Fälle dieses talentierten schottischen Autors zu lesen (ich hoffe, diese werden ebenfalls ihre Übersetzung finden und im deutschen Buchhandel erhältlich sein ;)
"Whisky in small glasses" - Tödliches Treibgut ist jedenfalls ein gelungenes Début und lässt mehr von Jim Daley und Brian Scott erhoffen! Einzig an der Vorhersehbarkeit (für eingefleischte KrimileserInnen) könnte noch gefeilt werden.
Von mir gibt es für diesen ansonsten stimmigen, unterhaltsamen Krimi mit viel schottischem Lokalkolorit 4,5 * und 91° auf der "Krimi-Couch" sowie eine Leseempfehlung.