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Veröffentlicht am 01.05.2023

Mary‘s Geschichte

Die Farbe von Milch
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Mary ist ein einfaches Bauernmädchen, die ihre Geschichte eigenhändig aufgeschrieben hat, um sie festzuhalten. Und sie erzählt sie von Anfang an, beginnend im Jahr 1830, wo sie gerade einmal 15 Jahre alt ...

Mary ist ein einfaches Bauernmädchen, die ihre Geschichte eigenhändig aufgeschrieben hat, um sie festzuhalten. Und sie erzählt sie von Anfang an, beginnend im Jahr 1830, wo sie gerade einmal 15 Jahre alt ist.

Schon auf der ersten Seite wundert man sich, wie es sein kann, dass ein Mödchen wie Mary aus ärmlichen Verhältnissen kommend, offensichtlich lesen und schreiben kann, wo ihre ganze Familie doch aus Analphabeten besteht. Offensichtlich wird Mary im Laufe der Geschichte Bildung zuteil, zumindest wird sie Lesen und Schreiben lernen.

Mary wird in eine Bauernfamilie geboren, und ihr Leben besteht für sie und ihre 3 Schwestern von klein auf aus harter, körperlicher Arbeit. Wenn die Sonne aufgeht, werden die Kühe gemolken. Dann wird Tag für Tag auf dem Feld gearbeitet bis die Sonne untergeht. Der Vater, enttäuscht, dass er keinen einzigen Sohn bekommen hat, führt ein strenges Regiment und wer nicht spurt , wird von ihm gezüchtigt. Mary ist dieses Leben gewohnt und hat sich damit arrangiert. Sie hat eine besondere Beziehung zu ihrem Großvater, der mit im Haus lebt und ins „Apfelzimmer“ umziehen musste, nachdem er pflegebedürftig geworden ist. Sie ist die einzige, die sich die Zeit nimmt und sich ein bisschen um ihn kümmert. Man spürt, dass sich die beiden charakterlich auch sehr ähnlich sind.

Eines Tages eröffnet ihr der Vater, dass sie den Bauernhof verlassen soll, um im Pfarrhaus die Pflege der kranken Pfarrersfrau zu übernehmen. Ihr Vater bekommt dafür etwas Geld und sie erhält Kost und Logie.

Mary muß sich dem Befehl des Vaters fügen und leidet besonders unter dem Abschied vom Großvater. Im Pfarrhaus eröffnet sich ihr eine neue und vollkommen fremde Welt , in die sie zunächst Mühe hat sich einzufinden. Als sie sich gerade an die neuen Lebensumstände gewöhnt hat, stirbt die Pfarrersfrau und die Geschichte nimmt eine neue Wendung,

Mary‘s Geschichte hat mich von Anfang an sehr berührt. Sie ist eine wirklich starke Protagonistin, die immer ehrlich und gnadenlos direkt ist und immer ausspricht was sie denkt, was ihr schon im Elternhaus so manche Ohrfeige eingebracht hat. Sie sieht die Dinge wie sie sind und arrangiert sich mit dem, was sie sowieso nicht ändern kann. Außerdem hat sie auch wenn sie ungebildet ist eine gewisse Schläue und ist in der Lage ihre Schlüsse zu ziehen und Dinge zu erkennen. Auf mich hat sie sehr authentisch gewirkt, und ihre offene Art war auch sehr erfrischend.

Die Sprache des Romans ist sehr einfach, fast archaisch und schlicht, aber nichts anderes hätte zu Mary gepasst.

Einmal mit der Geschichte begonnen, entwickelt der Roman einen Sog, der es mir schwermachte das Buch zur Seite zu legen. Ich musste wissen, wie es weitergeht und vor allem wie Mary‘s Geschichte zu Ende geht.

Nell Leyshon hat mit „Die Farbe von Milch“ einen bedrückenden und sehr berührenden bis zum Ende abgerundeten Roman geschrieben, der bestimmt noch eine Weile nachhallen wird.


Mit seinen 207 Seiten war es ein kurzes Buch, aber ein sehr intensives und empfehlenswertes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Das traurigste Haus in der Fröhlichstraße

22 Bahnen
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Tilda ist in Sorge. Sie muß aus ihrer kleinen, etwas verhuschten Schwester eine Kämpferin machen, wenn sie demnächst ausziehen möchte, um eine Promotionsstelle in Berlin anzutreten. Sie kümmert sich rührend ...

Tilda ist in Sorge. Sie muß aus ihrer kleinen, etwas verhuschten Schwester eine Kämpferin machen, wenn sie demnächst ausziehen möchte, um eine Promotionsstelle in Berlin anzutreten. Sie kümmert sich rührend um Ida, versucht sie zu schützen, wenn Mama mal wieder ausrastet und wollte sie eigentlich niemals mit ihr alleine lassen. Im Grunde ist die Situation untragbar, und es wundert fast, dass das Jugendamt bei Tilda‘s und Ida‘s Mutter noch nicht auf der Matte gestanden hat. Die Mutter depressiv und alkoholabhängig, Väter, derer gibt es zwei, sind längst über alle Berge. Natürlich gibt es auch keine finanzielle Unterstützung. Da bleibt dann kein Platz für große Träume sollte man meinen.

Doch Tilda ist eine starke junge Frau, ein Mathefan und ein sehr empathischer Mensch. Eine bessere Schwester für die 10 jährige Ida könnte es gar nicht geben.

Tilda, die neben dem Studium im Supermarkt jobbt, bessert nicht nur die spärliche Haushaltskasse auf, sie ist für ihre kleine Schwester im Prinzip eine Ersatzmutter.

In den Ferien überlegt sie sich ein Programm für Ida, weil das die schlimmste Zeit für die Kleine ist. Den ganzen Tag zu Hause bei einer trinkenden Mutter ist einfach zu viel.

Sowohl Tilda als auch Ida haben zusammen viel Spaß im Schwimmbad, wo die große Schwester regelmäßig ihre 22 Bahnen schwimmt und die Kleine sich im Tauchen übt.

Dann taucht Viktor regelmäßig im Schwimmbad auf, dessen ganze Familie bei einem Unfall ums Leben gekommen ist und bringt Tilda‘s wohl durchdachte Lebensplanung noch einmal kräftig durcheinander.

Trotz einem etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, mochte ich die Geschichte total. Tilda ist so sympathisch und Ida einfach zuckersüß. Ich habe die Geschwister sofort in mein Herz geschlossen. So bedrückend die Gesamtsituation zu Hause ist, und die Schwestern machen sich keine Illusion auf eine Besserung, so schön sind die kleinen Glücksmomente die sich die beiden zusammen schaffen.

Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen , auch die Vertonung durch Sprecherin Carolin Haupt fand ich ausgezeichnet.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Alptraum in wildromantischer Kulisse

In blaukalter Tiefe
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Der neue Roman von Kristina Hauff „ In blaukalter Tiefe“, soviel sei vorweg gesagt, hat mich umgehauen.

Fünf Menschen treffen zusammen auf einem Segelboot. Es soll eine tolle Auszeit für alle werden. ...

Der neue Roman von Kristina Hauff „ In blaukalter Tiefe“, soviel sei vorweg gesagt, hat mich umgehauen.

Fünf Menschen treffen zusammen auf einem Segelboot. Es soll eine tolle Auszeit für alle werden. Die schwedischen Schären sind ein wunderschönes Segelrevier. Ein erfahrener Skipper ist mit an Bord. Was also soll schiefgehen ? Die Antwort: Alles !

Diese Geschichte ist ein psychologisches Kammerspiel, in dem es um Machtgefüge, um aufbrechende Ängste und Beziehungsprobleme geht.

Und dann ist da noch die Natur, die auf der einen Seite wunderschön ist, auf der anderen Seite aber auch ihre rauen und unberechenbaren Seiten hat.

So wie die Reise zunächst harmonisch und friedvoll beginnt, ist auch die Natur zu Beginn des Romans einfach nur wunderschön. Die beiden Paare, Anwaltschef Andreas und seine Frau Caroline, sowie Andreas, aufstrebender Mitarbeiter und Protégé Daniel mit seiner Freundin Tanja treffen an Bord einer gemieteten Segelyacht auf den wortkargen Skipper Eric. Bezahlt wurde die Reise komplett von Andreas, und das lässt er auch so richtig schön raushängen.

Schon nach kürzester Zeit ist klar, das es zwei Alphatiere an Bord gibt, nämlich Eric und Andreas. Für Daniel ergibt sich daraus schon mal ein Loyalitätsproblem, denn es kann nur einen Captain geben. Auf dem beengten Raum der Segelyacht brechen Konflikte auf, bei denen man sich an Land vielleicht noch aus dem Weg hätte gehen können. Die freundlichen Fassaden der Crewmitglieder bröckeln und von Seite zu Seite spürt der Leser die herannahende Katastrophe. Denn parallel zu der sinkenden Stimmung an Bord, verschlechtert sich das Wetter dramatisch.

Die Autorin wechselt stetig die Perspektive zwischen Caroline, Andreas, Daniel und Tanja. Manch eine Situation wird mal aus der einen mal aus der anderen Perspektive beschrieben, was ich großartig fand. Nur Eric bleibt geheimnisvoll, weil seine Innenansicht nicht gezeigt wird.

Der Roman entwickelt zunehmend eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Es war faszinierend, hochspannend und sehr unterhaltsam.

Hut ab für dieses Lesehighlight, dass ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Fake oder Fakt

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Patrick Dostert‘s Leben verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in einen Alptraum.

Eben noch glaubt er sich erfolgreich und glücklich verheiratet, dann wird er quasi aus dem Nichts von der Polizei verdächtigt ...

Patrick Dostert‘s Leben verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit in einen Alptraum.

Eben noch glaubt er sich erfolgreich und glücklich verheiratet, dann wird er quasi aus dem Nichts von der Polizei verdächtigt eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Patrick kennt weder das Opfer, noch die Frau, die ihn angezeigt hat. Wie kann das sein? Angeblich gibt es Beweise in Bild und Ton. Wie kann Patrick beweisen, dass es Fälschungen sind? Kann man mit moderner KI nicht alles fälschen? Verzweifelt versucht Patrick zu beweisen , dass ihn jemand vernichten will.

Das Thema ist hochaktuell und hat mich sehr neugierig gemacht. Arno Strobel versteht es den Spannungsbogen stetig hoch zu halten. Wie schnell die Anschuldigungen in den sozialen Medien die Runde machen, ist erschreckend. Keine Spur von Unschuldsvermutung, im Gegenteil. In seiner Firma und im privaten Umfeld trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen. Psychologisch geschickt säht der Autor immer wieder Zweifel, bevor er diese wieder zerstreut. Fake oder Fakt , das ist die entscheidende Frage mit der Strobel gekonnt spielt.

Die Polizei macht in dem Thriller allerdings nicht unbedingt eine gute Figur.

Was soll ich sagen? Strobel ist ein Meister seines Fachs und schreibt mitreißend und spannend. Ich konnte das Hörbuch zum Ende hin kaum noch weglegen. Natürlich gibt es auch noch einen Überraschungsmoment am Schluss, mit dem ich nicht gerechnet hatte.

Und auch der Hörbuchsprecher Sascha Rotermund konnte mich 100% überzeugen.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Bezaubernd

T wie Tessa (Band 1) - Plötzlich Geheimagentin!
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Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut ...

Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut Gitarre spielen. Als die megaberümte Schülerband Gimme Four eine neue Gitarristin braucht und Tessa tatsächlich eine Einladung zum Vorspielen bekommt, kann sie ihr Glück kaum fassen.

Allerdings verhindert ein kleiner Unfall, dass Tessa ihre große Chance überhaupt wahrnehmen kann, woran die kleine mongolische Rennmaus Hector nicht ganz unschuldig ist. Doch mit Hector‘s Hilfe wird Tessa letztendlich tatsächlich zu einem Mitglied der Girlsgroup und befindet sich kurze Zeit später schon im Tourbus nach Hamburg zu einem Videodreh. Der vorwitzige Hector ist immer dabei, und schnell finden die beiden heraus, dass mit der Band irgendetwas nicht stimmt.

Wer hätte gedacht, dass Tessa es plötzlich mit zwielichtigen Gangstern zu tun bekommt und ihr detektivischer Spürsinn auf einmal gefragt ist. Den nervigen Hector schließt sie immer mehr in ihr Herz und zusammen sind die beiden ein sehr liebenswertes Team. Wie es sich für einen Krimi gehört , steigert sich die Spannung immer mehr bis zu einem spektakulären Showdown am Ende, an dem das Gute natürlich siegt.

Da diese Geschichte für Kinder ab 11 Jahren Band 1 der Geheimagentenreihe rund um Tessa war, geht es im nächsten Band hoffentlich genauso spannend weiter. Man kann nur hoffen, dass dann auch Hector wieder mitmischt, der ein bisschen wie das Salz in der Suppe war. Die Geschichte war wirklich nett und spannend,. Es gab witzige altersgerechte Dialoge, eine sympathische leicht verpeilte aber umso liebenswertere Protagonistin und unverzichtbar für den Esprit der Story, die putzige Rennmaus Hector. Ich kann diesen Kinderkrimi nur wärmstens empfehlen.

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