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Veröffentlicht am 04.07.2023

Nicht ganz zufriedenstellend, aber sehr beeindruckend

Atlas - Die Geschichte von Pa Salt
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Inhalt:
Endlich werden die Geheimnisse um Atlas - Pa Salt - gelüftet und die über sieben vorhergehende Bände aufgebaute Geschichte kommt zu ihrem Ende. Das Tagebuch eines kleinen Jungen ist es, welches ...

Inhalt:
Endlich werden die Geheimnisse um Atlas - Pa Salt - gelüftet und die über sieben vorhergehende Bände aufgebaute Geschichte kommt zu ihrem Ende. Das Tagebuch eines kleinen Jungen ist es, welches uns durch eine turbulente Lebensgeschichte führt, an deren Ende uns eine monumentale Auflösung erwartet. Beginnend im Paris der 1930er Jahre erzählt es eine unglaubliche Geschichte von Liebe, Verrat, Freundschaft, Verlust und Hoffnung, während die sieben Schwestern der Plejaden zusammenkommen, um endlich ihren Vater gemeinsam betrauern und sich von ihm verabschieden zu können.

Die Leserunde:
Wie so viele von euch konnte ich den Abschluss dieser umfangreichen Reihe kaum mehr erwarten und war enorm dankbar, dass Melli alle alten Häsinnen, die je im Rahmen einer Blogleserunde einen oder mehrere der Bände gelesen haben, zusammengetrommelt hat. Gelesen wurde - wie (fast) immer - bei Andrea von LeseBlick und zwar neben Melli auch mit Martina und Nicole. Der Austausch und das gemeinsame Lesen waren ganz speziell und sehr tröstlich, schliesslich war es uns allen bewusst, dass wir den nun definitiv letzten Band dieser so faszinierenden Buchreihe und vor allem das letzte Buch der während unserer letzten Leserunde zu Band sieben verstorbenen Autorin Lucinda Riley lesen würden.

Meine Meinung:
Die Erwartungen an diesen achten Band waren enorm hoch, zu lange schon hatte uns die Autorin auf die Folter gespannt. Ihr - für uns Leser*innen - plötzlicher Tod hat alles ein wenig durcheinandergebracht, ihr Sohn Harry Whittaker hat aufgrund von Rileys Aufzeichnungen, die sie zum Glück hinterlassen hat, die Geschichte in ihrem Sinne zu Ende gebracht und alle Rätsel aufgelöst. Es blieben eigentlich keine Fragen offen, wenn auch doch ein paar Ungereimtheiten und ein paar gar sehr konstruierte "Zufälle" aufgefallen sind. Nur leider hat mich dieser Abschlussband nicht für sich einnehmen können. Die allerletzten Seiten haben mich zwar ein wenig mit der Geschichte versöhnt, aber der anfangs sehr in die Länge gezogene und dann plötzlich übereilt wirkende Aufbau der Handlung hat mich stark gestört. Ausserdem wirkt Pa Salt in seiner Erzählsprache leider gar nicht so herzlich, sympathisch und liebevoll, wie er immer beschrieben wird. Man merkt, dass viele Menschen an diesem Buch beteiligt waren, was der Geschichte wahrscheinlich eher geschadet als genützt hat, aber ich ziehe meinen Hut vor dieser enorm schwierigen und sicher auch emotional herausfordernden Arbeit. Ausserdem bin ich beeindruckt von Rileys Ideen und ihren Recherchen und dem Einsatz ihres Sohnes. Nur hat die Geschichte durch diesen Schluss ein wenig ihren Zauber verloren.

Fazit, Empfehlung:
Es fällt mir sehr schwer, eine Empfehlung für diese Reihe auszusprechen, weil der erste Band und die Grundidee in meinen Augen etwas vom Besten sind, das mir je untergekommen ist. Gegen Ende der Reihe haben die Bücher zu schwächeln begonnen und auch wenn der achte Band die dringendsten Fragen beantwortet, so hat er mich doch nicht ganz überzeugen können. Bildet euch gerne selber eine Meinung und wenn ihr Durchhaltevermögen habt und gerne durch die Zeit reist, dann ist diese Reihe auf jeden Fall trotz allem etwas für euch.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Wenig Tempo aber viel Herzblut

Sterne über Siena
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Inhalt:
Romeo und Julia in Siena, zwei verfeindete Familien mit tragischer Vergangenheit, eine Protagonistin mit Geschäftssinn, ein Protagonist mit einem Herz für Tiere, ein wenig Kulinarik sowie der Palio ...

Inhalt:
Romeo und Julia in Siena, zwei verfeindete Familien mit tragischer Vergangenheit, eine Protagonistin mit Geschäftssinn, ein Protagonist mit einem Herz für Tiere, ein wenig Kulinarik sowie der Palio di Siena, das gefährlichste Pferderennen der Welt. Das alles und viel mehr ist "Sterne über Siena", das in die malerische Toskana entführt.

Meine Meinung:
Erst gerade im April habe ich "Die Wolkenfischerin" von Claudia Winter gelesen und nun habe ich es im Juni noch geschafft, dieses Buch zu beenden. Obwohl mir "Die Wolkenfischerin" damals eigentlich gut gefallen hat, hatte ich an den Beschreibungen der Figuren, insbesondere der als sehr naiv dargestellten Protagonistin einiges zu kritisieren. Um so mehr hat es mich überrascht und vor allem auch gefreut, dass mir Claudia Winter ihr neuestes Buch zukommen lassen wollte, damit ich mir davon ein Bild machen konnte.
Tatsächlich haben mir in "Sterne über Siena" vor allem die Figuren sehr gut gefallen, wenn auch leider die die Kulinarik der Region ein wenig zu kurz kam. Um so detaillierter wurden die verfeindeten Familien Volani und Graziotti dargestellt und voller Interesse habe ich die Schilderungen des Palio di Siena gelesen. Vor allem Alessio, der Tierarzt ist und das Pferderennen aufs Schärfste verurteilt, hat mich mit seiner Haltung für sich einnehmen können. Solche Pferderennen zur Belustigung der Massen - Tradition hin oder her - gehören selbstverständlich verboten und ich fand es sehr gut, dass diese Sicht der Dinge eine Stimme bekommt.
Auch Emilia als Protagonistin mit Geschäftssinn, die sich gegen ihren vor Gram zerfressenen Vater, einen alten Patriarchen mit überholten Weltanschauungen behaupten muss, hat mir sehr gut gefallen.

Schreibstil und Aufbau:
Tatsächlich ist mir die Geschichte aber ein wenig zu sehr vor sich hin geplätschert und ich hätte mir insgesamt ein wenig mehr Tempo oder mehr Beschreibungen der Nebenfiguren und Schauplätze sowie Tiefgang gewünscht. Stattdessen lag Winters Augenmerk vor allem auf der Familienfehde und dem Palio. Von ihren Recherchen bin ich übrigens begeistert, sie hat sich intensiv mit dem Rennen befasst, war selber zu Recherchezwecken vor Ort und hat ihre Leser*innen bei Instagram auch auf diese Reise mitgenommen und ganz viel von ihren Erlebnissen erzählt.
Ganz am Ende der Geschichte gelingt Winter, was ich mir vorher schon ein wenig mehr gewünscht hätte. Es kommen grosse Emotionen und vor allem Spannung auf. Ich weiss nicht, wie es der Autorin gelungen ist, aber ich habe die letzten Seiten mit angehaltenem Atem und tränenüberströmt gelesen, so sehr war ich mitten in diesem absolut fesselnden Finale gefangen. Wow, diese Frau kann schreiben!

Meine Empfehlung:
Nur schon aufgrund des Schlusses lohnt sich dieses Buch sehr, auch wenn mir die Geschichte insgesamt ein wenig zu sehr vor sich hingeplätschert ist. Dafür gelingt es Claudia Winter, auf einen problematischen Pferdesport aufmerksam zu machen und charakterstarke, toll ausgearbeitete Figuren zu skizzieren. Die Recherchenarbeit ist grandios in die Geschichte eingewoben und die Faszination der Autorin für die Toskana und Siena ist auf jeder Seite spürbar und hat mich überzeugt.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Grau und bunt zugleich

Das Mädchen auf der Himmelsbrücke
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Inhalt:
Leena ist immer wieder unaufmerksam und in Gedanken versunken und wird dafür in der Schule blossgestellt. Auch ihre Oma, bei der sie nach dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden ihres Vaters ...

Inhalt:
Leena ist immer wieder unaufmerksam und in Gedanken versunken und wird dafür in der Schule blossgestellt. Auch ihre Oma, bei der sie nach dem Tod ihrer Mutter und dem Verschwinden ihres Vaters lebt, kann sich nicht auf das neunjährige Kind mit der blühenden Fantasie einlassen. Nachdem Leena bei einem ihrer Streifzüge zusammenbricht, steht die Diagnose Fallsucht (von Leena liebevoll Pepilepsie genannt) im Raum. Die Grossmutter glaubt nicht an die Diagnose, in der Schule steht die selbe Strenge auf dem Programm, wie zuvor und nur eine Begegnung mit einer katholischen Schwester und einem blinden Organisten sowie mit der Musik von Johann Sebastian Bach zeigt Leena auf, dass es noch andere Menschen, Welten, Farben und Wahrheiten in ihrem sonst so grauen Leben gibt.

Meine Meinung:
Eigentlich sind 134 Seiten ganz schmal bedruckte Buchseiten (und ein sehr lesenswertes Nachwort) zu wenig, um so eine grosse Geschichte zu erzählen. Leenas Gedankenwelt ist bunt und voller Musik und eine Flucht aus dem tristen, von Strafen und Blossstellungen geprägten Alltag. Sie trägt die Bürde eines ganzen Lebens auf ihren Schultern und dabei verschwimmen manchmal auch die Grenzen der der Sprache einer Neunjährigen und der Erzählsprache der Autorin. Was ist Leena, was ist Eeva-Liisa Manner? Und ist es relevant, dies zu durchschauen? Manner war Lyrikerin, ihre Gedichte haben die Literaturgeschichte Finnlands des zwanzigsten Jahrhunderts massgeblich mitgeprägt. So erstaunt es nicht, dass auch ihr erster Roman nur so vor sprachlichen Bildern strotzt. Schade finde ich, dass die Weltanschauungen (und die Gesellschaftskritik) des blinden Organisten Filemon so viel Raum im Mittelteil der Geschichte einnimmt und trotzdem wird dabei und vor allem bei der Szene, als die Oma darauf reagiert, dass Leena eine katholische und nicht eine evangelische Kirche besucht hat, klar, dass es in diesem Buch um weit mehr geht als um die Traumwelt eines Mädchens. Religionskonflikte, aber auch der Antisemitismus der Zeit sind zwischen den Zeilen klar erkennbar. Wie Armut und Schicksalsschläge eine Familie zerrütten können und wie dunkel eine Kindheit unter diesen Umständen ist, wird klar erkennbar. Und so düster und tragisch dieses Buch doch ist, so bunt und hoffnungsvoll ist auch das Gefühl, das nach dem Lesen bleibt und definitiv Lust auf mehr Texte aus Manners Feder macht.

Meine Empfehlung:
Dieser aussergewöhnlich bunte, klangvolle und bildhaft erzählte Text macht Lust auf mehr und auch wenn immer wieder vergessen geht, dass die Protagonistin ein neunjähriges Kind ist, weil die Sprache der Autorin ihr so sehr übergestülpt wird, ist dieses Buch sehr faszinierend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Beeindruckende Geschichte, zugänglich erzählt

Karolinas Töchter
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Inhalt:
Lena Woodward ist eine Überlebende des zweiten Weltkriegs aus Polen. Sie wendet sich vertraulich an die Anwältin Catherine Lockhart und deren Mann und Privatermittler Liam Taggart. Die beiden sollen ...

Inhalt:
Lena Woodward ist eine Überlebende des zweiten Weltkriegs aus Polen. Sie wendet sich vertraulich an die Anwältin Catherine Lockhart und deren Mann und Privatermittler Liam Taggart. Die beiden sollen die beiden Kinder von Lenas Freundin Karolina finden, damit Lena ein altes Versprechen einlösen und Frieden finden kann.
Ihr Sohn will die aussichtslos scheinende Suche allerdings verhindern und für Lockhart und Taggart beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und die Mühlen der Justiz.

Meine Meinung:
Die ersten paar Seiten dieses Buches dümpelten ein wenig vor sich hin und es dauerte mir zu lange, bis ich in der Handlung angekommen war. Der sehr zugängliche und flüssig zu lesende Schreibstil liess mich aber weiterlesen und ich bin froh, dass ich am Ball geblieben bin. Das Buch erzählt eine spannende, berührende Geschichte, welche zu grossen Teilen auf historischen Tatsachen beruht und das Schicksal einer beeindruckenden Frau und deren Familie zur Zeit des zweiten Weltkriegs und der Shoah ins Zentrum rückt. Das Buch ist aber auch ein Loblied auf die Freundschaft unter Frauen, die ganz grosse und beständige Liebe sowie auf den Mut und die Hilfsbereitschaft von Nachbarn und Fremden.

Schreibstil:
Obwohl im Buch unzählige Gräuel geschildert werden (wenn auch nicht allzu detailliert), liest sich die Geschichte flüssig. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen und wollte unbedingt mehr über Lena Woodwards Leben erfahren. Dass die Anwältin Catherine Lockhart selber in die Schusslinie von Woodwards Sohn gerät, hat für Abwechslung aber leider auch Ablenkung gesorgt und diese ganze juristische Komponente hätte für mich gar nicht sein müssen.
Ausserdem sind wohl einige historische Details - genauesten Ermittlungen zum Trotz - nicht ganz korrekt. Oder wer hatte 1944 in Auschwitz Bananen?

Meine Empfehlung:
Diese beeindruckende Geschichte empfehle ich euch sehr gerne weiter. Ich habe "Karolinas Töchter" sehr gerne gelesen und werde mir die weiteren Bücher von Balson auf jeden Fall einmal genauer ansehen.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Spannend und gesellschaftskritisch

Venezianische Scharade
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Inhalt:
Ein enorm heisser Sommer, eine Männerleiche in Frauenkleidern, eine Bank, deren Mitarbeiter kaum erreichbar sind und hohe Beamte, die sich mit männlichen Prostituierten treffen...
Commissario Brunetti ...

Inhalt:
Ein enorm heisser Sommer, eine Männerleiche in Frauenkleidern, eine Bank, deren Mitarbeiter kaum erreichbar sind und hohe Beamte, die sich mit männlichen Prostituierten treffen...
Commissario Brunetti wäre definitiv lieber mit seiner Familie im Urlaub in den Bergen, als sich mit diesem sonderbaren Fall in Mestre zu beschäftigen. Schnell aber merkt er, dass nichts zu ist, wie es scheint und er beginnt, hinter die bröckelnden Fassaden der hohen Staatsmänner zu blicken.

Meine Meinung:
Einmal mehr bin ich überrascht und begeistert von der modernen Weltsicht, die Donna Leon ihrem Commissario mitgegeben hat. Zumindest, was Menschen und ihre sexuellen Orientierung anbelangt, ist der über den Sommer ein wenig einsame Brunetti durchaus sehr offen. Er ist und bleibt zwar nicht der grösste Feminist (der Fall ist aber schon fast dreissig Jahre alt, ich bin mir sicher, dass Brunetti noch die eine oder andere Wandlung durchleben wird), aber er wagt es stets, vorgefasste Meinungen und hässliche Vorurteile seiner Mitmenschen aufs Schärfste zu kritisieren und hinterfragen.
Auch kulinarisch hat das Buch wieder einiges zu bieten und ist vor allem im ersten Drittel sehr spannend, durchdacht und unterhaltsam geschrieben. Gegen Ende zeichnet sich die Auflösung ein wenig früh ab, aber auch hier kommt noch einmal Spannung auf.

Meine Empfehlung:
Insgesamt hat mir dieser dritte Band der Reihe von den ersten drei Bänden am besten gefallen und ich freue mich schon auf weitere spannende Ermittlungen mit dem klugen und sympathischen Commissario Brunetti. Den Band und die Reihe empfehle ich euch sehr gerne weiter.

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