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Veröffentlicht am 10.04.2023

Sommerurlaubs-Mystery

One of the Girls
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Danke an Vorablesen, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Wenn ich den Namen Lucy Clarke höre, dann denke ich an Mystery mit einem Setting am ...

Danke an Vorablesen, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Wenn ich den Namen Lucy Clarke höre, dann denke ich an Mystery mit einem Setting am Wasser und starken weiblichen Charakteren. One of the Girls passt also genau in das Schema der sonstigen Bücher der Autorin. Wobei es als Thriller vermarktet wird und definitiv zu den "blutigeren" Büchern der Autorin gehört (in dem Sinne, dass der Mord hier beschrieben wird, bei den anderen Bänden passiert das eher off-page).

Kurz gesagt geht es um 6 Frauen, die auf eine griechische Insel für einen Junggesellinnenabschied fliegen, die alle irgendwie Geheimnisse haben und am Ende wird jemand ermordet.

Obwohl das Buch in meinen Augen kein Thriller ist, ist es definitiv spannend. Es wird aus den Perspektiven von allen Frauen erzählt und bei allen gibt es irgendetwas verdecktes, was nach und nach ans Licht kommt. Ich habe das Buch in 2 Tagen durchgelesen, weil ich es kaum aus der Hand legen wollte. Also der Aufbau ist wirklich gut.

Ein Kritikpunkt von mir sind eindeutig die Unterscheidbarkeit der verschiedenen Stimmen. Für mich waren die alle größtenteils gleich geschrieben und ich hab mich anfangs schwer getan zu verstehen, wer jetzt wer ist.

Die Atmosphäre auf der fiktiven Insel hat mir gut gefallen und durch die vielen Beschreibungen der Landschaft, die Urlaubsaktivitäten wie Schwimmen und Wandern und Co. ist die sommerliche Stimmung auch bei mir angekommen.

Das Ende lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Natürlich weiß man von Anfang an, dass irgendjemand sterben wird. Und das Buch ist so aufgebaut, dass mehrere lebensgefährliche Situationen vorkommen und jedes Mal habe ich gedacht "jetzt ist es soweit". Und als es dann soweit war... war ich ernüchtert. Nicht unbedingt enttäuscht, denn es war jetzt nicht schlecht, aber es war auch nicht das beste Ende, was es hätte geben können. Auch der "Friede Freude Eierkuchen" Epilog hätte ich nicht gebraucht.

Insgesamt komme ich aber auf 4 von 5 Sternen. Das Buch hat zwar viele Perspektiven, aber sobald man sich da sortiert hat, fand ich es wirklich spannend und wollte immer weiterlesen. Man fiebert die ganze Zeit mit, wer wen umbringen wird und das Ende enttäuscht zwar nicht, aber richtig umhauen tut es auch nicht - eigentlich ein Buch perfekt für den Sommerurlaub, und das nicht nur wegen dem Schauplatz.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Ist die Liebe tot?

Dead Romantics
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"Die Liebe ist ein Fest. Ein Fest für das Leben und den Tod. Sie bleibt immer bei dir. Verweilt bei euch, meine Liebsten, lange nach meinem Tod. Lauscht nach mir im Wind, der durch die Baumwipfel weht."

Danke ...

"Die Liebe ist ein Fest. Ein Fest für das Leben und den Tod. Sie bleibt immer bei dir. Verweilt bei euch, meine Liebsten, lange nach meinem Tod. Lauscht nach mir im Wind, der durch die Baumwipfel weht."

Danke an Vorablesen, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Ist die Liebe tot? Das glaubt zumindest unsere Protagonistin Florence nach der Trennung ihres langjährigen Freundes. Umso schwerer fällt es ihr deshalb, auch in ihrem aktuellen Roman zu einem Happy End zu kommen - doch ihr neuer (und heißer) Lektor Ben lässt sie die Frist nicht verschieben. Als Florence einen Tag vor der Abgabe von dem Tod ihres Vaters erfährt, muss sie zurück in ihre Heimat, in das Bestattungsinstitut ihrer Familie, zu ihren "Geistern". Wortwörtlich: sie kann nämlich Geister sehen. Und eins davon ist... genau, Ben, ihr neuer Lektor. Seine Aufgabe scheint es, sie wieder an die Liebe glauben zu lassen. Blöd nur, wenn man sich in einen Geist verliebt.

In diesem Buch passieren mehrere Sachen gleichzeitig und es klingt erstmal etwas kompliziert, aber das ist es eigentlich gar nicht. Wobei ich es in der Umsetzung besser gefunden hätte, wenn die Autorin sich stärker fokussiert hätte, weil der Wechsel von "ich trauer um meinen Vater" zu "Ich helfe Ben" zu "Ich muss weiterschreiben" manchmal abrupt kam, und ich sowieso finde, dass weniger Themen aber dafür sehr gut ausgearbeitet in Büchern oft mehr sind.

Wir haben Florence, die Ghostwriterin ist und mit ihrem neusten Werk nicht weiter kommt. Ich finde diese Mehrdeutigkeit von "Geist" in diesem Buch echt toll - es geht um richtige Geister, ums "Geistschreiben" (Ghostwriting) und die metaphorischen Geister der Vergangenheit, mit denen Florence sich konfrontiert sieht. Nicht nur ihre Heimatstadt hat sie jahrelang gemieden, auch ihr Ex belastet sie noch immer.

Mit der Hilfe von Geist-Ben stellt sie sich diesen Problemen, versucht, den Tod ihres Vaters zu verarbeiten und will Ben helfen, seine letzte Aufgabe auf Erden zu erfüllen.

Es hat mich von der Atmosphäre an "Wenn ich bleibe" von Gayle Forman erinnert, mit Plotähnlichkeiten zu Verity und Layla von Colleen Hoover - also falls ihr diese Bücher mögt, ist das sicher etwas für euch.

Es geht viel um Tod und Trauer, aber auf eine sehr heilsame, realistische Art. Da Florence Familie ein Bestattungsinstitut hat, geht es auch viel um die Planung der Bestattung, und ich finde das Buch normalisiert das Thema Tod auch irgendwie. Wir müssen alle sterben, und auch wenn wir daran nicht denken wollen, können wir trotzdem Vorkehrungen für den Fall des Falles treffen, und das Buch nimmt uns nicht nur durch den emotionalen Prozess der Trauer mit, sondern auch durch diesen organisatorischen Prozess der Beerdigung. Wobei ich tatsächlich die Reaktion der Familie auf den Tod des Vaters etwas kühl und unemotional fand.

Da Florence Ghostwriterin/Autorin ist, geht es auch viel um Bücher und Literatur, was natürlich immer ein gutes Thema für ein Buch ist.

Das Setting in der Kleinstadt, aber zwischendurch auch in New York, hat mir gut gefallen. Der Schreibstil lässt sich schnell und flüssig lesen, auch wenn mir manche Formulierungen aufgrund der Übersetzung komisch vorgekommen sind (wie z.B. "Murphys Gesetz" auf deutsch statt "Murphys Law", oder mal ein Verb, das ich so nicht verwendet kannte).

Durch das Geister sehen können hat das Buch ein magisches Element bekommen, was ich sehr passend fand. Die Protagonistin kann Geister sehen und hilft ihnen, ihre letzte Aufgabe auf Erden zu erfüllen. Relativ simpel, ohne große Regeln oder Erklärungen für das wie und warum - aber für einen Liebesroman find ich das total angemessen.

Die Liebesgeschichte ist so einer der Punkte, der mich etwas nachdenklich zurücklässt. Sie verliebt sich ja in einen Geist...ich fand diese Vorstellung ab einem gewissen Punkt einfach sehr befremdlich und hab es als fetischisierend empfunden, als über explizite Handlungen nachgedacht wurde. Besonders weil Florence (und wir als Leser auch) Ben ja kaum kennt, war das irgendwie befremdlich, wie sich diese Anziehung so stark entwickeln konnte. Das wurde für mich nicht glaubhaft vermittelt.

Die Nebencharaktere sind nicht sonderlich stark ausgearbeitet, es gibt die beste Freundin Rose, Florence Emo-Schwester, ihren schwulen Bruder und die Mutter, aber der Fokus in diesem Buch liegt ganz klar auf Florence, die als humorvolle, quirlige, aber auch nachdenkliche Protagonistin sehr gut ausgearbeitet ist.

Zum Ende des Buches hin wird die Geschichte sehr vorhersehbar, mit Drama und Co., halt was klassisch im Liebesroman Genre so passiert. Ich hatte gehofft, dass der Autorin dort vielleicht noch etwas originelles einfällt.

Insgesamt komme ich auf 4 von 5 Sternen.

Ich fand das Buch gut geschrieben, besonders die Trauerverarbeitung als Thema fand ich gut gewählt und Florence war als Protagonistin gut ausgearbeitet. Die Handlungsstränge waren gut verständlich, auch wenn es doch etwas viel für das Buch war und man den Fokus sicher stärker hätte setzen können. Die originelle Vermischung von einem Liebesroman und übernatürlichen Elementen fängt stark an, endet leider etwas vorhersehbar, aber nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen. Ich konnte echt mitfühlen, und habe mit Florence gelacht und getrauert.

"Es gibt kein glückliches Ende, es gibt nur glückliche Leben."

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Cozy und Sexy Hexenromance

Ex Hex
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🔮 THE EX HEX 🪄

Lest ihr gerne Bücher über Hexen? Dann habe ich hier eine Empfehlung für euch! 🥰

Magie und Alkohol sind keine gute Kombination - das stellt die Hexe Vivi fest, als Rhys Penhallow, der ...

🔮 THE EX HEX 🪄

Lest ihr gerne Bücher über Hexen? Dann habe ich hier eine Empfehlung für euch! 🥰

Magie und Alkohol sind keine gute Kombination - das stellt die Hexe Vivi fest, als Rhys Penhallow, der ihr vor neun Jahren das Herz gebrochen hat, wieder zurück nach Graves Glen kommt und ihn ein Unglück nach dem nächsten verfolgt. Denn der Zauberspruch, den Vivi damals unter Alkohol und Liebeskummer ausgesprochen hat, entpuppt sich als richtiger Fluch über Rhys.

Das Buch hat mich voll an eine 2000er RomCom erinnert, wie ein Mix aus Gilmore Girls, Vampire Diaries und Sabrina - Total verhext 🧙🏻‍♀️🐈‍⬛.
Kleinstadt, exzentrische Tante mit Zauberladen, Protagonistin ist Geschichtsdozentin am örtlichen College, Hexenmythos in der Stadtgründung und ausladende Halloween-Feierlichkeiten.

Während Rhys und Vivi versuchen, den Fluch zu brechen, passieren allerlei seltsame Sachen und Missgeschicke. Chaos pur, dem sehr humorvoll begegnet wird. Die ✨Witchy Vibes✨ fand ich auch perfekt getroffen, und das Buch hatte eine wirklich stimmige Atmosphäre.

Die Länge des Buches (320 Seiten) und der flüssige Schreibstil machen The Ex Hex zum perfekten Buch, um es an einem Abend durchzuschmökern.

Durch die Kürze des Buches war es aber manchmal auch etwas oberflächlich, besonders die Lösung des Fluches und das Ende waren schnell abgewickelt. Auch dadurch, dass das Buch echt viele Sexszenen hatte, kam mir die Handlung zwischendurch zu kurz.

Nicht jedes Buch muss unglaublich komplex und ein Highlight sein, und The Ex Hex war für mich eine gute, gemütliche, romantische Ablenkung zwischen den ganzen 500+ Seiten High Fantasy Schinken, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Ich gebe 4 ⭐️ und kann euch das Buch wirklich nur empfehlen. Und ich werde sicherlich noch Band 2 zu Vivis Cousine Gwyn lesen, die mir ans Herz gewachsen ist.

✨✨✨✨✨
Danke nochmal an das @bloggerportal und den @heyne.verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Glaube und Liebe - jüdisch orthodoxe Version

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
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Danke an Vorablesen und den Beltz Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

„Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ – ein sehr dramatischer ...

Danke an Vorablesen und den Beltz Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

„Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ – ein sehr dramatischer Titel (im Englischen ist es „Life and Crimes“, also mit Ruhm hat das Buch auch wenig zu tun, aber Crimes/Verbrechen kommen schon vor). Und das Buch ist dramatisch, weshalb ich es schade fand, dass es keine Triggerwarnung gab.

Worum geht es? Wir begleiten Jehdua „Hoodie“ Rosen, der in einer ultraorthodoxen jüdischen Familie aufwächst und sich mit der „Außenwelt“ konfrontiert sieht. Er lernt Anna-Maria, die Tochter der Bürgermeisterin kennen, die jedoch keine Jüdin ist. Diese Freundschaft führt zu Konflikten mit seiner Familie und seiner Gemeinde.

Ich habe meinen Freiwilligendienst nach dem Abitur in Jerusalem absolviert und habe dort natürlich ultraorthodoxe Juden und ihre Lebensweisen gesehen. Deshalb kann ich aus meiner Sicht auch sagen, dass das Buch diese Situation perfekt wiedergespielt hat. Auch wenn viele Gebote unglaublich absurd klingen und einen beunruhigen: das hat der Autor sich nicht ausgedacht, das ist die Lebensrealität für diese religiöse Gruppierung.

Der Schreibstil ist passend zur Altersgruppe eher jugendlich und es hat sich schnell und angenehm lesen lassen. Auch die Seitenzahl von 220 Seiten begünstigt ein schnelles Durchlesen!

Natürlich wird in dem Buch auch das Thema Antisemitismus behandelt (steht ja auch mit im Klappentext), aber es ist doch erschütternd, welches Ausmaß die antisemitischen Taten genommen haben. Wobei das ja auch leider Realität ist…

Ich finde, dieses Buch hat so zwei Aspekte: einerseits die Darstellung vom orthodoxen jüdischen Leben, die in meinen Augen extrem gelungen war. Und eine Liebesgeschichte, die mir aber zu kurz gekommen ist. Deshalb kann ich dazu auch nicht viel sagen. Die Ängste und Probleme, die Hoodie und Anna in ihrer „Beziehung“ sehen, sind alle sehr realistisch und auch nachvollziehbar aufgebaut. Aber es war mir einfach zu kurz und das ist auch der einzige Grund, warum ich dem Buch keine 5 Sterne, sondern nur 4 geben werde: ich hätte mir die Geschichte länger gewünscht. Mehr Einführung und Erklärung – denn nicht alle haben wie ich schon so viel Vorwissen zum orthodoxen jüdischen Leben. Mehr Zeit am Ende: denn die Charaktere beginnen dort eine Charakterentwicklung, und das Buch endet in meinen Augen zu früh, sodass wir gar nicht wirklich mitbekommen, was diese Entwicklung konkret für Auswirkungen hat.

Ich finde, der Autor hat wirklich ein tolles Jugendbuch geschaffen, dass realistische Einblicke gibt, aber es konnte mich nicht richtig berühren, da es nicht immer in die Tiefe gegangen ist und generell einfach zu kurz ist. Deshalb gebe ich wie gesagt 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Humorvoller Roman über Liebe, Familie und verschiedene Kulturen

Bissle Spätzle, Habibi?
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Danke an Vorablesen und den Ullstein Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Ich LIEBE diesen Titel und die Idee dieses Buches.

Als ich ...

Danke an Vorablesen und den Ullstein Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Ich LIEBE diesen Titel und die Idee dieses Buches.

Als ich die Leseprobe gesehen habe, ist mir der Name der Autorin sehr bekannt vorgekommen. Abla Alaoui ist nämlich auch Musical Darstellerin/Schauspielerin und eine kurze Recherche hat ergeben, dass ich sie vor 10 Jahren als Sister Mary Robert in Sister Act in Oberhausen gesehen habe :D. Und nach der Lektüre dieses Buches kann ich guten Gewissens sagen, dass sie nicht nur phänomenal singen kann, sondern auch gute Bücher schreibt!
Und nicht nur ihre Kenntnisse über die Schauspiel-Branche hat die Autorin in das Buch einfließen lassen, sondern auch ihre Herkunft: sie hat marokkanische Wurzeln, wie die Familie Baysan.

Durch Flashbacks lernen wir viel über das Aufwachsen von Amaya in einer Einwanderer-Familie, aber auch in der Gegenwart spielt ihre Kultur immer wieder eine Rolle. Das Essen, die Feste, der Familienfokus, ihre Religion und das Ausleben eben dieser - hier kommt z.B. immer wieder die Diskussion um Muslime und Alkohol trinken auf, was in meinen Augen auch einfach einer sehr stereotypische Frage ist, die „nur von uns Deutschen“ kommen kann.
Ich mochte es, wie hier die marokkanisch-arabische Kultur eingewoben war und wie kulturelle Unterschiede sichtbar gemacht wurden, aber ohne dass dieses Buch eine belehrende Haltung angenommen hat. Es wurde in meinen Augen nicht gewertet zwischen verschiedenen Verhalten, sondern einfach eine Ko-Existenz mit möglichen Konfliktpunkten beschrieben, und genau diese Atmosphäre lädt zum abschalten und schmökern ein.

Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und bin durch die Seiten geflogen! Jedes Kapitel beginnt übrigens mit einem arabischen Zitat/Sprichwort, dass dann auch auf Deutsch übersetzt darunter steht. Mein Favorit ist eindeutig: „Alle Menschen sind weise. Die einen früher, die anderen später“. Zwischendurch gibt es auch Stellen auf Schwäbisch und ich als Ruhrgebietlerin hatte meine Mühen, das zu verstehen – aber im Kontext wurde es dann ja auch klar und so fand ich das sehr passend.
Ansonsten ist das Buch sehr humorvoll geschrieben und die schlagfertige Amaya hat immer einen Spruch auf den Lippen, wie z.B. hier:
„Stopp! Der Wein muss doch noch atmen!“- „Ich mache Mund-zu-Mund-Beatmung, dann geht’s schneller“.

Allerdings gab es eine Sache, die man in meinen Augen hätte verbessern könnten. Und zwar das Pacing bezüglich der Liebesgeschichte, bzw. die Liebesgeschichte generell. Daniel und Amaya lernen sich kennen, und schwupps Zeitsprung mehrere Monate nach vorne. Es gab auch noch andere Zeitsprünge und mir hat dadurch der Aufbau der Verbindung zwischen den beiden gefehlt.
Auch der Klappentext (von wegen Ismael wird als potentieller Schwiegersohn den Eltern Baysan vorgestellt, während Daniel daneben sitzt) hat mich in die irre geführt, da ich etwas mehr in Richtung Fake Dating Chaos erwartet habe. Der Fokus der Geschichte lag in meinen Augen eher auf Amaya, ihren Dating-Erfahrungen, ihrem Job und ihrer Familie, sowie der großen Frage, wie sie ihre Eltern dazu bringen kann, einen nicht-muslimischen Schwiegersohn zu akzeptieren. Und das ist auch okay so, das war eine interessante und lustige Lektüre, aber bei so einem Klappentext und dann die Einordnung als Liebesroman ist es denke ich nachvollziehbar, wenn ich jetzt sage: mir war das zu wenig Liebesroman, zu wenig Annäherung und Kennenlernen, und zu viel vollendete Tatsachen.

Ich kann euch dieses Buch wirklich wärmstens empfehlen – ich habe ja schon gesagt, was ich alles gut fand. Den Humor, den Schreibstil, die gut ausgedachten Charaktere, die marokkanischen Einflüsse. Ich glaube einfach, dass man an dieses Buch mit anderen Erwartungen rangehen muss und sich nicht vom Klappentext verwirren lassen sollte. Ich gebe 4 Sterne und hoffe, von Abla Alaoui bald wieder etwas zu lesen (oder sie mal wieder auf einer Bühne zu sehen!).

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