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Veröffentlicht am 11.06.2023

Apocalypse Now

Stranded - Die Insel
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Zum Inhalt:
Ein Traum wird wahr für Maddy. Sie ist Teil einer achtköpfigen Gruppe, die für einen Fernsehsender fern der Zivilisation ein Jahr lang überleben soll. Vier Männer und vier Frauen werden auf ...

Zum Inhalt:
Ein Traum wird wahr für Maddy. Sie ist Teil einer achtköpfigen Gruppe, die für einen Fernsehsender fern der Zivilisation ein Jahr lang überleben soll. Vier Männer und vier Frauen werden auf eine Insel vor der Küste Schottlands verschifft und dort mehr oder weniger sich selbst überlassen - mit einem Minimum an Ausrüstung und Nahrung. Es kommt, wie es kommen muss. Aus kleinen Bosheiten werden große Gemeinheiten und die Gemeinschaft sucht und findet einen Sündenbock: Maddy. Zuerst nur ausgestoßen aus der Gruppe eskaliert die Situation völlig, als das heiß ersehnte Boot für die Rückkehr nicht kommt und alle Schranken fallen.

Mein Eindruck:
Natürlich ist man durch den Klappentext informiert und weiß, dass die Protagonistin überleben wird, während andere Menschen sterben. Trotzdem schafft es die Autorin Sarah Goodwin, dass man praktisch fast ununterbrochen um Maddy bangt. Das gelingt insbesondere durch die Erzählung in der ersten Person, die den Lesern wunderbar Angst bis zur Panik, Müdigkeit bis zur Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit bis zum Fatalismus nahebringt. Dass sich durch diese Art der Erzählung auf Maddy konzentriert wird, lässt einen die Geschehnisse innerhalb der Gruppe nur erahnen, - auch das ein guter Weg, um Spannung zu erzeugen. Außerdem enthebt es die Autorin der Pflicht, sich um sieben weitere Personen mit Hoffnungen, Ängsten und vor allen Dingen Intentionen zu kümmern. Der ganze Plot ist gut durchdacht (wenn man von der Schwachstelle absieht, dass niemandem in der Produktionsfirma eine seltsame Funkstille auffällt) und die Erklärungen der Geschehnisse rund. Der Stil Goodwins lässt einen fabelhaft durch die Seiten fliegen, weil man einfach zum Ende kommen muss. Eine klare Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Da sitzt man lieber VOR dem Fernseher

Veröffentlicht am 26.02.2023

Der dritte Streich

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Dieses Buch ist das dritte in einer Reihe. Zum besseren Verständnis von Zusammenhängen und Charakteren ist es klug die Vorgänger zu kennen, auch wenn der Krimi in sich abgeschlossen ist.

Zum Inhalt:
Als ...

Dieses Buch ist das dritte in einer Reihe. Zum besseren Verständnis von Zusammenhängen und Charakteren ist es klug die Vorgänger zu kennen, auch wenn der Krimi in sich abgeschlossen ist.

Zum Inhalt:
Als neuen Fall widmet sich der Donnerstagmordclub dem Verschwinden einer Fernseh-Journalistin. Dieses scheint in Zusammenhang mit einem großen Fall von Geldwäsche zu bestehen, der zwar in eine Verurteilung gipfelte, jedoch viele Fragen offen ließ.

Mein Eindruck:
Auch der dritte Kriminalroman um die geschäftigen Senioren lässt nichts zu wünschen übrig. Wieder einmal hält Osman die Balance zwischen fast schon slapstickmäßigen, humorvollen Teilen und ernsthaften Momenten. Die Dialoge suchen ihresgleichen und besonders gefällt, dass der Autor wirklich jede Figur ernst nimmt und seine Charaktere genau dieses im Umgang miteinander ebenfalls tun lässt. Dazu hat er sich eine breite Personenschar in den Vorgängerbüchern aufgebaut, die er hier in anderen Zusammenhängen neu kombiniert und alleine dadurch schon einen guten Schuss Humor erzeugt. In den Nebenhandlungen greift er Themen wie Rassismus, Demenz und den Umgang mit Homosexualität auf. Dieses tut er aber so subtil und unaufgeregt, dass der Mensch vor dem Buchdeckel sich nicht schon wieder genervt fühlen muss, sondern zum Nachdenken gebracht wird.
Osmans Hauptpersonen haben zwar alle mit Alterserscheinungen zu kämpfen, lassen sich aber davon nicht unterkriegen und tun weiterhin das, was sie am besten können: Die Agentin schießt, der Gewerkschaftsmann kämpft, der Psychologe therapiert und die Hausfrau betüddelt. In welchen Zusammenhängen sie das tun, ist eine Freude für den Verstand und das Herz.
Der Krimi besticht durch einige unerwartete Wendungen und immer dann, wenn man meint, jetzt ist alles klar, führt Osman einen an der Nase herum. Das Ende bietet einen guten Cliffhanger, ist aber trotzdem rund.

Mein Eindruck:
Die Alten sind immer noch jung und das hoffentlich noch einige Bücher

Veröffentlicht am 26.02.2023

Alternativlos?

Northern Spy – Die Jagd
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Zum Inhalt:
Tessa arbeitet in Nordirland bei der BBC und ist völlig geschockt, als sie sieht, dass ihre Schwester Marian, scheinbar eine erklärte Pazifistin, sich eine Sturmmaske überzieht und als Mitglied ...

Zum Inhalt:
Tessa arbeitet in Nordirland bei der BBC und ist völlig geschockt, als sie sieht, dass ihre Schwester Marian, scheinbar eine erklärte Pazifistin, sich eine Sturmmaske überzieht und als Mitglied der IRA an einem Raubüberfall teilnimmt. Zuerst denkt Tessa, dass Marian gezwungen wurde, wird jedoch bald eines Besseren belehrt und durch die Angst um ihre Schwester und ihr Baby selbst ein Rädchen im System. Alternativlos?

Mein Eindruck:
Was an der Geschichte richtig gut gefällt ist die Wahl, die Tessa immer wieder hat: Die Wahl zwischen Pest und Cholera. Egal wie sie sich entscheidet, die Gefahr wird nicht weniger, in der sich Marian, sie und letztendlich auch noch mehr Mitglieder ihrer Familie und ihres Freundeskreises befinden. Die Autorin Flynn Berry beschreibt hautnah Panik, Hoffnungslosigkeit, Unverständnis und spielt damit auf der Klaviatur des Mitgefühls ihrer Leser. Aber sie zeigt auch immer wieder die Schönheit der Umgebung und die Freundschaft der Menschen untereinander, so dass absolut klar wird, warum Tessa nicht einfach mit wehenden Fahnen das Weite sucht. Dadurch, dass sich Berry mit allen Personen befasst, ihnen Tiefe, Hobbies und glaubwürdige Lebensläufe gibt, verschwimmen nicht nur subjektiv die Grenzen zwischen Opfern und Tätern. Diese Differenziertheit spiegelt sich dann auch in den Gedanken der Leser zum Buch. Auch diese müssen wie Tessa immer wieder überlegen, wem ihre Loyalität gehört und wem sie glauben dürfen, müssen, sollten.

Mein Fazit:
Aufwühlende Literatur mit einem Kapitel europäischer Geschichte, welches hoffentlich abgeschlossen ist

Veröffentlicht am 26.02.2023

Tod im Netz

Das makellose Mädchen
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Zum Inhalt:
Wren lernt durch die Dating-Plattform Torch ihren Traummann kennen, doch plötzlich meldet Adam sich nicht mehr. Dafür taucht ein Detektiv bei ihr auf, der mit dem spurlosen Verschwinden mehrerer ...

Zum Inhalt:
Wren lernt durch die Dating-Plattform Torch ihren Traummann kennen, doch plötzlich meldet Adam sich nicht mehr. Dafür taucht ein Detektiv bei ihr auf, der mit dem spurlosen Verschwinden mehrerer Frauen befasst ist. Auch diese waren auf Torch aktiv, das Profil ihrer letzten Partner ähnelt Adams und ihre eigenen dem von Wren. Ist Adam nicht Traum sondern Albtraum und hat das Ganze etwas mit Wrens Vergangenheit zu tun?

Mein Eindruck:
Was für ein Buch! Ja, Thriller sollen möglichst durchgehend spannend sein, überraschende Wendungen und einen Showdown beinhalten, der es in sich hat, aber "Das makellose Mädchen" bietet an allen Stellen Höchstleistungen an. In dem Moment, wenn man anfängt zu lesen, möchte man nicht mehr aufhören, - egal, was die Uhrzeit oder der Mensch des Herzens sagt, der von der geistigen Abwesenheit des nur noch physisch anwesenden Lesenden genervt ist. Die Autorin Lisa Unger erdenkt für ihre ich-erzählende Protagonistin eine Vergangenheit, so schonungslos, dass man schlucken muss. Und auch wenn man einiges durch die Geschehnisse in der Gegenwart schon weiß, ist man immer noch schockiert, wenn der Fall in den Vergangenheits-Szenen des Buchs in aller Deutlichkeit beschrieben wird. Unger versieht auch Nebencharaktere mit Tiefe und gestaltet sie differenziert, so dass selbst die „Bösen“ um Verständnis der Menschen vor dem Buch buhlen können.
Da auch abseits von Wren die Story weiterläuft, gibt es einige Teile, die in der dritten Person erzählt werden; an Spannung fehlt es hier jedoch nie. Unger bietet nicht nur eine Konfrontation zum Schluss, sondern davor schon viele kleine Höhepunkte und Cliffhanger. Jeder ist in Gefahr, jeder ist gefährlich und nicht jeder überlebt dieses Buch, - Fingernägel eingeschlossen.

Mein Fazit:
Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 10.01.2023

Perfekt

Dunkler Hass
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Zum Inhalt:
In der Nähe von Konstanz werden einige verstümmelte Frauenleichen gefunden und die Polizei findet weder Spuren noch andere Anhaltspunkte. Deshalb wird der Fallanalytiker Hagedorn durch den ...

Zum Inhalt:
In der Nähe von Konstanz werden einige verstümmelte Frauenleichen gefunden und die Polizei findet weder Spuren noch andere Anhaltspunkte. Deshalb wird der Fallanalytiker Hagedorn durch den SOKO-Leiter Bannert engagiert. Glücklicherweise läuft die Zusammenarbeit der beiden Männer problemlos, denn erstens ist der Chef von Bannert eher Bremse als hilfreich und zweitens bindet der Täter die Ermittler in seine Taten ein.

Mein Eindruck:
Der Autor Matthias Bürgel ist selbst vom Fach, was er insbesondere in seiner Kenntnis von Dienstwegen und Zusammenarbeit einzelner Teile in der Polizei zeigt, ohne belehrend zu wirken oder langweilig zu sein. Ein einfacher Schreibstil erleichtert den Lesespaß; Bürgel nutzt weder übertriebene Satzkonstruktionen noch Fremdwörter, die nachgeschlagen werden müssten. Seine Geschichte um einen Serienmörder ist dazu eine gute Mischung von grausamen und spannenden Aspekten, die sich mit Humor abwechseln. Dieser entsteht insbesondere dadurch, dass Bürgel echte Typen und keine Holzschnitte erdacht hat. Sein Täter hat nachvollziehbare Gründe, seine Ermittler besitzen Ecken und Kanten und sind vor allen Dingen nicht unfehlbar. Besonders das Ende ist gelungen, da es nicht nur unklar bleibt, ob es ein Happyend gibt; zusätzlich verblüfft Bürgel mit einer echten personellen Überraschung.

Mein Fazit:
Gelungene Krimi-Unterhaltung