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Veröffentlicht am 16.03.2023

Aufstieg und Fall

Blankenese - Zwei Familien
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„...Wie jeden Morgen nahm Leni einen Umweg in Kauf, um vor der Arbeit am winterlichen Elbstrand entlang zu schlendern. Die Sattlerei in der Blankeneser Hauptstraße hätte sie auch über einige Treppen erreichen ...

„...Wie jeden Morgen nahm Leni einen Umweg in Kauf, um vor der Arbeit am winterlichen Elbstrand entlang zu schlendern. Die Sattlerei in der Blankeneser Hauptstraße hätte sie auch über einige Treppen erreichen können, die sich durch die verwinkelten Gässchen ihres Viertels schlängelten...“

Mit diesem Worten beginnt eine spannende Familiensaga. Erneut ist es der Autorin gelungen, mich mit ihrer Geschichte sofort in den Bann zu ziehen.
Der Schriftstil ist ausgereift und vielschichtig.
Wir schreiben das Jahr 1919, als sich zwei junge Menschen am Elbufer treffen.
Leni ist Tochter eines Kapitäns. Nach dem Tod des Vaters hat ihre Mutter ein Gasthaus eröffnet und so ihre Familie durch die Kriegsjahre gebracht. Leni hat Sattlerin gelernt. Doch als ihr Chef zudringlich wird und sie sich das nicht gefallen lässt, verliert sie die Arbeit.
John ist der Erbe der Reederei Casparius. Er hat im Krieg Dinge erlebt, die ihn für immer verändert haben. Die Beerdigung seines besten Freundes Friedrich wühlt das wieder auf.

„...Die emotional vorgetragenen, aber inhaltsleeren Worte des Pastors waren blanker Hohn. Der Krieg hatte Johns vormals so festgefügtes Weltbild wie ein Kartenhaus zum Einsturz gebracht...“

Die Reederei des Vaters schrammt gerade auf eine Insolvenz zu. Die Schiffe, die in fremden Häfen liegen, werden von den Alliierten beschlagnahmt. John möchte auf Flüssigtransporte umstellen, stößt aber bei seinem Vater auf taube Ohren.
John freut sich auf das Wiedersehen mit seiner Verlobten. Noch ahnt er nicht, was ihn erwartet. Der Vater seiner Verlobten allerdings kommt schnell zur Sache. John ist nicht mehr reich genug, um als Schwiegersohn infrage zu kommen. Außerdem ist er Halbjude.

„...Er hatte nicht einmal gemerkt, dass alles um ihn herum nur Schein war. Eine makellose Fassade, die alles Hässliche verbarg...“

Als Leser darf ich John und Leni bis 1938 begleiten. Ihre plötzliche Ehe muss durch manche Tiefen.
Gekonnt versteht es die Autorin, die gesellschaftliche Verhältnisse in das Geschehen zu integrieren. Gleichzeitig gibt es einige wenige Rückblenden, die schlaglichtartig erleuchten, warum Johns Vater eine amerikanische Jüdin geheiratet hat und wie es zum Unfall von Lenis Vater kam.
Sehr deutlich wird, wie der Antisemitismus zunehmend in Blankenese Fuß fasst. Die Gespräche mit Johns Patenonkel Max Wehrmann bringen die politische Thematik ziemlich konkret auf den Punkt.

„...Der vergangene Krieg hat nicht nur sinnlos Menschenleben vernichtet, sondern dem Staat auch viel Geld gekostet, Geld, das er eigentlich nicht besaß...“

Die Autorin hat mehrere interessante Charaktere kreiert, die für Abwechslung in der Handlung sorgen. Da ist zum einem Felicitas, Johns Schwester, die Leni nach und nach in ihre Welt einführt und ihr zur Seite steht.
Auch Irma, Lenis Mutter, ist eine starke Frau. Sie hat zwei Söhne im Krieg verloren, sich um Kinder und Enkel gekümmert und verbliebenen Söhnen nicht nur einmal den Kopf gewaschen, wenn ihnen die Politik wichtiger war als die Familie. Trotzdem konnte sie auch ungute Entwicklung nicht verhindern.
Nicht zu vergessen ist Veit, Johns Onkel väterlicherseits. Er wird von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt. Doch er ist der einzige, der die Reederei für die Familie erhalten kann. John als Halbjude muss sie ihm in die Hände geben. Allerdings gibt es jemand, der auch Veits positive Seiten sieht. Das ist seine Nichte Sonja. Gerade in den dreißiger Jahren ist es für sie außerdem von Vorteil, dass sie blond und blauäugig ist.
Ein Personenverzeichnis und Hinweise auf weiterführende Literatur vervollständigen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt, wie tief die Politik in der damaligen Zeit in das Leben der Familien eingegriffen hat.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

wertvolle Impulse

Zum Frühstück ein Stück Himmel
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„...Was tust du eigentlich jeden Tag? Wohin soll das führen, wenn du so weitermachst wie bisher? Bedenke, dass dein Leben endlich ist! Und frage dich, welche Spuren du hinterlassen willst!...“

Diese Sätze ...

„...Was tust du eigentlich jeden Tag? Wohin soll das führen, wenn du so weitermachst wie bisher? Bedenke, dass dein Leben endlich ist! Und frage dich, welche Spuren du hinterlassen willst!...“

Diese Sätze stammen aus der ersten Geschichte, wobei Geschichte nicht den Kern trifft. Der Autor will kurze Impulse für den Tag geben. Dazu dienen die 99 Erzählungen. Sie umfassen bis auf wenige Ausnahmen zwei Seiten und können problemlos vor oder nach dem Frühstück gelesen werden.
Der Schriftstil ist einerseits leicht, andererseits tiefgründig. Das muss kein Widerspruch sein. Auch wertvolle Gedanken kann man auf leichte Art vermitteln.
Die Anregungen sind vielfältig. Mal geht es darum, uns aus unserer Komfortzone zu bewegen und aus der Routine auszusteigen, mal wird unser Blick für die Schönheiten um us geschärft, mal werden Bibelstellen in die heutige Lebensweise übertragen, mal wird Altbekanntes hinterfragt.

„...Damit die Sprache nicht die Quelle aller Missverständnisse bleibt, müssen wir uns also zusammensetzen und klären: Was meinst du, wenn du sagst, was du sagst?...“

Der Autor verwendet nicht nur Bibelzitate. Häufig beruft er sich auf geistliche Lieder und Gedichte, zitiert aus Werken der Weltliteratur oder verwendet Fabeln und Sagen, um seine Aussagen zu unterstreichen und zu vertiefen.
Nehmen wir die Geschichte vom reichen Kornbauern. Daraus folgert der Autor:

„...Es wäre klug, Konsequenzen aus diesem Gedanken zu ziehen, die Einsicht etwa, dass der Reichtum meines Lebens nicht aus Gütern besteht, die sich durch Mauern schützen lassen, sondern aus geschenkter Zeit...“

In vielen der kurzen Essays ist mir aufgefallen, dass der Autor gern mit Fragen arbeitet. Diese Fragen zwingen mich als Leser, sie auf mein Leben zu beziehen und konkrete Antworten zu suchen. Dadurch bleibe ich nicht passiv, sondern setze mich aktiv mit dem Text auseinander.
Manch ungewohnter Gedanke hilft, über neue Wege nachzudenken.

„...Manchmal genügt es nicht, einen guten Plan zu haben. Manchmal braucht es auch die Bereitschaft, ihn wieder aufzugeben...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lohnt sich, es immer mal wieder in die Hand zu nehmen.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Die Kehrseite des Traumberufs

Schotterpiste
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„...Das Kalb liegt mit dem Hintern voran. Geh doch schon mal vor! Letzte Strohbuchte. Ich komme gleich nach...“

Das ist nur eine der Szenen im Buch, in denen deutlich wird, dass die Autorin genau weiß, ...

„...Das Kalb liegt mit dem Hintern voran. Geh doch schon mal vor! Letzte Strohbuchte. Ich komme gleich nach...“

Das ist nur eine der Szenen im Buch, in denen deutlich wird, dass die Autorin genau weiß, worüber sie schreibt. Ihre Protagonistin Paula ist Tierärztin. In dem Beruf lernt sie alle Schattenseiten der Massentierhaltung kennen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. In vielen Rückblenden werde ich in die Vergangenheit von Paula geführt, die am 1. Mai 1989 geboren wurde.
Der Schriftstil ist ausgereift. Dazu gehört die realitätsnahe Beschreibung der Arbeit als Tierärztin, aber auch manch bildhafte Darstellung im privaten Bereich.

„...Langsam windet sich der Duschvorhang ihre Fußknöchel die Beine hinauf. Umspannt sie wir ein Kokon, während von oben das heiße Wasser auf sie niederprasselt...“

Paulas Leben scheint vorwiegend aus Arbeit zu bestehen. Sie hat ihren Traumberuf gegen den Willen der Eltern erlernt. Vor allem der Vater hat ihr schon in jungen Jahren klar gemacht, was er von ihr erwartet.

„...Es gibt viele schlaue Menschen. Aber es geht darum, besser zu sein! Es geht darum, selbst die Grenzen zu bestimmen, nicht, sich von anderen welche setzen zu lassen. Wer nicht ganz oben schwimmt, wird stets zu den Verlierern gehören […] Alles über eins Komma null ist absolut inakzeptabel...“

Gute Schulnoten waren alles, kulturelle Interessen überflüssig.
Bei einem Besuch in der Großviehanlage trifft Paula ihre alte Freundin Hanne wieder. Sie ist alleinerziehende Mutter und gerade aus der Elternzeit zurück. Jahrelang hatten sie keinen Kontakt miteinander. Hanne ist Tierpflegerin. Auch hier darf ich als Leser wieder in die Kindheit der beiden eintauchen. Es gab noch eine dritte Freundin – Maria. Die aber bleibt für mich im Gegensatz zu Paula und Hanne relativ blass.
Es fallen Sätze über die Tierhaltung, die zeigen, dass das Tierwohl keine Rolle spielt.

„...Das falsche Medikament durch eine falsche Diagnose und schon hätte der Besamer eine wertvolle Ration Sperma umsonst in die Kuh gebracht. Im Stall zählt jeder Cent...“

Die Behandlungsmethoden und der Umgang mit den Tieren wird sehr realistisch wiedergegeben. Das ist damit keine einfache Lektüre. Personalmangel sorgt dafür, dass Paula eine Menge an Überstunden macht und zu wenig Schlaf bekommt. Besonders schwer fällt es ihr, wenn sie Entscheidungen zwischen Leben und Tod fällen muss.
Dann unterläuft ihr ein Fehler. Jetzt muss sie eine Entscheidung treffen …
In einem Glossar werden die verwendeten Fachbegriffe erläutert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Wissenschaft allgemeinverständlich

Weltrettung braucht Wissenschaft
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„...Ich vermisse die Zukunft. Also bin ich sie suchen gegangen...“

Diese Worte stellt die Autorin ihrem Buch voran. Dann nimmt sie ihre Leser mit auf eine Reise zu 11 Wissenschaftlern. Dazwischen gibt ...

„...Ich vermisse die Zukunft. Also bin ich sie suchen gegangen...“

Diese Worte stellt die Autorin ihrem Buch voran. Dann nimmt sie ihre Leser mit auf eine Reise zu 11 Wissenschaftlern. Dazwischen gibt es jeweils das Kapitel „Weiterreise“, wo sich die Autorin humorvoll und teilweise spitzzüngig dazu äußert, wie und warum das vorher Ausgeführte es in Politik und Gesellschaft so schwer hat. Das 12. Wissenschaftskapitel gestaltet sie selbst.
Der Schriftstil ist allgemeinverständlich, trotzdem wissenschaftlich korrekt und über weite Strecken mit einem feinem Humor durchsetzt.

„...Das meiste Übel dieser Welt ist wie Zahnpasta – leichter aus der Tube zu bekommen wie wieder hinein. Das heißt, es reicht nicht, nur auf die Bremse zu treten, wir müssen auch die Kurve kriegen…“

Es geht um Klimaschutz, Plastikvermeidung, Gesundheitspolitik, Gentechnik, Algorithmen und Biodiversität. Auf einige Themen möchte ich kurz eingehen.
Beim Klimaschutz kommt die Wissenschaftlerin schnell auf den Punkt. Sie belegt an Beispielen, was heute schon möglich wäre, um Kohlendioxid zu binden. Gerade die Silikatverwitterung war mir völlig neu. Außerdem weist sie auf Langzeitfolgen hin.

„...Aber die fatalen Schäden steigen nicht nur mit der Temperatur, sondern auch mit der Dauer, die wir diese Temperatur halten. Wer sagt bitte dem Permafrostboden, dass er mit dem Schmelzen aufhören soll, wenn die Welt eines Tages klimaneutral ist?...“

Beim Thema Algorithmen und maschinelles Lernen nimmt der Autor seine Leser mit, indem er erläutert, wie die Ergebnisse von der Datenlage abhängen. Hier arbeitet er mit anschaulichen Beispielen und weist auf mögliche Gefahren hin.

„...Viel zu oft lassen wir uns nämlich dazu verführen, zu glauben, dass eine Entscheidung, die der Computer trifft oder vorschlägt, schon ihre Richtigkeit haben muss. Weil wir nicht wissen, was hinter den Kulissen passiert...“

Und diesen Blick hinter die Kulissen vermittelt der Autor des Beitrags. In den Beiträgen gefällt mir, dass es konkrete Ratschläge gibt, was der einzelne tun kann. Es wird auch nicht verschwiegen, wo heute noch die Probleme liegen, das heißt, was die Wissenschaft schon leisten kann und was noch nicht.
Gerade das Beispiel Biodiversität zeigt deutlich, wie hier gekonnt begriffe fasslich erklärt werden die man eigentlich täglich hört.

„...Das sind Arten: Triebspitzen am Baum des Lebens. Einerseits eine systematische Kategorie, andererseits aber auch eine evolutionäre Realität...“

Wenn möglich, wird mit Diagramm und Abbildungen gearbeitet.
Kurzbiografien der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und umfangreiche Anmerkungen ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bietet eine Menge Wissen und zeigt, wie man das aufbereiten kann, um möglichst verständlich zu bleiben.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Klasse Kinderbuch

BOOKii® Hören und Staunen Heimische Vögel
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„...Einen Vogel erkennt man sofort am Federkleid, an den Flügeln und an dem Schnabel...“

Damit führt das Buch in die Welt der Vögel ein. Auf 27 Seiten werden in farbigen Abbildungen die Vögel unsere Heimat ...

„...Einen Vogel erkennt man sofort am Federkleid, an den Flügeln und an dem Schnabel...“

Damit führt das Buch in die Welt der Vögel ein. Auf 27 Seiten werden in farbigen Abbildungen die Vögel unsere Heimat vorgestellt. Sie sind geordnet nach Singvögeln, Vögel im Garten, Vögel am See oder am Strand.
Zu jedem Vogel wird die Körperlänge, das Gewicht, Nahrung und der Unterschied zwischen den Geschlechtern angegeben, wobei es statt Gewicht exakter Weise Masse heißen sollte.
Das Besondere am Buch aber ist der Hörstift. So kann sich das Kind zu jedem Vogel die entsprechende Stimme anhören.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu beigetragen haben auch die realistischen und relativ groß gezeichneten Abbildungen der Vögel.

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