Vampirgeschichte ohne Biss
Die nicht sterbenInhalt:
Die namenlose Protagonistin, eine junge Künstlerin, kehrt über die Sommermonate nach B. zurück und begegnet in der Villa ihrer Grosstante ihrer Familiengeschichte und der Geschichte ihrer Heimat ...
Inhalt:
Die namenlose Protagonistin, eine junge Künstlerin, kehrt über die Sommermonate nach B. zurück und begegnet in der Villa ihrer Grosstante ihrer Familiengeschichte und der Geschichte ihrer Heimat ganz neu. Kritisch setzt sie sich damit auseinander und kommt dabei immer wieder in Versuchung, einem heimlichen, ungezähmten Verlangen nachzugeben. Dieser Roman steckt voller Metaphern, Gesellschaftskritik und Geschichte. Wenn man sich darauf einlässt und mit detaillierten Schilderungen von Pfählungen umgehen kann, wird man mit einem beeindruckenden Hin und Her zwischen Traum und Wirklichkeit belohnt.
Meine Meinung:
Auf diese Geschichte muss man sich ein wenig einlassen, aber eine gute Freundin von mir kommt aus Rumänien, weshalb ich schnell auf "vertrautes" Terrain gestossen bin. Ihre Geschichten über ihre Heimat decken sich nämlich sehr mit Grigorceas Schilderungen. Korruption, resp. Erfindungsreichtum, wenn es um die Dehnbarkeit von Gesetzen geht, Armut, Ungleichbehandlungen sowie ein tief verankerter Konservativismus und Aberglaube beherrschen und beschäftigen die Menschen des Dorfes B. Als für eine Beerdigung ein Familiengrab geöffnet wird, dabei eine unschön zugerichtete Leiche zum Vorschein kommt und dieser Fund überregionales Aufsehen erregt, zeigt sich, wie tief Vorurteile und Machtmissbrauch in der Gesellschaft verankert wird. Die Protagonistin ist es letztendlich, welche am schonungslosesten mit dieser bitteren Realität konfrontiert wird und die der bis in die Neuzeit reichenden Ausstrahlung von Vlad (Dracula) dem Pfähler am nächsten kommt.
Genau dieser Dracula und die vermutete (und angekündigte) Vampirgeschichte ist leider nicht so spannend und gruselig, wie erwartet. So sehr die gesellschaftlichen Abgründe und Schilderungen der Pfählungen aufwühlen, so wenig hat mich der Fürst der Finsternis beeindrucken können, was leider sehr schade ist.
Meine Empfehlung:
Bildgewaltig, manchmal brutal und immer wieder sehr unterhaltsam? Auf jeden Fall. So richtig gruselig wird es aber nie und die zwar gekonnt zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmende Vampirthematik hat mir leider insgesamt zu wenig Hand und Fuss (respektive Biss ). Dennoch empfinde ich das Buch als sehr lesenswert und empfehle es gerne weiter.