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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2023

Der Schreibstil gleicht kleine inhaltliche Schwächen aus

Twisted Games
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Bridget ist Prinzessin von Eldorra, da aber ihr Bruder der Thronfolger sein wird, kann sie ihr Leben relativ frei gestalten und in Begleitung eines Bodyguards in Amerika studieren. Als Rhys Larsen ihr ...

Bridget ist Prinzessin von Eldorra, da aber ihr Bruder der Thronfolger sein wird, kann sie ihr Leben relativ frei gestalten und in Begleitung eines Bodyguards in Amerika studieren. Als Rhys Larsen ihr neuer Leibwächter wird, geraten sie sofort aneinander, der strenge Mann findet Bridgets bisherige Sicherheitsvorkehrungen ungenügend - während sich die Prinzessin durch die von ihm geplanten Maßnahmen deutlich eingeschränkt fühlt. Es dauert sehr lange, ehe die Beiden sich ihre Gefühle eingestehen, doch als Bridgets Bruder von der Thronfolge zurück tritt und sie sich als zukünftige Königin von Eldorra beweisen muss, ist es ihr verboten, eine Beziehung mit einem bürgerlichen Mann zu führen.

"Twisted Games" von Ana Huang ist der zweite Band der Twisted-Reihe, da aber in jedem Buch ein anderes Paar im Mittelpunkt steht, ist es zum Verständnis nicht notwendig, den Vorgängerroman zu kennen. Mir waren Bridget und Rhys bereits als Nebenfiguren im ersten Teil begegnet, so dass ich schnell und leicht in ihre Geschichte eintauchen konnte und mir ist besonders die Prinzessin schnell ans Herz gewachsen. Bei Rhys hat es etwas länger gedauert, bis ich einen Blick hinter seine abweisende Fassade werfen konnte, obwohl er mir grundsätzlich schon sympathisch war. Auch die anderen Figuren fand ich authentisch und lebensecht dargestellt, vor allem Bridgets Freundinnen, die ich schon länger mochte. Sie bekamen einen Kurzauftritt in Eldorra und die Autorin hat genügend Hinweise eingestreut, auf welche Paarungen sich die Leser in den Folgebänden freuen dürfen.

Den Schreibstil habe ich erneut als äußerst fesselnd empfunden, trotz kleiner inhaltlicher Schwächen wollte ich den E-Reader zwischendurch kaum aus der Hand legen. Es gab einige Parallelen zur Vorgängergeschichte, die Handlung zog sich ebenfalls über mehrere Jahre, doch dieses Mal haben mich die Zeitraffer weniger gestört, vielleicht weil ich darauf bereits eingestellt war. Die erotischen Szenen waren explizit wie erwartet, auch im zweiten Buch konnte ich feststellen, dass die Autorin ihre männlichen Protagonisten ganz eindeutig dominant mag - für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten, was dem Leseerlebnis aber nur wenig Abbruch getan hat. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und bin immer noch neugierig auf die folgenden Bände, daher spreche ich für diesen Roman gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Der äußerst fesselnde Schreibstil gleicht in meinen Augen manche inhaltliche Schwächen aus, ich hatte einige angenehme Lesestunden, so dass ich dieses Buch gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 11.05.2023

Einzigartiger Schreibstil und ein origineller Protagonist

Mr. Loverman
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Seit frühester Jugend liebt Barrington seinen Freund Morris, was zwar auf Gegenseitigkeit beruht, jedoch in den 1950ger Jahren in ihrer Heimat Antigua auf gar keinen Fall publik werden durfte. Inzwischen ...

Seit frühester Jugend liebt Barrington seinen Freund Morris, was zwar auf Gegenseitigkeit beruht, jedoch in den 1950ger Jahren in ihrer Heimat Antigua auf gar keinen Fall publik werden durfte. Inzwischen ist Barry Mitte siebzig und lebt bereits seit fünfzig Jahren in London, genau so lange ist er auch schon mit Carmel verheiratet. Als seine von der Ehe bitter enttäuschte Frau zu ihrem sterbenden Vater reist, beschließt Barry, dass es an der Zeit ist, sich scheiden zu lassen und endlich offen mit Morris zusammen zu leben. Doch wird es ihm gelingen, seine über die Jahre angestauten Ängste und Vorbehalte zu überwinden und sich vor Freunden und Familie endlich zu outen?

"Mr. Loverman" von Bernardine Evaristo ist ein Leseerlebnis, das ich recht außergewöhnlich nennen möchte. Für mich war es der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe und ich war von ihrem authentischen Schreibstil sehr angetan. Mit Barry hat sie einen Protagonisten erschaffen, der mir zwar nicht in jedem Moment sympathisch war, mich aber dennoch faszinieren konnte - originell wäre meiner Meinung nach die passende Umschreibung für diesen vielschichtigen Mann, den ich als äußerst lebensecht empfunden habe. Mit seinem Humor, seinem Modebewusstsein und der Vorliebe für Shakespeare-Zitate hat er mir beim Lesen des Öfteren ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Emotional habe ich mich häufig an Barrys Seite wieder gefunden, die Autorin versteht es meisterhaft, die Zweifel und Ängste darzustellen, die er sich oft gar nicht so genau eingestehen möchte. Dabei nimmt er allerdings selten Rücksicht auf seine Mitmenschen, sogar gegenüber Morris, den er doch mehr liebt, als jeden anderen Menschen auf der Welt, verhält er sich ab und zu ziemlich unfair und selbstgerecht - gar nicht zu reden von der Frau, die er einst nur zu Alibizwecken geheiratet hat.

In die aktuelle Handlung waren immer wieder Abschnitte eingefügt, die Carmels Perspektive seit der für sie damals so hoffnungsvollen Eheschließung bis hin zur Gegenwart beleuchten. Diese Sequenzen haben meine Grundsympathie für Barry regelmäßig gedämpft, zeigen sie doch seine egozentrische Seite, der er sich selbst nicht wirklich bewusst ist. Während er die inzwischen sehr verbitterte Carmel als Strafe seines Lebens betrachtet, verschwendet er keinerlei Gedanken daran, dass er durch seine Lügen und Geheimnisse auch ihr fünfzig Jahre Lebensfreude vorenthalten hat.

Fazit: Sowohl der authentisch dargestellte Protagonist, als auch der in meinen Augen ganz besondere Schreibstil haben das Buch für mich zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis gemacht. Kleine Abstriche sehe ich in Barrys inneren Monologen, die ich etwas zu ausschweifend empfunden habe, dennoch spreche ich für dieses Buch eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 05.05.2023

Fantasygeschichte geprägt von derbem Humor und blutigen Kämpfen

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
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Prinzessin Narvila ist reichlich verwundert, als sie von vier äußerst kampfestüchtigen Frauen befreit wird, die mit ihren Entführern kurzen Prozess machen. Noch erstaunter ist sie, als die Söldnerinnen ...

Prinzessin Narvila ist reichlich verwundert, als sie von vier äußerst kampfestüchtigen Frauen befreit wird, die mit ihren Entführern kurzen Prozess machen. Noch erstaunter ist sie, als die Söldnerinnen Aiby, Mef, Decanra und Cinn ihr mitteilen, dass sie allesamt ebenfalls Königstöchter sind. Kurz entschlossen verlässt Narvila den heimischen Palast und schließt sich den Prinzessinnen an, die ihren Lebensunterhalt mit Kämpfen gegen alle möglichen Arten von Monstern bestreiten - doch für dieses blutige Handwerk muss Narvila erst einmal kämpfen lernen und sämtliche Skrupel hinter sich lassen.

"Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis" von Christian Endres ist eine unterhaltsame Fantasygeschichte, die sich nicht mit langem Vorgeplänkel aufhält. Ich wurde bereits mit der ersten Seite auf die Waldlichtung katapultiert, auf der Narvilas Entführer von den Prinzessinen dahin gemetzelt werden. Dieses Buch ist ganz eindeutig nichts für schwache Nerven, denn auch im weiteren Handlungsverlauf spritzt jede Menge Blut, bei jedem Kampf fallen Körperteile und quellen Gedärme aus aufgeschlitzten Leibern. Wer sich damit arrangieren kann, den erwartet ein Lesevergnügen der besonderen Art, zwischen all den vielen Schlachten gab es auch genügend Szenen, die mich zum Schmunzeln gebracht haben. .

Die Fantasywelt, durch die sich die Prinzessinnen prügeln, hauen und stechen, war in meinen Augen deutlich mittelalterlich angehaucht, dazu passte auch der raue Umgangston - die hochwohlgeborenen Damen pflegten ein derbes Vokabular und zotigen Humor. Nichtsdestotrotz fand ich jede Prinzessin auf ihre eigene Weise sympathisch, zwischen den aktuellen Abenteuern waren immer wieder Kapitel eingeschoben, die Rückblenden in die Vergangenheit zeigten, so dass ich das Gefühl hatte, die Protagonistinnen immer besser kennen zu lernen. Die Figuren, sowohl die menschlichen, als auch die große Auswahl an Fantasywesen, waren meiner Meinung nach authentisch und lebensecht dargestellt, den Schreibstil habe ich als sehr fesselnd empfunden. Lediglich eine der Kampfszenen zog sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge, davon abgesehen habe ich mich wunderbar unterhalten gefühlt, so dass ich für das Buch gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Diese Prinzessinnen weichen von jedem rosaroten Klischee ab, sie kämpfen blutrünstig und fluchen dabei wie die sprichwörtlichen Bierkutscher. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, den erwartet mit diesem Roman prächtige Unterhaltung und derber Humor, das einzigartige Lesevergnügen empfehle ich gern weiter.

Veröffentlicht am 30.03.2023

Spannender Kriminalroman mit regionalem Flair

Haifische am Strelasund
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Kurz nachdem Privatermittler Tom Brauer und seine Lebensgefährtin Clara mit ihrem Boot vor Stralsund angelegt haben, bittet Rocco Schulze um ihre Hilfe. Tom lehnt zunächst ab, doch als kurz darauf ein ...

Kurz nachdem Privatermittler Tom Brauer und seine Lebensgefährtin Clara mit ihrem Boot vor Stralsund angelegt haben, bittet Rocco Schulze um ihre Hilfe. Tom lehnt zunächst ab, doch als kurz darauf ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes tot aufgefunden wird und Rocco unter Tatverdacht steht, lässt sich Tom von Clara überreden, ihren früheren Schulfreund zu entlasten. Auf der Suche nach dem wahren Mörder begegnet er nicht nur einer alten Bekannten, der Polizistin Sylke Barthel, er gerät auch in einen Sumpf politischer Intrigen um den geplanten Bau einer Gaspipeline.

"Haifische am Strelasund" von Burkhard Wetekam ist der dritte Fall um den Privatermittler Tom Brauer und die etwas sperrige Polizistin Sylke Barthel. Der komplexe Kriminalfall ist in sich abgeschlossen, von diesem Gesichtspunkt her kann der Roman gut ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass ich zu den Protagonisten keine wirkliche Nähe aufbauen konnte, eventuell wäre es in der Hinsicht doch besser gewesen, wenn ich die ersten beiden Bände bereits kennen würde, die Dynamik von Sympathie und Ablehnung zwischen Sylke und Tom konnte ich mir nicht so recht erklären. Dabei fand ich die Figuren durchaus authentisch und lebensecht beschrieben, nur blieben sie für mich über die gesamte Handlung hinweg seltsam distanziert.

Den Schreibstil habe ich als sehr fesselnd empfunden, die Spannung zog sich meiner Meinung nach auf gleichbleibend hohem Niveau bis zur letzten Seite. Den Aufbau des Falles habe ich ebenfalls sehr gemocht, der Autor legt viele kleine Spuren, zum Beispiel Aufgaben in Sylke Barthels Polizeialltag, die zunächst keinerlei Verbindungen zum aktuellen Geschehen aufweisen, schlussendlich aber doch Teil des umfangreichen Puzzles sind, das die Ermittler lösen müssen. Das Highlight dieses Romans war in meinen Augen der regionale Bezug, Stralsund ist für mich ein vertrauter Urlaubsort und es hat mit Freude gemacht, den Lokalkolorit in jeder Zeile zu spüren. Insgesamt habe ich diesen Krimi gern gelesen und mich dabei gut unterhalten gefühlt, so dass ich dafür gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Sowohl der komplex ausgearbeitete Kriminalfall als auch der regionale Flair haben mich gefesselt. Zwar konnte ich die Distanz zu den Protagonisten nicht ganz überwinden, insgesamt hatte ich aber ein spannendes Leseerlebnis, das ich gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 27.03.2023

Historische Liebesgeschichte

Stolz und Vorurteil
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Weil der Besitz der Familie Bennet nur an einen männlichen Erben weiter gegeben werden kann, ist es für die fünf Töchter sehr wichtig, sich vorteilhaft zu verheiraten. Entsprechend groß ist die Aufregung, ...

Weil der Besitz der Familie Bennet nur an einen männlichen Erben weiter gegeben werden kann, ist es für die fünf Töchter sehr wichtig, sich vorteilhaft zu verheiraten. Entsprechend groß ist die Aufregung, als der wohlhabende Mr. Bingley in die Nachbarschaft zieht und schon bald ist der freundliche junge Mann nicht nur bei den Bennets ein gern gesehener Gast. Sein bester Freund, Mr. Darcy, dessen Reichtum noch weit höher als Bingleys geschätzt wird, zeigt sich hochmütig und abweisend, was besonders Elizabeth Bennet empört. Ihre schlagfertigen Bemerkungen bringen Darcy dazu, seine abschätzige Meinung über die junge Frau zu revidieren, doch in Lizzys Augen kann er zunächst keine Gnade finden.

"Stolz und Vorurteil" von Jane Austen ist ein Klassiker der Weltliteratur, den ich schon sehr lange einmal lesen wollte. Dabei ist mir der Einstieg nicht ganz leicht gefallen, die Autorin schildert das ländliche Leben, das den Alltag der Familie Bennet schildert, in ruhiger, ihrer Zeit angemessener Sprache, die ich anfangs etwas langatmig empfunden habe. Umso überraschter war ich, als mich die Handlung dann doch noch so sehr in ihren Bann gezogen hat, dass ich mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören mochte. Neben der vordergründigen Liebesgeschichte übt die Autorin auf subtile Weise Kritik an den damals vorherrschenden gesellschaftlichen Normen.

Obwohl das Buch bereits vor über 200 Jahren erschienen ist, habe ich den Schreibstil nicht als altmodisch empfunden, sondern bin leicht durch die Seiten geglitten. Die Figuren sind meiner Meinung nach umfassend beschrieben, ich hatte von ihnen allen eine gute Vorstellung, lediglich die Entwicklung der Gefühle zwischen Mr. Darcy und Elizabeth konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Sicher waren die Kontakte zwischen unverheirateten Frauen und Männern damals auf gesellschaftlichen Anlässen begrenzt, dennoch hat es mich etwas gewundert, welche tiefen Emotionen sich bereits nach wenigen kurzen Begegnungen zeigten. Insgesamt habe ich mich von der Lektüre besser unterhalten gefühlt, als ich es von einem solchen Klassiker erwartet hätte, daher spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Diesen Klassiker habe ich überhaupt nicht als angestaubt empfunden, nach einem gemächlichen Einstieg war ich schnell gefesselt und hatte ein angenehmes Leseerlebnis bis zur letzten Seite hin, so dass ich den Roman gern weiter empfehle.