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Veröffentlicht am 26.04.2023

Das Leben im Rückblick

Die Sekunde zwischen dir und mir
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Nach dem Beenden dieses Romans bin ich noch immer etwas unentschlossen, wie ich diese Geschichte bewerten soll. Der Aufbau ist ungewöhnlich und der Plot wirklich interessant. So ganz konnte mich der Roman ...

Nach dem Beenden dieses Romans bin ich noch immer etwas unentschlossen, wie ich diese Geschichte bewerten soll. Der Aufbau ist ungewöhnlich und der Plot wirklich interessant. So ganz konnte mich der Roman jedoch nicht überzeugen...

Edingburgh 2019. Als Robbie und Jen sich nach einer längeren Pause in ihrer Beziehung wieder näherkommen, rast ein LKW auf ihr Auto zu. Die Sekunden bevor dies passiert, erlebt der Leser auf den ersten Seiten mit und hat mich bei der Leseprobe sofort gefesselt. Im Hinterkopf hatte ich den Film "Die Dinge des Lebens" mit Romy Schneider und Michel Piccoli.
Doch diese Geschichte ist anders, auch wenn wir ebenfalls auf die Vergangenheit der beiden Figuren zurückblicken. Als der LKW auf das Auto zurast, steht die Zeit sill. Robbie reist in dieser Zeitspanne durch Jenns Erinnerungen. Diese Rückblicke verlaufen jedoch nicht zeitlich linear. Vorallem zu Beginn hatte ich deswegen Schwierigkeiten in den Roman zu finden. Die Rückblicke sind bunt durcheinander gewürfelt. Sie erzählen einmal von Jennys Kindheit und dann von Robbie und ihrer Beziehung kurz vor der Trennung. Man wechselt immer wieder zwischen den Zeiten und den Figuren.

Der Schreibstil von Emma Steele lässt sich sehr gut lesen und nachdem man sich an die Zeitsprünge gewöhnt hat, habe ich sehr gut in die Handlung gefunden. Etwas befremdlich fand ich hingegen, dass beide Protagonisten auf das Leben von Jenn zurückblicken. Robbie ist dabei Zuschauer. Er sieht sich selbst und blickt auf ihre Beziehung und auf das Leben davor zurück. Dabei spürt er auch Jenns Gefühle und erkennt, dass er einiges falsch gemacht hat. Mit der Zeit hat Robbie das Gefühl, dass er den Unfall abwenden kann, wenn er herausfindet, was Jenn ihm kurz vor dem Zusammenstoß sagen wollte. Wird er das Geheimnis herausfinden?

Nach und nach gewöhnt man sich an die Zeitsprünge und lernt die beiden Charaktere immer besser kennen. Jenn ist eine symathische junge Frau, die keine einfache Kindheit hatte. Sie ist ehrgeizig und hat Ziele im Leben. Ihr Wunsch Ärztin zu werden, steht an erster Stelle. Robbie ist hingegen das komplette Gegenteil. Er liebt es Party zu machen und seinen Job als Koch. Doch die beiden ziehen sich an, wie das Licht die Motten.
Robbies Sicht von außen auf sich und Jenn zeigt ihm auch, wie unsensibel er war und wie die beiden sich vor der Trennung schon ziemlich voneinander entfernt haben. Ich war neugierig, wie sie zueinander gefunden haben und wieso sich Jenn schließlich getrennt hat. Kann Robbie herausfinden, was vor acht Monaten passiert ist? Und wenn er es weiß, kann er verhindern, was gleich geschehen wird?

Ich mag Geschichten, die ein bisschen Zeitreise beinhalten oder das "Was wäre wenn" Attribut haben. "Die Sekunde zwischen dir und mir" ist eine Mischung aus beiden Elementen und deshalb schwer einzuordnen. Ich war vorallem auch gespannt, wie die Autorin die Geschichte auflösen wird. Leider gibt es einige offene Inhaltsfragen, aber das Ende ist aufgelöst.

Cover:
Obwohl der Roman aus dem Englischen übersetzt wurde, habe ich keine anderen Cover gefunden. Angeblich soll das Buch erst 2024 im Original veröffentlicht werden....?

Fazit:
Ein außergewöhnlicher Roman mit einem tollen Thema, das mich neugierig gemacht hat. Es ist ein emotionales und tiefgründiges Buch und alles andere als kitschig. Ich mochte es sehr, dass man hier eine Geschichte abseits des aktuellen Buchmarktes bekommt. Trotzdem konnte mich "Die Geschichte zwischen dir und mir" nicht völlig überzeugen.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Zurück in Cherry Hill

A Place to Grow
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Ich bin zurück in Cherry Hill und der Obstfarm der Familie McCarthy. Nachdem mir der erste Band rund um Juniper sehr gut gefallen hat, musste ich wissen, wie es mit den anderen Familienmitgliedern weitergeht.

Diesmal ...

Ich bin zurück in Cherry Hill und der Obstfarm der Familie McCarthy. Nachdem mir der erste Band rund um Juniper sehr gut gefallen hat, musste ich wissen, wie es mit den anderen Familienmitgliedern weitergeht.

Diesmal begleiten wir Lilac, die mit ihrem Farmladen und der Liebe zum Backen, die ruhigere der McCarthy Schwestern ist. Für sie ist Cherry Hill der schönste Fleck der Erde und sie könnte sich nie vorstellen, irgendwo anders zu wohnen. Dazu gehört auch das alljährliche Peach Festival, welches sie als Vorsitzende des Veranstaltungskomitees mit großer Liebe organisiert.
Als sie jedoch hört, dass ihre erste große Liebe Bo Radisson aus Frankreich zurück in seine Heimat gekommen ist, um seinen Eltern mit der größten Obstfarm vor Ort zu helfen, ist es mit Lilacs Ruhe vorbei. Bo hat ihr vor Jahren das Herz gebrochen. Als er sich noch dazu die Frechheit herausnimmt, ihr seine Veränderungen für ihr geliebtes Peach Festival zu unterbreiten, ist Lilac am explodieren. In ihrem Farmladen und im Peach Festival steckt ihr ganzes Herzblut! Aber nicht nur Bo hat Pläne für das Festival, die Lilac nicht wirklich gefallen... Wird es etwas ihr geliebtes Festival bald nicht mehr geben?

Im Gegensatz zum ersten Band wissen wir von Beginn an, dass sich hier alles um Bo und Lilac und ihrer Hassliebe drehen wird. Es ist eine Second Chance Story, die eigentlich von Beginn an klar ist und trotzdem habe ich den Roman wieder sehr gerne gelesen. Auch diesmal gibt es Rückblenden in die Vergangenheit und man erfährt mehr über ihre damaligen ersten Annäherungen. Vorallem Bo lernt man dadurch besser kennen und zu verstehen. Die Enemy-to-Lovers Vibes sind besonders zu Beginn einen guten Lacher wert. Danach wird es eine zeitlang etwas zäher, denn es passiert nicht so wirklich viel. Die Rückblenden haben mir hingegen sehr gut gefallen. Man erfährt genauer, was zwischen den beiden vor acht Jahren vorgefallen und der Grund für Lilacs anfängliche Ablehnung Bo gegenüber ist. Es ist allerdings relativ schnell ersichtlich, was genau dahintersteckt.

Der Schreibstil ist wieder leicht und luftig und man fühlt sich sofort wieder wohl in Cherry Hill. Das zauberhaftes Setting hat mich auch diesmal wieder sofort gefangen genommen. Die Familienmitglieder und Freunde der McCarthys sind dem Leser aus dem ersten Band bereits bekannt und man hat das Gefühl "nach Hause zu kommen". Ich liebe es einfach, wenn man Charaktere aus vorherigen Büchern trifft. Die neuen Nebenfiguren sind ebenfalls interessant und gut gezeichnet.
Trotzdem hat mir der erste Band der Reihe besser gefallen, der etwas mehr Themen angesprochen hat und nicht nur eine reine Liebesgeschichte erzählt. Gespannt warte ich nun auf den dritten Teil, bei dem diesmal keine der drei Schwestern Hauptprotagonistin ist. Das macht es wirklich spannend!

Fazit:
Der erste Band der Cherry Hill Reihe hat mir einen Ticken besser gefallen, aber auch diesmal war ich wieder sehr gerne in Colorado und konnte nicht nur "alte Bekannte" treffen, sondern auch am Peach Festival teilnehmen. Auch die Second Chance Story mochte ich gerne. Im Vergleich zu ersten Teil fehlte aber etwas "der Pep". Nun bin ich gespannt, was der dritte Teil bringen wird.

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Auf einer Reise zu sich selbst

Agnes geht
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Mit ihrem Roman "Die wundersame Reise der Bienen" hat mich Katja Keweritsch letztes Jahr begeistern können. Mit "Agnes geht" hat die Autorin nun eine völlig andere Geschichte geschrieben.

Ihr neuer Roman ...

Mit ihrem Roman "Die wundersame Reise der Bienen" hat mich Katja Keweritsch letztes Jahr begeistern können. Mit "Agnes geht" hat die Autorin nun eine völlig andere Geschichte geschrieben.

Ihr neuer Roman erzählt die Geschichte einer Ehekrise. Es geht um Wut, Selbstfindung, Rollenklischees und Mental Load.
Agnes hat nach ihrem Biologie-Studium geheiratet und ihre Kinder bekommen. Sie blieb zuhause, während sie ihrem Mann Tom den Rücken stärkte und seine Karriere unterstützte. Zusätzlich arbeitet sie gemeinsam mit ihrer Freundin an einem sozialen Projekt für Kinder und Jugendliche, welches ihre Freundin leitet. Während sich Tom als Arzt immer mehr profiliert und sogar eine Auszeichnung erhält, fühlt sich Agnes immer mehr als Anhängsel. Beim Event zu Toms Ehrung kommt es zwischen den Beiden zum Eklat. Agnes flüchtet in ein Hotel und beschließt zu streiken. Sie fühlt sich von ihrer Familie weder geschätzt, noch als ebenbürtig angenommen, nachdem sie wegen ihrer Familie zurückgesteckt und ihren Traum "ad acta" gelegt hat. Sie beschließt aus diesem Hamsterrad auszubrechen und über den ihr vorgeschlagen Job als Biologin in Berlin nachzudenken. Das gelingt ihr am besten, wenn sie geht. Und so macht sich Agnes auf und geht quer durch Hamburg und entlang der Elbe bis nach Berlin. Auf ihrem Weg begegnet sie verschiedenen Menschen, zu denen sie mehr oder weniger intensive Kontakte hat. Dabei wird ihr bewusst, wie unglücklich sie mit ihrem Leben, ihrem Körper und ihrem Dasein als unbezahlte Familienmanagerin ist. Sie sehnt sich nach Anerkennung, Glück und Zufriedenheit.

Die Geschichte lässt sich, wie schon "Die wundersame Reise der Bienen", wunderbar lesen. Die landschaftlichen Beschreibungen sind sehr bildhaft. Die Landschaft, die Katja Keweritsch beschreibt, war für mich als Österreicherin ungewohnt. Doch die lebendige Darstellung und die zusätzlich gezeigten Fotos bei der Leserunde konnten mir wahre Bilder im Kopf zaubern. Besonders gut beschreibt die Autorin jedoch die Gefühle und Emotionen der Figuren. Sie werden sehr authentisch dargestellt. Immer wieder konnte ich die verschiedenen Gefühlsregungen tatsächlich spüren und miterleben.

Gut gefallen hat mir auch, dass Katja Keweritsch nicht nur aus der Sicht von Agnes erzählt, sondern auch aus der von Tom. Es dauert etwas, bis er bemerkt, was seine Frau eigentlich leistet und wie nebeneinander sie alle bereits gelebt haben. Jeder in der Familie nimmt ihre Arbeit als selbstverständlich hin. Ist ja im wirklichen Leben genauso und macht nachdenklich. Man fragt sich unwillkürlich, wie viel Mental Load man sich aufhalsen möchte...

Trotzdem war ich nicht mit allen Verhaltensweisen der beiden Protagonisten im Einklang. Es gab so einige Dinge, die ich weder bei Agnes, noch bei Tom gutheißen wollte. Auch empfand ich die Entwicklung bei Agnes nicht ganz so stark, wie erwartet. Das Ende ist jedoch stimmig und lässt genug Raum für eigene Gedanken.

Am Ende des Buches gibt es ein kleines Literaturverzeichnis zu den Themen Mental Load, Mutterschaft, Körperwahrnhmung und Gleichberechtigung.

Fazit:
Für mich konnte der zweite Roman der Autorin leider nicht an "Die wundersame Reise der Bienen" anschließen. Das Thema ist jedoch ein sehr wichtiges und zeigt auf, wie es größtenteils noch immer abläuft und man als Frau viel zu viel auferlegt bekommt. Man zerreibt sich oftmals zwischen Beruf, Haushalt, Garten und anderen Dingen, die alle als selbstverständlich angesehen werden.
Mit "Agnes geht" zeigt die Autorin auf, dass man seine Träume leben sollte.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Falsche Freunde

Freischwimmer
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Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, ...

Der Debütroman von Gabriel Herlich spielt im Sommer 1999 und unser Hauptprotagonist Donatus Frey kommt aus einer wohlhabenden Galeristenfamilie und studiert an der Uni Portraitsmalerei. Seit einem Verkehrsunfall, bei dem sein geliebter Großvater verstorben ist, hat er seinen Halt verloren. Zuhause bekommt er von seiner Familie kaum Zuwendung und er wird mehr und mehr zum Einzelgänger. In der Schule wird der schüchterne Junge gehänselt und findet keine Freunde. Er sehnt sich nach Anerkennung und Zuneigung, die er erst an der Uni erfährt. Doch seine neuen Freunde haben seltsame Ansichten und Donnie gerät in einen Strudel aus Fremdenhass und Gewalt. Er wird zum Mitläufer, der nicht viel hinterfragt, um seine neuen Freunde nicht zu verlieren. Seine Familie bricht mit ihm und erst durch einen unschönen Vorfall, bei dem er Meggie begegnet, beginnt er über seine Freunde nachzudenken. Doch diesen Kreisen entkommt man nicht so rasch. Meggie ist jedoch der Anstoß zum Umdenken. Donnie nimmt seine Strafe an und leistet Sozialstunden in einem Altenheim. Dort trifft er auf Vincent, der ihn so annimmt, wie er ist. Und er lernt eine alte Dame namens Teo kennen, die für Donnie noch wichtig werden wird....

Gabriel Herlich zeichnet mit Donnie einen zutiefst unsicheren jungen Mann. Ich hatte Schwierigkeiten ihn sich mir als 21jährigen vorzustellen, denn er handelt und benimmt sich eher wie ein 16jähriger. Sein Blick auf die Welt ist eindimensional und er hinterfragt kaum. Er ist ein Mitläufer und weicht Konflikten aus.
Zu Beginn der Story ist er nicht wirklich symapthisch und man kann seine Taten nur schwer nachvollziehen. Erst durch die Begegnung mit Meggie, in die er sich verliebt und die aus einer jüdischen Familie stammt, beginnt er sein Verhlaten zu hinterfragen.
Die Figuren sind gut gezeichnet, hätten aber noch etwas mehr Charakter und Tiefe vertragen. Mitgefiebert habe ich trotzdem mit ihnen und es kamen viele verschiedene Gefühle auf: Angst, Panik, Geborgenheit, Hass, Unverständnis und Liebe auf vielen Ebenen.

Dass der Roman 1999 spielt, wird nur wenig ersichtlich. Einzig, dass nicht verwenden von Handys fällt auf. Der Schreibstil ist temporeich und fesselnd. Die Dialoge wirken allerdings manchmal etwas gezwungen, jedoch sind die Beschreibungen sehr bildhaft und plakativ. Als Film könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen!
Den Titel finde ich gelungen, denn Donnie ist ein Freischwimmer...nicht nur im Bezug darauf, dass er nicht schwimmen kann und dies am Ende des Romans lernt, sondern vorallem im Erkennen, dass er den falschen Wege eingeschlagen hat und sich von seinen alten Vorurteilen und Ansichten freischwimmt.

Gabriel Herlich hat in seinem Roman viele Themen aufgegriffen, die er jedoch teilweise nur an der Oberfläche berührt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht, vorallem wenn es um die Themen Deportation, Flucht vor den Nazis, unverarbeiteter Nazivergangenheit und Neonazis geht. Der Autor hat jedoch seinen Schwerpunkt auf die Entwicklung des Protagonisten gelegt und die Themen nicht richtig in die Tiefe gehen lassen....schade! Trotzdem hat mir der Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe. Da es das Debüt des Autors ist, sehe ich noch Luft nach oben und bin gespannt, was er als nächstes schreiben wird.

Fazit:
Ein temporeicher Coming-of-Age Roman, der viele Themen anschneidet und bei manchen zu wenig in die Tiefe geht. Trotzdem ein gelungene Geschichte, die aufzeigt, wie schnell man an falsche Freunde gerät und die richtige Abbiegung verpasst...

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Veröffentlicht am 06.03.2023

Zu wenig Krimi, aber sehr atmosphärisch

Tod in Siebenbürgen
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Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erhält zur gleichen Zeit ein Angebot als zukünftiger Chefredakteur zu arbeiten und einen Brief von einem Anwalt aus Rumänien. In diesem erfährt er, dass er ...

Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erhält zur gleichen Zeit ein Angebot als zukünftiger Chefredakteur zu arbeiten und einen Brief von einem Anwalt aus Rumänien. In diesem erfährt er, dass er den Bauernhof seiner Tante Zenzi geerbt hat. Verstört fragt sich Paul wie das möglich sein kann, denn ihm wurde erzählt, dass sie bereits vor 30 Jahren verstorben sei. Bevor er seinen neuen Job antritt, reist er nach Siebenbürgen um den Anwalt aufzusuchen, der als Testamentsvollstrecker aufscheint.

Gemeinsam mit Paul reisen wir Leser nach Siebenbürgen - in ein Gebiet, welches einst von vielen deutschsprachigen Menschen besiedelt wurde. Als Paul im Dorf ankommt, welches er vor 30 Jahren überstürzt mit seinem Vater verlassen hat, fühlt er viele Erinnerungen in sich aufsteigen. Den geerbten Bauernhof möchte er trotzdem so schnell wie möglich wieder loswerden. Er hat aber nicht mit Maia gerechnet, die noch immer dort lebt. Auch die Einwohner des Dorfes sind ihm nicht wirklich wohlgesonnen. Nur Sorin, sein Freund aus Kindertagen, freut sich ihn wiederzusehen. Doch die Wiedersehensfreude währt nicht lange, denn Sorin, der als Fremdenführer auf Schloss Bran arbeitet, wird des Mordes angeklagt. Ein im Ort ansäßiger deutscher Geschäftsmann wurde tot in der Folterkammer aufgefunden.

Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Ich bin direkt in Siebenbürgen angekommen und habe mit Paul seine Heimat entdeckt. Lioba Werrelmann hat die Landschaft und vorallem die Eigenheiten der Dorfbewohner sehr greifbar und lebendig dargestellt. Ich fühlte mich, als wäre ich direkt am Ort des Geschehens. Dabei wird auch viel gegessen. Hungrig sollte man den Krimi nicht lesen, denn die Autorin stellt viele rumänische Köstlichkeiten vor.
Wir erkennen bald, dass Paul noch an seiner alten Heimat hängt und an einem Geheimnis knabbert, dass er nicht wirklich orten kann. Er musste als 14-jähriger sein Heimatland überstürzt verlassen und weiß bis heute nicht, was der Grund dafür war. Doch irgendwie fühlt er sich innen drinnen schuldig. Und warum hat ihm sein Vater damals erzählt, dass seine geliebte Tante Zenzi gleich nach ihrer Flucht verstorben sei? Vieles dreht sich um Pauls persönlichen Befindlichkeiten, die mit der Zeit immer mehr zunehmen. Die Krimihandlung tritt dadurch immer mehr in den Hintergrund.
Was mich aber am meisten störte, war Pauls handeln. Immer wieder wird seine Professionalität als Journalist hervorgehoben, doch bei seinen Nachforschungen wirkt er ziemlich unbeholfen - wir Österreicher würden hier "patschert" sagen. Von der versprochenen Hilfe für seinen Freund Sorin sind wir weit entfernt. Bei vielen Aktionen konnte ich nur den Kopf schütteln. Dies wirkte für mich sehr widersprüchlich und unglaubwürdig.

Der Schreibstil von Lioba Werrelmann ist sehr angenehm, bildgewaltig und atmosphärisch. Die Autorin hat das Mystische rund um Schloss Bran und den Aberglauben der Einwohner sehr stimmungsvoll eingefangen. Normaler Weise mag ich mystische Stimmung in Krimis oder Thriller weniger, doch in "Tod in Siebenbürgen" passt es perfekt. Der Aberglauben, die seltsame Stimmung im Dorf und rund um das Dracula Schloss wird so atmosphärisch dargestellt, dass man sich beim Lesen leicht gruselt. Schade, dass der Kriminalfall und die Hintergründe dazu dabei weniger beitragen. Das Thema, dass Lioba Werrelmann hier noch anspricht, wäre ein sehr wichtiges......

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer und leicht gruseliger Krimi, der mit der Zeit leider zu viel um den Protagonisten und sein Befinden kreist. Auch ein wichtiges Thema, welches die Autorin aufgreift wird zu oberflächlich behandelt. Trotzdem hat mir der erste Fall für Paul Schwartzmann gut gefallen. Die sehr stimmungsvollen Bilder über Siebenbürgen und der leichte mystische Anteil ist gelungen. Ich runde auf anderen Plattformen gerne auf 4 Sterne auf.

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