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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2017

Kurzrezension

Befreie mich
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An dieses Buch bin ich mit der Erwartung herangegangen, dass ich aufregende Erotikszenen und eine tiefschürfende Liebesgeschichte serviert bekommen würde. Ich kenne M. Leighton bereits aus Reihen wie The ...

An dieses Buch bin ich mit der Erwartung herangegangen, dass ich aufregende Erotikszenen und eine tiefschürfende Liebesgeschichte serviert bekommen würde. Ich kenne M. Leighton bereits aus Reihen wie The Wild Ones oder Addicted to You, daher weiß ich, wie sie schreibt. (Den ersten Band von All the Pretty Lies habe ich übrigens noch nicht gelesen. Weil die Bände dieser Reihen aber eigenständig funktionieren, ist das nicht schlimm.) Befreie mich gefiel mir besser als die anderen Reihen, weil die Hintergrundgeschichte mehr hergab. Ja, die erotischen Szenen sind nett; ja, die Charaktere sind optisch in meinem Kopfkino ein Augenschmaus. Hier geht es aber ein bisschen mehr an die Seelen der Figuren, wie ich finde, und das gefällt mir sehr. Ich hoffe, die Bücher von M. Leighton entwickeln sich weiter in dieser Richtung, denn so nett Erotik auch sein mag, ohne die richtige Verpackung ist Sex eben nur Sex.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Unterhalsam, das Ende gefällt aber nicht

Tempting Love - Hände weg vom Trauzeugen
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J. Lynn kenne ich durch ihre Wait for me-Reihe und unter dem Pseudonym Jennifer L. Armentrout durch Reihen wie Obsidian oder Dark Elements. Diese Reihe war mir unbekannt, bis ich mich, als ich einen Gutschein ...

J. Lynn kenne ich durch ihre Wait for me-Reihe und unter dem Pseudonym Jennifer L. Armentrout durch Reihen wie Obsidian oder Dark Elements. Diese Reihe war mir unbekannt, bis ich mich, als ich einen Gutschein bei Bastei Lübbe einzulösen hatte, mal genauer im Programm von LYX umgesehen habe. Das Klischee ist einfach: Hochzeit, Trauzeugen/Trauzeuginnen gehen miteinander ins Bett, großes Gefühlsdrama, Happy End. Ich war neugierig, wie J. Lynn das verpacken würde, und wurde nicht enttäuscht. Na ja, jedenfalls nicht bis kurz vor Schluss. Insgesamt umfasst dieser erste Band auch nur wenig mehr als 200 Seiten, ist also recht kurz verglichen mit anderen Romanen dieses Genres – oft sind es ja eher 300-400 Seiten. Das Format ist auch recht klein, wie es bei LYX-Büchern eben so ist, wodurch das Buch noch kürzer wird. Die Handlung selbst und die Charaktere fand ich ganz unterhaltsam. Es war natürlich von Anfang an klar, wie es ausgehen würde, und trotzdem gab es einige Szenen, die mir die Tränen in die Augen trieben, weil mein Herz dann doch genug involviert war. Im Großen und Ganzen gefällt mir dieses Buch wirklich sehr. Und jetzt kommt das Aber! Die letzten zehn Seiten waren absolut nicht mein Fall! Nicht, dass mir nicht gefällt, wie die Geschichte ausgeht, das nicht. Aber die Protagonisten sind in totalem Streit bzw. pflegen ihre Funkstille – und dann taucht Er in Ihrem Büro auf, unangemeldet natürlich, küsst sie, bevor sie fragen kann, was zum Teufel er dort macht und wie er hereingekommen ist, und plötzlich ist vollkommen egal, warum sie überhaupt angefangen hatten, sich aus dem Weg zu gehen? Alles vergeben und vergessen? Ich kann nicht genauer auf den Gründ für die Funkstille eingehen, ohne zu spoilern, aber soviel sei gesagt: es war KEINE Lappalie! Und das wird einfach unter den Tisch gekehrt, nur, weil er großartig küssen kann? Das ist nicht nur extrem unglaubwürdig, sondern ich habe auch das Gefühl, dass das Buch einfach schnell fertig werden musste und die schönen langen Sätze voller Adjektive gekürzt oder ganz gestrichen wurden – denn vom sonst so angenehmen Schreibstil J. Lynns ist am Ende auch nicht mehr viel übrig. Ich weiß nicht, um wie viel man die Geschichte hätte verlängern müssen, um den Bogen zum Ende in angemessenem Tempo zu spannen, möglicherweise wäre es dann ja wirklich zu viel Text geworden. Aber das Endergebnis stellt mich nicht wirklich zufrieden. Trotzdem werde ich vermutlich nach dem zweiten Band greifen. Einfach, weil ich J. Lynn schon durch andere Bücher kenne und ihren Stil eigentlich sehr mag – ich gebe ihr bei dem Folgeband also einen Vertrauensbonus.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Unterhaltsam, gut für zwischendurch

Love Emergency - Zufällig verliebt
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Dieses Buch ist der zweite Band einer Reihe, was mir selbst erst bei der Recherche für diese Rezension klar geworden ist. Es ist also absolut nicht notwendig, den ersten Band vor der Lektüre dieses Buches ...

Dieses Buch ist der zweite Band einer Reihe, was mir selbst erst bei der Recherche für diese Rezension klar geworden ist. Es ist also absolut nicht notwendig, den ersten Band vor der Lektüre dieses Buches gelesen zu haben.
Erhalten habe ich Zufällig verliebt über vorablesen.de. Nachdem die Leseprobe mit einem fiesen Cliffhanger endete, habe ich mich sehr gefreut, das Buch lesen zu dürfen. Mit meiner Rezension hat es aber etwas länger gedauert, da beruflich einfach viel los war in letzter Zeit.

Ich mag die TV-Serie Chicago Fire sehr gern. Warum? Weil endlich einmal eine andere Institution als Krankenhaus und Polizei im Fokus steht. Ich kannte noch keine Serie über Feuerwehrleute. Aber warum erzähle ich euch das? Weil es mir mit diesem Buch ganz ähnlich ging. Eine Beziehung zwischen einem Rettungssanitäter und einer seiner Patientinnen ist mit so bisher noch nicht begegnet. Klar, Krankenhausserien gibt es wie Sand am Meer, aber in Buchform habe ich noch nichts vergleichbares in der Hand gehabt. Das Interesse war geweckt, den Rest hat, wie ich schon sagte, die Leseprobe erledigt. Das Buch musste nur noch den schon günstig stehenden Sternen folgen und mich endgültig überzeugen.

Schon ganz am Anfang habe ich mich in Hunter verliebt. Madison ist in einer einzigartig unangenehmen Lage und Hunter tut genau das Richtige, um ihr zu helfen. Dass das sein Job ist und, dass er dabei nicht immer ehrlich ist, spielt keine allzu große Rolle. Die beiden geben vom ersten Moment an ein gutes Paar ab – auch wenn sie das selbst nicht sofort begreifen – und es ist klar, dass sie ein Happy End haben werden. Das gibt das Genre ja schon vor, deshalb kann das auch nicht als Spoiler gewertet werden. Der Weg ist in dieser Art Roman das Ziel, und dieser Weg ist hier sehr hübsch verpackt worden.

Madison hatte es nicht immer leicht im Leben, ließ sich mit den falschen Typen ein. Es fällt ihr daher schwer, Vertrauen zu fassen oder Gefälligkeiten anzunehmen. Hunter dagegen ist rein charakterlich so eingestellt, jedem helfen zu wollen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Damit haben diese zwei eigentlich schon genug Stoff, um ständig aneinander zu geraten. Madisons Not und Hunters Lösungsvorschlag machen es natürlich nicht leichter. Ich finde sehr gut, wie Samanthe Beck aus einer sehr schwierigen Situation, die es vermutlich öfter gibt, als uns bewusst ist, eine schöne Geschichte um ein liebevolles Paar spinnt. Dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es um medizinische oder neu-mütterliche Aspekte geht, die Figuren haben ihren eigenen Charakter und ein eigenes Sprachmuster – sie sind einfach natürlich gestrickt, was die ganze Story natürlich und echt wirken lässt. Das gefällt mir wirklich gut. Zufällig verliebt wirkt nicht aufgesetzt oder ausgedacht, sondern angenehm echt.

Der Schreibstil ist ebenso angenehm. Das Buch mit seinen 300 Seiten habe ich an etwas mehr als einem Tag gelesen und es gab genug Cliffhanger an den Kapitelenden, um das übliche „nur ein Kapitel noch“-Spielchen zu treiben, als ich eigentlich längst hätte schlafen wollen.

Fazit
Zufällig verliebt hat das Rad nicht neu erfunden, denn es werden durchaus viele Klischees in die Handlung eingebaut. Als leichte Unterhaltung überzeugt dieses Buch jedoch allemal und ich spiele mit dem Gedanken, den ersten Band Aus Versehen verlobt auch noch zu lesen – und vielleicht auch noch Folgebände, falls es solche geben wird.

Veröffentlicht am 06.06.2017

Was lange währt wird endlich gut

True North - Wo auch immer du bist
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Weder die Autorin noch der Titel haben mir viel gesagt, als ich True North bei NetGalley angefragt habe. Allein der Klappentext hat Interesse geweckt – denn auch das Cover sagt mir nicht so zu. Es ist ...

Weder die Autorin noch der Titel haben mir viel gesagt, als ich True North bei NetGalley angefragt habe. Allein der Klappentext hat Interesse geweckt – denn auch das Cover sagt mir nicht so zu. Es ist zu düster und der Stil ist absolut nicht mein Fall. Die Geschichte einer jungen Städterin, die sich wegen ihres verhassten Jobs aufs Land begibt und dort ihre alte Collegeflamme wiedertrifft, die sich in einen ansehnlichen, aber grummeligen Kerl verwandelt hat, übt schon einen gewissen Reiz auf mich aus … Ich mag grummelige Kerle, die ein weiches Herz, aber absolut kein Händchen für Zwischenmenschliches haben (zumindest in Romanen). Und ich war gespannt, in welche Fettnäpfchen unsere Protagonistin wohl treten würde – denn die Peinlichkeiten waren ja irgendwie vorprogrammiert.

Der Anfang war etwas schleppend. Ich wurde mit unserer Protagonistin einfach nicht warm. Es wurde zwar deutlich, dass sie selbst inmitten der großstädtischen Lebensart auch nicht hundertprozentig wohl fühlte, aber etwas an ihrer Art gefiel mir dennoch nicht. Sobald Audrey aber auf Griffin, den Mann von früher trifft, sieht es schon ganz anders aus. Der Schreibstil ist angenehmer zu lesen, die Handlung nimmt an Fahrt auf, die Figuren treffen nachvollziehbare und sinnvolle Entscheidungen – die Geschichte macht einfach Spaß.

Im Fokus steht natürlich das Paar. Kern der Handlung ist die Frage, ob sie ihre Beziehung von damals wieder aufleben lassen und eventuell auch beibehalten können, nebenbei muss die Landwirtschaft gerettet und dem großen bösen Firmenchef aus der Stadt eins ausgewischt werden, während das Mädel bei jeder Entscheidung um seinen Job bangt. Für mich ist das eine ganz gelungene Mischung. Besonders, da klar ist, welcher Teil der Storyline wichtiger ist als andere. Es geht nicht alles ineinander über, sodass man sich als Leser fragen müsste, was jetzt eigentlich Sache ist, allerdings ist es auch nicht zu strukturiert. Es passt einfach so, wie es ist. Gestört hat mich etwas, dass Audrey und Griffin so schnell körperlich wurden. Ja, es mag schon sein, dass das der größte gemeinsame Nenner war, den sie in der Vergangenheit am College hatten. Und ja, sie sind erwachsene Menschen und können ihre Entscheidungen durchaus selbst treffen. An einem gewissen Punkt dachte ich mir aber einfach nur – was? Das war’s jetzt? Sie haben Sex und alles ist in Butter? Natürlich war danach nicht alles in Butter, aber für mich war ein gehöriger Teil der Spannung schon recht früh weg. Durch ein paar Wendungen, die teilweise auch nicht wirklich vorhersehbar waren, hat die Autorin dann noch das Ruder herum gerissen, aber so richtig gepackt hat die Geschichte mich dann doch nicht mehr.

Das Ende war wieder schön und gut gelungen. Dass es zwei weitere Bände gibt, die sich um die Kollegen auf der Shipley-Farm drehen, ist ein nettes Extra – ob ich diese lesen werde, weiß ich aber noch nicht.

Fazit
Am Anfang etwas schleppend konnte mich dieses Buch dennoch mit charmanten Männern und starken Frauen überzeugen. Und so ganz nebenbei bekam ich das Verlangen, Apfel-Cider zu probieren.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Ganz gut, aber mit Macken

Karma Girl
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Ganz unschuldig habe ich vor einigen Monaten in Pipers Verlagsvorschau geblättert, als mir dieses Buch ins Auge sprang. Jennifer Estep ist – wie ihr möglicherweise schon mitbekommen habt – eine meiner ...

Ganz unschuldig habe ich vor einigen Monaten in Pipers Verlagsvorschau geblättert, als mir dieses Buch ins Auge sprang. Jennifer Estep ist – wie ihr möglicherweise schon mitbekommen habt – eine meiner Lieblingsautorinnen. Ihre Urban-Fantasy-Reihe Elemental Assassin (zu der ich einen Reihentipp geschrieben habe) um Gin Blanco habe ich vom ersten Satz an geliebt, von Mythos Academy war ich ebenso schnell überzeugt. Da ich Superhelden durchaus gut leiden kann und gern im Kino die neuesten Marvel-Filme sehe oder in meinem DVD-Regal nach den Fantastic Four greife, bestand gar keine Frage, ob ich Karma Girl lesen würde. Das ist wie ein Naturgesetz!

Erste Eindrücke
Leider konnte Jennifer Estep mich mit ihrem neuesten Reihenauftakt nicht vollkommen überzeugen. Der Anfang zieht sich schleppend dahin, die Figuren sind nicht ausgereift, sondern eher zweidimensional. Das ganze Buch wirkte in den ersten Kapiteln, wie so viele schlechte Superheldenfilme. Und, ganz ehrlich: Wenn das die Absicht der Autorin ist, dann hat sie sich wieder einmal selbst übertroffen. Sollte das allerdings nicht beabsichtigt sein, dann wurde ich als Leserin einfach nicht abgeholt. Die Szenerie war mir anfangs auch nicht ganz klar: weiß der Otto-Normal-Bürger von der Existenz der Superhelden und –schurken? Sind sie eher nervige Kerle in zu engen Gummianzügen oder angesehene Retter in Not beziehungsweise Bösewichte, die ein ernstzunehmendes Risiko darstellen? Diese Fragen klären sich recht schnell im weiteren Verlauf der Geschichte, doch für mich war die Überwindung der ersten paar Kapitel wirklich nicht einfach. Allein die Tatsache, dass ich es hier als Überwindung bezeichne, lässt eigentlich schon all meine Alarmglocken läuten. Das finde ich sehr schade, da gerade der Schreibstil der Autorin Jennifer Estep mir in den Büchern, die ich bisher von ihr gelesen habe, so gut gefallen hat. Auch ist Carmen eine schwierige Persönlichkeit, wie ich finde.

Carmen Cole, die Protagonistin
Ihren Fast-Ehemann am Hochzeitstag beim Sex mit der besten Freundin und Trauzeugin zu erwischen, während man selbst schon im weißen Kleid steckt, würde wohl jede Frau in einen temporären Wahnsinn treiben. Bei Redakteurin Carmen ist es dasselbe, nur, dass ihr Wahnsinn sich darin äußert, dass sie die beiden, die zufälligerweise auch noch ihre Superhelden- und –schurkenkostüme unter der verrutschten Kleidung trugen, öffentlich in der Zeitung zur Schau stellt und damit demaskiert. Auf einer Art Rachetrip enttarnt sie nach und nach die Helden und Bösewichte, wandert von einer Zeitung zur nächsten und klettert auf der Karriereleiter nach oben. Bis etwas entsetzlich schiefläuft und sie wieder ans untere Ende der Hackordnung fällt. Damit kommt sie zurecht, hat aber so einige Probleme und viele Dinge, an denen sie etwas auszusetzen hat. Dabei übersieht sie die Freunde, die direkt vor ihrer Nase sind; bemerkt nicht die Feinde, die ebenfalls kaum auffälliger sein könnten. Carmen ist nicht doof, versteht mich nicht falsch. Sie ist nur manchmal so sehr auf eine Sache fokussiert, dass sie alles andere nicht wahrnimmt. Sie hat ihre Ecken und Kanten – und das sind kantige Kanten -, aber auch einen starken Instinkt, den ich bis zu einem gewissen Punkt sehr eindrucksvoll fand.

Superkräfte
Ein spannendes Thema, das zwar in Comics, TV-Serien und Filmen schon lange angesagt ist, mir auf dem Buchmarkt (also in Romanform) bisher selten begegnet ist, wenn man von „normalen“ Fantasy-Kräften wie Vampirismus oder so absieht. Ich spreche hier von Kräften, die durch radioaktive Spinnen übertragen werden. Dazu passende Latex- oder Lederanzüge mit Masken müssen natürlich auch sein, vielleicht sogar ein Cape. Was mir an Karma Girl sehr gut gefällt, ist, dass dieses Genre ganz deutlich auf eine sehr liebevolle Art und Weise aufs Korn genommen wird. Das beginnt schon bei den Namen: Bewusst ist mir nur eine einzige Person aufgefallen, deren Vor- und Nachname nicht mit demselben Buchstaben anfing. Alle anderen, ob Held oder Schurke und sogar die Nebencharaktere, haben Namen wie Carmen Cole, Fiona Fine oder Fearless Five (ein bisschen an Fantastic Four angelehnt, oder?) . Dann die Kostüme, das Klischee, dass nur Reiche hinter den Masken stecken können (Nanananana…). Dass sie nicht einmal den ihnen nahe Stehenden etwas von ihrer geheimen Existenz erzählen, aber doch irgendwie immer einsatzbereit sind. Dass die Personen, die von den Helden gerettet wurden, eine Art extreme Schwärmerei entwickeln. Dass die Medien verrückt sind nach Sichtungen dieser ja so besonderen Personen, die sich absolut nicht im Schatten bewegen, ja teilweise sogar ihre Auftritte in den Abendnachrichten so richtig genießen. Gut gefallen hat mir die Umsetzung, also die Verknüpfung dieser Thematik mit dem Format Roman. Das hat tatsächlich besser funktioniert als erwartet. Während ich las hatte ich immer wieder die originialen Spiderman-Filme und die TV-Serie Smallville im Hinterkopf. Leider ging die Rechnung für mich aber nicht so gut auf, so sehr ich auch die Idee schätze und mich nach und nach sogar an die Schreibe gewöhnt hatte.

Was fehlt
Spannende Charaktere, die mehr als nur einen hervorstechenden Charakterzug oder mehr als eine besondere Eigenschaft oder Fähigkeit haben. Ja, diese Figuren sind typisch für das Superheldengenre, aber wenn Charaktere bei mir nicht das geringste bisschen Sympathie oder auch Antipathie bewirken, dann macht das Lesen einfach keinen Spaß. Carmen, ihre Freunde und auch ihre Feinde waren mir schlicht zu – schlicht, zu trocken, zu langweilig.
Ein packender Stil. Jennifer Estep ist talentiert, das möchte ich gar nicht kleinreden. Sie hat einen guten Schreibstil, sie kann ihre Leser – mich eingeschlossen – fesseln. Normalerweise. Aber auch eine noch so tolle Schreibe kann ein Buch nicht retten, wenn es zu wenig Handlung oder zu flache Charaktere hat – ich mag sie ja kaum Charaktere nennen, dafür sind sie nicht komplex genug.
Ein Gleichgewicht. Mal ernsthaft, mal humorvoll, mal auf die attraktiven Äußerlichkeiten einer Person fokussiert – Es gibt diese und jene Szenen. Aber man kommt quasi von einem Extrem ins andere, Zwischenphasen gibt es so gut wie keine.
Dass Carmen außerdem ab einer bestimmten Begegnung nur noch an das Eine denkt, fand ich außerdem überflüssig. Ja, das ist momentan ein Trend. Ja, das lockert eine ernsthafte Geschichte auf und ja, ich lese solche Szenen auch ganz gern mal. Ja, Masken, enganliegende schwarze Lederkostüme und übernatürliche Reflexe können durchaus attraktiv sein und zu solchen Gedanken anregen. Aber, meine Güte, Mädchen! Du bist eine erfolgreiche Frau (Die einen Tiefschlag in der Karriere erlebt hat, aber was soll’s!) mit Köpfchen. Da wirst du doch wohl nicht jemandem verfallen, dessen Gesicht du nie gesehen hast, geschweige denn, dass du seinen Namen kennst oder weißt, wie er sein täglich Brot verdient! Und das alles nur, weil er dich schief anguckt, in deine Wohnung einbricht und dich beleidigt? Das kann doch nicht dein Ernst sein! Dass das dann auch noch einer der Hauptstränge der Handlung wurde, ging mir tierisch auf die Nerven. Irgendwann flaute das wieder ab und sowohl Carmen als auch ich konnten uns wieder auf die Suche nach dem Bösewicht konzentrieren, aber meiner Meinung nach hat dieses Beziehungsdrama zu viel Raum eingenommen.

Was gefällt
Die Wendung zum Schluss. Dass dies der erste Band einer neuen Reihe ist, lässt sich schon an dem Titel Bigtime 1 auf dem Cover erkennen. (Ein Lob dafür an den Verlag! Ich finde es super, wenn zumindest auf dem Buchrücken oder auf U4 eine Reihennummer steht. Auf das Cover muss es nicht unbedingt, aber das ist auch okay.) Ein weiteres, unübersehbares Indiz ist allerdings auch der Cliffhanger. Es ist nichts total Dramatisches und ich bin auch nicht sicher, ob ich die Fortsetzung Hot Mama lesen muss. Es gibt einen Aspekt, der nicht nur eine Situation oder das Ende dieses Bandes beeinflusst, weil er sich verändert, sondern alles, was jetzt noch kommen mag. Mein Gedanke, als diese besagte Wendung eintrat, war (und das ist höchstwahrscheinlich ein Spoiler, daher könnt ihr das Folgende nur lesen, wenn ihr es markiert): Das hat Carmen so was von verdient! Und auf einmal ergibt auch der Titel Sinn. Es gab zwar zwischendurch immer wieder Andeutungen in Richtung „das Karma verfolgt sie“, aber dass der Titel tatsächlich ihr Superheldenname wird, setzt dem das Sahnehäubchen auf.

Nun, es war nicht alles nur schlecht. Ich habe nach etwa einem Drittel die Handlung und vor allem die Szenerie so weit verstanden, dass ich die Geschichte größtenteils genießen konnte. Besonders die Schlagfertigkeit unserer Protagonistin hat mich mehrfach schmunzeln lassen und auch das Cover gefällt mir sehr. Die Skyline in Regenbogenfarben stellt nicht nur die Stadt Bigtime dar, in der Karma Girl spielt, sondern auch die Vielfältigkeit an Superhelden und Erzschurken, die diese Stadt zu bieten hat. Die Frauensilhouette in Silber bekommt ebenfalls eine Bedeutung, wenn man weit genug liest, und das schlichte Schwarz im Hintergrund sorgt dafür, dass diese einzelnen Elemente auch gesehen werden. Richtig vom Hocker gehauen hat mich Karma Girl allerdings nicht. Und, ganz ehrlich, ich weiß nicht, was nach diesem Band noch kommen soll. Wäre dies ein Stand-Alone, wäre ich vollkommen zufrieden. Daher, wie gesagt, bin ich noch unschlüssig, ob ich die Fortsetzung lesen möchte. Es geht zwar im zweiten Band Hot Mama um Fiona Fine und nicht um Carmen Cole, trotzdem reicht es mir erst mal.